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sche von Tadjura nach Euhuosa wöhrend der Nacht in Folge
BerrathS seiner Führer in einen Hinterhalt gefallen, welchen
die Stämme dieser Gegend ihm gestellt Hatten. Er selbst und
140 Mann seiner Truppen sind umgekommen, der Reg hat
den Rückzug bewe»kftelligt und ist nach andauernden sünftägi-
gen Kämpfen nach Tadjura zurückgekehrt. Der Verlust Mun-
zingerS wird vom Chedive und seiner Regierung lebhaft bc
dauert. Werner Munzinger war bekanntlich, gleich dem vor
zwei Jahren in Lern gestorbenen Prof. jur. Munzinger, ein
Sohn deS sel. BunresratheS Zosef Munzinger. Im Jahre
1832 zu Ölten geboren, tst er nur 43 Zadre alt geworden.
Getne Gymnasialstudien machte er tn Solothurn, von wo aus
er stch im Zahre 1849 behufs Studiums der orientaltschen
Sprachen nach München begab. Im Zahre 1852 ging er
nach Kairo und im Jahre 1853 nach Alexandria, wo e? in
ein kaufmännisches Geschäft trat. Zm Zahre 1854 unternahm
er an der Spitze einer Handelsexpedition eine Reise nach dem
Rothen Meere, lebte dann zu Massaua und Keren.
Später machte er größere Reisen in Afrika. 1865 wurde
er zum englischen Konsul in Massaua, 1868 zum französischen
Konsul in der gleichen Stadt, später zum Gouverneur de» sel-
den und endlich zum Oberbefehlshaber der für Abessynim
bestimmten Znvasionsarmee mu dem Titel Pascha ernannt
Amerika. Die Bolschaft des Präsidenten Grant empfiehlt
die Abänderung der Konstitution in so fern, als vollständig
freie Schulen ohne Rücklicht auf Geschlecht, Farbe und Reli-
gion eingeführt, die Abgaben für Schulen bestimmter Sekten
verboten werden sollen und das Eigenthum der Kirchen zu be-
steuern sei. Die Botschaft erklärt ferner: die VerhäUwsse zum
Ausland feien im allgemeinen befriedigend. In Betreff Cuba's,
wo der Aufstand ungeändert fortdaure, bege der Präsident die
Hoffnung auf Beendigung deS Konflikts durch Spaniens ob«
schon bisher alle Anstrengungen fruchtlos gewesen. Die In^
surgenten hätten ihrerseits eine der Anerkennung sähige bürger-
tiche Organisation nicht einzurichten gewußt; ihre Anerkennung
sei auch mit den faktischen Verhältnissen unverträglich, und
ihnen das Recht kriegführender Nationen zuzugestehen, erscheine
als unklug und unausführbar. Gelinge die Papsitation nicht, so
werde er noch im Laufe »er Session wettere Vorschläge ma,
chen. Betreffs der Kinanzfrage erwähnt die Botschaft die Ab-
Schaffung deS Gesetzes über die GreenbackSzahlung für die
Staatsschulden, schlügt die Creirung von Schatzfcheinen mit
langer Verfallszeit an Stelle der Legal-Tendernoten bis zu zwei
Millionen monatlich und die Ansammlung von Gold im Staats-
schätz behufs schließlicher Einlösung dieser langsichtigen Scheine
vor, und empfiehlt endlich möglichste Beschränkung der AuS-
Haben, Erhöhung der Einnahmen, sowie die Wiedereinführung
deS Thee- und Wasserzolls.
Verschiedenes.
London, 9. Dez. (Untergang deS Dampfers
„Deutschland".) Während die ersten Nachrichten über daS
Unglück, welches den Bremer Dampfer „Deutschland" betrof-
fen hat, vielfach verworren und in manchen Punkten wider-
sprechend lauteten, liegen jetzt die Aussagen deS CapitänS und
einzelner Passagiere vor, die eine klare Darstellung deS Her-
gangS geben.
Der Dampfer „Deutschland" hatte während deS ganzen
Sonntags mit einem starken Nordostwind zu kämpfen, und hef-
tlgeS Schneegestöber benahm jede Aussicht. Im Laufe der
Nacht wurde alle halbe Stunden das Senkblei ausgeworfen,
und die letzte Sondirung ergab 17 Faden Wasser. Am 6,
Morgens 4 Uhr, sah man ein Licht, daS der Kapitän für das
Licht deS Leuchtschiffes von North Hendifire hielt — eine An
nahme, die mt den Berechnungen übereinzustimmen schien.
