Liechtensteinische
Dritter Jahrgang
Vaduz, Freitag
Xr. 7.
den 12. Februar 1875.
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Vaterländisches,
(m) Bilder aus der vaterländische« Geschichte.
42. Die Freiherren v. Brandis.
(Fortsetzung.)
Der Schwabenkrieg.
Der erwähnte Waffenstillstand war den 2. Februar 1499
geschlossen worden. Da die Fortsetzung deS Krieges unver
meidlich schier, hatte der graue Bund die Urner zur Beihilfe
gemahnt. AlS dlese in Chur ankamen traf die Nachricht vom
Waffenstillstand ein und sie blieben daher vorerst daselbst.
Schon hatte sich AlleS zu einem ernstlichen Kriege im Rhein-
thal gerüstet. Der schwäbische Bund hatte bereits früher seine
Maßnahmen getroffen und die Schweizer, davon unterrichtet,
machten Gegenanstalten. Die St. Gailer und Thurgauer de-
setzten daS Ufer deS Bodensee'S; Luzern, Schwyz und Unter-
walden das Rheinthal, die Glarner und Appenzeller den Scholl-
berg. Das geschah in den letzten Tagen des Januars. Nach
dem Plane der Glarner und Appenzeller sollte der erste An-
griff den 1. Februar stattfinden. Unsichere Gerüchte wurden
hin und her getragen und erfüllten daS Land mit großer Un-
ruhe. Zwei Männer auS Bünden, hieß eS, seien auf Guten-
berg beim Vogte v. Ramschwag gewesen, welcher Jedem 30
fl. versprochen habe, penn sie die 3 Bünde brandschatzen wür-
den. Die Leute am Eschnerberg fingen einen Mann, der
Feldkirch verbrennen wollte. Sie lieferten ihn in die Stadt,
wo er zur Strafe selbst verbrannt wurde. In der Grafschaft
Vaduz und am Eschnerberg, sowie in Feldkirch und im Wall-
gau war großer Auflauf. AlleS rüstete. Die beste Habe
brachte man auf die Burgen Vaduz und Gutenberg. Am
Rhein bei Bendern und BalzerS standen starke Wachen, wah-
rend die Luziensteig von den Bündnern besetzt wurde. Guten-
berg hatte eine Besatzung von 200 Mann und war mit
Kriegs- und Mundvorrath hinlänglich versehen. Die Urner
zogen nun von Chur ab, zogen durch daS Sarganserland und
wollten zu den Eidgenossen im R^einthal stoßen. Als sie
nun am 7. Februar die Besatzung von Gutenberg vorbei ziehen
sah, reizte sie dieselben durch spöttische Zurufe und that dabei
einige Schüsse. Da setzten die Urner sogleich über ven Rhein
und zündeten zu MelS bei BalzerS ein HauS an, welches von
einem Schweizer bewohnt wurde, der es mit dem v. Ram-
schwag hielt. Die Nachricht von diesem Ueberfalle wurde den
Hauptleuten deS schwäbischen Bundes sogleich mitgetheilt. Diese
kamen mit ihren Knechten, riefen die Landschaften Vaduz und
Schellenberg zu den Waffen, trieben die Eidgenossen über den
Rhein und kamen weiterm Brande zuvor. Ludwig v. Bran
dis mit seinen Leuten und den Knechten vom schwäbischen
Bt; He zog gegen die Letzi an der Luziensteig. Er hatte einige
Hauptbüchsen, auch Wägen und Leitern bei sich. Die Bünd-
ner wurden von der Steig vertrieben und Ludwig v. Brandis
rückte gegen Maienfeld hinab ut»d nahm im Einverständnisse
mit seinem Bruder das Städtchen. Die Steig wurde nun mit
200 Mann besetzt, meist Leute miS Vaduz und Schernberg.
Am. gleichen Abende kam noch die Nachricht von der Ein-
nähme MaienfeldS nach Chur. Bestürzung und Schrecken
überfiel daS gemeine Volk. AlleS waffnete, Geistliche und
Weltliche und man blieb die Nacht hindurch unter Hen Waf-
fen. Boten gingen ab zu den Urnern, ins Sarganserland,
nach AzmooS und Werdenberg. Sie sollten den Ueberfall auf
der Steig anzeigen und die Bitte überbringen, denselben rächen
zu helfen. Die Aufgebote der Bünde trafen in Chur ein und
eS wurde mit den Eidgenossen ein KriegSzug auf Montag
vor der Fastnacht verabredet. Als das KriegSvolk der Bünde
m MalanS anlangte, flüchteten sich djx schwäbischen Haupt-
leute welche noch in Maienfeld waren. Mit ihnen zog Kacha-
rina, die Gea»ahlin Sigmunds v. Brandis, nur Sigmund und
Thüring v. Brandis blieben mit einer Besatzung im Städt-
chen zurück.
(Fortsetzung folgt.)
Vaduz, den 8. Februar. Bezüglich der Kündigung deS
österreichisch - liechtensteinischen ZollvertraqeS hat die öfterreich.
Regierung, wie wir aus zuverläßiger Quelle erfahren, dem
Ansuchen unserer fürstlichen Regierung, auf eine Revision deS
Zoll- und Steuervertrags einzutreten und die Kündigungsfrist
auf 6 Monate zu verlängern, ihre Geneigtheit zur Revision
deö Vertrages ausgesprochen. Wie wir ferner der Feldk. Ztg.
entnehmen, hat die Kandelskammer von Feldkirch in ihrer letz-
ten Sitzung die Erneuerung des österr.-iiechtenst. ZollvertragS
als wüniche.nSWerth zu befürworten beschlossen.
Baduz, den 9. Februar. (Prozeß Hartmann.) DaS fürftl.
Liechtenst Appell.-Gericht in Wien hat daS in Gemäßheit deS
8 433 der St. G. O. v. Z. 1803 I. Thl. vorgelegte Straf-
urtheil erster Instanz vom 3t. Dezbr. 1874, womit Johann
Hartmann fürstl. Forstadjunkt des Verbrechens deS Todtschla-
geS nach 8 140 deS Sr. G. B. vom I. 1852 schuldig er-
kannt und gemäß 8' 142 deS St. G B. zur schweren Kerker-
strafe in der Dauer von fünf Jahren u. Tragung der Kosten
deS Strafverfahrens verurtheilt wurde, — in Ansehung deS
Schuldigspruches zu bestätigen, in Ansehung deS StrafauSmaf
ßeö jedoch auf Grund des 8 441 der St. G O. v. I. 130Ä
I. Thl. dahin zu mildern befunden, daß die in der Dauer von
fünf Jahren verhängte schwere Kerkerstrafe auf die Dauer von
zwei Jahren herabgesetzt wurde: DaS Obergericht hat also den
„bösen Vorsatz," d. h. die Abficht zu beschädigen, auf Seite
deS Angeklagten ebenfalls als vorhanden und erwiesen ange-