Liechtensteinische
Vierter Jahrgang.
Vaduz, Frntag
Nr. 32.
den 11. August 1876.
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Vaterländisches.
Vaduz, 8. August. Die öfterreich.-liechtensteinischen Zoll-
vertragS-Aerhandlungen haben nun doch ihren Anfang genom-
wen. Man hofft, daß dieselben bis Ende August zu Ende
geführt werden, so daß sie voraussichtlich im Laufe des Mo-
natS September dem Landtage zur weitern Behandlung vorge-
legt werden können.
Im Laufe der nächsten Woche werde« hier hohe Gäste er-
wartet. Nämlich: Graf Fünfkirchen und dessen Gemalin (eine
Schwester unseres Fürsten). Wie man vernimmt, beabsichtigen
dieselben einige Tage hier zu verweilen.
Baduz, den 9. August. Ueber die am 30. Juli stattge-
fundene feierliche Einweihung der neuen Klubhütte auf dem
Alvier schreibt man der „St. Galler Ztg.":
Während unsereiner in dumpfer Niederung keuchte und
schwitzte, haben sie droben auf lustiger, herrlicher Höhe des
Alvier, vom schönsten Wetter begünstig^ eilte gar liebliche,
herrliche Feier, diejenige der Einweihung der neuerstellten Klub-
Hütte begangen. Mehr als 400 Personen hatten sich droben
eingefunden, so daß der treffliche Festwirth, Major Schön von
Oberschan, alle Hände voll zu thun bekam, die Hungrigen
und Durstigen alle zu speisen und zu tränten; jedenfalls hat
deS Alvier ehrwürdige Majestät noch niemals solche Schaaken
Volkes auf einmal bei sich beherbergt. Vom Leman und vom
Bodan kamen Gäste angerückt; von ersterem der Vizepräsident
des Central-Comite des schweiz. Alpenklub, Hr. Binet-Hentsch,
von letzterem Hr. Madlener, Präsident der Sektion Vorarlberg
deS deutsch-österreich. AlpenvereinS; die Sektion „Uto" hatte
25, „Rhatia" 6, „Toggenburg" 5, „St. Gallen" 8, „Tödi"
einen Repräsentanten entsandt; auch Wallenstadt hatte sein
Fähnlein, 15 Mann stark, hinaufgeschickt; wahrscheinlich wer-
den letztere sich in Bälde der Sektion „Alvier" anschließen.
Um 4 Uhr ungefähr sprach der Festpräsident, Hr. Pfr. Hirzel
von GretschinS, von improvisirter, mit Alpenblumen sinnig ge-
fchmückter Steinkanzel aus seinen Weihegruß — eine Berg
predigt im schönsten Sinne deS Wortes. Nachdem er in kur-
zen Zügen die Entstehungsgeschichte der Sektion Alvier, sowie
der Klubhütte skizzirt hatte, übergab er Hütte und Weg zu
fröhlicher Benutzung in die Hände deS schweizer. Alpenklub
und aller Alpenfreunde.
Ausland.
Oesterreich. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Re-
gierung Vorbereitungen trifft, um für alle Eventualitäten pa-
rat zu sein. Von einem ungarischen Blatte wird mitgetheilt:
daS Kriegsministerium habe mittelst "Zirkular-ErlasseS bei den
Militär-Pensionisten angefragt, ob man im Falle eines Krieges
auf ihre Dienstleistungen rechnen könne, und die Beantwortung
dieser Frage werde baldigst erwartet — Der „A. A. Z." wird
von Wien geschrieben: „Bezüglich der Fertigstellung der neuen
Geschütze herrscht eine große Rührigkeit Der Direktor ^deS
Arsenales, Feldmarschall-Lieutenant Tiller, hat eine Rundreise
in alle diejenigen Etablissements angetreten, in denen die Pri-
vatindustrie die Lieferung deS Feldartillerie-MaterialeS über-
nommen hat und durch deren Saumseligkeit die Ausrüstung
stockt; er wird dort die erforderlichen Maßregeln zur Sicher-
stellung einer raschen Beendigung deS Lieferungswerkes treffen.
Aber auch im Arsenale selbst wird eine gesteigerte Thütigkeit
entfaltet; der ReichSkriegSminister hat die in den Werkstätten
als Arbeiter beschäftigten Reservisten, welche zur diesjährigen
Waffenübung einberufen worden, von dieser befreit, weil bei
der Dringlichkeit der Arbeiten so zahlreiche geschulte Kräfte
nicht zu entbehren sind, und er hat sich zugleich mit den bei-
den LandeSvertheidigungSMinisterien. inS Einvernehmen gesetzt,
um auch für die der Landwehr angehörenden Arbeiter dieselbe
Befreiung zu erwirken."
Serbisch-türkischer Krieg. Die Lage ist für die Serben
ohne Frage eine kritische geworden. Die Entscheidungsschlacht
wird bei Kujaschewatz (oder Gurgussowatsch) erwartet, welchem
Orte sich die türkische Avantgarde am 1. dS. bereits genähert
hatte. Kujaschewatz ist deßhalb ein wichtiger Punkt, weil von
hier die Straße sowohl westlich inS Morawa-Thal als nörd
lich nach Saitschar führt. Die Vermuthung spricht dafür,
daß der entscheidende Schlag im Morawa-Thale!, dem Herzen
deS Fürstenthums, gesucht wird, daß also beabsichtigt ist, die
an verschiedenen Punkten in daS Serbische eingedrungenen tür-
tischen Truppen zu einer konzentrischen Bewegung auf daS
Morawa-Thal zu vereinigen. Die feste Stellung bei Alexinatz
würde auf zweifache Weise umgangen: durch Achmed Ejub
Pascha zur Rechten über Kujaschewatz und durch Mustapha
zur Linken über Krusewatz, während gleichzeitig ohne Zweifel
OSman Pascha seine Angriffe auf Saitschar erneuern würde.
Während so im Süden und Südosten die Entscheidung sich
nähert, haben die Divisionen an der Drina und am Idar Be-
fehl erhalten, sich in der strengsten Defensive zu verhalten.
Wahrscheinlich find alle irgend verfügbaren Truppentheile nach
dem HauptkriegSschauplatze im Südosten dirigirt worden.
Der russische Oberst Matricsewitsch ist zum Unterkommandauten
der serbischen Drina-Armee ernannt worden.
Ueber die Kämpfe bei Knjafewatz theilt der Special-Vericht-
erstatter der „D. Ztg." telegraphisch folgenden Bericht aus
Paratschin, 4. August, mit:
„Die Kämpfe um Knjafewatz, welche am 30. Juli mit
Vortheil für die Serben begannen, wurden am 2., 3. und 4.
August fortgesetzt. Genaue Resultate sind noch nicht bekannt,
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