dem sich dann Rübenfelder, welche durch Trockenheit im Som-
mer zurückgehalten wurden, im Herbste noch bedeutend er-
holen.
IV. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist.eS, daß man
das WachSthum der Futtergewächse, mit wel--
chen man den Ausfall an gewöhnlichem Futter
zu decken sucht, durch schnell wirkenden Dünger
unterstütze, z. B. durch Auflösung von Guano, Gülle,
aufgeschlossenes Knochenmehl ;e. Unter gewöhnlichen Verhält-
nissen zu lohnender Verwendung schon geeignet, werden diese
Düngmittel im Vergleich zu dem eben jetzt durch sie ermög-
lichten Nutzen geradezu wohlfeil. Bei Futternoth die Gülle
nicht gespart!
Auflösung von Guano (25 Maß Wasser auf 1 Pfd.
Guano) und Gülle (wenn unvergohren oder zu ammoniak-
reich, mit Wasser verdünnt) eignen sich zu allen Gewächsen,
ganz besonders für Rüben, MaiS, Moorhirse, RepS Die
Rübe kommt auch bei normalen WitterungSverhältnissen erst
in jetziger Jahreszeit recht in'S Wachsen und man kann eS daher
mit Hilfe löslichen DüngerS, wenn gleich die Trockenheit
bis jetzt hemmend gewirkt hat, noch zu einer guten Rüben--
ernte bringen. Für Rüben empfiehlt eS sich, dem flüssigen
Dünger einen Zusatz von aufgeschlossenem Knochenmehl (8u-
perpdospkay zu geben. Dagegen muß die Verwendung des
OelbrodeS und der Malzkeime zu unmittelbarem Dünger jetzt,
da diese Dünger als Futter so hoch ausgenützt werden kön-
nen, als Verschwendung bezeichnet werden.
V. Man sollte ernstlich darauf Bedacht nehmen, daS Be-
dürfniß an Streu auf andere Weise (durch Laub, MooS,
Heidekraut, Sägmehl k.) zu decken, damit daö Stroh, was
sonst zum Streuen gedient hat, als Futter verfügbar bleibt.
B. Vorkehrungen zu Ersparung von Futter.
~ I. ES ist als ein verkehrtes Verfahren allgemein anerkannt,
Futterersparniß dadurch erzielen zu wollen, daß man das
Vieh im eigentlichen Sinne des Wortes durchhungert, bis
man im kommenden Jahre neues Futter hat. Immerhin ist
eS besser, seinen Viehstand zu verringern, selbst wenn eS —
wie dieß in solchen Fällen nicht anders sein kann — mit gro-
ßem Verluste geschieht. ES gilt eben hier, wie sonst auch oft
im Leben, von zwei Uebeln daS kleinere zu wählen. Am besten
wird sich der Landwirth immer stellen, wenn er nur so viel
Vieh behält, a!S er ordentlich füttern kann. Da aber der Nutzen
allerdings um fo größer ist, je mehr er, unter dieser uner-
läßlichen Voraussetzung, Vieh überwintern kann, so yluß er
alle diesem Zweck förderlichen, wirtschaftlich zulässigen Mittel
anwenden.
