deruKtieg zwischen der serbischen Nation ttnd der oSmanischen
Pforte unausweichlich, so habe ich doch nach Konstantinopel
eine Vorstellung geschickt, in welcher, ich das Mittel angab,
welches geeignet ist die Aufständischen im Orient zufriedenzu-
pellen, Serbien aber aus jener schweren Lage zu befreien in
welche eS ohne seine Schuld geratheu ist. Ich verlangte die
Entfernung der türkischen Armee sammt allen wilden Horden
Von unserer Gränze, und erkkäite der kaiserlichen Regierung,
daß die serbische Armee im Namen der gesetzlichen Selbstver-
theidigung, im Namen der Humanität und der brüderlichen
Gefühle, welche uns an die leidenden Brüder fesseln, in die
infurgirten^Provinzen einmarschiren werde, um den Frieden her-
zustellen und um eine Ordnung auf den Grundlagen deS
Rechts und der Gleichheit ohne Rückstcht auf die Religion der
Einwohner herzustellen.
An der Pforte ist es nun ihr folgenschweres Wort auS-
zusprechen und dem Blutvergießen ein Ende zu machen.
Serben! Soldaten! wir gehen nicht in den Krieg von Rache-
fühlen geleitet, sondern aus einer stch uns und unseren Brü-
dem im Osten aufdrängenden Nothwendigkeit, sowie von den
Bedürfnissen deS allgemeinen Friedens angespornt. Stolz auf
die schöne euch von der Vorsehung übertragene Misston, die
Kultur uyd Freiheit im Orient zu vertreten, schreitet zuverstcht-
fich und entschieden vorwärts, und schwingt eure Waffen nur
gegen jene die stch euch in den Weg stellen sollten. Indem
ihr die Gränze überschreitet, dürft ihr nicht vergessen, daß wir
dem Prinzip der Integrität deS oSmanischen Kaiserreichs in so
lange treu bleiben als uns der Widerstand der kaiserlichen
Armee nicht zwingen würde dem Waffenglücke den Ausgang
unserer heiligen Sache anzuvertrauen. Bergesset keinen Augen-
blick daß' in den Ländern wohin wir kommen eure Brüder
wohnen, die euch mit offenen Armen als ihre Retter empfangen
.werden. ES gibt auch allerdings dort solche die durch die
Religion unS schon lange entfremdet wurden, aber auch diese
-And der Sprache und dem Blute nach unsere leiblichen Brüder.
Sollten sie die Waffen gegen euch erheben, so schlagt ihnen
dieselben aus der Hand; ist dies aber geschehen, dann schonet
Ae sowie alle anderen Gegner, und beschützet ihr Leben, ihre
Familien, ihr Eigenthum und ihren Glauben. Das ist mein
.fester Wille und eure heilige Pflicht, daS wird euch Achtung
in der gebildeten Welt verschaffen, und diese überzeugen daß
ihr einen würdigen Platz unter den Völkern verdient. Unsere
Bewegung ist eine rein nationale. Dieselbe schließt alle Ele-
mente des sozialen Umsturzes und deS religiösen Fanatismus
auS. Wir find nicht die Träger der Revolution, der Flammen
und .Wr Vernichtung, sondern deS Rechtes, der Ordnung und
Sicherheit. Schonet die Ausländer und erweist ihnen jene
Gastfreundschaft welche die Serben auszeichnet, achtet die
Gränzen der benachbarten Monarchie, und gebt keinen Grund
zur Unzufriedenheit der kaiserlichen und königlichen Regierung,
welche stch ein Recht auf unsere Dankbarkeit erworben hat,
indem sie Tausende hülfloser Bosnier und Herzegowina in
ihren Schutz nahm und dieselben vor Hunger und Kalte schützte.
