Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

in einer kürzern Arbeitszeit, als ausgenützte Kräfte bei längerer 
ArbeitSdauer. ^ 
UnterHie ArbeiWeit von M StMdck darf nach der An, 
ficht der WGnifstM Dgefichch her Schwierigkeiten, mit wel- 
cheG die ^chweiz. MdWrie ohnedies zu kämpfen hat, nicht 
DaWM wird der lj stündige Ror-. 
malarbiMW das leibliche, geistige, sittliche und ökonomische 
Wohlbefinden der Arbeiter fördern, ohne dabei der Industrie 
wesentlichen Abbruch zu thun. Wenn daS vorgeschlagene Ge- 
setz angenommen wird, so wird man, y)ie in England vom 
Gesetz von 1847, nach einem ^öierteljahrhundert auch von un- 
serm Gesetze konstatiren können , daß dasselbe der Arbeiterbe- 
V?lketung s«hr Vitt genützt und der Industrie nicht geschadet 
hat» ^ -■■■■•- ■ 
(Die Abstimmung über den 1 Istündigen NormalarbeitStag 
rtfültirte die Annahme desselben mit 89 gegen 17 Stimmen. 
Ausland. 
Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze häufen sich 
find aber wenig glaubwürdig; da je nach dem Ursprünge der 
Meldungen Siege der Serben oder Siege der Türken zum 
Vorscheine kommen. Meist behalten beide Theile am gleichen 
Orte die Oberhand oder wird ein Sieg deS Einen vom An» 
bern möglichst zu vertuschen gesucht, waS besonders türkischer- 
DtS zutrifft. 
Um mit der West- oder Drinaarmee anzufangen, so hat 
^ch serbischen Berichten AlimpieS die äußern Schanzwerke der 
Gladt Beljina, im Nordöstlichen Winkel von Bosnien, unweit 
deS Drina, erstürmt, während Telegramme der „N. Fr. Pr." 
die Serben mit einem Verlust von 200 Todten, 400 Ver 
wundeten und 400 Zündnadelgewehren durch die türkische Be- 
satzung zurückwerfen lassen. 
Die Südostarmee unter Tschernajeft wurde am 3. d. von 
M .Hr.. Pr.? bei.Babina.Glawa nächst Nisch geschlagen, 
W andern Tag aber wieder rehabilitirt. 
DüS türkenfreundliche Blatt selbst gesteht jetzt ein, daß der 
tzMlg» entschieden auf serbische Seite gefallen, die Türken einen 
Verlust von 3000 Todten und Verwundeten, die Serben einen 
solchen von 800 Todten und 1800 Verwundeten erlitten ha- 
den. Risch selbst soll, eng umschlossen sein und ununterbrochen 
bymbardirt werden. Äabjna Glawa liegt ungefähr 6 Meilen 
östlich von Risch und ist der höchste Punkt der von Serbien 
nach Sophia und Konstantinopel führenden Straße. Im Wei 
tern wird nun auch türkischerseitS zugestanden, daß Tschernajeff 
Risch rechtS liegen lassend, auf dem weitern Vormarsch auf 
dieser. Straße Ak Palanca eingenommen hat. 
" Im Südosten haftet somit daö Waffenglück entschieden an 
vier serbischen Fahne. Aber auch im Osten, am Timok wird 
der Sieg der Türken bei . Saitschar mit Grund angezweifelt. 
ES klingt unglaublich, daß das dortige, bloß 8000 Mann 
starke FreiwilligenkorpS einen Verlust von 2000 Todten ge» 
habt habe. 
Eine Belgrader-Depesche vom 5. meldet: „Bei Zaiear 
griffen die Türken am Montag den Obersten Leschjanin an, 
uberschritten den Timok bei Veliki-Jzwor, um Zaicar anzugrei 
fen, wurden aber vollständig zurückgeworfen. Gestern erneuer- 
ten die Türken den Angriff bei Veliki-Zzwor, das sie mit Pro- 
jektilen anzündeten, und bei dem Dorfe Vrazogruci. Der heu« 
tige Kampf dauerte den ganzen Tag Diesmal scheiterten alle 
Anstrengungen der Türken, über den Timok zu gelangen, 
während im Lause des Gefechtes die Serben auf türkisches Ge- 
biet eindrangen. 
