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rionettenschühlein, stehen neben dem mächtigen Reiterstiefel und
Jagdstiefel; Frauenpantoffeln neben dem wohlgenagelten und
beschlagenen Alpenschuh; Tanzschuhe neben dem festen Militär-
schuh. Dazwischen alle möglichen Variationen deS gewöhn-
lichen bürgerlichen Schuhes.
Besonders auffallen muß es, wie der Militärschuh reich-
lich vertreten ist. DaS geschieht absichtlich, denn gerade beim
Militär hat sich die Wichtigkeit des SchuheS so recht heraus
gebildet. Während im gewöhnlichen bürgerlichen Leben mehr
auf Dauerhaftigkeit und Eleganz getrachtet wird, hat stch beim
Militär der ungeeignet zugeschnittene Schuh als das gefähr-
Jlichste Hinderniß der Marschfähigkeit der Armee gezeigt. Wunde
Küße beim noch so soliden Schuh taugen nun einmal nicht
zum Marsche. Darum haben besonders die europäischen und
amerikanischen Kriegsverwaltungen stch um unsere Schuhau^
stellung iyteressirt und dieselbe reich beschickt.
ES ist also neben dem geeigneten Materiale für daS Schuh-
werk vor Allem die geeignete Form, welche diesmal gesucht
und angestrebt wird.
Man muß sich wahrhaftig gestehen: eS ist lange gegangen,
bis diese Seite deS so wichtigen Kleidungsstückes zur Beach-
tung gekommen ist.
Wohl ftudiren die Gecken jeder Art, Modenarren, die
Form der Schuhe und heute werden spitze, morgen breite
Schuhe, heute niedere, morgen hohe Absätze zu Modestücken er-
hoben; aber daß der Schuh den Linien deS FußeS folgen und
diesen sp leicht und fest als möglich kleiden soll, ohne ihn zu
drücken, das wird weniger gesucht.
ES ist vielmehr als nochwendig erachtet, daß der neue
Schuh meist Tage lang den Fuß quälen und zweg drücken
muß ! Daher verliert stch sobald die ursprüngliche Schönheit
deS menschlichen FußeS, wie ihn nur noch daS Kind und der
Wilde, der arme Barfüßer der Gebirge und daS Bild des
Künstlers zeigt. Wir Andern haben um vieles Geld und mit
vielen Schmerzen unsere Füße glücklich zu zugespitzten, ver-
drückten, verschobenen Dingen gemacht, die im Alter nur noch
daS Bild der Mißhandlung zeigen , desjenigen Gliedes, das-
am meisten zu leisten und zu tragen hat.
In einem Zimmer stnd die Abgüsse pon Füßen aus der
Anatomie, wie solche fich unter unserer Schuh-Tyrannei ge-
Aaltet haben.
Heute nbch haben bei uns Kinder und Frauen bloß Einen
Leisten, als ob ihre Füße nicht wären wie die anderer Leute.
Heute noch bringen wir eS nicht dazu, daß wo möglich ein
Jeder seinen Leisten hat. Hier in Bern wird dem Leist vor
allem Anderen Aufmerksamkeit geschenkt.
ES war ein Grundgesetz der Ausstellung, daß nur „ratio-
nelle" Schuhe, d. h. solche, die den Biegungen deS FußeS
folgen, ausgestellt werden sollen. Daraufhin der Lärm so
vieler Schuhmacher und die Befürchtung unserer Leute von
feinem Geschmack, daß die „Sichelschuhe" gar „wüst" aus-
sehen möchten. Die Schuhmacher haben stch endlich großen«
theilS darein geschickt und die Besucher finden die rationellen
Schuhe gar nicht abschreckend, ja wenig von der üblichen
Form verschieden.
