stern - Reserve jvon Ohio wollen einen Riefenkäse nach Phila
delphia zur hundertjährigen Unabhängigkeitsfeier schicken. Der-
selbe^soll 14 Tonnen (28,000 Pfund) wiegen, 13 Fuß breit
und 11 Fuß hoch sein. Die Fabriken werden das nöthige
Material liefern, um im Mai 1876 den Käse in zwei Tagen
machen zu können. DaS Gefäß zu diesem Zwecke wird auS
Gußeisen bestehen. Der Käse soll auf einem eigens für die-
sen Zweck gebauten Karren von Orwell direkt nach dem AuS»
stellungSgebäude in Philadelphia versandt werden. Nachdem
derselbe dort genugsam bewundert worden ist, sott der Käse in
Stücke zerschnitten und unter die Repräsentanten der verfchie-
denen Weltgtgenden vertheilt werden.
^ Nicht übel. Die Dresdner Nachrichten enthalten im
Jnferatentheil einer ihrer ihrer letzten Nummern folgende An-
nonce: „Ein junger Mann von angenehmem Aeußern, der sich
zu verheirathen wünscht, sucht auf diesem nicht mehr ungewöhn-
lichen Wege einen älteren, erfahrenen Herrn, welcher ihm das
ausredet. *
• Das Hotelgeschäft in New-Nork. Die Größe deS Ho-
telgefchäftes in New-Aork mag dnrch eine jüngst veröffentlichte
Statistik mit Bezug auf 15 der Haupt-HotelS — die indeß
kaum bedeutender sind als viele andere der 108, welche die
Stadt besitzt — bemessen werden. In diesen 15 Hotels lebt
im Laufe des JahreS eine temporäre Bevölkerung von etwa
1,500,000 Personen, und dieselben geben für ihre Unterkunft
in diesem Zeitraum zirka 14 Mill. Dollars auS. Diese 15
HotelS verbrauchen jede Woche 54,600 Pfund Fleisch, 600,000
Pfd. Fische und 600,000 Pfd. Austern in einem Jahre. Sie
verbrauchen ferner jährlich 5 Mill. Eier, 1 % Mill. Pfd. Ge
flügel und Wildprett, 10,000 Faß Mehl, -20,000 Faß Kar«
toffeln, 150,000 Pfd. Kaffee, 35.000 Pfd. Thee, 700,000
Pfd. Zucker, lj 2 Mill. Quart Milch, 170,000 Quart Sahne
und 450,000 Pfd. Butter. Ihre Waschanstalten' waschen
jährlich 19 Mill. Stücke und sie verbrennen 60 Mill. Ku-
bikfuß GaS und 25.000 Tonnen Kohlen, während sie zur
Verbreitung von Kühle 12,000 Tonnen Eis bedürfen. Diese
15 Hotels haben 4662 Zimmer, in denen 6030 Personen be-
quem, 7640 im Nothfalle untergebracht werden können; sie
haben einen täglichen Durchschnitt von 3925 Gästen, zu
deren Bedienung sie 1456 weibliche unv 1479 mannliche Dienst-
boten beschäftigen. Sie besitzen 390 Equipagen, in denen
ihre Gäste ausfahren können, aher nicht ohne Dafür eine gute
runde Summe zu entrichten. Die durchschnittliche tägliche
Ausgabe eines in einem dieser Hotels Logirenden beträgt zirka
10 Dollars.
* Der „Figaro" glaubt auf der Spur eines gerichtlichen
JrrthumS zu fein. Vor etwa 30 Jahren, so erzählt er, wurde
ein junges Mädchen, Namens MarieGuernic, todt in ihrem
Bett gefunden. Die Aerzte erklärten, eö habe eine Vergiftung
stattgefunden. — Marie Guernic sollte einen jungen Mann
auS der Umgebung heirathen, aber man sagte überall, diese
Heiralh werde der Tod der Schwester Marie'S sein, eineS
hübschen 13 jährigen Mädchens mit Namen Madeleine. ES
ging daS Gerücht, dieses junge Mädchen liebe ihren künftigen
Schwager. Es bedurfte nicht mehr, um den Verdacht und die
Anklage auf sie zu lenken, daß sie ihre Schwester vergiftet
habe. Madeleine wurde verhaftet und vor Gericht gestellt.
Sie vertheidigte sich kaum, sondern beschränkte sich darauf, zu
läugne», und wurde zum Tode verurtheilt. Eines schönen
Morgens holte man sie aus dem Gefängniß der Stadt, schnitt
ibr ihre schönen blonden Haare ab, und der Henker von Nan-
teS führte sie unter das Fallbeil der Guillotine. Sie starb
fromm, mit großem Muth uno ohne Äetheuerung ihrer Un-
schuld.
