er stak in einer Pelz-Muffe. An derselben war auch, ein Zet-
te! mit der Inschrift: „Munter, aufgeweckt und noch ganz un-
verdorben; kaut noch nicht einmal Tabak."
* Statistische Berichte weisen nach, daß Frankreich Tag
für Tag 180 Millionen Zündhölzchen abnutzt und für dieses
Vergnügen, wovon unsere Vorväter mit ihrem Stahl und
Stein und Zunder und Schwefelfaden nicht die leiseste Ahnung
hatten, alljährlich dem Staate noch 35 Millionen Fr. Steuern
bezahlt
* Amtlicher Styl. Der TempS veröffentlicht folgenden
Satz aus dem Erlasse eines MaireS im Departement de la
Creuse: „Die wüthenden Hunde, die eS noch nicht sind, wer-
den hiemit aufmerksam gemacht, nicht ohne ihren Maulkorb
auszugehen, weil den. Eigentümern angezeigt ist, daß sie von
den Feldhütern niedergeschlagen werden."
* Der Bahnzug, welcher früh um halb 6 Uhr von Leit-
meriz nach Prag abgeht, stand am Ostertage 'bereit. Die
Passagiere warteten mit Ungeduld und peinlicher Erregung des
Moments, wo sie ein Billet erhalten würden, mittelst dessen
sie an das Ziel ihrer Wünsche gelangen könnten. Aber lange
war dieseö Warten vergebens. Schon pfeift die Maschine in
der Aussicht, leere Gagen nach sich ziehen zu müssen. Da
stürzt der Billeteur unter die aufgeregte Menge vor die Kasse
und ruft: „Meine Herrschaften, i bitt, fohrenS halt ohne Kar
ten, i Hab mein Schalterschlüssel verloren." ^
* Vor einigen Tagen machte der Fischer Stork von Ueber-
lingen im Bodensee einen glücklichen Ftfchzug; er fing nämlich
am jenseitigen Ufer mittelst des Netzes einen Riesenhecht von
1% Ztr. Gewicht,3^ Fuß Lange und 2 Fuß Umfang;
nebstdem einen Hecht von 8 Pfd. und einen Kretzer von 2V 2
Pfd Ersterer Fisch wurde von Hrn. Löwenwirth Appert in
Ueberlingrn für 1t fl. gekauft und befindet sich nun in dessen
Fischteich, um dereinst die Tafel zu zieren.
Bei der jüngsten Schwurgerichtssitzung in Posen hat sich
ein interessanter Fall ereignet. Ein zum Geschwornen einbe-
rufener Kaufmann aus Schrimm hatte ein „EnibindtmgSge-
such" eingereicht und dasselbe damit motivirt, daß er wirklich
zu dumm sei, um den Verhandlungen folgen zu können. So-
wohl der Gerichtshof als der Staatsanwalt erachteten diese
Selbsterkenntniß so hoch, daß sie dem originellen Gesuche in
der That Statt gaben.
* Tie Einrichtung mit der Taubenpost in Moskau ist
so weit gedieden, daß nach einer Anordnung der Militärbehörde
in diesem Sommer alle wichtigen Depeschen während der Ue-
bungen und Manöver der im UebungSlager bei Moskau ver-
sammelten Truppen durch Vermittlung von Brieftauben zver-
sandt werden sotten. Die im August und September vorigen
JahreS mit den Moskauer Brieftauben angestellten Flugver-
suche haben herausgestellt, daß die durchschnittliche Flugfchnellig-
keit dieser geflügelten Boten anderthalb Minuten per Werst
(1066 Meter) beträgt.
Der Spieler.
Aus den Erinnerungen eines Arztes.
Mitgetheilt vjo» Roderich Benedix.
(Fortsetzung.)
Der Präsident richtete noch mehrere Fragen an den Ange-
schuldigten, dieser blieb in allen Stücken bei seiner Erklärung.
DaS Zeugenvcrhör begann.'
Die Gerichtspersonen, welche den Ort deS Verbrechens un
tersucht hatten, machten die erste Aussage. Der Körper deS
Ermordeten hatte auf einer kleinen freien Stelle in dem sonst
überall dichten Gebüsche gelegen, unfern einer steinernen Bank.