II. Je weniger normales Futter (gutes Heu und Oehmd)
man hat, desto mehr ist darauf zu sehen, daß die zur Ver
fügung stehenden anderweitigen Futterstoffein einem
Verhältniß zusammengesetzt seien, wie eS der Zweck der Er-
nährung (nämlich die Gesunderhaltung deS Viehes und mög
lichst große Ausnutzung deS FutterS) verlangt. In dieser Hin-
ficht ist daS Verhältniß zwischen stickstoffhaltigen und stickstoff-
losen Aestandtheilen und zwischen Fett und den übrigen Stof-
fen von der größten Bedeutung. In futterarmen Jahren müs
sen in der Hauptsache Stroh und nach Umständen auch Rü-
den an die Stelle von Heu und Oehmd treten. Sowohl dem
Stroh als den Rüben fehlt eS,. damit ihr Nahrungswerth
möglichst vollständig von dem Thierkörper aufgenommen wer-
den kann, an hinreichendem Stickstoff und Fett. Die tauglich-
sten Mittel zur Beseitigung dieses Mangels find Oelbrod,
Malzkeime und Kleie (Grüsch), ganz besonders aber daS Oel
brod, welches nicht allein den Mangel an Stickstoff, sondern
auch an Fett hinreichend deckt, was letzteres zur Folge hat,
daß die sonst bloß zu % ihrer Menge verdauliche Pflanzen-
faser (Hauptbestandtheil deS Strohes) mehr als zur Hälfte
verdaut wird. In dieser Weise wirken jene Futterstoffe nich/
bloS unmittelbar nützlich, indem sie die Nahrung vermehren,
sondern auch mittelbar, indem sie die fehlerhafte — daher
weniger wirksame Zusammensetzung des HauptfutterS ver-
bessern. *
III. Die Selbsterhitzung (Gährung und das An-
brühen, Dämpfen oder" Kochen) macht rauhe Futterstoffe (gro-
beS Heu, Stroh, Scheuernabfall, Repsschoten k.) verdaulicher,
so daß, um gleichen Nähreffekt zu erzielen, % deS FutterS
erspart werden kann. Die Selbsterhitzung erfordert große Auf-
merkfamkeit, das Anbrühen ic. dagegen Aufwand an Feu-
erungSmaterial. Wenn man auch in gewöhnlichen Zeiten Ein-
Wendungen gegen diese VerfahrungSarten gelten lassen mag,
so müssen fie doch in Zeiten des Futtermangels verstummen,
nachdem man weiß, daß das Brühen und Dämpfen in ge-
wissen Gegenden (z. B. in Belgien) auch in Zeiten, wo kein
Futtermangel herrscht, längst zum Vortheil der Viehhalter in
Uebung ist.
IV. Der Betrieb von landwirthscha ftl ich-tech-
nischen Gewerben liefert in seinen Rückständen Futter,
Welches nicht allein das übrige Futter vermehrt, sondern die-
sem bei unpassender Zusammensetzung auch als Verbesserung
und zur Aufschließung (Verdaulichmachung) dient; in dieser
doppelten Beziehung zeichnet sich die Brennereischlempe
besonders aus; sie ist sehr stickstoffreich, weil durch den Brenn-
Prozeß nur die kohlenstoffigen Bestandtheile (Stärke, Zucker)
ausgezogen werden, und daher in hohem Grad geeignet, den
Mangel an Stickstoff im übrigen Futter (Stroh, Rüben jc.)
zu beseitigen; hartes, an Pflanzenfaser reiches Futter (Stroh
:c.) wird verdaulicher, wenn man Die Hitze der vom Destillir
kessel kommenden Schlempe — wie dieß ein zweckmäßiges
Verfahren unbedingt erfordert — zum Anbrühen sorgfältig
benützt.
V. Daß eine angemessene Salzgabe jederzeit von
Nutzen ist, weiß jeder Landwirth; dagegen muß man darauf
aufmerksam machen, daß die Salzgabe zweckmäßig in dem
Verhältniß verstärkt wird, als man von einer normalen Füt-
terung (deren Grundlage gutes Heu ist) abzuweichen gezwun-
gen ist. Zwar kann die vermehrte Salzgabe keineswegs die
mangelhafte Fütterung verbessern, aber sie erhöht die Lebens-
thätigkeit des ThiereS und somit die Widerstandsfähigkeit ge-
gen die üblen Wirkungen, welche eine, von den natürlichen
Bedingungen zweckmäßiger Ernährung abweichende FütterungS-
weife sonst auf die Gesundheit leicht ausübt.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
März
3
- 1%
+ 5
+ Vi
trüb.
u
4.
0
+ 6
+ %
fast trüb.
»
5.
- 3y 4
+ 1
- 27 2
halb hell.
If
6.
- 5%
+ 3
— l
fast hell
Ii
7.
+ 2
+ 8
+ 4
trüb.
tf
8.
+ 3%
+ 10%
+ 6
fast bedeckt. !
H
9.
+ 4
+ 11
+ 8
hell. '
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
10. März Silber . . 104.90
20-Frankenstücke 8.88 ! / 2
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.