Liechtensteinische
Dritter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. 11.
den 12. März 1875.
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Vaterländisches.
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte.
44. Die Freiherren v. Brandis.
(Fortsetzung.)
Der Schwabenkrieg.
Pie Eidgenossen rückten nun von Vaduz weiter vor um
Feldkirch und das Wallgau zu erobern. Sie lagerten zu Ben-
dem und am Eschnerberg. Während zur Zeit des Appenzeller-
Krieges die Leute am Eschnerberg sich den Eidgenossen ange-
schlössen hatten, war ihre Geimnung dießmal die entgegenge-
setzte. Sie hielten treu zu ihrem Landesherrn und dem Kai«
ser. Darum verbrannten die Eidgenossen die Hauser zu
Bendern. Darauf forderten sie die Bürger von Feldkirch und
die Wallgauer auf, sich thnen zn unterwerfen. Im Falle der
Weigerung stellten (te^ Brand und "Plünderung in Aussicht.
DaS schreckte aber weder Feldkirch noch daS Wallgau ab, das
Ansinnen entschieden zurückzuweisen. Feldkirch wurde belagert.
Die Wallgauer mußten sich zuerst bis Rankweil und von da
in daS Jagdbergische zurück ziehen. Da die noch übrigen
schwäbischen KriegSleute sie im Stich gelassen hatten, mußten
sie sich endlich ergeben und ganz Wallgau fiel in die Hände
der Eidgenossen. Auf solch schlimme Berichte sammelte man
in Schwaben in Eile ein neues Heer/, das die Stärke von
etwa 10,000 Mann erreichte Schon bei Hard griffen aber
die Eidgenossen diese Truppen an und brachten ihnen eine
empfindliche Schlappe bei, so daß sie sich nacl) Bregenz zurück
ziehen mußten. Um nun daS Wallgau wieder zu erobern,
sandte die Regentschaft in Innsbruck Truppen über den Arl-
berg, die dann auch am 3!. März 1499 wirklich das Land
bis Frastanz wieder in ihre Gewalt brachten. Aber auch die
Eidgenossen blieben nicht müßig. Sie wußten wie wichtig
die Einnahmen von Gutenberg und Feldkirch für sie waren.
Eine Schaar Eidgenossen mit Aexten bewaffnet drang daher
übier den Rhein, rückte an die Thore von Gutenberg und fing
an diese mit Aexten aufzuhauen. Sie wurden aber vertrieben
und Einer, der außerhalb der Beste durch eine geheime Oeff-^
nung hinaufkletterte, wurde entdeckt und hinabgestürzt, weßhalb
das Loch noch lange das Schweizerloch hieß. Auf die Nach-
richt von der Wiedereroberung des Wallgau'S durch die Oe-
sterreicher rückten die Eidgenossen wieder zahlreich in unsere
Gegend und suchten insbesondere Gutenberg aufö Neue zu
bezwingen. Die Bündner sollten dieß ausführen. Am 10.
April begannen sie die Belagerung. Sie hatten eine Haupt-
büchfe, welche einen Stein, so groß als einen Hut, schleuderte
und mehrere Schlangenbüchsen, welche ihnen Jakob Trivulzer,
Graf v. Mifox, nebst einem Büchsenmeister geschickt hatte.
Die Büchsen wurden bei Klein -Melö aufgestellt, als man
aber mit der großen Büchse etliche Schüsse gethan hatte, zer*
bchch sie in viele Stücke. Da konnte man die Beste nur mi
den Schlangenbüchsen beschießen, welche den Mauern keinen
Schaden thaten und darum vorzüglich gegen daS Dach und
Holzwerk gerichtet wurden. Die in der Beste wuschen ^Hiese
Schäfte mit Besen and Ofenwischer ab, den Belagerettl^DA
Spott. Weil man mit den Büchsen wenig ausrichten MW)
sing man anj, die Beste „niederzugraben", aber daö war tin-
möglich, denn der Felsen, auf welchem sie stand, war zu fest.
ES lagen bei 4000 Bündner und Eidgenossen vor der Beste
und der Anschlag ging 'bahin, dieselbe zu plagen und zu ver-
hüten, daß man in sie keine Speisen bringen könnte. „Aber
Uirich v. Ramschwag ließ sich durch dieß Alles nicht erfchrek-
ker^ hielt fest und bewahrte sich vor Ungemach."
. Baduz, 1 0. März. Unser» innländischen Feuerwehren
mag nachfolgende Mittheilung, die wir aus Bludenz erhalten,
Interesse bieten.
„Bludenz. Die Abgeordneten der freiwilligen Feuer-
wehren 'Vorarlbergs haben in der Versammlung vom 28. l.
MtS. daS Metzische Gewinde alS Normal-Gewinde s ange
nommen.
Indem die Statuten des GauverbandeS der Vorarlberger
Feuerwehren in kurzer Zeit der Statthalterei zur Genehmigung
vorgelegt werden, mache ich die Herren Gemeindevertreter auf-
merksam bei Ankauf von Schläuchen und Spritzen, wie bei
Umänderung an Letztern das Metzische Gewinde anzuschaffen,
denn die erste Aufgabe deS GauverbandeS ist, die Gleichmäßig-
keit der Gewinde in allen Gemeinden deS Landes gesetzlich her-
zustellen.
Die von Herren Gebrüder. Graßmayr seit mehreren Iah-
ren gemachten Spritzen haben auch daS betreffende Gewinde
und fertigen diese Herren daS Stück „Vater- und Mutter-
schraube" zu 5 fl. ö. W. Papier.
Im Auftrage der Abgeordneten
der Schriftführer.
Politische Rundschau.
Deutschland. Das Urtheil der deutschen Presse über die
Freisprechung OfenheimS spricht sich zum großen Theil ener-
gisch und mit sittlicher Entrüstung gegen diese „großartige
Affaire" auS. Die „Nationqlzeitung" meint: Die Freispre-
chung OfenheimS sei für Oesterreich eine der schwersten Nie-
derlagen, ein moralisches Königgrätz; die Geschwörnen hätten
sich wohl, wenn nicht schlimmere Motive mitwirkten, gescheut
einen Mann zu verurtheilen der, bei Licht besehen, zahllose
Komplicen habe und dessen Verurtheilung eine ganze Reihe
von Verfolgungen hätte nach sich ziehen sollen. Oesterreich
sei zwar daS klassische Land deS „Krachs" und werde eS