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halben damit beschäftigt, den Reis an der Sonne zu trocknen.
Auch die EocoSbäume (d. h. die EoeoSnüsse) Helsen für die
erste Roth aus, und die Ernte verspricht, wenn sie auch viel
gelitten, doch noch immer eine lohnende zu werden. An sechzig
Verschiedenen Orten sind UnterstützungSanstalten getroffen, da-
mit die ärgste Roth gelindert werde. Zn den ersten Tagen
nach dem Unglücke herrschte allenthalben große Unordnung, und
Räubereien wurden versucht. Den thatkräftig handelnden Be-
Hörden ist eS indeß bald gelungen, die Ruhe völlig herzustellen.
* Luzern. (Der Doppelselbstmord) Schluß.
»Gegen 5 Uhr Abends kam mein Bruder aufgeregt nach
Hause, fragte nach mir, suchte mich dann in der Stadt, wo-
selbst er stch sehr auffallend benommen haben soll. Nach 9 Uhr
kam er wieder von der Stadt zurück in fürchterlich zerstörtem
Zustande in das Wohnzimmer, in welchem meine Mutter und
ich allein waren. Er kam jammernd auf mich zu, sagte: „Ich
habe sie nicht gefunden," ließ stch nicht trösten, dann bewegte
er stch taumelnd im Zimmer herum und schrie: „Ich muß sie
heute noch finden." Bald darauf siel er der Mutter weinend
um den HalS und sagte: „Jetzt ist eS zu spät, eS ist um mich
geschehen." Dann wollte er rasch zur Thüre hinaus, man
hielt ihn zurück, er zog aber ein Dolchmeffer aus der Seiten-
tasche und stieß eS sich in'S Herz. Das war die Sache eines
Augenblicks.
Am SamStag Morgen gegen 8 Uhr begab ich mich zu
einem Verwandten, um wegen dem Begräbniß meines Bruders
Erkundigungen einzuziehen; da jener aber gerade im Begriff
war, in die Hofkirche zu einer Leichenfeier zu gehen, begleitete
ich denselben. Nachdem wir daselbst in üblicher Weise kondo-
lirt hatten, wollten wir wieder in die Stadt zurückkehren.
reitS auf t er Mitte des Vorplatzes angekommen, sah ich Frau K.
seitlich vorbeeilen. Ich besann mich einige Augenblicke und
kam so auf die Mitte der großen Treppe. Nichts Gute5
ahnend, verfolgte ich den von ihr eingeschlagenen Weg und
und sah dieselbe in der Friedhofhalle, da wo die Brücke dir
Hochstraße übersetzt, einen Revolver ladend dastehen. Aus Frau
F. zustürzend, schrie ich laut mit aufgehobener Hand: „Thun
Sie^daS nicht;" während ich das aber sagte, warf ste mir
einen Blick zu, hob den Revolver vor die Stirne, schoß stch
durch den Kopf und brach todt zusammen. Zu Hause an*
gekommen fand stch ein Brief vor an meine Mutter adresstrt
und von einem Manne überbracht, welcher wörtlich also lau-
tet: „Liebe Madame Egger! Hier mein Bekenntniß. Ich Frau
F. bin die Mörderin Ihres geliebten Julius. Ja, ich liebte
ihn und er mich. Aus Verzweiflung erschoß er stch. Run
Adieu, Ihr Julius ist gerächt, '^enn Sie dieses empfangen,
bin ich todt. Nehmen Sie diesen Ring, ich will ihn nicht.
Meine Revanche."
Diese Darstellung der traurigen Geschicke ist sachgetreu.
Die weitern Betrachtungen wollen Sie mir erlassen, das Pub-
likum aber möge die Verblichenen nicht mit zu hartem Urtheile
belasten.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Schieitheim.
Kanton Schaphausen, badische Station Stühlingen.
Wir empfehlen uns zum Verspinnen von Hanf, Flachs und Abwerg im L o h n e unter Zusicherung gewissen-
hafter und billigster Bedienung. Agenten in Sullett: Wittwe Tiner, Handlung. Sevelen: Eggenberger, Färber
Trübbach: Kuhn, Handlung. Maienfeld: A. Möhr, Handlung. Ferner ertheilen nähere Auskunft und nehmen Sen-
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Denzler: Ruoß Co.
Mühlpacht-Steigerung.
Die Gemeinde Ruggell gibt Donnerstag den 21. De-
zemter l. I'. die vor einigen Jahren neuerbaute Frucht«Mühle
mit zwei Mahlgängen, Rölle, Hanfreibe, Bretter- und Zirkular-
Säge sammt 4 geräumigen Wohnzimmern und circa 1000
Klafter Wies- und Streuboden auf dem Wege der Versteige-
rung für 4 nach einander folgende Jahre gegen eine Kaution
von 500 fl. ö. W. und Vorauszahlung eines vierteljährigen
Pachtzinses in Pacht.
Der Antritt des PachtübernehmerS kann am 1. Jänner
1877" geschehen.
Die Versteigerung wird am benannten Tage in der Wirth-
schaft znm Schwert in Rnggell abgehalten, nähere Auskunft
wird am Ganttage ertheilt.
Pachtlustige werden hiemit bestens eingeladen zu der Ver-
steigerung zu erscheinen.
Im Austrage des Gemeinderaths:
Ruggell, den 20. November 1876.
Rudolf Oehri, Vorsteher.
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Nov. 22
+ 2%
+ 4
+ 3
trüb
„ 23.
+ 2
+ 3 Vi
+ 2
w
. 24
+ 1
+ 4V 4
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fast trüb
. 25.
0
+ 5
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+ 1
+ 6^4
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+ 12
+10
„ Föhnwd.
it 28.
+ 4
+ .7
+ 3
fast hell.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
29. Novemb. Silber 113.—
20-Frankenstücke ....... 10,12
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.