Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

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vergeblich, denn der Fluß bebte in einer Weise, daß meine 
Stimme verhallte, sobald sie meine Lippen verließ. 
Der höchste Grad deS Schreckens war noch nicht erreicht. 
Als ich beinahe völlig erschöpft auf meinem harten Bette 
lag, fing das Wasser an durch einen Riß an der oberen Seite 
der Decke einzudringen. Erst glaubte ich, es komme vom 
Damm, aber bald entdeckte ich meinen Zrrthum. ES kam von 
dem Fluß! Der Strom stieg mit größter Schnelligkeit! Der 
Regen fiel in Strömen und ich wußte, daß die anschwellende 
Fluth ihn in Kurzem vervierfachen werde. Ich hatte den Fluß 
in sechs Stunden sein Ufer erreichen sehen, indem er in dieser 
Zeit um so viel Fuß stieg. Meine Zufluchtsstätte war nicht 
einen Fuß über dem niederen Wasserstand und ich hatte nicht 
über drei Fuß Raum vom Boden bis zur Decke. Das Was« 
ser mußte jetzt schon beinahe zwei Fuß gestiegen sein, sonst 
hätte eS nicht über die Schutzma^er kommen können. Ein 
Fuß weiter und ich war verloren! Die Wellen drangen rau- 
schend und wirbelnd herein, und in zehn Minuten war das 
Wasser innen auf derselben Höhe mit dem von draußen. Es 
waren nun nur noch etwa zwölf .Zoll zwischen dem Wasser 
und dem Felsen über mir. Ich lag auf meinen Knieen, und 
mit dem obern Theil meines KopfeS »an dem soliden Dach 
reichte daS Wasser bis zwei Zoll an mein Kinn. Durch eine 
Oeffnung konnte ich sehen, wie die schäumenden, zischenden 
Wetten Bäume, Gebüsche und Stämme in ihren dunklen Schooß 
trugen, und ich fühlte mein Leben mit ihnen entströmen. Ich 
schrie auö aller Macht — schrie bis ich heiser war - dann 
klammerte ich mich wahnsinnig gegen den schweren Felsen, der 
auf mich gefallen war, ich strengte jede Muskel und jede Nerve 
so an, daß ich meine Kleider vom Rücken und das Fleisch 
wund riß, aber Alles ohne Erfolg. Ich war so fest einge- 
schlössen in den harten Felsen, daß Prometheus nicht fester 
gebunden war. Als dieser Paroxismus vorüber, fing ich an 
zu überlegen. DaS Wasser war nun an meinem Kinn und 
sein Ste'gen nahm mit jedem Augenblicke zu. Tausende 
von kleinen Bächen fanden ihren Weg zum Fluß, und in 
wenig Minuten mußten die Fluthen das Dach erreichen l Ich 
fühlte, daß der Tvd mir nahe war! ES war ein harter 
Gedanke, aber ich konnte ihn mir nicht verhehlen. Der Don- 
ner rollte über den Gipfeln der Berge, aber der Blitz wollte 
mich nicht treffen. 
(Schluß folgt.) 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgebet: vr. Rudolf Schädler. 
Amtliche Anzeigen. 
E d i kt. 
Von dem fürstl. Landgerichte ist auf Ansuchen deS Herrn 
Johann Georg Marxer zu Vaduz in Vertretung mehrerer 
Unterpfandsbesitzer, die Einleitung der Amortistrung nachsteh- 
ender auS der Konkursverhandlung des Magnus Banzer von 
Triefen dat. 5. September 1810 herrührenden Hypothekarfor- 
derungen bewilligt worden. Diese sind: 
1. Die zu Gunsten des Benedikt Guggen 
heim in EmS auf dem Grundstücke der Anna 
Maria Schädler in Triefen, TrS. B. 3Lolio 
97 versicherten 
2. Die zu Gunsten deS obigen auf dem 
Gute deS Xaver Kindle in Triefen, B. 3 Fol. 490 
versicherten 
3. Die für den obigen auf dem Gute des 
Johann Höh in Triefen, B. 3 Fol. 522 ver- 
sicherten 40 fl. 
115 ff.R.W. 
58 fl. 
4. Die für denselben auf dem Gute deS 
Martin Ehrni in Triefen, B. 2, Folio 394 
versicherten 34 fl. 
5. Die für den vorigen" auf dem Gute deS 
Franz Michael Beck in Triefen, B. 1 Fol. 218 
versicherten 68 fl. 
6. Die zu Gunsten deS Georg Gengel in 
Chur auf dem Gute der Aloisia Kindle in 
Tnesen, B. 3 Folio 171 versicherten 147 fl. 
ES werden daher alle diejenigen, welche auf obige Forde- 
rungen noch Ansprüche zu haben glauben, aufgefordert, bei 
diesem Gerichte binnen Einem Jahre, d. i. bis 11. März 1876 
sich zu melden, widrigenfalls die Löschung dieser Satzposten 
im Grundbuche erfolgen wird. 
Vaduz, am 10. März 1875. 
Fürstl. Liechtensteinisches Landgericht 
33 Keßler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Für Maurer. 
Gute Maurer und Handlanger finden dauernde Beschäfti- 
gung bei gutem Lohn bei Baumeister Luzius Ospelt in 
Ehaux-de-fondö. 
Vaduz. Wegen Räumung eines Schlages verkaufe ich 
eine Partie W e i n b i r n - und Kirschen Hochstämme zu 
herabgesetzten Preisen. 
Oberlehrer Hinger. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 26. März. 
1 Der halbe Metzen 
j beste 
Mittlere 
geringe 
1 fl 
kr 
fi. 
fr. 
fl' 
kr. 
j Korn . . . . . 
1 3 
40 
3 
15 
"3 
05 
| Roggen .... 
1 2 
80 
2 
60 
2 
50 
; Gerste 
1 2 
70 
o 
50 
2 
30 
] Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
| Hafer 
1 1 
70 
1 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reaumur in Baduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
MttaqS 
12.1% 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
März 24 
- 5-/2 
+ 4 
— 1 
halb hell. 
„ 25. 
0 
+ 11% 
-j- 2 
trüb; schneit 
26. 
+ 2 
+ 7% 
-{- 4 
halb hell 
. 27 
- % 
+ sy 4 
+ 7 
fast hell 
. 28. 
+ 4 
~h 3% 
+ 2V2 
trüb; Reg. 
» 29. 
+ % 
+ 3% 
+ 1 
trüb; Mg.schneitS 
it 30. 
0 
+ 4-/2 
+ 2 
halb hell. . 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
3t. März Silber 104.10 
20-Frankenstücke . . ... . . 883 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch. 
4
	        

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