Dritter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. 6.
dm 5. Februar 1875.
Die liechtensteinische
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übrige Ausland ganzjährig
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werden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz.
Vaterländisches.
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte.
41. Die Freiherren v. Brandis.
(Fortsetzung.)
Der Schwabenkrieg.
Auch SarganS kam nun in andere Hände. Mit dem Gra
fen Georg erlosch daS Geschlecht der Herren v Werdenberg-
SarganS, denn er starb kinderlos. Vom Montforter Stamm
waren jetzt nur noch die Bregenzer Linie und drei Zweige in
Schwaben übrig. Graf Georg verkaufte schon 1483 seine
Stammherrschaft für 13,000 sl. an die 7 alten Orte der Eid-
genossenschast. Vorher verlieh er der Stadt SarganS noch an-
sehnliche Freiheiten. Er überlebte noch den Schwabenkrieg, zu
dessen Anstiftern er gezählt wird, u. starb wahrscheinlich 150.1.
Die Herrschaften Vaduz Und Schellenberg waren nun fast
ringsum von Landschaften umgeben, welche entweder den Eid-
genossen gehörten oder doch diesen zugethan waren. SarganS
war von jetzt an Vogtei der Eidgenossen, Mayenfeld, obwohl
denen von Brandis gehörig, lag im Gebiete der drei Bünde,
Werdenberg, gegenwärtig denen von Hawen, gehörig, war mit
Luzern verbürgerrechtet, Hohensox (Salez, Sennwald, GamS,
Haag zc.) hielt zu den Eidgenossen. So war unser Land in
allen Kriegen zwischen Oesterreich u. den Eidgenossen oder den
3 Bünden am meisten bloßgestellt. Gutenberg jund Feldkirch
waren bei damaliger KriegSart die Hauptbollwerke für die oft«
reichischen Besitzungen diesseits deS ArlbergS. Der Feind konnte
aber zu diesen Besten nur durch unser Ländchen gelangen. Jeder
Krieg zwischen Oesterreich und den Eidgenossen mußte also in
erster Linie den Leuten unseres Landes Schaden und Unglück
bringen. Den Anlaß u. Verlauf eines solchen für unsere Herr-
schafttn sehr unglücklichen Krieges müssen wir nun im Fol-
genden erzählen.
Kaiser Friedrich III. gebot im I. 1488 der Nittergesellschaft
vom St. Georgen-Schild und den Reichsstädten in Schwaben
in einen Verein zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zu tu
ten Diesem Bunde traten auch die Freiherren v. Brandis bei,
da ihre Güter, seitdem in Oberrätien die 3 Bünde sich gebildet
hatten, zu Schwaben gerechnet wurden. AlS eine weitere Maß
regel zur Verhinderung von Fehben u. Kriegen zwischen Glie-
dern deS Reiches wurde vom Reichstage in Worms die Errich.
tung eines Reichskammergerichtes beschlossen, von welchem ins-
besondere die Streitigkeiten zwischen unmittelbaren ReichSständen
entschieden werden sollten. Die Eidgenossen wurden nun ein-
geladen dem schwäbischen Bunde beizutreten ü. sich dem Reichs-
kammergerichte ebenfalls zu unterwerfen. Der Schweizerbund
ruhte aber auf einer ganz andern Grundlage als der fchwä-
bische. Der letztere war ein Herren- und Städtebundj während
der erstere eine Demokratische Tendenz hatte, die allerdings durch
aus nicht konsequent durchgeführt wurde. So lag also der
Zwiespalt schon in der Natur und im Ziele der beiden Bünde.
Die Eidgenossen weigerten sich denn auch dem Äillen deS Kai
sers nachzukommen und als zwei Männer aus Appenzell und
St. Gallen beim Reichskammergericht, Klage einlegten, weiger-
ten sich diese Stände zu erscheinen. ES wurde deßhalb die Acht;
über die beiden Orte ausgesprochen. Die Eidgenossen nahmen
sich ihrer Bundesgenossen an und so kam eS zu gegenseitigen
Kriegsrüstungen. Diese erwiesen sich zwar noch alS voreilig,
aber sie nährten die Entzweiung und Erbitterung, die sich be-
sonders in Schimpfreden und Spottliedern Luft machte. ES
bedurfte nur mehr eines kleinen Funkens um den allgemeinen
Brand zu erregen. Dieser kam durch die Zwiestigkeiten zwischen
Kaiser Maxmilian als Grafen v. Tirol und dem Bischof.
Heinrich VI. v. Chur. ES handelte sich hiebei um die AuS-
Übung der Gerichtsbarkeit im Unterengädin. Dazu kamen noch
Streitigkeiten zwischen dem Kaiser und den drei Bünden, da
letztere die Franzosen unterstützten, welche Mailand bedrohten.
ES kam zu einem beiderseitigen Feldzuge ins bündnerische
Münsterthal, der jedoch auf Vermittlung deS Bischofs v. Kon-
stanz durch einen Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Zu-
gleich wurden die Einleitungen zu einem Vergleiche getroffen,
in welchem der Bischof dem Kaiser ganz anHeim geben würde.
UebrigenS hatten sich die Bünde nun mit dem Bischöfe aufS
heftigste entzweit.
(Fortsetzung folgt.)
Baduz, den 31. Jänner. Ragaz hat auf Veranstaltung
deS dortigen Kurvereinö den auf den 27. Jänner gefallenen
hundertsten Geburtstag deS berühmten Philosophen S ch ell in g,
dessen kunstvolles Grabmal den dortigen Friedhof ziert, festlich
begangen.
Um daö Gedüchtniß des großen Gelehrten zu feiern, hat
der König von Baiern auf diesen jTag dem Tit. Pfarramt
Kränze eingesandt, die Büste und das Grab desselben zu
schmücken, das Gleiche geschah von Seite deS Sohnes Schel-
lingS. —
Politische Rundschau.
Unter den wichtigeren politischen Ereignissen der letzten
Tage stehen die Vorgänge in der französischen Nationalver-
sammlung unstreitig im Vordergrund. Ein Pariser Kotrespon-
dent der A. A. Ztg. faßt-die wichtigen Fragen, um die sich
fcip Debatten der Nationalversammlung gedreht haben und in
den nächsten Tagen noch drehen werden, in sehr anschaulicher
Weise wie folgt zusammen:
Die Nationalversammlung hat seit anderthalb Jahren die
Berathung über die VerfassungSgefetze unter allen erdenklichen