„Kluge Vorficht erfindungsreicher Wirthe, du beschämst Renz,
Carre und PolkSki SalamoniSki."
Die Heufchreckemioth im Westen
Miffouri'S (Nordamerika).
Der Nothstand in den von Heuschrecken heimgesuchten
CountieS im Westen von Missouri ist in den bisherigen Be-
richten nicht nur nicht übertrieben worden, sondern nach der
Versicherung einiger Herren von St. Louis, die eine Reise durch
jene Gegend nicht gescheut haben, kann man stch überhaupt
erst durch den Augenschein eine Idee von der wirklichen AuS-
dehnung der Verwüstungen bilden.
Die Reisenden verließen in Pleasant Hill die Eisenbahn
und fuhren dann mit einem Wägelchen auf eine Strecke von
fünfundzwanzig Meilen durch Caß County, wobei sie den Weg
über Harrisonville, den Countysitz, einschlugen. Dies ist eine
der furchtbarsten Gegenden Missouri'S, sanft wellenförmige
Prairie mit fruchtbarstem Boden, längs der Bäche von boch-
stämmigen Waldungen durchzogen. DaS Land ist Dicht be-
siedelt, Farm reiht sich an Farm; aber auf der ganzen Strecke
sahen die Reisenden nicht ein einziges grünes Feld. Vielleicht
dte Hälfte der Aecker war mit Korn bepflanzt, aber nicht ein
Kornstengel war zu sehen. Die Obstbäume haben nicht ein
grüneS Blatt mehr und von vielen haben die hungrigen Thiere
sogar große Flecken der Rinde abgefressen, so daß sie vermuth-
lich eingehen werden. In den Wäldern ist das ganze Unter-
holz kahl unv in wenigen Tagen werden auch die größeren
Forstbäume ihres BlätterschmuckeS entkleidet sein. Die Osage-
Orange-Hecken, welche in einem großen Theile deS westlichen
Missouri an die Stelle der sonst üblichen Zäune treten, und
eine Zierde der Landschaft waren, sind nicht nur ihres saft-
grünen Laubes, sondern auch der Rinde beraubt und werden
nie wieder ausschlagen. Dieses Frühjahr sind in Caß County
über 9000 Acker Landes mit Flachs bestellt worden; nicht
ein Stengel ist auf allen diesen Feldern zu sehen. Weit und
breit sieht der Boden aus, wie ein Feld, das im Herbst ge-
pflügt war, nach heftigen Regengüssen und Frost aussehen
würde. Vergebens sucht däS Äuge nach etwas Grünem, eS
sei denn hier und da eine Wolfsmilchstaude, das einzige Kraut,
welches daS gefräßige Insekt verschmäht.
Manche Einwohner haben AlleS stehen und liegen gelassen
und sind mit ihrem Vieh und der Habe, die sie auspacken
konnten, nach anderen Gegenden fortgezogen, um abzuwarten,
biS stch daS Ungeziefer verliert. Andere sind geblieben unv
hoffen auf daS versprochene Fortziehen der ausgewachsenen
Insekten, welches nach den meisten Berichten jetzt stattfindet.
Die Reisenden redeten einen Bauern an, der gegen einen Zaun
gelehnt, trüben Blickes auf sein kahles Feld hinausschaute:
„Guter Freund, was wollen Sie mit diesem Stück Land an-
fangen?,, — „Nun ich habe schon dreimal gepflanzt unv will
eS morgens nochmals versuchen." — „Verlieren Sie nicht den
Muth dabei?" — „Es ist wohl hart; aber ich will mit dem
Pflanzen fortfahren, bis ich eine Ernte bekomme. Ich brauche
sie nothwendig. Mit dem Speck ist'S bald alle." Nicht alle
Farmer zeigen so viel Muth und Ausdauer, wie dieser, viele
verzweifeln ganz und gar. Ein Theil des spat gepflanzten
KornS ist noch nicht tovt, sondern noch am Treiben, aber so-
bald stch ein grünes Blättchen über dem Boden erhebt, wirb
eS abgefressen.