Die Hände deS Leichnams waren krampfhaft geschlossen gewe-
sen, in der einen Hand hatte sich ein Stückchen feingeßlümten
Kattuns befunden. Die abgeschossene Pistole war fünfzehn
Schritt von der Stelle, wo der' Leichnam lag, in einem fchma-
len Fußsteige, der nach jener Bank führte , gefunden worden.
Sie war von der Feuchtigkeit deS ThaueS mit frischen Rost-
flecken überzogen.
Die Pistole lag auf dem Tische deS Gerichts — sie war
seitdem noch mehr verrostet.
Die zweite Aussage machte der Arzt, welcher den Leichnam
secirt hatte. Der Ermordete war durch einen Schuß getödtet.
Die Kugel war durch den Hals durch und durch gegangen
und hatte eine Arterie verletzt. Der Tod war durch Verblu-
tung erfolgt. Der Ermordete konnte noch eine halbe Stunde
gelebt haben, nachdem er den Schuß erhalten. Die Weste
des Ermordeten war gewaltsam aufgerissen. Der Arzt folgerte
daraus, daß der Mörder sein Opfer beraubt und daß zwischen
Beiden ein kurzer Kampf stattgefunden habe. Bon diesem
Kampfe müsse auch das Stückchen Kattun herrühren, daß in
der Hand des Getövteten befindlich gewesen, wahrscheinlich habe
er dieses Stückchen Kattun von der Kleidung seines Mörders
abgerissen.
Der Präsident ließ hierauf ein auf dem Tische bestndli-
cheS Hemd vorzeigen. ES war daS Hemd Theobalds, daS
dieser trug, als er verhaftet wurde. Der ganze vordere Theil
deS HemdeS war zerfetzt, mehrere Stücke herausgerissen. DaS
Muster des kattunenen Hemdes und deS Stückchens Kattun,
das in der Hand des Leichnams gefunden worden, war ge
nau dasselbe. *
Der Präsident befragte Theobald über diesen Umstand,
und sprach die Meinung aus, Dieses gewaltsame Zerreißen
des HemdeS rührte doch wahrscheinlich davon her, daß der
Verwundete seinen Mörder im letzten Todeskampfe gefaßt und
ihm so seine Kleider zerfetzt habe.
Theobald erklärte das Zerrissenseyn feineS HemdeS durch
deu Umstand, daß er im halben Wahnsinn durch Dornen und
Büsche gekrochen sei. Auch die übrigen Theile der Kleidung,
in der er verhaftet worden, trugen Spuren von Zersetzung.
Der Präsident machte die Geschworenen darauf aufmerk-
sam, daß daS Hemd Blutflecke hätte, und fragte den Ange-
klagten, wie er diese erklare.
Theobald erwiederte: die Dornen, die seine Kleider zer-
fezt, hätten auch setju Haut zerrissen.
Der Arzt, der ihn untersucht hatte, bekundete in der
That, daß Theobald kleine Narben von Rissen, die von Dor-
nen herzurühren schienen, im Gesicht, an der Brust und den
Händen habe.
Der Präsident machte Theobald auf den Umstand auf-
merksam, daß jenes Stückchen Kattun, in den Händen des
Leichnams gefunden, und daS Hemd deS Angeklagten von
demselben Muster sei.
Theobald wußte diesen Umstand nicht zu erklären. Hier
müsse ein sonderbarer Zufall obwalten.
ES traten jetzt nach einander mehrere Badegäste als Zeu-
gen auf. Alle erinnerten sich, Theobald mehrmals, unter An-
dern auch am Spieltische gesehen zu haben. Einzelne hatten
auch bemerkt, daß er unglücklich gespielt hatte. Auch den
andern Angeklagten, Friedhelm, wollten Einige am Spieltische
gesehen haben. Den Ermordeten hatten Alle genauer gekannt.
Drei dieser Zeugen bekundeten übereinstimmend und mit siche
rer Ueberzeugung, daß der Ermordete am Abend vor seinem
Tode ungewöhnlich glücklich gespielt habe und daß er mit ei-
ner bedeutenden Snmme in Gold und Papier, die er gewon-
nen, und in heiterster Laune davon gegangen sei. Nachdem
er den Spielsaal verlassen, war er von Niemanden mehr ge-
sehen worden.
Der Präsident rief hier die Gerichtsbeamten wieder auf.
Diese bekundeten, daß die Taschen deS Ermordeten völlig leer
gewesen seien — nur in der Westentasche hatte sich ein klei-
neS Briefchen gefunden.