haben nur noch 2000 einige Tage in der Woche PMäfti-
gung. Ihr DurchschnittSwochenlohn betrug früher fünfzehn
Gulden, jetzt ist er auf 7 Gulden herabgesunken. Noch be-
deutender hat sich die KrifiS ill dem hier einst blühend betrie-
denen Gold-, und Silber- und Juwelengeschäste bemerkbar
gemacht. Dieser Erwerbszweig hat beinahe ganz aufgehört.
Die -Arbeiter sind nach Rußland und Deutschland, inSbesonderi?
aber nach Pforzheim und Herlin ausgewandert. Von Seite
deutscher Arbeiterführer ßnd Schritte gemacht worden, um die
österreichischen Arbeiter von ferneren Auswanderungen abzu-
halt«,. Auch die Kleidermacher haben Wien in großer An-
zahl wegen Mangel an Arbeit verlassen müssen. Gegenwär
tig sind um dreitausend weniger beschäftigt, als im Jahre
1873, und die noch in. Arbeit befindlichen verdienen durch-
schnittlich nicht über fünf Gulden in der Woche. In der
Manufakturbrattche sind zwei Drittbeile der gesammten Ar bei-
ter entlassen worden. Die noch beschäftigten Arbeiter in Böh-
men, Mähren und Schlesien verdienen wöchentlich zwei Gul-
den. Beinahe daS gleiche Verhältniß findet bei den Holz-
und Bauarbeiten statt. Auch in der Lederarbeit, die früher
hier schwungvoll betrieben wurde, ist ein großer Rückgang be-
merklich. Die in Arbeit stehenden 1800 Personen können nur
Drei Tage in der Woche beschäftigt werden und 4000 Perso
nen dieser Branche haben gar keinen Erwerb. Nicht besser
ergeht eS diesen Arbeitern in Brünn und in Prag, wo ihr
durchschnittlicher Wochenlohn drei Gulden beträgt. In den-
höheren Geschäftsstufen wirkt die KrisiS ebenfalls empfindlich
fort. Die Kausieute, die Banken, die VerkehrSanstalten und
die Eisenbahnen, sie haben beträchtliche Reduktionen eintreten
lassen. Selbst die Schiffswerften der DonaudampfschifffahrtS-
gesellschaft mußten diesem Beispiele folgen. Außer den bisher
aufgezählten Erwerbszweigen lichten sich auch noch die Reihen
der Ingenieure, welche theilS in europäischen Staaten theils
in außereuropäische Länder auszuwandern anfangen, während
sogar Kapitalisten Unternehmer sich entschließen, die Heimath
zu verlassen. Diese vollkommen begründeten Angaben sind
an und für sich so beredt, daß man denselben kein weiteres
Wort beizufügen braucht. Angesichts solcher Thatsachen ist
eS durchaus nicht zu verwundern, wenn die Steuereingänge
im ersten Quartale dieses Jahres hinter jenen der gleichen
Periode deS Vorjahres zurückgeblieben sind.
Afrika^ Die Heuschrecken, welche eine so große Plage
der nordafrikamschen Küsten sind, werden nun einen bedeuten-
den Handelsartikel abgeben. Sie können ohne Mühe getrock
net, in Säcke verpackt, conservirt und verschickt werden und
geben eine gute Lockspeise für Fische und einen vorzüglichen
Dünger. Den Eingebornen werden 10 Fr. für den Zentner
* Eine Probe amerikanischer Kunstkritik. Originell ist ohne
Zweifel die Kritik, welche die Sängerin Frl. von MurSka in
der Stadt BraShear in Louisiana über sich ergehen lassen mußte.
Ein dortiges Blatt schrieb: „Ihre Stimme ist wundervoll.
Dieselbe läuft die ganze Tonleiter auf und ab mit der Ge
wandtheit einer wohl erfahrenen Katze, die ein HauSdäch hin
auf- und hinabeilt. Bei -ihrem Gesänge erhitzt sie das Blut
der Zuhörer in einem Augenblick auf 212 Grad Fahrenheit,
um im nächsten Momente unter den Nullpunkt zu siüken, so
baß man den Schauer bis in die Knochen fühlt."