DaS Schiff hatte eine sehr geringe Fahrgeschwindigkeit, als
man um halb 5 Uhr den ersten leichten Stoß verspürte, dem
bald mehrere andere folgten. Der „Deutschland" war auf
eine Sandhank aufgefahren. Sofort wurde der Befehl gege
ben, rückwärts zu fahren, aber die Schraube brach und die
Segel vermochten daS Schiff nicht über die Untiefen hinweg-
zubringen. Kapitän Brickenstein, der feine Ruhe nicht einen
Augenblick verlor, ließ nun die üblichen Nothschüsse abfeuern
und Raketen steigen und die Boote in Bereitschaft setzen. Die
See ging aber so hoch , daß man nicht daran denken konnte,
dieselben in'S Wasser zu lassen Nichtsdestoweniger wurden 2
Boote ohne Befehl herabgelassen: eines derselben, das 6 Per-
sonen trug, ging sofort unter, das andere, ein Rettungsboot,
wurde am Dienstag bei Sheerneß an'S Land getrieben; von
seinen drei Znsassen war jedoch nur noch einer, NamenS Au-
gust Beck, am Leben.
An Bord deS „Deutschland" wurden inzwischen die in
reicher Anzahl vorhandenen RettungSgürtel auögetheilt, und da
daS Schtff noch so ziemlich wasserfrei war, so wurden die
Krauen in den Schiffssalon beordert, den Männern der Reihe
nach Plätze an den Pumpen angewiesen. So verging der
ganze Montag verhältnismäßig ruhig Die Feuer brannten
noch und an warmen Speisen war kein Mangel; auch konnte
die Hilfe schließlich doch nicht lange ausbleiben, denn man
hatte die Nothsignale des „Deutschland* am Lande wahrge
nommen und auch beantwortet. DaS Leuchtschiff, welches den
Kapitän irregeführt hatte, war bei Tag deutlich sichtbar und
zwei Schiffe fuhren so nahe vorbei, daß die Paffagiere des
„Deutschland" überzeugt waren, daS Wrack sei nicht unbemerkt
geblieben, und man komme, Beistand zu leisten. Zndeß blieb
die Rettung doch auS, und mit Einbruch der Nacht begann
die Lage fürchterlich zu werden Die Fluth stieg, die Wellen
begannen hoch über daS Verdeck zu fegen und den Salon
und die Kajüten zu füllen. Die Frauen wurden nun Rngewie-
sen sich ins Takelwerk zu begeben, die Männer arbeiteten an
den Pumpen, aber bald wurde diese Arbeit als nutzlos aufge-
geben und Zedermann suchte sich so gut als möglich ttcherzu*
stellen.
Nun fehlte es leider nicht mehr an haarsträubenden Auftritten.
Zwei der Passagiere, ein Mann und eine Frau, gaben sich
selbst den Tod, dem sie nicht mehr entrinnen zu können glaub-
ten. Manche von den Frauen konnte man kaum dazu dun-
gen den Salon zu verlassen, um im Takelwerk de» Schreck-
nissen der Nacht, deS eisig kalten WindeS und des ringS
tosenden MeereS Trotz zu bieten. Die energische Frau deS
ProviantmeisterS leistete hier die besten Dienste. Fünf Nonnen
auS Paderborn jedoch ließen sich weder durch Güte noch Ge-
walt bewegen den Salon zu verlassen wo sie einen sichern Tod
finden mußten. Ihr Zammergeschrei trug viel dam bei das
Grausige der Scene zu erhöhen. Sie flehten unaufhörlich laut
zu Gott: da sie doch sterben müßten, ihre Leiden wenigstens
zu verkürzen und blieben im Salon. Als am Dienstag Mor-
genS mit eingetretener Ebbe daS Verdeck wieder wasserfrei
war und man sich in den Salon hinunterwagen konnte, wa-
ren die fünf Nonnen sämmtl'ch ertrunken. Hingegen waren
manche Züge von Seelenruhe, Heldenmuth und Selbstaufopfe-
rung zu verzeichnen.
Leider reichten bei vielen die physischen Kräfte nicht auS. Die
erstarrten Häyde der einen verloren ihren Hält, gänzliche Er-
schöpsung überwältigte andere, und so fielen manche aus dem
sicheren Talelwerk und wurden von den Wogen fortgerissen.
Im ganzen soll der Verlust von etwa 60 Mtnschenleben zu
beklagen sein. Genau ist die Zahl noch nicht anzugeben. Am
DienStag Mittags kam der Schlepper „Liverpool" dem Wrack
zu Hülfe und brachte was von Passagieren und Mannschaft
dem Verderben entronnen war nach Harwich. Etliche zwanzig
Leichen sind bis jetzt aufgefischt worden. Die Poftbeutel sind
alle erhalten. Die Bank, auf welcher der „Deutschland" auf-
gefahren ist, gehört zu den äußersten der an der Themse-