an herzzerreißenden Szenen nicht gefehlt hat, läßt sich denken:
6000 Einwohner des Stadtviertels Saint-Cyprien mußten mit
Kähnen aus ihren Häusern gerettet werden. Die Wirkung
dieser Nachrichten ist denn auch allenthalben eine gewaltige'
Ueberall. werden Zeichnungen eröffnet; die große Oper und
da6 Theater franeais kündigen Vorstellungen zu Gunsten der
Ueberschwemmten an; die anderen Theater werden folgen.
AehnlicheS geschieht in den Departements. ES wird leider sehr
großer Summen bedürfen, um auch nur der augenblicklichsten
Roth abzuhelfen.
Die am ersten SubskriptionStage bei der Marschallin Mac
Mahon eingegangenen Zeichnungen für die Ueberschwemmten
belaufen sich auf 64,482 Fr., wovon 40,000 Fr von der
Familie Rothschild. Alle Minister haben mit 1000 Fr. un-
terzeichnet. Der UnterrichtSmim'ster ladet die Vorstände der
StaatSanstalten ein, Subskriptionsliften zu eröffnen.
Die Nationalversammlung hat vorläusig eise Million Fr.
für die Ueberschwemmten im Süden dekretirt.
Eine approximative Schätzung des durch die Überschwem
mungen verursachten Schadens ergibt eine Summe von 300
Millionen Franken; Opfer an Menschenleben ca. 3000.
PoMsche Rundschau.
Oesterreich. Am 29. v. M. ist Ferdinand I , Kaiser
von Oesterreich, der älteste Sohn Kaiser Franz l. in Prag
nach langen Leiden gestorben. Geboren am 19. April 1793
hat der verewigte Monarchen Atter von 82 Jahren erreicht.
Die Wiener Blätter rühmen in ihren Nekrologen seine stets
bewährte Humanität und Milde. Im Jahre 1835 nach dem
Tode seines Vaters zur Regierung gelangt, bewährte er wah-
rend feiner ganzen RegierungSzeit die seltene Milde und Her-
zenSgüte, die schon in früher Jugend als hervorstechender Eha»
rakterzug an ihm hervorgehoben war. Eine seiner ersten Hand-
lungen war die Erleichterung seiner italienischen Unterthanen;
vielen wegen politischer Bergehen Eingekerkerten wurden die
Gefängnisse geöffnet, und am 6. September 1838 erließ der
Kaiser bei seiner Krönung als König der Lombardei eine all-
gemeine Amnestie für feine zahlreichen wegen politischer Ver-
gehen verurtheilten italienischen Unterthanen. Im Uebrigen be-
harrte er in den politischen Grundsätzen seines VaterS; Fürst
Metternich blieb der leitende Staatsmann, bis die Märzßürme
des Jahres 1848 den Kaiser nöthigten, den Kanzler zu ent-
lassen, und sich mit einem liberalen Ministerium zu umgeben.
Den gewaltigen Anforderungen, welche die jetzt eintretenden
Erschütterungen des gesammten Reichs an einen österreichischen
Herrscher stellten, war Kaiser Ferdinand nicht gewachsen: am
2. Dezember 1848 legte er zu Olmütz die Krone in die Hände
seines Neffen Franz Joseph nieder und nahm seinen bleiben-
den Aufenthalt in Prag, wo er den Rest seiner Tage in stil-
ler und friedlicher Zurückgezogenheit verlebte. Die letzten Jahre
seines Lebens waren durch schwere körperliche Leiden getrübt,
von denen ihn ein rascher und, wie zu vermuthen ist, sanfter
Tod (er starb an einer Lungenlähmung) erlöst hat. Die
wohlverdiente Liebe seiner früheren Unterthanen ist ihm in sei-
nem stillen Asyl bis an sein Lebensende verblieben.
Die Begegnung zwischen dem Kaiser Franz Joseph und
Kaiser Alexander hat letzter Tage auf böhmischem Boden, dem
festgestelltenProgramm gemäß, stattgefunden, und alle Berichte
über dieselbe stimmen in der Schilderung der besonderen Herz-
lichkett und Intimität in der Begrüßung und im Verkehre der
beiden Monarchen überein. Der Kaiser hat auf der Rückreise
von Bodenbach nach Ischl in der Hradschiner Burg einen
kurzen Besuch abgestattet, und befindet sich zur Stunde bereits
im Kreise seiner Familie in Ischl, wo der a. h. Hof bis zum
Schlüsse des Monats Juli den Aufenthalt nimmt.
Italien. Auch der Senat hat nun mit der Berathung
des fizilischen Sicherheitsgesetzes begonnen. In seiner Bericht
erstattung wies der Justizmmister die Notwendigkeit der Maß
regeln nach. Die Verwerfung deö Gesetzes würde die Kühn-
heit der Räuber erhöhen, dagegen die Annahme desselben die
Behörden und die Bevölkerung einander naher bringen.
Spanien. Die Operationen auf dem spanischen Kriegs-
theater beginnen wieder ernster zu werden. Das Menathal,
welches schon zur Provinz BurgoS gehört, ist von den Alson-
sisten geräumt worden, nachdem sie bei den letzten Kämpfen
gegen die Königlichen den Kürzeren zogen. ES fiel eine Reihe
von Gefechten vor; daS erste begann in der Nähe von Bat-
maseda am 20. Juni Morgens um 7 Uhr und dauerte bis
zum späten Abend, zu welcher Zeit die Alfonfisten ihren Rück
zug antraten, indem sie 143 Gefangene, darunter 11 Offiziere,
in den Händen der Königlichen ließen.
Eine neuere Depesche zeigt an, daß 28,000 Alfonsisten un-
ter dem Oberbefehl deS Generals Jovellar gegen 12,000 von
Dorregaray befehligte Earlisten in der Umgebung von Canto-
vilja vorrücken.
Aegypten. Mit dem 28. Juni hat das Vizekönigreich
einen großen Schritt in der Zivilisation gemacht und hat der
Vicekönig mit Recht diesen Tag als den Anfang einer neuen
Aera bezeichnet. An demselben fand die feierliche Einsetzung
deS internationalen AppellhofeS in Alexandrien mit europäischer
Rechtspflege statt. Für den Handelsverkehr mit dem Orient
dürste diese neue Institution von einer außerordentlichen Wich-
tigkeit sein, da die europäischen Handelshäuser bei allfälligen
Rechtsstreiten sich auf die in Alexandrien und Kairo und Za-
zazig befindlichen europäischen Gerichtshöfe berufen können und
sich nicht mehr den Gerichten der Eingebornen zu unterziehen
haben.
Türkei. Einer offiziellen Mittheilung aus Konstantinopel
zufolge wird das demnächst zur Veröffentlichung gelangende
Budget ein Defizit von 75 Mill. Fr. aufweisen. Dasselbe
entstand durch ausnahmsweise ungünstige Verhältnisse, wie
HungerSnoth, Viehseuchen und Überschwemmungen, welche
verschiedene Provinzen heimsuchten.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
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Roggen . . . . |
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Gerste . . . . .
2
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2
50
2
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Türken ....
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