Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

.den Angriff eröffnen. Artillerie-Hauptmann Obtrkitsch eröffnete 
ein wirksames Feuer gegen die feindlichen Geschütze wie gegen 
die Stadt. Ein Jnfanteriebataillon erhielt den Auftrag die 
Brücke über die Nischava zu nehmen. Zwei Bataillone wur- 
den zur Beobachtung der Straße gegen Pirot entsenket. Nach 
vritthalbstündigem Kampf war die feindliche Batterie his auf 
Bin Geschütz demoMitzt. 
Die serbische Infanterie hatte die Brücke genommen und die 
bis zur Stadt gedrängt. Nun traf die Meldung ein, 
Pkß eine starke Türkenkolonne gegen die linke Flanke des Ge 
nerals Stratimirowitsch vorrückte, auch kam von Tfchernajeff 
der Austrag sich in kein ernstes Gefecht einzulassen, da Tscher- 
vajH unter keiner Bedingung Unterstützung senden könne. 
Hiewuf trat Stratimirowitsch unter strengster Ordnung den 
Kückzug, voxn den Türken ganz unbelästigt, an, was darauf 
bhljeßen läßt, daß diese , bedeutende Verluste erlitten. Die 
Herben- hatten 60 Todte und Verwundete. Der Sohn des 
Generals Stratimirowitsch focht bei Babina-Glava und Ak- 
Palanka mit. Die' serbische Artillerie soll ausgezeichnet ge- 
sthofstn und kühn manövrirt haben. Den Rückzug des in der 
Ebene zwischen Ak-Palanka und dem Rischava-Klüsse befind 
lichen Bataillons schützten zwei Geschütze, unbeirrt durch feind- 
licheS Jnfanterlefeuer. Die Bataillons-Kommandanten waren 
während des Kampfes abgesessen und fochten an der Spitze 
ihrer Abtheilungen. 
Der in letzter Zeit vielfach genannte serbische Prätendent 
Prinz Peter Karageorgiewi tfch ist, wie die „Polit. 
Eorr." mittheilt, mit genauer Noch dem Tod entronnen. Der 
Führer einer' Kreischaar, Namens Tfchorkowatz, erführ, daß 
Karageorgiewitsch geheime Verbindung mit den Türken Unter- 
hält. Schon lange vorher hatte man den Prätendenten im 
Perdacht/er kämpfe Nicht für die Befreiung Bosniens, sondern 
«tzvc fAruseiMHnsprüche auf den serbischen Thron. Run hatte 
Uch^tvatz'^Mkrt,' daß am 6 Juli eine geheime türkische 
GWo« Kti WWeorgiewitsch eintreffen werde. Es kamen in 
d«t ZHWt vier Vmnnedtn boSNisch-serbiWr Tracht, so daß 
mangiaübtepeS fcitn Aufständisch^. Ein bosnischer Insurgent 
iw ßchMWVßrßtzff tausihend , war Zeuge - deS nun geführten 
Geft>rälchS. Die Türken wollten den Prätendenten zück Ueber- 
tritte nach Eerbien veranlassen, wozu die Pforte ihm alle mög- 
liche Hülfe in Aussicht stellte. AbendS fand im Walv an 
der^ NnnaMMwMgein ÄriqjSMh statt, zu welchem Tschor- 
kowatz alle Anführet feiner Schaar eitirte. Man berieth über 
dm „Berrach," und beschloß den Prätendenten TagS darauf 
vor ei» Kriegsgericht zu stellen. Gtoß war aber die Verblüf 
fung der Leute, als W am nächsten Tage Karageorgiwitfch 
nicht fanden. Der 'Bogel war bereits ausgeflogen! Matt 
vsrurtheilte ihn nun zum Tod in eonwm»ewm. Alle seine An- 
hängsr wurden für vogelfrei erklärt. Die Schaar, welche Ka 
rageorgiewitsch koatmandirte, wählte den bekannten Jlija Sche- 
wWhü zum 
^Oberst Rqneo AlimpieS. Als Befehlshaber der 
serbischen HauptarWee am Drina-Uebergange wird Raneo Alim-, 
Pix?, genannt.. Diesep Offizier verdankt seinen jetzigen Rang 
und die wichtige Rotte, die ihm aus dem allerneuesten Kriegs- 
thfater zugetheilt worden, jedenfalls zum größten Theile der 
Ausbildung, die er seiner Zeit in Deutschland erhalten hat. 
1848 als Lieutenant nebst einigen anderen jungen Offieieren 
von feiner Regierung behufs militärischer Studien nach Preu- 
ßen geschickt, hielt er sich zwei Jahre in Potsdam und Berlin 
auf. Hier erlernte er, wie man einer Mittheilung des „Dr. 
Anz." entnimmt, das Deutsche in wenigen Monaten derart, 
daß er nicht nur in seiner Berufswissenschaft die schnellsten 
Fortschritte machte, sondern auch unsere Klassiker zu genießen 
vermochte und, in seiner Muttersprache selbst Dichter, lieben 
und schätzen lernte. Mehrere seiner eigenen Gedichte sind vom 
seinem Freunde, dem leider früh verstorbenen Schriftsteller 
Eduard Neumann, inS Deutsche übertragen worden , Und zur 
Charakteristik deS nunmehrigen Heerführers AlimpiÄ diene # 
Sonett/ welches Neümann an diesen einst gerichtet hät. Es- 
lautet: 
Wer war wie du zu Roß der schnellste Reiter? 
Wer war wie du im Strom der beste Schwimmer? 
Der schönste Tänzer wer beim Kerzenflimmers 
Im Tanz der Waffen wer der beste Streiter? 
Wer stieg so ernst hinab die dunkle Leiter 
Zum Schacht des Wissens, unverdrossen immer? 
Wer hat wie du zu holder Künste Schimmer 
Empörgestrebt, mein fröhlichster Begleiter? 
Ach, solchen find' ich nun und nimmer wieder, 
Gelungen so an Leib und Geist und Gaben^ 
Daß eS wie Götterglanz die Stirn ihm malet! 
Doch war' dieß alles nicht, wo ist solch bieder, 
Solch treues Herz, so mild und sy erhüben, 
Das, eine Sonne, feine Welt bestrahlet! 
Nach einem Besuche Frank»eichS und Belgiens, wo er sich 
auch das Französische leicht und schnell aneignete, kehrte Alim- 
picS nochmals nach Berlin zurück, um bald darauf in seine 
Heimath zur Berwerthung seiner im Ausland erworbenen 
Kenntnisse berufen zu werden. Seine Beförderung war eine 
rasche, bis er zuletzt Direktor der fe» bischen Militärakademie 
wurde. Da sein Spetialfach die technischen KriegSwissenschafttn; 
waren, so dürfte wohl die Heranbildung der serbischen Antow 
und deren Aufstellung zur Kriegsbereitschaft vorzugsweise fein 
Werk sein. 
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Verantwortlicher Redakteur ». Herausgeber: vr. Rudolf Schütten 
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Monat 
Morgen» 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
AbendS 
6 Uhr 
Witterung. 
Juli 12. 
+H 
+14 
+^^ 
bedeckt 
» 13. 
+10 
+15V 2 
+14 
halb hell 
„ 14. 
+ 6% 
+1^/2 
+ 16 
fast hell 
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+10 
+20 
+19^ 
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+18^ 
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Telegrafischer Kursbericht von Wie». 
20. Juli Silber 101.70 
20» Frankenstücke 10.07 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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