Die Düngerlehre.
(Nach einer Abhandlung von A. A. Schmied.)
(Fortsetzung.)
s. Stalldünger und Composte.
Die Engländer haben es nach der^ Ansicht W. Christiani'S
längst gelernt, PenthieMen Dünger qufdaS Beste auszunu
tzen und sie wissen denselben genau in der Form dem Acker u.
den Wiesen zu mbe^ m ^welcher er auf Mhm M Me Wr-
küng ausübt. Da sie. gefunden haben, daß der Dunger in
flüssiger Form eminente Resultate gegeben, so sind dieselben da-
hin gekommen, die sMMHeN VMMnte der Thiere- ttt einer
Kraftbrühe zu concektrirtn u. diese daim dein Feldfrüchtch
zuzuführen. Hierbei darf aber Richte
'düngenden Stoffen verlören gehen; ja ^ie Ettgländi^r menW
in die Gxcremente noch Guano, 'Knochefetttthl u; A., um vä-
durch die Wirksamkeit des flüssigen Düngers anf VaS Beträch^
lichste zu vermehren.
In den so verschiedenen lokalen Verhältnissen Deutschland
ist eS begründet, daß hier die Verwendung deS DüngerS kn
flüssiger Form im Großen schweren Eingang finden wird. Wit
müssen andere Wege einschlagen, um unsere Felder von der ZA
führung von HilfSdüngern so viel wie möglich zu emancipirbn,
durch den Nichtankauf von HilfSdüngern- thunlichst an baarem
Gelde zu sparen und dennoch in den Erträgen der Felder vöH'
zuschreiten. Unter den zu diesem Zwecke führendenMomente«
nimmt die „Compostirung" des Stalldüngers mit Mooty Törf
und jeder anderen beliebigen Erde die erste Stelle ein. Dieses
Verfahren ist nicht neu, sondern wurde in vereinzekten Fälley
bereits mit hohem ^Erfolge angewendet und deshalb schon viel-
fach angerathen, um so mehr, als hierbei das Ammoniak vor
Verflüchtigung geschützt und durch die mehr öder minder aus-
gedehnte mechanische Veränderung deS BodenS auch eine phy
sikalische Verbesserung deö AckerS erzielt wird.
In Hannover ist die Compostirung des Stalldüngers schon
ziemlich verbreitet; namentlich erzielt Berkhausen mit derselben
jahrelang die eminentesten Erfolge. Sein Verfahren, obzwar
vollkommen mustetgiltig, ist sehr einfach und gipfelt hauptsäch
lich in dem Streben, den Stallmist so gleichmäßig als möglW
mit der Erde zu mischen und daS Ganze einem GährimMro-
zesse zu unterwerfen. Die Haufen werden mit der Erde öilfö
ichichtenwelfe gemengt und durch sorgsames Bedecken von allen
Seiten den Einflüssen von Luft u. Regen so viel als möglich
entzogen. Um die jsich einstellende Gahre zu vervollständigen,
ist es gerathen, die Haufen mehrfach umzustechen. Auf diese
Weise findet schließlich eine derartigeMischung, gegenseitige Er-
gänzung ». Zersetzung der zusammengeführten Stoffe statt^ daß
dem Landwirthe eine Düngermasse zu Gebote stehen wird, die
nirgends bei ihrer Anwendung die erwartete Wirkung verfeh
len wird.
Verschmäht eS der Landwirth endlich nicht, den Dungmassen
Kalk, PhoSphorsäure u s. w. zuzusetzen, so wird er sich bald
in der behaglichen Situation befinden, sein Geld nicht -mehr M
dem bisherigen Maße für den Ankauf von HilfSdüngern au#»
zugeben, u. ohne Sorge dem Zeitpunkte entgegensehen zu kön-
nen, in welchem eS heißen wird, daß die Guano-Lager in
Peru geräumt sind. (Forts, folgt )
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: ßr. Rudolf SchädM.
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9. Juni Silber .... . . .... 102.16
20-grankenstücke . . . . ... 8 89 */g
Hiezu als Beilage „Allgemeiner Anzeiger für das Kaiserreich
Disternich
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.