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Gattin verschwinden lassen. Für das merkwürdige Kunststück
brach ein von allen Seiten stürmisches ös c«po loS, was dem
Physiker nicht ganz erwünscht schien; doch gefaßt trat er vor
und sagte: Da trotz der allgemeinen Sympathie, welche man
dermalen für die Muselmanner hegt, uns Christen noch nicht
erlaubt ist, mehrere Frauen zu nehmen, und ich als guter
Christ nur eine Frau besitze, diese aber soeben verschwinden
ließ, so ist eS mir nicht möglich, sogleich eine zweite verschwin-
den zu lassen; hat aber jemand auS dem Publikum ein böseS
Weib, welches er durch meine Zauberkraft verschwinden lassen
möchte, so beliebe er sich zu melden. Ein reicher Bäcker, der
mit seiner Ehehälfte auf dem ersten Platze thronte, rief Plötz-
lich: „Herr! zwanzig LouiSd'or gebe ich ihm, wenn er die da
— auf seine Frau deutend -r verschwinden laßt". Da erhob
die bezeichnete Dame die gewaltige Rechte und donnernd schallte
der Schlag durch den Saal, mit welchem eine der kräftigsten
Ohrfeigen an der brennenden Wange ihres Eheherrn blühte.
Der Saal wiederhallte von dem Applaus und die hohen und
höchsten Herrschaften, welche anwesend waren, stimmten mit
den Inhabern der letzten Plätze in ein freudiges allgemeines
Gelächter ein.
* Etwas für den Haushalt. Um gute Schinken
zu erzielen, giebt es keine einfachere, noch bessere Methode als
jene, nach welcher die Hamburger Schinken bereitet werden,
welche sich bekanntlich eines Weltrufes erfreuen. Schon seit
alter Zeit verfährt man dort auf folgende Art: Der Schinken
und überhaupt Rauchfleisch wird sofort blutwarm in einem
Gemenge von 32 Theilen Kochsalz und nur einem Theile
Salpeter (wohlgemerkt!) tüchtig eingerieben, hierauf gehörig
mit Roggenkleie überstreut (kann auch Weizenkleie sein); hängt
recht viel daran, so umwickelt man das Stück mit Druckpapier
und hängt eS in den Rauch. Durch dieses Verfahren werden
die unangenehmen brenzlichen Raucheinwirkungen abgehalten
und daS Fleisch vor allzu großer AuStrocknung bewahrt. Wenn
man bedenkt, wie viel man gutes Geld für schlechte Schinken
bezahlen muß und wie viel Rauchfleisch von ungeschickter Hand
in wahres unkaubareS und ungenießbares Holz umgewandelt
wird, so dürste jeder Haushaltung dieses Rezept willkommen
sein.
* Der amtlichen „Wiener Zeitung" Passirte in den letzten
Tagen ein kleines Malheur. DaS AmtSorgan begieng nämlich
die Unvorsichtigkeit, die angekommenen Fremden der Rubrik
„Verstorbene" einzureihen; daraufhin entstand nun in der Pro-
vinz eine wahre Panik. Besorgte Gattinnen, Brüder und
Schwestern bestürmten den Telegraphen und aus einzelnen
Theilen des Reiches kamen sogar Verwandte an, um die theu-
ren Verblichenen nach der heimatlichen Erde überführen zu
lassen. Hier löste sich das Mißverständniß alsbald auf, allein
Einzelne waren mit der Freude, ihre Angehörigen lebendig zu
wissen, nicht zufrieden — und verlangten Schadenersatz von
der kaiserlichen ^Wiener Zeitung". DaS AmtSorgan weigerte
sich aber, darauf einzugehen, und so dürfte es zu einem inter
essanten Prozeß kommen.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
Eine Briestasche mit Banknoten, auf der Landstraße
zwischen Vaduz und Feldkirch.
Jener EigentWmer, welcher sich hinlänglich aufzuweisen
vermag, kann dieselbe gegen einen, angemessenen Finderlohn
und VeröffentlichungS-Kosten beim Unterzeichneten in Empfang
nehmen.
Vaduz, am 14. Sept. 1875.
Gemeindevorstand Real.
Holzversteigerung.
Die Gemeinde Planken bringt unterhalb der Plankner Alp-
(zwischen den Bachen) circa 90 Hochstämme Tannenholz zur
öffentlichen Feilbietung. Die Versteigerung findet Montag,
den 20. September Nachmittags 2 Uhr in der Wirt
schaft in Planken statt. Die Versteigerungsbedingungen kön
nen zum Vorhinein bei dem Unterzeichneten eingesehen werden.
Planken, den 4. Sept. 1875.
Der OrtSvorsteher:
22 Gebhard Gantner
Abhanden gekommen vor circa 6 Tagen:
Ein Jagdhund, männlichen Geschlecht«», drei Jahre alt,
von hellbrauner Farbe, mit weißen Pfoten, einem weißen Ring
um den Hals, halb weißem geradetragendem Schweife und
einer ungeregelt gegen einander lausenden Blässe; am leichte-
sten erkenntlich an einer auf der einen Seite, vor dem hin-
tern Schenkel befindlichen, kleinen, etwas länglichten Stelle,
von weißen Haaren; folgt auf den Ruf: „Belto".
Dem Einbringer oder Anzeiger desselben Fr. 10.— Be
lohnung.
Sennwald, den 8. Sept. 1875.
A. Göldy zum Atzler.
Zu verkaufen:
Ein mittelgroßer Haushund Bei wem? sagt die Expe-
dition dieser Zeitung.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 10. Sept.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl.
kt. |
kr.
fl.
kr.
Korn
Roggen ....
Gerste
Türken . . . .
Hafer
1 3
2
9
-V
2
i
40
80. ,
70
80
70
I 3
1 2
2
I"l5
1 60
50
50
60
3
2
2
2
1
05
50
30
20
50
Thermometerstand nach Reanmyr in Badnz.
Monat
Morgens! Mittags
7 Uhr j 12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Sept. 8
+10
+18
+16%
hell
* 9.
+11
+19
+ 17
u
„ 10.
+ 103/,
+19%
+ 18
H
. ü
+10%
+20
+ 18%
tt
. 12.
+14
+21%
+ 19
W
„ 13.
+12%
+19%
+18
ff
M.
+12
+17
+ 16%
u
Telegrafischer Kursbericht von Wie«.
15. Sept. Silber .......... 101.80
20-Frankenstücke . 8 91%
Druck von Heinrich Grass in Feldkirch.