Luxemburg, Hessen-Nassau, Rheinpreußen, Westfalen, Olden»
bürg, Hessen, Elsaß Lothringen.
Nach diesen Mittheilungen dürfte einzig Tyrol vorräthigeS
Obst zur Ausfuhr erhalten; aber dieses hat langst seine viel-
jährig alten Kunden in allen großen, reichen Städten von
, Wittel- und Osteuropa, so daß man dessen Borsdorfer und
RöSmarinäpsel k. in München, Wien, Moskau, Frankfurt,
Hamburg u. f. w. zum Berkauf ausgelegt findet in Delikatessen-
Handlungen, wo exorbitant hohe Preise für die auserlesenen
Früchte bezahlt werden.
Wie eS in Frankreich und Belgien, den obstreichen Län-
dern Westeuropas, rückficbtlich der Obsterträge aussieht, ist uns
nicht bekannt. Jedenfalls haben wir auch von da aus nur
Birnen (Tafelbirnen) zu erwarten, die schon der Verwendung
wie des Preises wegen einem allgemeineren Bedürfniß nicht
abhelfen können. An Aepfeln haben diese par excelleuce
hirnzüchtende Länder niemals Ueberfluß. Vielleicht, daß Ame
rika (Kalifornien) seinem. Mutterlande eine Obstspende zu
Theil werden laßt, die aber freilich für das Allgemeine auch
nicht ausreichen kann. So werden wir demnach Mangel an
Obst haben, dasselbe nur um hohe Preise erhalten können, und
eS wird sich in Folge dieses Mangels das Gefühl von der
Wichtigkeit deS Obstbaues weit wahrnehmbarer kundgeben, als
in Zeiten deS UeberflusseS, und hoffentlich die gute Wirkung
haben, daß von Seite unserer Lanowirthe diesem Zweige deS
Land- und Gartenbaues eine immer lebhaftere und ausgedehn
tere Than'gkeit zugewendet werden wird. Kk.
Schaan, 1. September. (Eingesendet.) „Eine gule,
entsprechende Orgel," taS ist der Wunsch ei'neS jeden Orga-
nisten. Große, ja erstaunliche Fortschritte steht man aus jedem
Gebiete der Kunst und so auch namentlich in dem Orgelbau.
Keine unserer hierländigen Orgeln, außer der großartigen in
Vaduz, entspricht auch nur emigermaßen den hohen Anforde-
rungen der gegenwärt gen Orgelbaukunst. Keiner Reparatur
Werth; schade um daS Gelv; hinaus mit solchen Heul- und
Äeufzkasten auS der Kirche; fo würde die Kritik über die mei-
stein unserer Orgeln lauten. Ja gerne würde manch' solcher
„ehrwürdigen Königin der Instrumente" der Abschied gegeben,
wären nur die Mittel zur Herstellung eineS neuen bessern Or-
gelwerteS vorhanden. — Den wiederholten Bemühungen des
verstorbenen LehrerS Seger nun gelang es, bei der Gemeinde
eS dahin zu erwirken, daß ste die Anschaffung einer neuen
Orgel beschloß. Herr Orgelbauer Meier in Feldkirch, dessen
schon aufgestellte Werke seine Tüchtigkeit im Orgelbau verbür-
gen, wurde mit der Herstellung deS Werkes betraut, und stellte
solches denn auch anfangs August in hiesiger Kirche auf. Am
5. August fand die Collaudirung durch Herrn Mustklehrer W.
Briem von Feldkirch statt. Der Erfund dieser Visitation war
ein äußerst günstiger wie folgt:
„DaS Orgelwerk enthält folgende Register:
I. Manual: 1. Principal 8'; 2. Gamba 8'; 3 Gedeckt 8';
4. Dolceflaute 4'; 5. Oktav 4 4 ; 6. Oktav 2'\ (welche mittelst
eigenem Zuge auS der Mixtur gezogen ist); 7. Mixtur 2 2 / 3
3 und 4 fach. II. Manual; 8. Principalflöte 8'; 9. Salicional
8'; 10. Traversflöte 4';
Pedal: 11, Subbass 16'; 12. Oktavbass 8'. — Ferner
sind 3 Koppelzüge, nämlich Koppel deS I. Manuals zum Pedal;
deS II. Manuals zum Pedal und deS II. Manuals zum I. End-
lich ist noch ein Collektiv-Zug angebracht, vermittelst welchem
durch einen einzigen Fußtritt daS ganze volle Werk, ohne ein
Register zu ziehen, plötzlich gespielt und ebenso schnell wieder
abgestellt werden kann. DaS volle Werk hat einen kräftigen
und brillanten Ton, die einzelnen Register gut intonirt, leicht
und schnell ansprechend und im Ton ihrem Charakter entspre-
chend. Besonders hervorzuheben ist Gamba 8' und Dolceflaute
8' im I. Manual: erstere wegen dem weichen, schönen, schnell
. ansprechenden Gesangston, wie man ihn sehr selten findet, und
letztere wegen dem lieblichen, milden Flötencharakter. Ein recht
schönes und besonders zur GefangSbegleitung geeignetes Regt-
ster ist Salicional 8' im IL Manual. Nicht vergessen darf ich
auch die 2 Pedal - Register, welche durch einen runden, vollen
Ton und durch schnelles, sicheres Ansprechen sich auszeichnen.
