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vergeblich, denn der Fluß bebte in einer Weise, daß meine
Stimme verhallte, sobald sie meine Lippen verließ.
Der höchste Grad deS Schreckens war noch nicht erreicht.
Als ich beinahe völlig erschöpft auf meinem harten Bette
lag, fing das Wasser an durch einen Riß an der oberen Seite
der Decke einzudringen. Erst glaubte ich, es komme vom
Damm, aber bald entdeckte ich meinen Zrrthum. ES kam von
dem Fluß! Der Strom stieg mit größter Schnelligkeit! Der
Regen fiel in Strömen und ich wußte, daß die anschwellende
Fluth ihn in Kurzem vervierfachen werde. Ich hatte den Fluß
in sechs Stunden sein Ufer erreichen sehen, indem er in dieser
Zeit um so viel Fuß stieg. Meine Zufluchtsstätte war nicht
einen Fuß über dem niederen Wasserstand und ich hatte nicht
über drei Fuß Raum vom Boden bis zur Decke. Das Was«
ser mußte jetzt schon beinahe zwei Fuß gestiegen sein, sonst
hätte eS nicht über die Schutzma^er kommen können. Ein
Fuß weiter und ich war verloren! Die Wellen drangen rau-
schend und wirbelnd herein, und in zehn Minuten war das
Wasser innen auf derselben Höhe mit dem von draußen. Es
waren nun nur noch etwa zwölf .Zoll zwischen dem Wasser
und dem Felsen über mir. Ich lag auf meinen Knieen, und
mit dem obern Theil meines KopfeS »an dem soliden Dach
reichte daS Wasser bis zwei Zoll an mein Kinn. Durch eine
Oeffnung konnte ich sehen, wie die schäumenden, zischenden
Wetten Bäume, Gebüsche und Stämme in ihren dunklen Schooß
trugen, und ich fühlte mein Leben mit ihnen entströmen. Ich
schrie auö aller Macht — schrie bis ich heiser war - dann
klammerte ich mich wahnsinnig gegen den schweren Felsen, der
auf mich gefallen war, ich strengte jede Muskel und jede Nerve
so an, daß ich meine Kleider vom Rücken und das Fleisch
wund riß, aber Alles ohne Erfolg. Ich war so fest einge-
schlössen in den harten Felsen, daß Prometheus nicht fester
gebunden war. Als dieser Paroxismus vorüber, fing ich an
zu überlegen. DaS Wasser war nun an meinem Kinn und
sein Ste'gen nahm mit jedem Augenblicke zu. Tausende
von kleinen Bächen fanden ihren Weg zum Fluß, und in
wenig Minuten mußten die Fluthen das Dach erreichen l Ich
fühlte, daß der Tvd mir nahe war! ES war ein harter
Gedanke, aber ich konnte ihn mir nicht verhehlen. Der Don-
ner rollte über den Gipfeln der Berge, aber der Blitz wollte
mich nicht treffen.
(Schluß folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgebet: vr. Rudolf Schädler.
Amtliche Anzeigen.
E d i kt.
Von dem fürstl. Landgerichte ist auf Ansuchen deS Herrn
Johann Georg Marxer zu Vaduz in Vertretung mehrerer
Unterpfandsbesitzer, die Einleitung der Amortistrung nachsteh-
ender auS der Konkursverhandlung des Magnus Banzer von
Triefen dat. 5. September 1810 herrührenden Hypothekarfor-
derungen bewilligt worden. Diese sind:
1. Die zu Gunsten des Benedikt Guggen
heim in EmS auf dem Grundstücke der Anna
Maria Schädler in Triefen, TrS. B. 3Lolio
97 versicherten
2. Die zu Gunsten deS obigen auf dem
Gute deS Xaver Kindle in Triefen, B. 3 Fol. 490
versicherten
3. Die für den obigen auf dem Gute des
Johann Höh in Triefen, B. 3 Fol. 522 ver-
sicherten 40 fl.
115 ff.R.W.
58 fl.
4. Die für denselben auf dem Gute deS
Martin Ehrni in Triefen, B. 2, Folio 394
versicherten 34 fl.
5. Die für den vorigen" auf dem Gute deS
Franz Michael Beck in Triefen, B. 1 Fol. 218
versicherten 68 fl.
6. Die zu Gunsten deS Georg Gengel in
Chur auf dem Gute der Aloisia Kindle in
Tnesen, B. 3 Folio 171 versicherten 147 fl.
ES werden daher alle diejenigen, welche auf obige Forde-
rungen noch Ansprüche zu haben glauben, aufgefordert, bei
diesem Gerichte binnen Einem Jahre, d. i. bis 11. März 1876
sich zu melden, widrigenfalls die Löschung dieser Satzposten
im Grundbuche erfolgen wird.
Vaduz, am 10. März 1875.
Fürstl. Liechtensteinisches Landgericht
33 Keßler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Für Maurer.
Gute Maurer und Handlanger finden dauernde Beschäfti-
gung bei gutem Lohn bei Baumeister Luzius Ospelt in
Ehaux-de-fondö.
Vaduz. Wegen Räumung eines Schlages verkaufe ich
eine Partie W e i n b i r n - und Kirschen Hochstämme zu
herabgesetzten Preisen.
Oberlehrer Hinger.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 26. März.
1 Der halbe Metzen
j beste
Mittlere
geringe
1 fl
kr
fi.
fr.
fl'
kr.
j Korn . . . . .
1 3
40
3
15
"3
05
| Roggen ....
1 2
80
2
60
2
50
; Gerste
1 2
70
o
50
2
30
] Türken ....
2
80
2
50
2
20
| Hafer
1 1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reaumur in Baduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
MttaqS
12.1%
Abends
6 Uhr
Witterung.
März 24
- 5-/2
+ 4
— 1
halb hell.
„ 25.
0
+ 11%
-j- 2
trüb; schneit
26.
+ 2
+ 7%
-{- 4
halb hell
. 27
- %
+ sy 4
+ 7
fast hell
. 28.
+ 4
~h 3%
+ 2V2
trüb; Reg.
» 29.
+ %
+ 3%
+ 1
trüb; Mg.schneitS
it 30.
0
+ 4-/2
+ 2
halb hell. .
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
3t. März Silber 104.10
20-Frankenstücke . . ... . . 883
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
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