Liechtensteinische
Dritter Jahrgang
Vaduz, Freitag
Nr. 38.
den 17. September 1875.
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Vaterländisches.
Vaduz, 14. Sept. (Brandunglück.) Letzten Montag
zwischen 1—3 Uhr Nachmittags brannten in der benachbarten
schweizerischen Ortschaft Weite 4 aneinander gebaute Häuser
mit den zugehörenden Stallgebäuden vollständig nieder, lieber
die Entstehung des Feuers erfährt man bis jetzt nichts genaues.
Vaduz, 14 Sept. Gegenwärtig finden in Oesterreich die
Verhandlungen über das zu vereinbarenve Zoll- und HanvelS-
bündniß zwischen den beiden Reichshalsten statt. Nach ver-
läßlichen Mittheilungen verschiedener Blatter scheinen bei den
Verhandlungen beträchtliche Schwierigkeiten vorzuliegen, die
' daraus entstehen, daß man in CiSleilhanien schutzMnerisch, in
Ungarn aber freihändlerisch gesinnt ist. Ungarn verlangt Zoll-
freiheit für sämmtliche Rohprodukte und für Halbfabrikate; es
fordert die Aufhebung deS Ausfuhrzolles auf Hadern, rohe
Häute und Felle; eine Herabsetzung der bisherigen Zölle soll
eintreten bei: Seide und Seidenfabrikaten und bei Tbonwaa-
ren; derFortbestand deS bisherigen Zollsatzes, aber in keinem
Falle mehr, wird zugestanden für': die gesammte Eisen-Zndu»
strie, für Papier und Papierwaren, dann für Webe- und
Wirkwaaren, bei welch Letzteren übrigens auch noch andere
Abweichungen von dem Standpunkt der österreichischen Regie-
rung vorkommen.
Daß solche Forderungen mit den mehr schutzzöllnerischen
Propositionen der österreichischen Regierung durchwegS mehr
oder weniger scharf collidieren, liegt auf der Hand. Jedoch
handelt eS sich außer diesen Schwierigkeiten noch um sehr wich-
tige Prineipienfragen. in welchen die beiden Regierungen eben-
falls in einem diametralen Gegensätze sich befinden. Dazu ge-
hören die Bank- und Balutafrage, die Angelegenheit mit der
Steuerrestitution, und nach einer neuerlichen Kundgebung sei-
tenS Ungarns auch noch die Zoll- und Lizenzgebühren für Ge-
genstände des Monopols.
Die Bedeutung dieser Differenzen erstreckt sich auch auf
die Verträge deS GefammtstaateS mit dem Auslände. Der
jetzt zu vereinbarende allgemeine Zolltarif soll nämlich die
Grundlage für die Erneuerung der Handelsverträge mit den
fremden Staaten bilden, und Italien, mit dem die Verhand
lungen schon am 28. d. M> hätten beginnen sollen, wird zu-
erst die Einwirkung jener Differenzen zu empfinden haben.
WaS dann geschehen würde, wenn eine Einigung überhaupt
nicht erzielt werden könnte, weiß man noch nicht zu sagen.
Jedenfalls könnte in solchem Falle Oesterreich keine Vertrage
mit d?m Auslände schließen, bis man nicht die Trennung des
Zollgebietes ausgesprochen hätte. Allerdings wird Alles ver,
sucht werden, um eine solche Eventualität zu verhüten. Diese
Versuche dürften jedoch, wie man erfährt, nur dann Aussicht
auf Erfolg haben, wenn sich die österreichische Regierung ent
schließt, die freihändlerischen Forderungen Ungarns ganz oder
doch zum großen Theile zu erfüllen. Gegen dieS wird man
aber im schutzzöllnerischen CiSleithanien sehr stark opponieren,
so daß dadurch möglicherweise sogar eine KrisiS eintreten könnte.
Da auch unserem Ländchen eine eventuelle Zollvertrags-
erneueiung mit Oesterreich bevorsteht, so bieten unS die geschil-
derten Verhältnisse Interesse genug, um selbe in ihrer Entwick-
lung zu verfolgen.
Politische Rundschau.
Deutschland. Ueber die Stellung der freiwilligen Kran-
kenpflege im Kriege ist seit den letzten Feldzügen vielfach hm und
her verhandelt worden und eS ist daraus eine ganze Literatur
entstanden. Auf Grund der gesammelten praktischen Erfah
rungen, sowie unter Berücksichtigung der verschiedenartig her-
vorgetretenen Ansichten ist vor kurzem im Kriegsministerium in
Berlin eine Instruktion über die Stellung der freiwilligen
Krankenpflege im Kriege ausgearbeitet und zunächst dem Mili-
tärinfpekteur der freiwilligen Krankenpflege, Fürsten Pleß, zur 1
Begutachtung zugesandt worden. Die freiwillige Krankenpflege
soll hienach gänzlich der militärischen Kontrole unterstellt und
ihr nur geringe freie Bewegung gelassen werden.
Frankreich. Die „France" schreibt: „Wir erhalten eine
ziemlich wichtige Nachricht: Eme gründliche Umwandlung soll
in der bisherigen Politik des rechten EentrumS der National-
Versammlung bevorstehen und zwar wäre diese Wandlung nicht
etwa durch die Laune einer mehr oder weniger hervorragenden Per-
sönlichkeit der royalistisch-konstitutionellen Partei, sondern, durch
den Witten der Prinzen selbst hervorgerufen, welche bisher zu-
gegeben hatten, daß man sie als eventuelle Kronprätendenten
hinstellte Und die j^tzt fest entschlossen sein sollen jeden An-
spruch dieser Art auszugeben und sich rückhaltSloS der Repu-
blik anzuschließen. Dieser unverholen geäußerte Entschluß
dürfte schon in naher Zeit die Wirkung haben die verfassungS-
treue Mehrheit zu stärken und gegen die Schwankungen zu
schützen, welche ihr bisher daS zweideutige Verhalten deS Mi-
nisteriumS Büffet aufdrängte. Wir erfahren auS guter Quelle,
daß man den endgültigen Charakter deS republikanischen
Glaubensbekenntnisses der Prinzen nicht genug betonen kann;
sie hätten damit ihre .innerste Gesinnung ausgesprochen, und
würden dieselbe bei nächster Gelegenheit durch die That be-
kräftigen."
Herzegowina. Ueber den Fortgang des AufstandeS in
der Herzegowina weichen die Angaben stark von einander ab.
Während von der einen Seite die Erhebung als thatsächlich
niedergeworfen dargestellt wird, laufen von anderen Richtungen
neue GiegeSnachrichten der Insurgenten ein. Wahrscheinlich
liegt die Lösung deS anscheinenden Widerspruches in den ei<