Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

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schriftSmäßig salutirte, dem „Herrn Offizier" aber eine beson- 
dere Beachtung zu schenken schien, denn dieser hatte die Kup 
pel deS Säbels unglücklicher Weise statt unter dem Waffen- 
rocke über diesen geschnallt. Auch die gar zu große Zartheit deS 
TeintS und der Gesichtszüge machten den Soldaten stutzig, 
und eilig avifirte er einen in der Nahe postirten Sicherheits 
wachmann von seiner Vermuthung, jener schöngewachsene Lieu- 
tenant scheine nicht mit Säbel und Gewehr hantieren zu kön- 
nen. Der Wachmann war bald derselben Meinung, und das 
verkleidete Mädchen mußte denn mit auf das Polizei-Kommis 
sariat und dort eingestehen, daß sein Name nicht im Militär- 
Schema, sondern im Dienstbotenamt zu suchen sei. Da halfen 
nun weder Thränen noch die aufrichtigen Bitten, das passto^ 
nirte Fräulein mußte eine Ordnungsstrafe erdulden. 
* Riesenfortschritt. Der Platz, auf welchem gegen- 
wärtig die Stadt New-Nork steht, wurde im Jahre 1626 um 
24 Doll. angekauft. Gegenwärtig wird der Werth derselben 
auf 1000 Millionen berechnet. 1656 hatte sie 1000 Ein 
wohner, fünfzig Jahre später 7000 Einwohner, gegenwärtig 
1.300,000. 
1805 hatte New-Nork eine Schule mit 40 Schülern; jetzt 
109 Schulhäuser mit 236,453 Schülern. 
Kirchen zählte man im Jahre 1735 erst neun, gegenwär- 
tig 470 mit einem Kirchengute von etwa 30 Millionen Doll. 
Jährlich werden für Kirchenbedürfnisse 3 Millionen verwendet, 
während in den Branntweinschänken jährlich 36 Millionen 
Dollars ausgegeben werden. 
WohlthätigkeitSanstalten gibt eS über 400. 
Die nächtliche Finsterniß wird durch 15,000 Straßenlater- 
nen erhellt und die Omnibusse spediren 60 Millionen Pas- 
sagiere. 
DaS sind merkwürdige Dinge und nicht minder interessant 
ist, daß diese Merkwürdigkeiten den Inhalt einer Predigt aus- 
machten, welche am 26. November 1874 vom Prediger der 
südresormirten Kirche gehalten worden, über den Bibeltext: 
„Ich bin ein Bürger einer namhaften Stadt." — 
* Wie der „Bote der Urschweiz" von Schwyz berichtet, 
hatte die „Silberstreckekommission" kürzlich im Kasten einer äl- 
tern Jungfer tausend Franken mehr steuerbares Vermögen vor- 
gefunden, als dieselbe auf dem Steuerzettel angegeben hatte. 
Das genau haushaltende Frauenzimmer verweigerte die Steuer- 
zahlung, weßhalb der Einzüger zur Schätzung schritt. Als 
nun die betreffenden Schätzer kamen, da wurden sie in das 
Zimmer der Dame geführt, diese wies ihnen die Kapitalien 
und Habseligkeiten und sagte: „das ist Alles mein und jetzt 
nehmt die Schätzung vor!" 
Hinten in einem „Gänterli" da befand sich ein „Butter- 
stock", so saftig gelb wie „Maien-Anken". „Den nehmen wir, 
sagte der Steuereinnehmer, und .der Ankenstock wurde geschätzt 
und gewogen und vom Einzüger nach Hause getragen. 
„Meitschi, stelle schnell den Hafen auf das Feuer und siede 
diese Butter da!" Und das Feuer prasselte, doch der Anken 
wollte gar nicht zum „Schmelzen" kommen. Bei näherem 
Untersuch stellte es sich heraus, daß ein Vierschröter Stock Holz 
mit Butter überstrichen war und „Holz gibt eben keinen 
Anken." 
DaS Mädle aber wurde vom Gerichte zu Fr. 5 Strafe, 
Fr. 12. 80 Entschädigung an den Steuereinnehmer und in 
die Kosten verurtheilt. 
Und die Lehr' von der Geschicht': 
„Schätz' kein Holz für Anken nicht!" 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Mechanische Ileinenfpinnerei 
Hohenems. 
Wir erlauben uns, unsere werthe Kundschaft der 
LohnipioDerel 
für Hanf, A bwerg fKuder) und Flachs 
auf den sehr beachtenswerten Umstand aufmerksam zu machen^ 
daß unser Schneller wegen der neuen Maß- und Oe- 
wichtSordnung keine Verkleinerung auf 1 Meter Umfang 
erleidet, sondern nach wie vor gleich bleibt, nämlich 120 C en- 
t i m e t e r oder 1 % Meter Umfang. 
Nebst dieser für die werthe Kundschaft vorteilhaften Ein- 
richtung sichern wir sowohl in der Lo hnspin nere i wie in 
der Lohnweberei die befte und billigste Bedienung zu, und 
empfehlen beide recht zahlreichem Zuspruche. 
Achtungsvoll 
Mechanische Leinenspinnerei HohenemS 
Ant. Hornung. 
Grosses Kegelschieben 
im Felsenkeller (Feldkirch) 
im Betrage von 200 fl., in 10 Beste eingetheilt, mit 
Zierden und Fahne. 
Anfälliger Ueberschuß wird wieder vertheilt. DaS Weitere 
ist im Ladschreiben einzusehen. 
Anfang deS Kegelschiebens am Sonntag 12. Septem- 
ber, Ende am 12. Oktober d. I. 
Es kann alle Tage geschoben werden. 
Zu zahlreichem Besuch ladet höflichst ein der Bestgeber 
I. G. Ellensohn 
22 zum Felsenkeller in Feldkirch. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 17. Sept. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
. 
geringe 

fl. 
kr. 
fl. 
kr. 
fl. 
kr. 
Korn 
3 
40 
3 
15 
3 
05 
Roggen .... j 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste . . . . . 
2 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer 
1 
70 
1 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reanmnr in Baduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Sept. 15 
+ 8 
+15 
+14% 
hell 
„ l6. 
+ 7 
+14y 4 
+14% 
if 
* 17. 
+ 7 
+17 
+15% 
n 
„ 18 
+ 9% 
+17% 
+ 16% 
tt 
. 19. 
+10 
+17% 
+16% 
V 
20. 
+u% 
+13y 2 
+15 
bedeckt; Nckt. Reg. 
. 21. 
+12 
+12% 
+ 12 
trüb; Reg. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
22. Sept. Silber 101.95 
20-Frankenstücke 8.92% 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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