sen. Am Abende desselben TageS zogen eine große Menge
von Studenten vor Don Alsonfo'S Villa und nur nach lan-
gem Zureden von Seite des Dekans Ettingshausen entschloß
sich der Zug zum Rückmärsche in die Stadt.
Ernstlicher gestaltete sich die Sache an den folgenden Ta-
gen. Tausende von Menschen hatten sich auf den Straßen
vor der Villa Don Alfonfo'S versammelt. ES mußten Hußa-
ren requiriert werden, welche versuchten, die schreiende und to-
bende Menge zu entfernen. Vergeblich blieb jede Aufforderung,
die Antwort waren Steinwürfe. Da die aufgebotene Mann-
schaft zu schwach war, mußte Infanterie zu Hilfe gerufen
werden. Nur mit großer Anstrengung gelang eS die Massen
zu zerstreuen. Von dem Civile sind bereits zahlreiche leichte
und schwere Verwundungen bekannt.
Es ist traurig und empörend, daß derartige Insulte nicht
bloß einem Manne, sondern auch einem Weibe gegenüber vor-
kommen können und zwar noch inszeniert von den „Jüngern
der Wissenschaft." Die „Kölner Zeitung" bemerkt übrigens
in dieser Hinsicht, daß die Studenten dieser Hochschule auch
nicht annähernd jene Leistungen auf dem Felde der Wissenschaft
aufzuweisen haben, wie auf dem deS RanvalS, und einen Com-
ment führen, der an deutschen Universitäten kaum seines Glei
chen hat.
Der Kaiser von Oesterreich, der gegenwärtig in Dalmatien
und Hen benachbarten Provinzen weilt und von der Bevölker
ung uberall mit großer Freude empfangen wird, wird am 15.
d. MtS. von seiner 1 ! / 2 Monat andauernden Reise nach
Wien zurückkehren.
Frankreich. Die französischen Blätter geben sich viel
Mühe aus der gegenwärtigen Stimmung Frankreichs den
Frieden zu beweisen. Die „Revue des deux Mondes" schildert
in ibrem neuesten Maiheft den heutigen Zustand der franzö-
sifchen Stimmung in folgenden beredten Sätzen die wohl etwas
zu optimistisch gehalten zu sein scheinen.
„Die Fremden, welche Frankreich gern der Unwissenheit u.
Leichtfertigkeit zeihen, begehen selbst auffallende Mißgriffe in
ihren Urtheilen über unser Land. Augenscheinlich stehen sie
noch unter den Eindrücken einer früheren Zeit. Sie scheinen
an ein Frankreich zu glauben das aufgewühlt, unruhig, ganz
den Parteileidenschaften überantwortet oder von der Ungeduld
der Rache verzehrt und stets bereit sei sich in die Revolution
oder in den Krieg zu stürzen. Sie können sich kein ruhiges
Frankreich vorstellen, kein Frankreich das für alle Aufregungen
mit denen man eS betäubt ziemlich gleichgültig, daS bescheiden
und gefaßt in seinem Leben der Arbeit, entschieden seinett Ge-
schaften zugewandt ist, mit einem Wort: sie können sich nicht
daS wirkliche Frankreich vorstellen, wie eS heute ist und wie eS
dieEreignisse hinterlassen haben. Dieses neue Frankreich kennen
viele Ausländer nicht, sie sehen eS von ferne, richten eS fort-
während nach falschen Gerüchten, selbstsüchtigen Zeugnissen
oder phantasievollen Correspondenzen, indem sie ihm Absichten
und Vorbedacht aller Art zuschreiben. Wenn die. welche so
leichtfertig von unferm Lande sprechen, eS ein wenig in voller
Aufrichtigkeit und ohne Voreingenommenheit studieren wollten,
fp würden sie gar bald wahrnehmen, daß sich seit Mehreren
Jahren eine tiefe Umwandlung vollzieht, und daß Frankreich
niemals weniger geneigt gewesen ist auf Abenteuer, weder die
der Revolution noch deS Kriegs, auiSzugehen, daß eS endlich
nur eine geprüfte Nation ist, welche einzig ihre innere Sicher-
heit und den äußern Frieden sucht. Ja, mit etwas Billigkeit
und Einstcht würden die Ausländer, welche nicht gerade in den
hohen Komödien der Diplomatie eine Rolle spielen, die wahre
Natur der Arbeit, welche Frankreich betreibt herausfinden, und
sie würden begreifen, daß bei dieser inneren Wiederaufrichtung,
welche alles arbeitsvoll macht, bei dieser Reorganisation unserer
Kräfte, welche man manchmal zu entstellen beliebt, eS nichts
gibt, was nicht eine Bürgschaft für die Interessen deS Friedens,
für den Frieden der Welt wäre. In Wahrheit darf man sehr
ruhig sein ; die Besucher, Fürsten oder einfache Touristen, kön-
nen nach Paris kommen, sie werden auf ihrem Wege nicht
diese Kavalleriemassen finden, welche teutonische Luchse im An-
marsch gegen die Grenze gesehen haben; sie werden nicht die
geringste Spur einer Aufreizung oder Verschwörung entdecken;
sie werden die soziale Gefahr in den Polemiken der Blätter,
ganz und gar nicht in den Straßen sehen. Sie werden
eine Nation finden, welche stets wohlwollend, der Täuschungen
müde und bereit der Ruhe sich zu erfreuen die man ihr läßt
und ziemlich wenig geneigt ist Feuer zu fangen, weder für die
Generalräthe, deren Sitzungen eben zn Ende sind, noch für
die Nationalversammlung, deren Sitzungen nun wieder beginnen
werden, noch für die angeblichen Zwistigkeiten im Kabinet u.