Die Truppenmacht, von der die Türken behaupten, sie den 
Feinden entgegenstellen zu können, beträgt nach den offiziellen 
Angaben: Das ObservationS-KorpS der Herzegowina in BoS 
nien 32,000 Mann; die ObservationS-Armee an ber »erblichen 
Grenze, 3 Armee-KorpS zü Widdin , Risch «U RvviMMr 
48,517 Mann; die in Ober-AlbanM konzenNrten Truppen 
11,520 Mann ; dazu etwa 2W00 Mittin Reserve mfön 
verschiedenen Punkftn. Husammev also il2,000 WaW. Fer- 
ner 10,000 Mann in Mtzstantinopel, 7000 in Kreta, 7500 
in Makedonien, EpiruS und Thessalien, 17,000 in Syrien, 
20,000 in Kurdistan und 10,000 in vereinzelten Garnisonen. 
Der Effektivbestand unter Waffen betrüge danach 206,000 
Mann. Dazu kommen noch 10 Regimenter Rebifs (Land- 
wehr) aus Kurdistan und Syrien, also 30,000 Mann und 
43 Bataillone RedifS der zweiten Kategorie 15,000 Mann 
stark. 
Wie vox einigen Wochen die Dardanellenfrage, so spielt 
im Augenblicke die Frage der freien Donauschifffahrt in die 
orientalische Frage hinein. Neben dem Landkriege hat die Türs 
kei durch Anhäufung von 17 Kriegsschiffen bei Widding Miene 
gemacht, gegen Serbien auch eine Wasserkampagne auf der 
Donau zu eröffnen, wobei eS lediglich auf eine Beschießung 
von Belgrad abgesehen ist, da die serbische Donauflotille nur 
auS einem Dampfer besteht. 
Serbien und Rumänien haben sich, ErstereS um dieser 
Eventualität zu begegnen, Letzteres um seine Uferortschaften zu 
schützen, an die Mächte um Neutralisirung gewandt, sind aber 
bedeutet worden, daß die DonauschiffsahrtSverträge von den 
Unterzeichnern deS Pariser Friedens nicht garantirt find. 
Auch österreichischerseitS fürchtet man, daß durch kriegerische 
Operationen die eigene Flußschifffahrt vollständig gehemmt 
werde. Zudem ist die gegenwärtige Schwierigkeit eben in den 
Verträgen nicht vorgesehen worden. 
Den Bestimmungen des Pariser Vertrages entsprechend, 
versammelten stch im Oktober 1857 die Delegirten Oesterreichs, 
der Pforte, Bayerns und Württembergs in Wien unter dem 
Vorsitze deS österreichischen Delegirten zu einer Konferenz. Die 
Konserenz arbeitete die sog. DönauschifffahrtSakte aus, die am 
9. Januar 185& von den Vertretern der DonawUferstaaten 
endgültig genehmigt wurde. Diese Akte bestimmte, daß die 
Donau in ihrem ganzen Läufe dem Handel freigegeben sei, 
doch stipulirte man einige Begünstigungen für die H^hHeuge 
der Uferstaaten. In weiterem Verlauf bestimmte die Akte daS 
Notwendige in Bezug auf Zoll-, Polizei- und Quarantäne- 
wesen. Von der Neutralität ist nicht die Rede, und so wird 
Oesterreich wohl schwerlich die Türken und Serben verhindern 
können, stch auf der Donau zu bekämpfen. 
Inzwischen hat die internationale Frage ihre leichte Erledi- 
gung gefunden. ES hat sich nämlich herausgestellt, daß die 
Kriegsschiffe mit Ausnahme dreier kleiner Monitors keinen Hut* 
reichend seichten Tiefgang haben, um donauaufwärtS bis nach 
Belgrad fahren zu können, diese aber zu einer Expedition für 
zu schwach und unbedeutend gehalten werden. DaS war der 
Grund, weShalb die Pforte der rumänischen Regierung auf 
ihre Vorstellungen die Antwort gab, daß sie ihr zu Liebe auf 
die Verwendung der Flotte verzichte. Die Serben werden mit 
dieser Lösung der Frage stch wohl zufrieden geben. 
Die „Times" berichtet, daß die Türken die Anhöhen um 
Saitschar, aber keine wichtigere Position, genommen haben. 
Laut dem „Standard" haben die Einwohner von Belgrad den 
Befehl erhalten, über die Quantität von Vorrathen in ihren 
Häusern in Hinsicht auf eine bevorstehende Belagerung und 
Bombardement anzugeben. Der Korrespondent der „Daily 
News" bestätigt den Bericht über die in Bulgarien begangenen 
Scheußlichkeiten. Nach authentischen Nachrichten wurden 40 
Frauen lebendig verbrannt und der Bericht eineS Konsuls 
spricht von 12,000 Todten. 
Oesterreich. Die Begegnung der Kaiser von Rußland 
und Oesterreich hat am 8. PS. stattgefunden. Das offiziöse
	        

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