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, Verschiedenes.
■* Amerika. New-Nork. Die Verteuerung deS Petro^
leumS hat in den letzten Tagen noch nie dagewesene Dimen-
sionen erreicht. In raschem Sprunge, unter den fieberhaftesten
Erscheinungen, sind die Petroleumpreise von 13 auf 26 CtS.,
per Gallone gestiegen und in demselben Verhältnisse hat sich
die Hausse der europäischen Plätze bemächtigt, mußte aber hier
einen noch schärferen Ausdruck finden, da die alten Bestände
stark zusammengerückt find und die schwimmenden Ladungen
eine beträchtliche Abnahme aufweisen. Seit vier Jahren schon
{jährt eS unter den Produzenten der Oelregionen Pennsylva-
nienS, die wegen der ungewöhnlich herabgedrückten Preise deS
Petroleums auf Mittel bedacht waren und solche angewendet
haben, um die Produktion, die eben endloS groß zu werden
drohte, einzudämmen und den Preisen eine günstigere Position
zu verschaffen. Wiederholt wurden Cartell-Verträge geschlossen,
die Quellen durch einen Monat unauSgebeutet stießen zu lassen;
man beschloß weiter, neue Bohrungen gänzlich zu unterlassen,
und endlich kam man auf dte Idee, daS gewonnene Produkt
in riesigen Reservoirs aufzubewahren, um eS dem Konsum
zeitweilig zu entziehen. Alle diese Versuche scheiterten. Dieß-
mal ist die Verschwörung gelungen, und die Petroleumprodu,
zenten haben nun die Erzeugung unter dem Drucke eineS hohen
Strafgeldes in einer Weise reduzirt, daß in der That der Be-
darf zweier Welttheile nicht mehr gedeckt erscheint. Für Europa
ist dieser heiße Kampf zwischen Produzenten unv Spekulanten
eine wahre Kalamität: die Preissteigerung wurde als eine vor-
übergehende betrachtet, und so sind die Abschlüsse für die
Herbstkampagne in viel bescheidenerer Weise als sonst vorgenom-
men worden. Die lagernden Vorrathe auf den europäischen
Stapelplätzen sind kaum halb so groß als im Vorjahre, und
der Konsum wird die hohen Forderungen der Proouzenten be-
Willigen müssen und wir dürfen uns auf eine noch weitere
Steigerung dieses wichtigen Artikels gefaßt machen. (Alsvann
aber folgt der unvermeidliche Rückschlag.)
* MaiSschrot als Pferde futter. Es ist nicht
anzurathen, die Pferde ausschließlich mit MaiSschrot zu füttern
weil eS dieser Fütterung an der für ArbeitSthiere nöthigen
Menge Eiweiß fehlt. Die hauptsächlichste Quelle für die MuS-
kelkraft ist nämlich das Eiweiß, das im Körper zirkulirt und
alle Gewebe durchtränkt und dem Muskelgewebe eine gewisse
Spannkraft verleiht, die für die Arbeit verwendet wird. Ist
dieser Kraftvorrath aber durch die Arbeit aufgezehrt, so muß
er durch eiweißhaltige Nahrung und durch Ruhe wieder ersetzt
werden, damit daS Muskelgewebe durch das zirtulirende Ei-
weiß seine Spannkraft wieder erhalten kann. Arbeitende Thiere
müssen daher eiweißhaltiges Futter erhalten, wenn sie nicht er-
müden sotten. Schon bei einer Fütterung von % Hafer und
% Mais wird für schwere Arbeit keine genügende Quantität
Eiweiß gewährt, viel weniger bei einer Maisfütterung; ein
Zusatz von Erbsen scheint dabei durchaus nothwendig zu sein.
* Petroleumquellen. Nach der Versicherung des Dr.
Meyn aus Uetersen in der Hamburger Naturforscher-Versamm
lung birgt Deutschlands Boden ungehobene Schätze von Erdöl.