Sogar das Wasser wird von den Hesuchrecken verdorben.
Die meisten Brunnen der Gegend sind offen und daher sind
sie mit ertrunkenen und verwesenden Heuschrecken angefüllt;
und wird ein bedeckter Brunnen auch nur kurze Zeit offen ge-
lassen, so genügt das, um daS Wasser mit Heuschrecken zu
füllen, denn diese Thiere bedecken den Boden in zahllosen
Schaaren.
In Harrisonville stand in einem großen Garten ein Herr
licher Kletterrosen^Busch und ein Erbsenbeet, die wie durch
Zufall der allgemeinen Verwüstung entgangen zu sein scheinen,
aber die Thiere hatten sie schon entdeckt und eS war voraus
zusehen daß sie am andern Morgen so kahl sein würden wie
der Rest. An dem Busch blühte die einzige Rose und diese
hat einer der Reisenden als Andenken mitgebracht. Es war
die einzige Blume, die er auf einer Tour von 25 Meilen durch
den Garten Missouri'S gesehen hat!
Trotz alledem herrscht noch keine eigentliche Hungersnoth,
denn wer etwaS besitzt, theilt mit seinem Nachbar. Nur ist zu
befürchten, daß bei Mangel aller. Pflanzenkost der Skorbut sich
einstellen wird. Was jedoch dringend noch thut, ist Saamen solcher
Fruchtarten, die noch eine Ernte bringen können, als Korn,
Erbsen, Bohnen u. s. f., und bierin sollte sobald wie möglich
Hilfe geschafft werden.
Als einen seltsamen Umstand erwähnen die Reisenden, daß
die Eier der Hühner (welche letzteren sich, beiläufig gesagt, bei
der Heuschrecken-Diät, auf die sie jetzt ausschließlich angewiesen -
sind, vortrefflich stehen und fett werden), in der Heuschrecken-
Gegend statt eines gelben, einen bluthrothen Dotter haben,
während die Schaale eine tiefbraune Färbung angenommen
hat. Ihrem Wohlgeschmack hat dies jedoch nicht nur keinen
Eintrag gethan, sondern diese Eier sollen sogar sehr nahrhaft
unv der Gesundheit sehr zuträglich sein.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vi-. Rudolf Schädler.
Für Bauschreiner und Glaser.
Binzenz Schädler, Architekt in Winterthur, wünscht
die Erstellung von Thüren und Fenstern ,sür seine Bauten an
hierländige Arbeiter entweder partienweise oder inSgesammt im
Accordwege zu vergeben. Den darauf Reflektirenden werden
Detailangaben der zu erstellenden Arbeiten eingehändigt werden.
Die
LaM
(circa 5000' über dem Meere; von Vaduz in 3
Stunden bequem erreichbar)
ist durch ihre geschützte, nach Süden gerichtete Lage sehr geeig-
net zu Alpenkuren jeder Art. Durch Umbau der bisherigen
Alphütte in eine größere Anzahl von Zimmern ist für die
Bequemlichkeit der Kurgäste hinreichend gesorgt. Frische Kuh-
milch und Ziegenmolken können zu jeder Tageszeit verabreicht
Wörden. Wein (1874er Vaduzer) wird stets vorräthig gehalten.
Bestellungen zur Aufnahme von Kuranten nehmen entgegen
die Eigentümer
Anton Amann,
Johann Laternfer,
Anton Ospelt,
Alois Rheinberger
in Vaduz
Kornpreise vom Fruchtmarkt m Bregenz vom 6. August.
! Der halbe Metzen
«-——— ...
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
1 fl
fr.
fl-
kr.
3
40
3
15
3
05
Roggen ....
2
80
2
60
2
50
Gerste
2
70
2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
f Hafer .....
1
70
1
60
1
50
Tetegrafischer Kursbericht von Wien.
11. August Silber 101.10
20-Frankenstücke . 8 92
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.