Brüder! Voll Zuversicht in euren Patriotismus und eure
kriegerischen Tugenden werde ich mit euch und an eurer Spitze
marschiren, und mit uns sind die tapferen Brüder von Mon-
tenegro unter ihrem ritterlichen Führer, Meinem Bruder, dem
Fürsten Nikola, mit uns sind unsere wundervollen Helden, die
Herzegowina und die vielgeprüften Dulder, die Bosnier. Un
sere tüchtlgen Brüder, die Bulgaren, warten auf uns, und
von den glorreichen Hellenen können wir erwarten, daß die
Enkel deS Themistokles und Bozzaris nicht lange von dem
Kampfplatze sich fern halten werden.
Gehen wir also vorwärts, meine edlen Helden, gehen wir
im Namen des allmächtigen GotteS, des für alle Völker ge-
rechten Vaters, gehen wir im Namen deS Rechtes, der Freiheit
und der Bildung!"
Verschiedenes.
* Amerikanische Bettelmethode. In derDamen^
käjüte eineS DampfbooteS der Fulton-Fähre in New-Dort bat
ein ärmlich gekleideter, barfüßiger Knabe bei den Passagieren
um Almosen; ein stämmiger Deckarbeiter, der dieS bemerkte,
war eben im Begriffe, den kleinen Bettler in etwas roher
Weise an die Luft zu setzen, alS eine elegante Dame in kni-
sternder Seidenrobe zu Gunsten des zitternden BürschchenS in-
tervenirte. „Lassen Sie ihn hierbleiben, eS ist draußen so kalt.
Er ist barfuß, und auch noch so jung, er kann kaum älter sein
wie 5 bis 6 Jahre " — „Wenn er fich gut beträgt, so kann
er hierbleiben. Aber er darf nicht betteln , eS ist das hitr
nicht erlaubt," — und der große Mann ließ deS Kleinen Ohr
los und blieb, ihn beobachtend, stehen. „Aniier kleiner Bur
sche," murmelte die Dame, indem ste deS Kindes Meiches und
mageres Gesicht beobachtete. ,D« stehst müde und hungrig
aus, ich möchte dir wohl etwas geben." — „Geben Sie ihltt
einen Cent zu Rhum Madame," bemerkte der Heckarbeiter,
»seine Angehörigen nehmen ihm Alles ab, sobald er nur sef-
nen Fuß ans Land gesetzt hat." — Die freundliche Dame
reichte dem Kinde einen von Onkel Sam'S zerknitterten 50-
Centscheinen, indem ste sagte: »Er muß Schuhe und etwäS
zu essen haben." — ,Falsch angebrachtes Wohlthun/ brummte
der Angestellte, »wir kennen ste alle, er hat keinen Nutzen von
dem Gelde." — „Ich gebe ihm die Kleinigkeit gern," sagte
die Dame, und da sie bemerkte, daß die meisten Paffagiere ste
mit Theilnahme beobachteten, fuhr sie fort: »Ich glaube. Je-
der hier in der Kajüte wird mir beipflichten und vermuthlich
die Meisten dem armen Kinde ein oder zwei Cent gebend
Die Passagiere stimmten ihr bei und warfen Geld in dsS
Kleinen Hut, bis derselbe gefüllt war. Bald nachher berührte
das Boot die Planke des Wharf; der Junge sprang
Land und über die Straße nach dem Fultonmarkt, an eimt
der nächsten Straßenecken blieb er wartend stehen. Zwei Mi-
nuten später traf dort auch die vorerwähnte, elegante Dame,
von der andern Seite deS Marktes herkommend, ein und, in-
dem das Kind vaS Geld in ihre Hände schüttete, flüsterte ste
erfreut: „Gut, Dick, nun denke ich, wollen wir'S einmal gleich
auf dem Roosevelt Fährboot versuchen."
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler
Thermometerstand nach Reaumur in Badnz.
Monat
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n
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Telegrafischer Kursbericht von Wien.
5. Juli Silber . . . .. . . . ... 102.20
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Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.