Dasselbe kommt im Allerthal und an verschiedenen Stellen in
der Lüneburger Haide vor. Dr. Meyn ging von der Behauptung
aus, die Petroleumspuren seien hier größer als in Amerika.
In Wiezel, im südlichen Theile deS AllerthaleS, findet man
9—10 Gruben, wo Petroleum gewonnen wird. Professor Har-
kort berechnet daS Quantum im Boden, daS dort aufgeschlossen
wurde, auf 100 Millionen Zentner. Auch östlich von Burg-
dorf beim Dorfe Hennigsen ist schon vor 300 Jahren ein ur-
alter Betrieb auf Petroleum im Gange gewesen. „Wir kön>
uen", sagt er, „aufwissenschaftliche Forschungen gestützt, Schlüsse
darauf bauen, daß auch in der Nähe von Hamburg sich große
Petroleumquellen befinden, die keineswegs hinter den amen-
kanischen zurückstehen. Ich darf daher, schließt der Redner, die
Herren vom Fache darauf aufmerksam machen, daß hier große
Schätze zu heben liegen. ES ist, ich darf eS ohne Übertreibung
behaupten, die Möglichkeit vorhanden, daß hier in dieser Rich-
tung ebenso großartige Verhältnisse entstehen, als in Amerika. *
* Die Mutter im Sprüchwort. Wir haben über'
die Würde einer Mutter verschiedene Sprüchworter. Maw
sagt: „Muttertreu wird täglich neu". „Ist die Mutter noch-
so arm, gibt sie doch dem Kinde warm." „Wer der Mutter
nicht folgen will, muß endlich dem GerichtSdiener folgen."
„Besser einen reichen Vater verlieren, als eine arme Mutter."
„Was der Mutter an's Herz geht, geht dem Vater, nur an'S
Knie." Im Hindostanischen heißt eS: „Mutter mein, immer'
mein, möge reich oder arm ich sein." Der Venetianer sagU
„Mutter, Mutter! Wer sie hat, ruft sie, wer sie nicht hat,,
vermißt sie." Der Russe sagt: „DaS Gebet der Mutter holt
vom Meeresgrund herauf." Der Ezeche und Lette sagt: „Mut-
terhand ist weich, auch wenn sie schlägt." Fast bei allen Böl-
kern hat man daS Sprüchwort: „Eine Mutter kann eher sie
ben Kinder ernähren, alö sieben Kinder eine Mutter." Das
Leiden der Mutter bezeichnet der Italiener in dem Sprüch«
wort: „Mutter will sagen: Märtyrerin!" Ueber den Verlust
der Mutter sagt ein Sprüchworl der Russen: „Ohne die Mut-
ter sind die Kinder verloren, wie die Biene ohne Weisel (Kö-
nigin)," Wahrhaftig! die Mütter dürfen stolz sein auf die
Ehrentitel, die ihnen diese Sprüch Wörter der Völker gewid-
met haben.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schödler.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 20. Okt.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
kr. |
fl. 1 kr.
1 fl
kr.
1 3
40 1
3 II 15
3
05
Roggen ....
1 2
80 I
2 | 60
2
50
Gerste
1 *>
1 ***
70 |
2 1 50
2
30
Türken ....
2
80
2 50
2
20
Hafer
| 1
70 |
1 | 60
1
50
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Okt. 18.
+ 5
+14
+ 8
t».
+10
+15
+ 8-/2
»
„ 20.
+ 6
+ 7%
+ 7
Rebel
21.
+ 7
+10
+ 8
W
„ 22.
+ 6
+ 8-/2
+ 6 3 / 4
trüb
„ 23.
+ 6*/ 4
+10
+ 7
n
„ 24.
+ 5
+ 9
+ 7
1t
Telegrafischer Kursbericht von Wien»
25. Oktober Silber 106.20
20-Frankenstücke 9 97
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.