Ziffern enthalten. Bei den Telegraphenaviso'S ist weder die
Vorausbezahlung (Frankirung) der Antwort, noch der Empfangs-
-anzeige, noch eine andere, bei gewöhnlichen Telegrammen zulas
stge Nebenamtshandlung gestattet; auch wird bei Aufgabe der-
selben weder eine Gebührenquittung, noch ein Rec^ptsse ausge
stellt. Die Zustellung der Telegraphenaviso findet offen und
bei Benützung der Post unfrankirt statt Bei Verlust, Ver
stümmlung oder Verspätung eines Telegraphenariso wird kein
Gebühren- oder sonstiger Ersatz geleistet.
Eine andere neue Gattung von Telegrammen, welche so
wohl i« inländischen Verkehre, als auch im Verkehre mit Ru
mänien und der Schweiz gewechselt werden können, sind die
rekommandirten Telegramme. Dieselben werden auf dem gan
zen Beförderungswege ihrem vollen Inhalte nach foUaitohirr;
auch wird ihre Zustellung an den Adressaten mit EmpfangS-
anzeige zurückgemeldet. Die rekommandirten Telegramme unter-
liegen der dreifachen Taxe der gewöhnlichen Telegramme ; im
Kalle der Verspätung oder Verstümmelung eines solchen Tele-
grammeS leistet die Telegraphenverwaltung einen Schadenersatz
von 20 fl. Zwanzig Gulden) ö. W zu Gunsten de6 Aufge-
bers Die Rekommandation ist bei Telegrammen in geheim«'?
Sprache und mit mehreren Adressen rncbt zulässig.
Geheime Privmtelegramme unterliegen rer für gewöhnliche
Telegramme festgesetzten Taxe im anderthalbfachen Betrage und
werden aus dem ganzen Beförderungswege köllatwnirt.
Die Nachsendung von Telegrammen, weiche bisher nur
innerhalb der Grenzen deS ersten BemmmungSstaateS zulässig
war, ist auf ganz Europa ausgedehnt worden.
Bei Telegrammen tnu mehreren Adressen wird eine Der-
VielfältigungSgebühr von 20 fr ö. W. für je 20 Worte be
rechnet
Die Reklamationsfrist für verlorene, verstümmelte und ver-
spätete Telegramme ist be» außereuropäischen Korrespondenzen auf
6 und bei europäischen Korrespondenzen auf 2 Monate festge-
setzt. AlS verspätet wird ein Telegramm angesehen, wenn die
Verspätung im europäischen Verkehre zwei Mal 24 Stunden
und im außereuropäischen Verkehre sechsmal 24 Stunden über-
schreitet.
Ausland.
Oesterreich. Nach den bis j^tzt vorliegenden Mittheilun-
gen über die zu gewärtigenden Anträge des Eisenbahn-Aus
schusses ist dieser fast auf kemeS der im Eisenbabnprogramm
enthaltenen Projekte eingegangen. Die Einstellung von Beträ
gen für den Bau der Predilbabn, der Arlbergbahn, der tfime
Czernowitz Novosielica, sowie für die Wiener Verbindungsbahn
wird rundweg abgelehnt, nur für die Donau Uferbahn wird
ein Betrag von 600,000 st., für die Linie KriegSvorf.Römer
stadt ein solcher von einer halben und für emen The l de»
Lmie Freudemhal-Freiwaloau, nämlich bis Würbenthal, eine
viertel Million eingestellt. Es liegt auf der Hand, dah nach
einer solchen Behandlung der ministeriellen Vorschlage von et-
nem Eisenbahnprogramm überhaupt nicht mehr die Reve sein
kann, und eS fragt sich, ob die Regierung nicht besser thate,
daS Eisenbahnprogramm überhaupt zurückzuziehen.
DaS Herrenhaus hat in jüngster Zeit ein Klostergesetz
behandelt u. angenommen, daS folgende Bestimmungen enthalt:
t. ES kann hinfort im österr. Kailerstaate kein Kloster ge
gründet werden, eS sei denn, die Volksvertretung selbst hatte
durch ein Reichsgesetz biezu die Bewilligung gegeben.
2. Zur Zeit bestehende Klöster können keine Filialen errich-
ttn, keine Zweigniederlassungen gründen, als wiederum nur
durch e n eigenes Reichsgesetz Eine Ausnahme hievon machen
jene Kongregationen, welche sich ausschließlich mit der Kranken-
pflege befassen Diesen, aber auch nur diesen, kann in zwin,
genden Fällen die Regierung die Errichtung eineS HauseS, ei
neS SpitalS ic. oder eine Extension einer bereits bestehenden
Anstalt durch einen Erlaß bewilligen.
