Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

Liechtensteinische 
er Jahrgang 
Vaduz, Freitag 
Nr. 50. 
den 10. Dezember 1875 
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Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
6t. Die Fürsten von Liechtenstein. 
Nachdem wir die Ereignisse unseres Landes unter den ver- 
fchiedenen frühern Dynastien erzahlt haben, sind wir jetzt bei 
dem Zeitpunkte angelangt, wo daS ruhmreiche Fürstenhaus 
die Regierung der beiden Herrschaften übernommen hat, wel- 
cheS jetzt noch im Besitze derselben ist und wie wir hoffen 
wollen, noch lange bleiben wird. Unser Land hat diesem edlen 
Geschlechte friedliche und verhältnismäßig glückliche Zeiten zu 
verdanken und besonders in neuerer Zeit ist aller Grund vor- 
Händen, mit besonderer Verehrung und besonderem Dank zu 
demselben aufzublicken. Die Geschichte des fürstlichen HauseS 
hat darum auch ein ganz besonderes Interesse für uns. 
Ob Haldenstein bei Chur liegt die Ruine Liechtenstein. 
Einige halten diese-für die Stammburg der Fürsten von Liech 
tenstein, die meisten Geschichtsschreiber aber verlegen die Wiege 
deS Geschlechtes in'S Herzogthum Oesterreich und Steiermark 
Wer Recht habe wollen wir nicht entscheiden. Azzo von Go- 
batSberg, der im 11. Jahrhundert lebte und für den Stamm- 
Vater vieler altadel'ge; Geschlechter in Oesterreich gehalten wird, 
gilt auch als Ahnherr der Fürsten v. Liechtenstein. Der erste 
urkundlich sichere Angehörige deS Geschlechtes ist Hugo, welcher 
im Anfange des 12. Jahrh. die Beste Liechtenstein bei Möd» 
ling baute. Die v. Liechtenstein waren Dienstmanncn der 
Markgrafen v. Oesterreich und der Herzöge von Steiermark 
Ulrich v. Liechtenstein war als Minnesänger und Ritter be- 
rühmt. Heinrich machte einen Kreuzzug gegen die damals 
heidnischen Preußen mit. AI# die bisherigen Herzöge von 
Oesterreich 1246 auSstmben und Ottokar von Böhmen das 
Herzogthum übernahm, stand er bei dem neuen Regenten in 
großer Gunst und wurde von ihm mit RikolSburg und andern 
Gütern beschenkt. Später machte Rudolf von Haböburg im 
Namen des Reiches Ansprüche auf daS Herzogthum und Hein- 
rich hielt nun treu zum Kaiser, für den er auch in der Schlacht 
auf dem Marchfeld ritterlich kämpfte. Bald darauf starb er. 
Unter seinen Nachkommen verdient Johann II. Erwähnung we 
gen deS raschen Wechsels seines Glückes. Die Herzoge von 
Oesterreich waren seine Schuldner und König WenzeSlauS v. 
Böhmen sein Freund. Als nun der Letztere, der von seinem 
Vruder Sigismund gefangen gesetzt worden war, auS dem 
Gefängnisse entkam (1394) gerieth Johann II. v. Liechtenstein 
in Verdacht, zur Befreiung desselben thätig gewesen zu sein 
und er wurde daher mit dem Verlurste deS größten TheileS 
seiner Güter bestraft. Bald erholte stch jedoch daS Geschlecht 
wieder und eS lieferte fortwährend zu Geschäften des Krieges, wie 
des Friedens tüchtige Männer, zumeist Kämmerer, Hofmeister, 
Räthe und Feldhauptleute bei den Herzogen von Oesterreich 
Georg v. Liechtenstein wählte den geistlichen Stand und wurde 
Fürstbischof von Trient Zur Zeit der Reformation trat Hart- 
mann v L. zur protestantischen Konfession über. Er starb 
1585. Seine 3 Söhne, in der Protest Lehre erzogen, kehrten 
zur katholischen Religion zurück. Einer derselben, Karl, ist der 
eigentliche Begründer deS Ruhmes und RetchthnmS des Hau- 
seS. Kaiser Rudolf II setzte ihn zum Landeshauptmann über 
Mähren und gebrauchte ihn 1606 zu den FriedenSunterhand- 
lungen mit den Türken. Wegen seiner Treue und seiner Tapfer- 
keit erhob er sodann ihn und seine Nachkommen 1618 in den 
Fürstenstand und verlieh ihm daS Herzogthum Troppau als 
erblichen Besitz. Auch dem Kaiser Ferdinand II. diente Karl 
treu und wurde lieber Gefangener alS Tbeilnehmer der Re- 
Hellen. Bei der Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620) 
half er über das Schicksal Böhmens entscheiden Darauf er- 
nannte ihn der Kaiser zum Statthalter von Böhmen und über- 
truß ihm die Bestrafung der Rebellen. Als Ersatz für die 
Verwüstungen, welche die liechtensteinischen Besitzungen durch die 
Revolution erlitten hatten, schenkte ihm der Kaiser daS Für 
stenthum JägerSdorf und dehnte die Fürstenwürde auch auf 
seine Brüder aus Seine Güter wurden noch dazu durch die große 
M'tgift seiner Gemahlin, sowie durch Ankauf böhmischer Herr- 
schaften vermehrt. Karl starb den 12. Februar 1627 zu 
Prag.^ 
Vaduz, den 6. Dez. Letzten Donnerttag den 2. Dez. 
ereignete sich in Triefen ein sehr bedauernSwerther Unglücks- 
fall Eine Anzahl junger Männer auS Triefen war naiylich 
Vormittags vom genannten Datum auf der f. g. Münz (am 
Eingange der Elawenaschlucht) mit Holzfällen beschäftigt, alS 
eme Schneelawine sich gegen diese Gegend in Bewegung setzte. 
Durch daS donnerartige Getöse derselben auf die Gefahr jauf- 
merksam gemacht, gelang eS 6 Arbeitern auS der Richtung deS 
LawinengangeS auf eine sichere Sjelle zu entkommen, während 
der siebente und letzte von der Lawine fortgerissen wurde.So- 
eben der Gefahr entronnen machten sich die genannten 6 'Hän- 
ner sogleich auf, um den vermißten Gefährten aufzusuchen, und 
fanden ihn bald in einem Abhänge deS f. g. DuStobelS als 
eine Leiche. Der verunglückte junge Mann heißt Laver Erne 
(von Wolfgang) und war als thätiger und braver Mann all- 
gemein geachtet. Er hinterläßt eine Wittwe und 2 unmün- 
dige Kinder. 
Vaduz, den 7. Dez. Herr Landesverweser v Hausen ist 
am 1. d. M. in AmtSgeschäften nach Wien verreist ; übet die 
Dauer seiner Abwesenheit verlautet jetzt noch nichts bestimmtes. 
Vaduz, den 7. Dez. Manchem unserer Leser mag nach«
	        

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