Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

Vierter 

Freitag 
Nr, 87s 
den 15. 
1876. 
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Stedaktion in Bapuz oder bei den betreffenden Postämtern. — Emrückungsgebühr für die zgespaltene Zeile s kr. —Briefe und Gelder 
«erden franeo erbeten an die Redaktion in Vaduz. 
Rotiz. 
Wir ersuchen unsere inländischen Abonnenten die noch auS- 
stehenden Beträge an die betreffenden Briefboten zu entrichten. 
Den auswärtigen Abonnenten gegenüber erlauben wir uns 
die bezüglichen AbonnementSgelder nächstens per Nachnahme 
zu erheben. Die Redaktion 
Vaterländisches. 
. Vaduz, 13. Sept. Letzthin wurde in Feldkirch das neue 
Kurhaus, das von Herrn Bürgermeister v. Tschavoll auf ei- 
gene Kosten erhellt und der Stadtgemeinde zum Geschenk ge- 
«acht wurde, feierlich eröffnet. 
Die Eröffnungsfeier war vom Magistrate veranstaltet, wel- 
cher TagS zuvor in «wrpore dem großmüthigen Stifter des 
Kurhauses feine Aufwartung machte, um ihm Namens der 
Stadtgemeinde den Dank abzustatten und ihn zum Festabende 
Einzuladen; der Beginn der Eröffnungsfeier war auf den 4. 
September Abends 7 Uhr anberaumt. 
Herr Magistratsrath Joh. Längte hielt die Festrede, in 
welcher er zunächst in warmen Worten der Dankbarkeit AuS- 
druck verlieh über die großartige Spende des Herrn Bürger- 
meisterS. Sodann betonte der Redner die Absichten, welche 
den Herrn v. Tschavoll bei der Schaffung dieses Werkes ge- 
leitet haben: ES soll das Kurhaus zur Vereinigung der Be- 
wohner dieser Stadt und der stch hier aufhaltenden Fremden 
dienen, eS soll der gesellige Verkehr hier eine freundliche Stätte 
finden. Durch Zeitschriften und Bücher politischen und wissen- 
schaftlichen Inhaltes soll geistige Anregung gegeben, in geselli- 
gen Zusammenkünften der Gedankenaustausch gefördert werden; 
ldurch Borträge soll Bildung und Wissen verallgemeinert, durch 
Mufft sollen die Gemüther gehoben werden. 
Ausland. 
Vom Kriegsschau platze melden zuverlässige Nach« 
richten, daß die Türken nun auch gegen Montenegro mit einer 
größeren Truppenanzahl entschieden vorgehen wollen; ein Theil 
der in Montenegro einrückenden türkischen Truppen soll aber 
bereits eine bedeutende Schlappe erlitten haben. 
Ueber die letzte Entscheidungsschlacht zwischen den Serben 
und Türken bringt ein Korrespondent der „Times" eine auS- 
führliche sehr interessante Schilderung; dieselbe lautet : 
„Der 1. Sept. 1876 wird in den Annalen der Türkei und 
Serbiens denkwürdig sein, denn an diesem Tage gewann das eine 
Land einen großen Sieg, und das andere erlitt eine sehr ernst- 
liche Niederlage. Die nun geschlagene Schlacht war die eigent- 
liche Schlacht des Krieges. Sie dauerte ununterbrochen 11 
Stunden und eine halbe, und wurde auSgefochten auf dem 
Grund und Boden, welchen die Serben zum festesten in ihrem 
Land gemacht hatten." Der Berichterstatter der „TiMeS" war 
am Donnerstag den 31. August von Belgrad abgegangen und 
um halb 9 Uhr Morgens am 1. September in Alexinatz ein- 
getroffen. „Der erste Schuß war da abgefeuert, aber wir 
hatten ihn gesehen als wir Rubowitza» ein^ Dörfchen von ein 
paar Häusern, etwa 2 englische Meilen seitwärts von Alezi- 
natz, passirten. Er kam von einer Batterie, welche die Türken 
auf den Höhen von Kruschje, «südwestlich von Alexinatz, 
richtet hatten, und ihm folgten bald andere in Pausen von 
einer Halben Minute aus Geschützen derselben Batterie und 
solche einer zweiten Batterie ^ die eine halbe Meile wettsr 
nördlich aufgestellt war. AuS der Richtung deS FeuerS wurde 
uns sofort klar, daß die Türken tint Bewegung zur Umgehung 
deS rechten Flügels TfchernajeffS und zur Abschneidung dck 
Verbindung zwischen Alexinatz und Deligrad begannen. Kühn 
wie dieser Plan unzweifelhaft war, Pellte «S stch herauf dich 
ihn Abdul Kerim Pascha unternommen hatte. Ich habe schon 
gesagt, daß wir um halb 9 Uhr nach Alexinatz kam'en; die 
Hauptstraße und die kleine Gasse wimmelten von einem Durch- 
einander von regulären Truppen, Milizen,^EommiffcttiatSleutttl 
u. s. w." Der (Korrespondent begab stch sodann nach «em 
Hauptquartier TschernajeffS, den er von früher her kanntt und 
dem er erzählte was er in Rubowitza gesehen. Derselbe etwie- 
derte: „daß wir den Entschluß deS türkischen Oberfeldherrn 
richtig herausgefunden haben, und daß darüber kein Zweiftl 
sein könne. Ein sehr ernstlicher Angriff gegen die Gtellutih 
von Alexinatz und die Verbindung zwischen demselben und De- 
ligrad sei inS Auge gefaßt. Die verschiedenen Divistonen dsr 
türkischen Armee haben bereits ein kräftige coneentrirendt Be- 
wegung in Folge ihrer Niederlage auf ihrem rechten FlügA 
gemacht, die drei Paschas Abdul Kerim, Tjub und Skid die 
Masse ihrer vereinigten Kräfte auf das linke Morawa-Ufkr 
zu werfen gesucht; zu diesem Zwecke haben sie jeden Mann 
vom Osten und Nordosten vqn Alexinatz zurückgezogen, so daß 
er den Anprall von etlichen 60,000 oder 70,050 Mann uni- 
ter jenen Feldherren mit vielleicht anderen in der Richtung voll 
Gurguschowatz auSzuhalten haben werde. Cr habe keintzk 
Zweifel, daß eS der Plan der Türken sei, seinen linken Flügel 
zu umgehen. Wenn eS ihm gelinge diesen Angriff abzuweisen, 
so halte er Alexinatz für gerettet, denn er glaube nicht, daß 
dann die Türken noch einen Angriff machen würden ; wenn eS 
ihm nicht gelinge, so werde die Lage ernst." Tschernajeff wieS dem 
Korrespondenten sodann einen Standpunkt an von dem aus 
er den ganzen Kampf beobachten konnte. Derselbe befand sich 
in der Nähe der serbischen Batterien, auf einer Höhe auf dem 
linken Morawa-Ufer. Um 9% Uhr langte der Berichterstat- 
ter daselbst mit Tschernajeff an. Die Stellungen der Setben
	        

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