3 Kein österreichisches Kloster darf irgendwelchen Befehlen
eines auswärtigen OrdenSgeneralS oder eines sonstigen Kirchen-
odern Folge geben oder auch nur mit auswärtigen klösterlichen
Genossenschaften in Verbindung stehen.
4. Kein Kloster dörf irqendwelcheS Vermögen, unter wel
chem Titel immer, über 3000 Gulden erwerben, eS sei denn,
eS wäre dies durch ein ReichSgesetz bewilliget worden Eine
Ausnahme hievon ward leider in Folge eines Antrages deS
RitterS v. Schmerling rücksichtlich jener weidlichen Genossen-
schatten gemacht, die sich mit der Kindererziehung beichättigen.
5. JedeS OrdenSmttglied ist zum Austritt auS dem Orden
berechtiget, wenn er die sonst hj,für bestehenden Normen der
StaatSgesetze besolgt Einen Anspruch auf Rückvergütung ehe-
miliger Schenkungen hat kein O'denSmitglied, wenn eS die
Klostermauern verlaßt.
6. Endlich wurde der weltlichen Behörde daS Recht der
Klostervisitation zugesprochen, so daß'dem Staate die für noth-
wendig erkannte Beaufsichtigung deö innern KlosterlebenS ge-
sichert ist
In Frankreich ist die Wahl von 36.000 Delegaten für
die Senats,enwahlen vor sich gegangen; die Partei^ruppirun-
gen derselben sind b'S jetzt noch nicht ersichtbar, doch nehmen
unparteiische Beobachter an, daß im neuen Senate die gemäs
sigten Republikaner die Mehrheit bilden werden.
Bon de, bosnischen Greilze werden vom 18—2l. Jän
ner anhaltende Kampfe gemeldet, welche nach Versicherungen
von Augenzeugen, zu Ungunsten und mit großen Verlusten für
die Türken geendigt haben sollen.
Der begabteste Führer der Aufstänvischen, in den türkisch-
slavischen Provinzen Ljubydratitsch ist von seinem Kommando
zurückgetreten und nahm von den Seinigen durch nachfolgen-
den Brief Abschied: ,
„Umstände, stärker denn mein Wollen machen eS mir zur
Pflicht mich von euch zu trennen. Ich verfolgte ein doppeltes
Ziel: unserem seit Jahrhunderten- bedrückten Lande die Freiheit
zu erkämpfen, den Bedrücker, dessen Hand seit Jahrhunderten
anf unS lastet, zu verjagen, und die Sympathien Europa'S für
die Sache der Herzegowina zu erwecken, zu gewinnen und fest*
zuhalten. In dem Streden nach dem ersten Ziel wurde ich
lahmgelegt, und nur im Interesse der Sache geschieht eS, wenn
ich jetzt näheres über die Ursachen verschweige an denen m.ine
Anstiengungen scheitelten. Glücklicher war ich in dem Erstre-
ben deS zwe ten Ziels. Die gesammte zivilisirte Weit nimmt
Antheil an dem Schicksal der Herzegowina. Ich erwähne der
Journale denen wir großen Dank schulden; ich erinnere an
die Freiwilligen, die für unsere Sache kämpfen, das rotbe
Kreuz versagt unS seine Hilfe nicht; die Sammlunqen, welche
an vielen Orten stattfinden, die Briese Garibaldis, die Thätig-
keit der Machte — das alles sind Symptome der uns gewor-
denen Sympathien. Ich darf nicht weiter euer Anführer blei-
den, wenn ich mich nicht emeS unpatrioti'chen, unendlich schänd-
l'chen Be« Haltens schuldig machen soll. Mein weiteres Ver
bleiben würde die Veranlassung unheilvoller Zwiftigkeiten wer-
den. Ich ziehe mich daher zurück, günstigere Verhältnisse erbos-
send. Ihr aber kämpft unter einer neuen Anführerschaft wei-
ter. Ich beschwöre die Freiwilliqen auszuharren, und bitte alle
Kräfte zil vereinigen in der Verwirklichung jener Idee, deren
Losungswort ist: „Hinaus mit den Türken!" Auf Wieder-
sehen, Brüder! Wojwoda Miea Ljubobrmitsch."
Türkei. Nach einem Berichte der A A Zeitg. hat die
öffentliche Sicherheit in Konstantinopel ein«»» bisher unerhörten
Grad erreicht, indem Raubanfälle nicht nur bei dunkler Nacht,
sondern selbst am hellen Tag in den belebtesten Quartieren mit
seltener F'echheit ausgeführt werden; in der ReujahrSnacht
durchzog sogar eine auS ca. 15 Köpfen bestehende Bande mit