Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

üi der Kompetenz des betreffenden GemeinderatheS liege. Der 
ftlrstl. LandtagSkommissär wünscht ferner, daß diese Interpre 
tation ausdrücklich zu Protokoll genommen werde um bei all- 
fälligen Zweifeln einen Anhaltspunkt zu haben. 
Die übrigen Artikel des Entwurfes wurden ohne Debatte 
jeweils mit 13 gegeü 2 Stimmen angenommen. 
Bei der Abstimmung über den Gesetzentwurf im Ganzen 
ergeben Kch 13 Ja (die Abg. Amann, Erne, Fritsche, Heed, 
Oehn, Rheinberger, Dr. Schädler, Dr. Schlegel, Alois Schle- 
gel, Johann Schlegel, Walser, Wanger, Wolfinger) und zwei 
Rein (der Abg. Kaiser uüd Matt). 
(Fortsetzung folgt.) 
Vaterländisches. 
BadttZ, 2t. Juli. Der bekannte Znsektenkundige, Herr 
Frei-Geßner in Genf, erkannte in den aus der Ostschweiz zu- 
geschickten Exemplaren die achte Wanderheuschrecke. In Grau- 
bünden werden» sie bloß in den AlluvionSgegenden deS Rheins, 
etwa von Reichenau an abwärts und im St. Gallischen bis 
an den Bodensee hin vorkommen, wieder von SarganS nach 
Wallenstadt. Herr Frei fand die SpezieS auch 1870 schon 
bei Ragaz in einem Maisfelde. Die Färbung der Flügeldecken, 
Hinter- (Ober-) Feld und Schenkel variirt von matt sammet- 
schwärt bis papagei« gelb-grün und braun. Das Haupterten- 
nungSzeichen ist der nur schwach erhobene horizontal verlau- 
sende Kiel des Pronotuum. In Wallis ist die Spezies auch 
sehr häufig bei SiderS, Visp und am Ausfluß der Rhone und 
wahrscheinlich noch an anderen ähnlichen Stetten. AuSgewach- 
sen ist das Thier mit Anfang Juli. Es legt feine Eier in den 
zarten lockern -Sand am Ufer der Flüsse, bevor fich diese in 
die Seen ergießen. 
Als Mittel gegen die Heuschrecken werden empfohlen^ 
1. Die Hühner gegen diese Plage mS Feld zu führen, 
waS im Engadin und anderweitig schon mit Erfolg ausgeführt 
worden sei. 
2. Die betreffende Lodenfläche mit folgender Mischung zu 
begießen. Man nehme zu einem Faß voll Jauche circa 2 
Pfund im Gasser aufgelösten Vitriol, eine Waschgelte oder 
großen Eimer voll gute Turbenasche, Alles gemischt und tüch- 
tig gerührt und damit die betreffende Flüche Übergossen und 
nach einer Viertelstunde liegen die Heuschrecken am Rücken 
todt am Boden. Dieses Mittel sei in ganz Italien mit Er- 
folg angewendet worden. Die Italiener behaupten, da wo 
Turbenboden sei, lassen fich keine Heuschrecken nieder, weil ste 
den Turbengeruch nicht leiden können. 
Baduz, 21. Juli. Der heurige gewitterreiche Sommer 
dürfte vielen Bewohnern Europas unvergeßlich sein. Von 
allen Gegenden kommen Nachrichten über Hagelschläge. Der 
Hagelschaden trifft aber wohl nur einzelne Gegenden hart, 
macht aber mit Hinficht auf den allgemeinen Ertrag wenig 
aus. 
Schlimmer find Überschwemmungen im Süden von Frank- 
reich und die große Dürre im südlichen Rußland. Sie werden 
jedenfalls zwei Lücken im europäischen Kornvorrathe 1875 
spüren lassen. Manche Spekulanten beuten diese Lücken auch 
bereits aus. indem sie dazu noch die um diese Zeit jährlich kleiner 
werdenden Vorräthe pessimistisch deuten. Dem gegenüber darf 
aber bemerkt werden, daß in Rußland die Dürre nicht allge- 
mein war und daß in Ungarn die Aussichten nicht übel zu 
sein scheinen. 
In Frankreich wird die Getreideernte, die im Frühling 
mehr versprach, vom Ackerbauminister als eine gute mittlere in 
Aussicht gestellt. 
In Rom hat man aus allen italienischen Provinzen Nach- 
richten über den Waizen gesammelt, wonach die Ernte eine 
gute mittlere zu sein scheint. Ist immer so viel. England 
hat schöne Aussichten^ bedarf aber jährlich fremde Frucht und 
ebenso und noch mehr ist dieS bei der SchweH und Belgieü 
der Fall. Die Schwaben werden votauSstchtlich eine schöne 
Ladung abgeben können. 
