Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

Liechtensteinische 
Dritter Jahrgang. 
Vaduz, Freitag 
Nr. 33. 
den 13. August 1875. 
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Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
53. Die Grafen von HohenemS—Vaduz. 
(Fortsetzung.) 
Im benachbarten Graubünden herrschten um diese Zeit die 
heftigsten Parteikämpfe ES handelte sich biebei um die Bünd- 
nisse mit Oesterreich und mit Frankreich, vorzüglich aber um 
kirchliche und konfessionelle Angelegenheiten. *) Diese Streitig 
keiten führten dahin, daß außerordentliche und parteiische Straf- 
gerichte eingesetzt wurden, welche gegen die angesehensten Man- 
ner TodeSurtheile fällten und in grausamer Weise vollziehen 
ließen. Endlich kam eS zum Kriege mit Oesterreich. Dieses 
ließ auch in Vorarlberg KriegSmannschaft aufbieten und eben- 
so sollte KaSpar von HohenemS-Baduz mit ins We»k gezogen 
werden. Dieser aber wollte seine Landschaften Vaduz und 
Schellenberg nicht der Gefahr gänzlicher Verwüstung aussetzen 
und schrieb daher den 16. April 1621 an den Erzherzog Leo- 
pold: „Obwohl er gegen das Haus Oesterreich zu allen Dien- 
sten stetS bereitwillig gewesen und noch sei. so möge seine erz, 
herzogliche Durchlaucht die Lage doch bedenken, in der er sich 
befinde und wie er verpflichtet sei, von den Leuten der gedach- 
ten Herrschaften so große Drangsale und so großes Ungemach 
abzuwenden. Nach den Satzungen des beil. römischen Reiches 
sei den Reichsständen das Recht und die Freiheit eingeräumt, 
die Truppen anderer Reichsstände nur unter der Bedingung 
durch ihr Gebiet ziehen zu lassen, wenn zuvor wegen alleS 
Schadens, welchen sowohl daS durchziehende Volk anrichte, als 
auch der Feind vor und nach Abzug desselben, gehörig Kaution 
oder Sicherheit geleistet worden, auch habe solches Volk nichts 
Anderes zu verlangen als Quartier, alles Andere müsse zu den 
laufenden Preisen bezahlt werden." Der oberste Hauptmann des 
Erzherzogs in Vorarlberg Werner von Raitnau verlangte die 
Oeffnung der Beste Vaduz und schrieb Graf KaSpar unter 
gleichem Datum an denselben: „Dieselbe stehe dem Hause 
Oesterreich zu Gebote, doch müsse sein Schloßhauptmann daS 
Oberkommando haben, wie eS in solchen Fällen Brauch sei, 
und allein über Thor und Schlüssel zu gebieten haben. Er 
habe übrigens daö Schloß mit hinlänglicher Besatzung versehen 
und Herrn La Court zum Hauptmann darüber gesetzt. Glei- 
cherweise spreche er aber auch daS OeffnungSrecht der Veste 
GutenRrg und der andern österreichischen Plätze an." 
Schon im Marz deS gleichen JahreS hatten auch die drei 
Bünde an den Grasen Kaspar geschrieben, daß sie auf gute 
Herr Hofkaplan Fetz in Vaduz ließ kürzlich über diese Kämpfe 
ein sehr gründliches Werk erscheinen; »Geschichte der kirchenpoliti« 
schen Wirren im Freistaate der 3 Bünde vom Anfange deS 17. 
Jahrhunderts bis zur Gegenwart.« Chur 1875. 
Nachbarschaft von seiner Seite rechnen, sowie auch sie q-son- 
nen seien, sich stets freundnachbarlich gegen ihn zu erweisen. 
So stand unser Land zwischen dem ausgeregten Graubün- 
den und der drohenden Macht Oesterreichs. Wenn auch Graf 
KaSpar möglichst neutral zu bleiben und dadurch seine Unter- 
thanen zu retten suchte, so konnte er doch den Ausenthalt öftere 
reichischer Mannschaft in seinem Lande nicht verhindern. Die 
Besten Vaduz und Gutenberg, sowie daS Dorf BalzerS wur- 
den stark mit solcher besetzt. Am 17. Oktober 1621 brachen 
die österreichischen Truppen unter Brion auS Montafun ins 
Prätigau ein, eroberten in kurzer Zeit die ganze Thalschaft, 
nahmen Maienfeld und zogen in Chur ein. Prätigau mußte 
Oesterreich, dem eS gehörte, wieder schwören, auch sollte daselbst 
die katholische Religion wieder eingeführt werden. 
Baduz, den 9. August. Wie man vernimmt, weilt Se. 
Durchlaucht unser LandeSfürst gegenwärtig in Paris. 
Baduz, den 10. August. AuS dem Chaos der neuesten 
Weltbegebenheiten taucht gegenwärtig in der benachbarten 
schweizerischen Tageschronik die Nachricht auf, daß das Für- 
stenthum Liechtenstein sein Militärkontingent definitiv aufgelöst 
habe. Wir konstatiren diese Thatsache mit Freuden als richtig, be 
merken aber noch, daß bereits 9 Jahre verflossen sind, seitdem unsere 
Soldaten den friedlichen Beschäftigungen deS LandmannS zu 
rückgegeben worden sind, und drücken zum Schlüsse nur das 
Bedauern aus, daß die Verschottenheit unseres kleinen Ländchens 
schon so weit gediehen ist, daß selbst unsere nächsten Nachbarn 
erst nach 9 Iahren zur Kennmiß dieser epochemachenden That 
sache (wie sie die Zeitungen nennen) gelangt'sind, um derselben 
den gebührenden Platz unter den historisch wichtigen Begeben- 
Helten anzuweisen!!! 
Vaduz, den 10. August. Wie die Feldkircher Zeitung mit- 
theilt, sind neuerdings falsche F ü n f e r - B a n k n o t e n in Wien 
verausgabt worden. DaS Falsifikat ist ein sehr gelungenes, aus 
photographischem Wege erzeugt, und nur die bräunliche Farbe 
laßt die Unechtheit der Schwärze erkennen. DaS Papier ist ver- 
gilbt, die Serie mit „B" und „13" unter dem „Wien", dann 
die große und kleine Schrift fhtfc vollkommen der auf der ech- 
ten StaatSnote gleich. Vorsicht kann demnach nicht schaden. 
Politische Rundschau. 
Deutschland« In Stuttgart fand vom 1.—9. August 
daS 5. deutsche Bundesschießen statt, (vorher in Frankfurt, 
Bremen, Hannover, Wien) Die Betheiligung war eine sehr 
starke. Besonders hervorgethan haben sich die Schweizer- 
schützen, so daß die deutschen fast etwas eifersüchtig und miß- 
stimmt wurden.
	        

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