Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

von Antivari. Der Gesundheitszustand der Truppen ist aus- 
gezeichnet. — Die Montenegriner bivougkiren in den Bergen 
von Medun, das fte täglich aus zwei Haubitzen mit Granaten 
bewerfen. Die Montenegriner, die ganze Grenze entlang, 
sind mit ihren Verbündeten 16,000 Mann stark. Der Fürst 
der Miriditen hat die Türken mit 1000 Mann zu unterstützen 
versprochen." 
Der „Polit. Corresp." wird auS Belgrad, 26. August be- 
richtet: „Die letzten Erfolge der serbischen Armee bei Alexinatz 
sind nicht wegzuleugnen. Der Fürst war durch die letzten 
Meldungen vom Kriegsschauplatz freudig erregt und beförderte 
den Kommandirenden ver Schumadijer Division, Obersten Kosta 
Protitsch, und den GeneralstabSchef Obersten Kamaroff zu Ge- 
neralen. Die gleiche Beförderung soll auch dem Obersten 
Horwatowitsch zugedacht sein, dessen Umgebung des linken 
Flügels Achmed Ejub Pafcha'S zu den schönsten militärischen 
Leistungen gezählt wird. — Die Legion deS Engländers Mac- 
IverS, welche L00 Reiter zählt, rückte heute in prachtvoller 
Adjustirung und vortrefflicher Bewaffnung zur Grenze ab. 
Auch beide Batterien der Belgrader Brigade 3. Klasse sind 
vollkommen organisirt. Vorläufig bleiben sie aber noch in 
der hiesigen Festung. —' Der gewesene Chef deS großen Ge- 
neralstabS, Oberst Ljubomir Jowanowitfch, erhält ein Divi- 
sionSkommando in Deligrad. — 70 russische Offiziere sind auS 
Odessa angekommen und gehen dieser Tage zur Armee ab." 
Ein Widdiner Telegramm der „Fr. Ztg." meldet vom 27. 
August: 
„Die Nachrichten auS Nisch von vorgestern bestätigen die 
serbischen Erfolge bei Alexinatz. Horwatowitsch wurde nicht 
auS Knjaschewätz verdrängt, sondern räumte eS freiwillig um 
dem auf Gramada marschirenden Fazyl Pascha zu folgen, 
wandte sich dann aber ostwärts nach St. Stephan, wodurch 
Ejub Pascha zum Rückzug gezwungen wurde. Fazyl Pascha 
rückte über Nisch auf Alexinatz. Kerim Pascha verlangte wei- 
deren Nachschub , doch ist eS nicht möglich ihm Truppen zu 
senden, da Zaitschar fortwährend von Leschjanin bedroht wird." 
Bon einem Augenzeugen hat ein Belgrader Correspondertt 
deS „Pester Lloyd" den folgenden Bericht über die Kämpfe 
bei Alexinatz vom 22. bis 24. August erhalten: 
„Die Türken eröffneten den Kampf am 19. und 20. auf 
dem linken Morawa-Ufer, wo sie bis Mrsol (eine Meile süd- 
westwärtS von Alexinatz an der Straße von Supowatz her)^ 
vordrangen. Am 21. überschritten sie die Morawa, und nah- 
men Buimir und die beherrschenden Positionen gegenüber den 
südlichen Befestigungen von Alexinatz. (Mali Buimir liegt 
südlich von Alexinatz, etwaö abwärts von der Heerstraße Ale- 
xinatz-Nisch). Hiedurch hatten sich die Türken zwischen Ale- 
xinatz und die vorgeschobenen serbischen Truppen an der Grenze 
bei Katun gelegt, und sperrten das ganze Morawa-Thal, wel 
ches Wr ostwärts abzweigt. Gleichzeitig drangen die Türken, 
in der' Absicht die Straße Banja-Deligrad zu gewinnen und 
Tschernajeffs RückzugSlinie abzuschneiden, in der Stärke von 
etwa 20,000 Mann bei dem Kloster St. Stephan über die 
Südgrenze, und rückten auf dem hohen Plateau gegen die 
östliche Enceinte von Alexinatz an, worauf die Serben 
ihre Redoute Rr. 13 aufgaben. Um nun diese Bewe- 
gung der Türken auszuhalten und das rechte Morawa-Ufer zu 
degagiren, machte Tschernajeff am 22, eine Attake auf Mrsol, 
wobei sich ein lebhafter Artilleriekampf auf der Höhe gegen- 
über Bumir und Sutwanowatsch entwickele. Die Serben 
nahmen im Laufe deS Gefechts Mrsol, mußten den Ort aber 
wieder räumen und wurden von der türkischen Kavallerie ver- 
folgt, bis Zytkowatz zurückgeworfen, wo zwei Schiffbrücken 
über die Morawa führen. (Zu bemerken ist hiebet, daß Zyt 
kowatz südwestlich von dem ersten Angriffsobjekt Mrsol liegt; 
das serbische detachirte Corps war also von seiner natürlichen 
RückzugSlinie (nordostwärtS auf Alexinatz) abgedrängt worden.) 