Bon Amerika, welches nach und nach die größte Kornkam- 
mer für Europa mrd, darf man nach den bisherigen Berichten, 
nicht zu viel hoffen. 
Von der Baumtvolle und dem Kaffee hat man gute Bot- 
fchaften und vom Thee in China die allerbesten. Aus Hong 
kong ist geschrieben worden, eS würden wieder an zwei Mill. 
Pfund in den verschiedenen Häfen zur Verschiffung bereit sein. 
Das gibt manche Schale des köstlichenGetränkes, die sonst 
mit Kaffe gefüllt, würde und auS der glücklichen Konkurrenz,, 
die der Thee dem Kaffee macht, zieht der Kaffeetrinker seinett 
Nutzen. 
Der MaiS. und der Wein stehen allgemein hoffnungsvoll. 
Vaduz, den 16. Juli. (Weltpostverein) In aller StiA 
ist am 1. Juli ein internationaler Vertrag in Kraft getreten» 
der, wenn, er auch nicht von den» üblichen Kulturkampfgeschrei 
der Blätter begleitet ist, doch als einer der schönsten und groß- 
artigsten Fortschritte im modernen VerkehrSleben der Völker 
allen andern Verkehrsinstituten würdig an die Seite gestellt 
werden darf. Der neue, auf die Initiative des deutschen Rei» 
cheS und der kleinen Schweizerrepublik gegründete Weltpvst» 
verein umfaßt sämmtliche Staaten Europa'S, die asiatische 
Türkei, das asiatische Rußland, Egypten, Algier, die spanischen 
Besitzungen an der Nordkütte Afrikas, die spanischen Post- 
anstalten an der Westküste von Marokko. Madeira und die 
Azoren (zu Portugal gehörig) und die Vereinigten Staaten 
von Nordamerika. 
Frankreich wird dem Postverem nicht vor dem 1. Januar 
1876 beitreten. 
Laut dem in Bern abgeschlossenen Weltpoftvertrag treten 
mehrere Abänderungen in den BersendungSgebührm ein. 
Von und nach Deutschland, Luxemburg, Helgoland, Ser 
bien und Frankreich geilen dre alten Tarife. Von und nach 
den erstgenannten Ländern sind folgende Taxen festgesetzt: 
Für frankirte Briefe 10 kr., für unfrankirte Briefe 
20^ kr. für 15 Gramme, für Korrespondenzkarten 5 kr. per 
Stück, für Drucksachen u. Geschäft Spaplere (bis zum Gewichte 
von 1 Kilogramm) dann für Waarenproben (bis zum Gewichte 
von 250 Gramm) 3 kr für je 50 Gramme. Die Rekomman- 
dationsgebübr und jene für Retour Rezepisse betragen 10 kr. 
Ungenügend frankirte Korrespondenzkarten werden nicht ab- 
gesendet, ebenso Journyle, Circuläre, PreiS-KourantS u. dgl., 
wenn sie unfrankirt oder nicht genügend frankirt zur Post ab- 
gegeben worden sind. 
Drucksachen und GefchäftSpapiere dürfen nur unter Streif- 
band versendet werden, welches eine Prüfung deS Inhaltes der 
Sendung gestattet. Unfrankirte oder ungenügend frankirte Sen- 
dungm mit Geschäftspapieren und Waarenproben, dann solche, 
welche reglementswidrig find, werden wie unfrankirte Briefe 
behandelt. Waarenproben, die einen Kauswerth haben, werden 
nicht abgesendet. 
Die Taxe für Drucksachen in Oesterreich, dann im Verkehre 
mit Deutschland, Luxemburg und Helgoland beträgt vom i; 
Juli an: bis 50 Grammen 2 Nkr, über 50 bis 250 Gr. 5 
Nkr, über 250 bis 500 Gr. 10 Nkr., über 500 Gr. bis i 
Kilogramm 15 Nkr. Für Waarenproben nach DeutfMandz 
Luxemburg und Helgoland ist ohne Unterschietz deS Gewichtes 
eine Taxe von 5 Nkr. für jede Sendung ,bis zum Gewichte 
von 250 Grammen einjuheben. GefchäftSpapiere genießen im 
Verkehre mit Deutschland, Luxemburg und Helgoland keine 
Portoermäßigung. 
Eine weitere speziell für unsern Grenzverkehr nicht vortheil- 
hafte Neuerung ist eine von der k. k. Postbehörde ausgehende 
Kundmachung, daß die gerade Entfernung zwischen im Grenz- 
rayon gelegenen Orten, welche die Begünstigung der einfachen
	        

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