Die Zeit verging; alle Welt beklagte den Vater Guernie,
den man in einen untröstlichen Schmerz versunken sah.
Er hatte ein kleines Vermögen geerbt, welches seinen Töch
tern Von Seite ihrer Mutter zugefallen war; aber das hatte
seinen Kummer nicht beschwichtigt. Vor 14 Tagen starb der
Vater Guernic. Aber bevor er den letzten Seufzer ausbauchte,
ließ er einen Priester holen, den Abee Bareau, und bekannte
ihm, daß er eS gewesen, der seine älteste Tochter vergiftet und
daS Gerücht von der Schuld der letzteren verbreitet habe, um
feine beiden Kinder zu beerben.
Die arme zum Tode Berurtheilte hatte geschwiegen, weil
sie wußte, daß ihr Vater der Mörder war und lieber sterben,
alS ihn angeben wollte Der Abbee Bareau ist in Paris an-
gekommenem seinen Vorgesetzten Mittheilung von dem Bor-
falle zu machen.
* Der Thierbändiger Bidel, der gegenwärtig seine Mena-
qerie in Paris zeigt, war dieser Tage in Gefahr, von seinen
Thieren zerrissen zu werden. Wie gewöhnlich war er in den
großen Käsig gegangen, in dem sich drei Löwen, zwei Bären,
ein Schakal, ein Schaf und ein Elephant befinden. Plötzlich
ging ein Bär, der sich sonst vor dem Löwen fürchtet, brum-.
mend auf diesen los. Bidel wollte die aneinander gerathenen
Thiere trennen; er faßte den Bären am Genicke und entriß
ihn den Klauen deS Löwen. Dieser stieß ein furchtbares Ge-
brülle aus und versetzte dem Thierbändiger einen Kiauenhieb,
der ihm die Haut von einer Hand herabriß und ihn am
Schenkel verletzte. Trotz deS Blutverlustes bewahrte Bidel sei-
nen Gleichmuth. Wohl wissend, daß eS um sein Leben gehe,
ging er auf die Bestien loS, hieb mit der schweren Peitsche
auf sie ein unv zwang sie, sich niederzulegen. Wäre er nur
einen Schritt zurückgewichen, so würde eS um ihn geschehen
sein, und die Bestien würden ihn zerrissen haben. Unter den
Zuschauern herrschte panischer Schrecken, dem jedoch der Thier-
bündiger ein Enve machte, indem er, nachdem seine Wun-
den verbunden waren, grüßend wieder vor dem Publikum er-
schien.
* ®n Walliser Bauer, nahe bei Sitten, der in ViviS
sein Rückfahrbillet verlor, wußte sich zu helfen, indem er ein-
fach, die Dunkelheit deS AbendS benutzend, in den Hunde-
kästen deS BahnzugeS kroch. In Aigle erhielt er jedoch Ge-
sellschaft in einem 2zentnerigen Schwein, welches man fönst
nirgends unterzubringen wußte. Beide Theile — welche das
irdische Daheim ohnehin so nahe bei einander zu verleben
pflegen — vertrugen sich sehr gut bis nach Sitten, wo das
Schwein, an seinem Bestimmungsorte angelangt, ausgeladen
wurde, allwo man denn auch, zum Gaudium aller Umstehen-
den, den Bauern entdeckte, der natürlich daö Vergnügen in
so auSerwählter Gesellschaft gereist zu sein mit der doppelten
Fahrtaxe bezahlen mußte.
Alpwirthschaftliche Betrachtungen, v.
(Fortsetzung aus den Nr. 28, 34, 35 und 38 des letzten
Jahrganges.)
Wir haben in den eben genannten Nummern unseres
Blattes in einer Reihe von Darstellungen schon den Versuch
gemacht, unsern Lesern ein Bild einer regelrechten Alpenbewir-
thung mit besonderer Berücksichtigung unserer einheimischen alp-
wirtschaftlichen Verhältnisse zu entwerfen und darin besonders
hervorgehoben, welche Mittel und Wege anzuwenden sind, um
zunächst den Grund und jBoden der Alpen zu erhalten, zu
pflegen und zu verbessern, wie nothwendig eS ist, daß der Ver-
waltung und Beaufsichtigung der Alpen nähere Aufmerksam-
feit zugewendet werde, daß ferner die Grundsätze und Ersah-
rungen, welche hinsichtlich der Düngung in den Kulturflächen
der Thäler und Ebenen zur Geltung gekommen sind/ auch für
die Pflanzenwelt der Alpen in Anwendung gebracht werden,
daß endlich neben einer vernünftigen Düngung sorgfältiges