ten zu Rgthe gezogen werden müssen und meinte, daß, was
die Berechtigung der ^frelhändlerischen und schutzzöllnerischen
Bestrebungen anbelangt, die Mehrheit wohl in der Mitte zu
suchen sein werde.
Dem Versuche der Deputation, die Konversation auch auf
die Eisenbahn fragen zu lenken, begegnete er mit einer Ablehn-
ung der Erörterung dieser Angelegenheiten a!S nicht in seinen
Ressort gehörend^ und verwies die Deputation an Herrn v.
Chlumecky, nicht ohne warme Lobeserhebungen die er den
Eigenschaften deS neuen Handelsministers spendete.
Beim Handelsminister Hrn. v Chlumecky nahm die Audi-
enz der Deputation den Charakter einer ziemlich lebhaften Eon-
versation an. Hr. v. Chlumecky wieS darauf hin, daß an dem
Entwürfe eines EisenbahnprogrammS über HalS und Kopf ge
arbeitet werde, erklarte aber, daß an die Bewerkstelligung gros-
ser Eisenbahnanlagen, wie man sich dieselbe in industriellen
Kreisen als HülfSmaßregel denke, aus Rücksichten für den
Staatssäckel und die Steuerträger nicht gegangen werden könne,
und empfahl vielmehr die Vervollkommnung des NetzeS geeig
neter Lokal- und Verbindungsbahnen. Was die HandelSyer-
träge anbelangt, so meinte er: daß sich allerdings über die
österreichisch-englische Nachtragökonvention reden lassen werde,
daß aber, selbst wenn man diese Konvention opfern wollte, an
Zollerhöhungen, wie man sie in den industriellen Kreisen in
Aussicht nehme, nicht gedacht werden könne.
Als im Laufe der ziemlich erregten .Controverse auf die
Frage deS Ministers: ob man es denn auf Errichtung öfter-
reichifch-ungarifcher Zollschranken ankommen lassen wolle, einige
Mitglieder der Deputation behaupteten: sie würden selbst diese
Eventualität nicht scheuen, erklärte Hr. v. Chlumecky auf daS
bestimmteste: daß er zu Errichtung einer Zollgränze zwischen
beiden Reichöhälsten nie seine Hand bieten werde. Hr. fo.
Chlumecky verwies die Industriellen auf die Notwendigkeit,
die Handelsbeziehungen zum Orient zu pflegen und zu erwei-
tern, und unterdrückte den Borwurf nicht, daß der Han-
delSverkehr mit dem Orient durch die Schuld der Gewerbetrei-
benden selbst gelitten habe. i
In jüngster Zeit macht wieder ein gegen den deutschen
Reichskanzler gerichtetes Attentat, welches in Wien seinen Ur-
Heber hat und sich schließlich als eine gemeine Geldspekulation
entpuppte, viel von sich zu reden. Die N Fr. Pr. theilt hier-
über Nachstehendes mit." Anfangs der vorigen Woche erhielt
der in Wien domizilirende Provinzial des Jesuiten-OrdenS durch
seinen Diener ein Paquet zugestellt, welches einen gesiegelten
Brief und einen demselben beigeschlossenen Zettel enthielt. In
dem Brief erbot sich ein energischer; kräftiger und gewandter
Mann den deutschen Reichskanzler Fürsten Bismarck auf sichere
Weise zu ermorden, wenn ihm dafür der Zesuiten-Orden durch
den Provinzial einen Betrag von rund einer Million Gulden
garantire. Der diesem geschlossenen Brief beiliegende und von
einer andern Hand herrührende Zettel enthielt kurz etwa fol
gendes: „Die Antwort auf den Brief werde ich persönlich
(zu der und der Stunde) abholen. Joseph Wiesinger" Der
OrdenS-Provinzial verständigte von dem Vorfall sofort die Be-
Hörde und deponirte die Briefe, in Folge dessen die geeigneten
Anordnungen getroffen wurden. Zur bestimmten Stunde fand
sich in dem Wohnhaus des ProvinzialS in der That ein etwa
Währiger. Mann ein um die Antwort in Empfang zu nehmen.
Statt dieselbe zu erhalten wurde seine Festnahme versügt.jES wurde
konstatirt, daß der Verhaftete der in der Abele-Gasse Nr. 8 wohn-
hafte verheirathete Diurnist Josef Wiesinger sei. Derselbe will von
dem Inhalt des Brieses oder einem beabsichtigten Verbrechen
absolut nichts wissen, sondern den Brief von einem unbekann-
ten Mann zur Zustellung erhalten haben. Die etwaige Ant-
wort hätte er dem Auftraggeber zu einer vereinbarten Stunde
an einem bestimmten öffentlichen Platz übermitteln sollen. Auf
behördliche Verfügung wurde Wiesinger auch dahingebracht;
der vermeintliche Komplice fand sich jedoch nicht ein. So be-
richtet die „N. Fr. Pr.," deren Erzählung übrigens auch mit
Andeutungen der „Presse" und deS „Vaterland" übereinstimmt.