Ein wenig gewandter Organist kann in dem kleinen Werke
durch die Zusammenstellung verschiedener Register und vermit-
telst der Koppelzüge sehr viele, verschiedene Klangfarben her-
vorbringen und so reiche Abwechslung in sein Spiel bringen.
Die Mechanik ist äußerst solid gearbeitet, das Material, beson-
derS das Zinn, vortrefflich, und die Windleitung vollkommen
genügend. Nur schade, daß dem Orgelbau so wenig Raum
tn Tiefe und Höhe geboten war, so daß der Orgelbauer ge-
zwungen war, die Register sehr eng zusammenzustellen. Die
neuerbaute Orgel in Schaan iß nun nach der großartigen
Orgel in Vaduz daS zweite Werk in Liechtenstein, daS dem
. Hause Gottes und der kirchlichen Kunst zur Zierde und Ehre
gereicht. ES darf mit vollem Rechte deßhalb der Gemeinde
Schaan zu ihrem schönen Werke gratulirt werden, sowie auch
Herr Mayer, Orgelbauer in Feldkirch, als ein den neuesten
Anforderungen in der Orgelbaukunst entsprechender Meister
empfohlen werden.
W. Briem."
Am 5. August VvrmittagS, unmittelbar vor der eingehen-
den Orgelreviston war feierliches Hochamt, und zwar wehte
. dort so cäcilianischer oder vielmehr gregorianischer Wind, daß
eine Choralmesse, durchgehend Solo, zur Aufführung kam. —
Alle die bei der Revision Anwesenden waren höchlich erfreut
über daS prachtvolle Orgelwerk und Spiel des Herrn Briem.
Besondern Eindruck machten die von Herrn Briem schon ge-
nannten 2 Register: „Gamba und Dolceflöte." Ja sa lieblich
und angenehm war ihr Ton, als dächten sie gar nicht mehr
vergangener, polemischer Zeiten. Ebenso war die Sprache der
zwei Pedalregister eine so runde, volle, schnelle und sichere, als
wüßten ste nichts von einer Nr. 19 der Liechtensteinischen
Wochenzeitung 1875er Jahrgang!? — *) Herr Orgelbauer
Mayer hat nun wieder ein Werk aufgestellt. daS mit den an-
dnn seinen Meister lobt und seiner bei der Wiener Weitaus-
stellung erhaltenen Verdienstmedaille alle Wre macht. Käme
nur bald die Zeit, wo in allen Kirchen unseres Ländchens solche
Werke ausgestellt würden!
*) Seite 75 I. Spalte, Zeile 19 von oben.
Ausland.
Türkei In Konstantinopel hat schon wieder ein Thron-
Wechsel stattgefunden. Der bisherige Sultan Murad V. ist
nach einer RegierungSzeit von 92 Tagen deS Thrones für
verlustig erklärt und sein Bruder Abdul Hamid alS Sultan
Abdul Hamid II. ausgerufen worden. Die Ursache dieses ra-
schen Wechsels ist in der als unheilbar erklärten GemüthS-
krankheit des bisherigen Sultans zu suchen.
Vom Kriegsschauplatze melden .zuverlässige Tele-
gramme eine bedeutende Niederlage, welche die Serben am 1.
September bei Alexinatz erlitten haben.
Der Kampf begann am 1. Morgens um 8 Uhr auf
offenem Felde, eröffnet von den Türken gegen den rechten Flü-
gel Tschernajeffö, und dauerte mit Geschütz- und Gewehrseuer
bis Abends 9 Uhr, 13 Stunden lang. Die serbische Armee
benützte den Schutz der Nacht zu ihrem Rückzug aufDeligrad;
Alexmatz soll nur noch mit 10 Bataillonen besetzt sein. Die
Niederlage der Serben ist groß und blutig gewesen, und ein
Wiener officielleS Telegramm meldet, daß die serbische Armee
zu längerem Widerstand unfähig sei. Fürst Milan nahm
neuerdingS den „Schutz" der Mächte in Anspruch, um zur
Einstellung der Feindseligkeiten und zu Friedensverhandlungen
zu gelangen. Ueber die Operationen die der Schlacht vom