Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

Liechtensteinische 
.f* 
Dritter Jahrgang« 

Baduz, Freitag 
Nr. 51. 
d«n 17. Dezembtr 1875 
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Vaterländisches. 
t5. Dezember. Wir haben in der vorletzten 
Rummer dieses Blattes Mittbeilungen aus den St. Gallischen 
Troßrathsverhandlungen bezüglich der Mitwirkung Graubün- 
denS und der Eidgenossenschaft bei der Nolla- und Glenner- 
Verdauung angeführt, und lassen hier die Bemerkungen deS 
»Freien RhätierS" über die dortige Debatte folgen: 
E3 „Die Herren Hungerbühler und Müller haben im St. 
Gallischen Styl früherer Jahrzehnte diese wichtige Angelegen- 
heit behandelt, in der Meinung, daß dieselbe Bünden allein an- 
gehe und St. Gallen damit nichts zu thun habe. So wird 
die St. Galler Rheinkorrektion schon aus dem Sumpfe heraus, 
kommen. Die Gündner haben von jeher^avor gewarnt, Mit, 
lionen in Thalkörrektiönen zu Kecken, welche verworfenes Geld 
seien, ohne Verbauung der Wildbüche. Ihre Stimme wurde 
Nicht gehört, allein da man nicht hören wollte, muß man jetzt 
fühlen. Glaube man aber nur nicht, daß Bünden nach dem 
Erlebten nun stch hergebe, an solchen Werken, die im Haupt- 
iniereffe Anderer liegen, stch zu verbluten. Wir haben unsere 
Erfahrungen ebenfalls an uns selbst gemacht Die Million 
und das Uebrige dazu, die in der Domlescdger Rheintorrektion 
vergraben liegen, und in allen andern Verdauungen tutli quanti 
dazu noch vergraben werden müssen , würden schöne Schulen 
geben. Wir sind aber nicht berufen, unö an Aufgaben auf- 
zureiben, die anderSw» gar nicht ezistiren. Wir sind eS müde, 
allein die Rheine zu korrigiren. Wir wuhren seit Jahrzehnten 
ohne Hülfe, außer dem kleinen Stücke von Maienfeld und 
Müsch. Ehur hat Hunderttausende im Rhein, ohne einen Rap' 
Pen von der Eidgenossenschaft zu erhalten. St. Gallen hat 3 
Millionen erhalten für seine ganze Korrektion. Jetzt verlangt 
es noch mehr. Die ganze Korrektion ist aber zwecklos ohne 
Verdauung der Wildbäche. Et. Gallen hat das dringendste 
Interesse, diese zu poufsiren. Sonst wird eS für seine Korrek 
tion in alle Zeit Geschiebe genug bekommen. Wir haben in 
Sachen weniger Interesse als St. Gallen und stellen eher un 
sere Rhei„korrektion dem Schicksale anbeim, als unsern Kopf 
in Nolla unv Glenner zu stecken. Wir haben gerade genug. 
Wir thun nichts mehr an »er Rheinkorrektion yhve Verbauung 
der Wildbäche. ' 
Die Zeit sollte vorbei sein, wo St. Gallen und Grau« 
bünden stch. beständig herumzankten, obwohl gewisse Herren 
noch immer nichts Besseres zu verstehen scheinen. Reichen sich 
die beiden, sonst in Vieles» so verwandten, in den wichtigsten 
Lebensfragen verbundenen Kachbarkantone lieber freundschaftlich 
und verständig die Hand und eS wird Gutes daraus entstehen. 
Politische Rundschau. 
Oesterreich. Die neuen Unterhandlungen über die Er-^ 
Neuerung deS nunmehr gekündigten österreichisch-ungarischen' 
Zoll- und HandelöbündnisseS werden schon demnächst beginnen 
und werden seitens der beiderseitigen Ministerien die Weib- 
nachtSferien zur Führung derselben benützt werden. 
Wie zuverlässige Ruchrichten kundgeben, sollen englische 
Fabrikanten mit der Absicht umgehen die Eventualität öfter- 
reichischer Zollerhöhungen durch Erwerbung österreichischer Fa- 
driketablissementS auszubeuten. i 
EineS der interessantesten parlamentarischen Erekgnisse ist, 
daß im Ausschüsse zur Berathunß deS neuen Strafgesetzentwur- 
feS vet Amrag deS Reftrewen aufWdfchaffnng ber Hoves» 
strafe, obgleich sich der Zuftizminifter für die Beibehaltung der», 
selben ausgesprochen, mit 6 gegen 4 Stimmen angenommen 
worden. Sollte stch auch daS Plenum des Abgeordnetenhau 
ses der AuSfchußmehrheit anschließen, so ist doch, nach den? 
im Herrenhaus und in den höhern Regionen herrschenden An- 
schauungen, kaum anzunehmen, daß ein bezüglicher Beschluß, 
in nächster Zeit Gesetzeskraft erlangen werde 
Frankreich Soweit bis jetzt bekannt ist, haben die Re 
publikaner bei den Senatorenwatzlen den Sieg davon ge- 
tragen. 
Bei der Debatte über die Justizreform in Aegypten erklärte' 
sich Herr PaScal Deprat gegen die Regierungsvorlage und ver- 
langte, daß Frankreich besser eigene Politik treibe Wir hqben- 
unS, sagte er, schon allzulange für Egypten aufgeopfert. I»' 
einem öande, wo alle Einwohner nur für den persönlichen; 
Vortheil deS Herrschers arbeiten, kann von keiner Civilisatio« 
die Reve sein. Machen wir endlich einmal französische Politik, 
nicht, wie unter dem Kaiserreichs englische Politik in der Krim, 
deutsche Politik in Europa, mexikanische Politik in Amerika; 
lieben wir erst Frankreich und dann Europa ; wenn daS nicht 
genügt, mögin wir auch die Tataren lieben. 
Beim St. Georgs - Ordensfest toastirte der 
Kaiser von Rußland auf den Deutschen Kaiser und den Kai- 
ser von Oesterreich, indem er hervorhob, daß daS innige von 
den Vorfahren zwischen den drei Kaiserreichen und Armeen 
gegründete Büvdyiß unverändert fortbestehe und allein die Auf* 
rechterhaltnng der Ruhe und des Friedens Europa'S bezwecke. 
Er bade das volle Vertrauen, daß mit Gottes Hülfe das auf 
Erhaltung deS FrjerenS gerichtete Ziel erreicht werde, welch^ 
Europa ersehn- und dessen. alle Staaten bedürften. Erzherzog 
Albrecht dankte Namens beider Majestäten welche die Gesinn» 
ungen des Kaisers Alezander vollkommen und aufrichtig theilten. 
AsgyPte». Aus Kairo, 7. Dez. geht dem „Bmtd" fol 
gende offizielle Nachricht zu: Munzinger Pascha ist mit unge- 
fähr 3000 Wann (einschließlich der Diener) auf einem Mar-
	        

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