Verschiedenes.
* Raffinirte Prellerei. Kommt in Mailand ein
lumpiger Kerl in eine Wirthschaft mit einer Guitarre unter
dem Arm und verlangt eine Portion Salami für 40 Cts., die
er sofort verzehrte. Als eS an^S Bezahlen ging, kramte der
Musikant in allen Taschen und als er das Geld nicht finden
konnte, entschuldigte er stch beim.Wirth und eilte nach Hause,
um daS Vergessene zu holen, indem er.ihm das Instrument
als Pfand zurückließ, fo daß sich derselbe hinlänglich für seine
kleine Forderung gedeckt halten konnte. Kaum war Jener fort,
so trat in die Wirthschaft ein gutgekleideter Herr, der die Gui-
tarre auf der Bank liegen sah und anfing, derselben einige
Accorde zu entlocken. Eh! rief er plötzlich voll Verwunderung
auS: „ Woher haben Sie dieses Instrument, das ist von Stra-
divari, da haben Sie ja einen wahren Schatz! Ich werde
Ihnen sofort 500 Liren dafür geben, wenn Sie mir eS abtre
ten." Ich kann nicht, antwortete der Wirth mit zitternder
Stimme, eS ist ein alteS Familienstück, daö ich nicht auS den
Händen geben kann. „Aber ich gebe Ihnen 1000 Liren." Geht
durchaus nicht, war die Antwort. „Nun, sagte endlich der
Fremde, indem er fortging, ich wohne im Gasthof zur „Stadt
Rom" und werde bis Sonntag Abend in Mailand bleiben,
hier ist meine Visitenkarte, wenn Sie sich anders entschließen,
stehen die 1000 Liren zu Ihrer Verfügung."
Kurze Zeit nachher kehrte der ursprüngliche Eigenthümer
mit seinen 40 CtS. zurück, um sein Instrument auszulösen.
Der Wirth wollte ihn indeß nicht fortlassen und sagte ihm:
„Ueberlassen Sie mir Ihre Guitarre, ich werde Ihnen 50 Li-
ren geben." — „Aber wie will ich ohne sie daS Leben fristen?"
fragte der Musikant. „Ich gebe Ihnen 100 Liren." — „ES
ist zu wenig." — „150." — Abgenommen und sofort auS-
bezahlt. Wie von Flügeln getragen eilt mein Wirth in den
abgegebenen Gasthof, um die 1000 Liren von dem Kenner in
Empfang zu nehmen, aber man weiß von dem Fremden nichts.
Da erst dämmerte dem Guten die Idee auf, er könnte betro-
gen sein und er begann- den richtigen Zusammenhang zu ahnen,
nämlich daß der Musikant und der fremde Herr unter einer
Decke gespielt und ihn alS Opfer auSerfehen hatten. Die be-
rühmte Guitarre wurde am folgenden Tage für einige Scudi
verkauft.
* Die Amerikaner erzählen von drei „Zechbrüdern," die
sich heim Abschied von der Kneipe das Ehrenwort gaben,
daß jeder den ersten Befehl, welchen er bei seiner verspäteten
Heimkehr von seiner Frau erhalte, unbedingt erfüllen wolle;
wer eS nicht thue, solle andern TagS 5 Dollars Strafe zahlen.
Andern TagS waren die Drei pünktlich am Platze. Master
Walker berichtete, er sei daheim im Dunkeln über einen Back-
trog gestolpert und seine Frau habe ihm zugerufen: „ Bill, tritt
doch lieber gleich in den Teig, den ich angemacht habe!" —
Ganz, wie eS Dir beliebt, Maggie, sagte Walker, streckte seine
Füße in den Teig und dann in daS Bett. — Brown erzählte:
Meine Frau war zu Bette gegangen, als ich im Dunkeln an
die Möbel stieß und herumpolterte. Da rief meine Frau:
„Wirf gleich den GlaSschrank um, Du SaufauS!" — Ich
gab dem Schrank einen Stoß, daß er purzelte und Alles in
Scherben ging. Meine Frau wurde ganz wild und ich werde
noch lange daran denken. — Master Wilson, der Dritte, macht
ein ziemlich langes Gesicht. Als ich heimkam, sagte er, und im
dunkeln Zimmer herumstolperte, gab mir meine Frau den
liebenswürdigen Rath: „Brich Dir doch das Genick entzwei!"
— Bei Leibe nicht, liebe Kate, daS thu' ich nicht, lieber bezahle
ich die Zeche! — Hier sind meine 5 Dollars, fragt mich nur
nicht, wie mir'S gegangen.
Verantwortlicher Redakteur ».Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Amtliche Anzeigen.
Kundmachung.
Gegen Versicherung auf Realitäten sowohl als auch gegen
Kredit können hieramtS Gelder ausgenommen werden.
Fürstl. Liechtensteinische Kassenverwaltung.
Vaduz, 1. Juni 1874.
Nebesky.
Nichtamtliche Anzeigen.
Vieh-Versteigerung.
Am nächsten Sonntags den 7. Juni, Nachmittags 3 Uhr
werden bei der Wirthschaft des Herrn Gerbers Jos. Ant.
Amann in Vaduz aus freier Hand drei Kühe und ein
schönes Kalb versteigert werden, zahlbar auf nächsten Mar-
tini. — Wer das Vieh vorher zu sehen wünscht, wende sich
an den Herrn Gemeinde-Vorsteher Felix Real/
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 29. Mai.
Der halbe Metzen
I beste
mittlere
geringe
1 fl
kr.
fl.
kr.
fl.
kr.
Korn
1 4
50
4
25
4
-
Roggen ....
1 3
50
3
25
3
—
Gerste
1 3
20
3
10
2
80
Türken ....
2
80
1
50
2
20
Hafer j
1
85
2
75
1
70
mau
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Mai
27
+ 8%
+ 14%
+ 14
hell
»
28.
+ 6%
+ 17%
+ 15
n
»
29.
+10
+20
+ 18
u
n
30.
+11
+22V4
+20
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V
31.
+12 %
+23
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Juni
1.
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Telegrafischer Kursbericht von Wien.
3. Juni» Silber 106.10
20-Frankenstücke ....... 8.92
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.