für die Gesetze, welche man vorbereitet, noch für die monoto-
nen Manifeste der legitimistischen Presse, oder für die letzte
Rede deS Herrn Gambetta selbst. Die Ordnung im Innern
und der Friede nach außen, dieß ist die doppelte und unwan-
delbare Bedingung, welche sich heute Frankreich auferlegt, alleS
was eS wünscht und die Fremden täuschen sich ebenso sehr,
wenn sie überall Ungeduld der Revanche, KriegSvorbereitungen
erblicken, als wenn sie in dem kleinsten Zwischenfall unserer,
parlamentarischen Geschäfte daS Zeichen naher Umwälzungen
erblicken."
Wie das „N. Wiener Tagblatt" berichtet, stünde Lulu ein
Stiefpapa in Aussicht. Die Fama will wissen, die Exkaiserin
fei im Begriffe, sich mit einem englischen Lord zu verehelichen.
Als besonderes Kennzeichen des Schwärmers wird angegeben,
daß er das drittgrößte Vermögen in England besitze.
Spanien. ES ist nun ein Vierteljahr verflossen seitdem
auf dem Kriegsschauplatz im Norden eine größere Aktion nicht
stattgefunden hat. Zn Madrid hatte man diesen Stillstand der
großen Operationen theilS gewünscht, theilS für nöthig gehalten;
letzteres um erst der Armee neue Kräfte zuzuführen ; erstereS
um den Eindrücken, welche die Thronbesteigung Don Alfonsos
und dann daS Unternehmen EabreraS auf die Stimmung der
karlistischen Bevölkerungen und Truppen üben könnten, die
nöthige Zeit zu lassen um sich geltend zu machen und sich zu
entwickeln. Die angeführten Ereignisse sind zwar nicht ohne
alle Wirkung geblieben, doch haben sie im großen und ganzen
die Lage auf dem alten Punkte gelassen. Unter diesen Um-
ständen mußte der Gedanke die Operationen wieder kraftig auf-
zunehmen, von selbst sich aufdrängen und eS heißt nun auch
wirklich, daß dieselben in kurzem wieder beginnen sollen. Am
Orio und an der Arga, in Gnipuzkoa und in Navarra soll
zugleich gehandelt werden, während Loma in das Innere Biz-
caya'S vordringen soll Die Aushebung hat der Regierung
etwa 30,000 Mann neue Truppen zugeführt. Bon der an-
dern Seite hat der Telegraph gemeldet,'daA Don Carlos feine
Generale nach.Vergara zu einer wichtigen Berathung berufen hat.
In ihrem bisherigen Stande können weder die Karliften noch
die RegierungStruppen länger verharren.
Asten. Der heurige Winter ist auch in China und Ja-
pan eln sehr strenger gewesen. In einzelnen Gegenden lag
der Schnee 15—20 Schuh hoch, eS kamen zahlreiche TodeS-
fälle durch Erfrieren vor und auch sonst war der angerichtete
Schaden ein recht bedeutender. In Aamahata-Ken stürzte das
Dach einer Lehranstalt während den Unterrichtsstunden unter
der Schneelast ein und sämmtliche anwesende Zöglinge kamen
dabei umS Leben.
Verschiedenes.
* Ein New-Aorker Kaufmann hatte eine Bekanntmachung
erlassen, daß er einen munteren, aufgeweckten Jungen in sei-
nem Geschäfte brauche. Am Abend klingelte eS an seiner
Thür und als er heraustritt, findet er einen solchen, 11 Tage
alt, in einem Körbchen. Der Junge war sorgfältig eingehüllt.