* Werth eines Vogelnestes. Ueber den Werth
eines Vogelnestes bringt der Thüringer Thierschutzverein fol-
gende, überall beherzigenswerthe Ansprache: „Lieber Landmann l
Dein Junge nimmt aus Langerweile ein Vogelnest Grasmücken-,
Rothschwanz-, Spatzennest oder ein anderes, gleichviel von wel-
chem der genannten Vögelchen, sei eS mit Eiern oder mit Zun-
gen aus. ES sollen davon fünf im Neste sein. Jedes dieser
Jungen braucht täglich im Durchschnitt etwa 50 Stück Rau-
Pen und anderes Geschmeiß zur Aezung, die ihm die Alten aus
der Nachbarschaft zutragen, macht täglich 250 Stück, die Aez-
ung dauert durchschnittlich 4—5 Wochen, wir wollen sagen
30 Tage, macht für das Nest 7500 Stück.
Jedes Stück Raupe frißt täglich fein eigenes Gewicht an
Blättern und Blüthen. Gesetzt, ste braucht, bis sie aufgefres-
sen, 30 Tage und frißt täglich nur eine Blüthe, die eine Frucht
gegeben hätte, so frißt sie in 30 Tagen 30 Obstfrüchte in der
Blüthe und die 7500 Raupen zusammen 225,000 Stück sol-
cher Blüthen; hätte Dein Junge das Vogelnest in Ruhe ge*
lassen, so hättest Du und Deine Rachbarn 225,000 Aepftl.
Birnen oder Pflaumen mehr geerntet. Wenn jedoch die Raupe,
wie sie es aus Liebhaberei manchmal thut, 10, 20, 30 BlütM
des TageS frißt, oder wenn wegen des abgefressenen LaübeS
die Blüthen keine Nahrung mehr haben und welk abfallen, fy
beziffert stch Dein und Deiner Nachbarn Verlust noch diek
höher. Du kannst dann leicht berechnen, was ein Vogelnest
für Werth hat."
Zahlen beweisen den täglichen Bedarf so eines kleinen Bö-
gelchens an Raupen, Blattläusen, Fliegen und ähnlichem Un-
geziefer. So viel ist gewiß, der Gärtner, der Land- und Forst-
mann schützt stch selbst durch den Schutz der nützlichen Vögel.
* Naturwunder. Rechts über dem Felsenpfade, der
vom neuen Kurhause Weißenburg nach dem alten Bade führt,
steht eine mächtige Tanne, welche eine andere, jüngere gleich-
fam als Säugling auf dem Arme trägt. Die jüngere , durch
irgend ein Vorkommniß früherer Jahre von ihrem Wurzelstocke
getrennte Tanne ist nämlich im untern Dritttheil ihres Stam-
meS mit einem Aste ihrer älteren Schwester total verwachsen
und erhält durch denselben ihre Nahrung, so daß ste, obschott
wurzellos und hoch in der Luft schwebend, dennoch fortwächst
und auch dieses Jahr wieder frische Sprossen treibt. DaS Auf-
fallendste daran ist wohl, daß auch die unterhalb der Ver-
wachsungSstelle ständigen Aeste der jungen Tanne ebenso frisch
grünen, alS die oberen.
* Gattenliebe. In einer Stadt Amerikas sandte un-
längst eine Frau nach dem Tode ihres Mannes an eine ent-
fernte Freundin folgende telegraphische Depesche: „Mein lie-
der John ist todt. Der Verlust ist durch die Lebensversicherung
vollkommen gedeckt."
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 23. Juni.
Der halbe Metzen
Korn
Roggen
Gerste
Türken
Hafer
beste
mittlere
geringe
iL
kr.
fl.
1 fr. 1
1 fl.
kr.
3
40
3
1 i5
3
05
2
80
2
60
2
50
2
70
2
50
2
30
2
80
2
50
2
20
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reanmnr in Baduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Juni 21.
+21
+16
hell
„ 22.
+13
+22
+19
ir
„ 23.
+14V 4
+14
+ 13
trüb; Reg.
„ 24.
-(-15
+18
+13
u
„ 25.
+12
+17
+16
fast trüb
26.
+13
+13
+12
trüb; Reg.
„ 27.
+10*4
+ 16
+14 %
halb hell
Telegrafischer Kursbericht von Wie«.
28. Juni Silber 101.60
20-Frankenstücke ...... 9.81
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.