Die „Presse" fügt noch bei, daß dem Wiesinger für den Boten-
gang ein Honorar von 2000 fl. zugesichert gewesen sei
und überdieß noch ein Antheil an der „Verdienstsumme."
Der „Andere" wird alS ein sehr elegant gekleideter Herr, im
besten ManneSalter stehend, bezeichnet — Wohnort, Name u.
Stand desselben sind aber unbekannt.
Frankreich. Bei der Wahl deS.Verfassungsausschusses
in der Nationalversammlung haben ^die Republikaner einen
glänzenden Sieg davon getragen.
Spanien. Heber den Tod des Admirals Barcaiztegui
liegt uns folgende sehr eingehende Schilderung vor: Der Com-
Mandant des Geschwaders der Nordküste, Admiral Barcaiztegui,
Generaladjutant. deS Königs, unternahm allwöchentlich einige
Fahrten an der Küste entlang mit einem oder dem andern
seiner Schiffe und beschränkte sich darauf auf die vom Feinde
besetzten Küstenstrecken einige Granaten zu werfen. Bisher
konnte man dies ohne Gefahr thun, die Schiffe giengen dicht
an der Küste entlang und suchten sich unbehelligt und unbesorgt
den Punkt der Rache aus. KarlistischerseitS hatte man längst
den Wunsch auch der Flotte einmal einen Denkzettel zukom-
men zu lassen, andererseits aber daS Bestreben die Bevölkerung
der Küstenstädte vor dem Feuer der Schiffe zu schützen; Gene-
ral Egana hatte daher dem Drängen der armen» gischerbevöl-
kerung um Schutz nachgegeben und bei Motrico eine Strand-
batterie errichtet die mit 6 Hinterladern schwersten Kalibers
armirt wurde. Von dem Vorhandensein dieser Batterie hatte
man hier keine Ahnung, als daher heute der Admiral mit dem
„Kolon" und dem „Ferolano" wieder eine seiner gewöhnlichen
Fahrten in der Nähe der Küste unternahm, wurde er plötzlich
in der Nähe von Monlrico mit einem Granathagel begrüßt, der
gleich unangenehm aus dem Admiralschiff aufräumte. Ehe die
beiden Schiffe zum Heuern kamen, waren sie schon so arg
mitgenommen, daß sie unter schwacher Erwiederung deS Feuers
weiter von der Küste ablaufen mußten. Als der Admiral diese
Bewegung eben kommandirte, wurde ihm durch eine Granate
der Leib aufgerissen und er sank entseelt von der LandungS-
brücke auf die Treppe hernieder. Die durch diesen Vorfall
hervorgerufene Verwirrung war in den ersten Momenten so
groß, daß man sogar das Feuern vergaß, die aber unaufhör
lich in die Schiffswände einschlagenden Granaten brachten sehr
bald die Besinnung wieder und nach vielen vergeblichen Ver-
suchen gelang eS endlich die hohe See zu gewinnen. DaS
Admiralschiff „Colon" hat 17 Granaten in den Rumpf und
verschiedene in die Masten und Tackelage Erhalten, eine hat
den Schornstein zerschlagen und die Kommandobrücke zertrüm-
mert, der „Ferolano" aber wurde so arg zugerichtet, daß er
bon dem kranken „Colon" in Schlepptau genommen und nach
PasajeS bugsirt werden mußte; dort ließ man ihn um sein
Sinken zu verhindern, aus den Strand laufen, und man ist
augenblicklich mit dem Transport der Verwundeten Hieher be
schäftigt. Die schlechte Bewaffnung der Schiffe ließ gegen daS
Feuer der karliftischen Batterie gar nicht auskommen, und eS
dürste von neuem der Beweis geliefert sein, daß die Holzschiffe
unserer neueren Artillerie gegenüber fast wehrlos sind. Der
„Ferolano" wurde von mehreren Granaten vollständig durch-
bohrt, die Maschine zerschlagen und ihm durch wenige gut
sitzende Schüsse fast vollständig daS Lebenslicht ausgeblasen.
England. Der große Strike in SüdwaleS ist nach unzäh-
ligen Verzögerungen und Enttäuschungen endlich durch einen
förmlichen Vergleich beigelegt. Die Vertreter der Arbeiter und
die Grubenbesitzer versammelten sich zu Cardiff. Bedingungen
derGrubenbesitzer waren bekanntlich seit Aufhebung der Sperre
eine Lohnherabsetzung von 15 Prozent und eintägige Kündi
gung bis zur allgemeinen Wiederaufnahme der Arbeit. Dem