Die Brücken wurden verbrannt; auch Mrsol wurde von de» 
Türken in Brand gesteckt; Rauch und Pulverdampf bedeckte» 
daS ganze Thal. Die Bevölkerung der umliegenden Ortfchaf- 
ten flieht nordwärts, deßgleichen die Bevölkerung von Alexinatz, 
nachdem einige Granaten in die Stadt gefallen waren. Am 
23. setzten die Türken am rechnen Ufer ihre Bewegung gegen 
die Straße Alexinatz-Deligrad in der Richtung auf Prugowatz 
fort. Tschernajeff kommandirte in der Redoute Rr. 17. Die 
Türken gewannen an diesem Tage Schritt für Schritt a» 
Terrain. Capitän Protitsch fiel während er eine Kanone rich* 
tete; in dem Augenblick als Protitsch sank, gaben sämmtliche 
serbische Geschütze eine Salve ab. Die Serben wurden schließ- 
lich zersprengt, sammelten sich aber wieder, erneuerten dm 
Kampf und nahmen mit Hilfe der Fremdenlegion Prugovatz, 
das bereits in türkischen Händen war, zurück. Um 6 Uhr 
spielte nur noch schwaches Jnfanteriefeuer beiderseits, dagege» 
blieb das Artilleriefeuer aus den Redouten bis 8 Uhr wirk- 
sam. Um 9 Uhr nahm der Kampf ein Ende. DaS Resultat 
deS TageS ist ein negatives. Während der Nacht bewegte 
Tschernajeff zwanzig Bataillone gegen PriSlowitscha, um Mor- 
genS den Vorstoß gegen daS linke Ufer zu erneuern. 3« 
Durchschnitt kostete bisher jeder Kampftag den Serben a» 
500 Verwundete." 
Aus Orsova, 27. August, wird bestätigt, daß fünfzig 
schwere Marinegeschütze vi» Sofia-Nisch auf dem Landweg und 
vis Rustschuk'Widdin auf der Wasserstraße nach dem Kampf» 
platz abgegangen sind. Andrerseits wird gemeldet, daß auch 
die Serben aus Belgrad weiteres schweres Geschütz heran- 
fahren. - 
Frankreich. DaS Journal deS DebatS beschäftigt sich 
mit der Dauer und Schwere der Handelsstockung, die auf bei- 
den Hemisphären laste, doch Frankreich verhältnismäßig noch 
am wenigsten berührt habe, da dessen Ausfuhr keineswegs 
so gesunken fei, wie die der Nachbarländer. Als Grund von 
Frankreichs günstigerer Stellung für die DebatS an: i) Dk 
guten Ernten der letzten Jahre, die den Handelö-Operatione» 
stets großen Vorschub leisten; 2) die gleichmäßigere Vermö- 
genSvertheilung Frankreichs; 3) die Vielgestaltigkeit der fran 
zösischen Erzeugnisse, an denen Ackerbau und Industrie fast M 
gleichen Theilen mitwirken; 4) Die Erzeugung feinerer Ar 
tikel von Frankreichs Ackerbau; 5) den Umstand, daß diejem- 
gen Industriezweige, die am meisten gelitten, wie die Metall- 
Industrie, in Frankreich minder stark entwickelt sind; 6) endlich 
daS Uebergewicht deS französischen Arbeiters in Geschmack und 
Feinheit der Ausführung, daS ihm eine Art Monopol sicher^ 
daS er sich theilS durch natürliche Anlage, theilS durch künst- 
liche Ausbildung zu sichern weiß. Auf der andern Seite wer- 
fen die DebatS den französischen Geschäftsleuten vor, ihre Bor- 
ficht arte in Kleinlichkeit auS, sie feien nicht unternehmend ge- 
nug und deßhalb allerdings auch weniger den Rückschlägen und 
Verlusten ausgesetzt; Frankreich sei im Grunde wenig zur Spe- 
kulation aufgelegt, der Franzose sei zu einsichtig und zu katt 
in seinen Berechnungen, als daß er sich leicht fortreißen lasse. 
Wenn die jetzige Krisiö länger anhalten sollte, so werde fie 
schließlich auch Frankreich schärfer anfassen: der Ueberfluß a» 
europäischen Produkten müsse, wenn eS besser werden foü, sich 
neue Märkte schaffen. In Ostasien ist der Fortschritt Hinter 
den Erwartungen zurückgeblieben; eS läßt sich aber dort noch 
viel leisten; die DebatS lenken aber ihr Auge besonders auf 
Nordamerika, „daS hoffentlich sein albernen Tarif revidiren 
wird, dessen erstes Opfer eS selber ist", und auf Südamerika/ 
daS denn doch endlich seiner ewigen StaatSkrisen müde werde» 
und zu besseren, ruhigeren Entwicklungen gelangen werde. 
Wir gestehen, daß> wir in diesem Punkte nur fromme Wünsche, 
aber wenig Hoffnungen hegen.
	        

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