Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Volkswirthschastliches. 
Der Weinstock und der Wem. 
Entwicklung und Bau deS WeinstockeS. 
Zu einem richtigen Verständniß aller Regeln zum Schnitt 
und zur Behandlung des WeinftockS ist eS nothwendig, den 
höchst einfachen Bau dieser Pflanze genau zu kennen. 
Ohne diese Kenntniß erscheinen alle Anweisungen und prak- 
tische Lehren rein willkürlich, sie können nicht als nothwendig 
angesehen werden und deshalb auch nur mit halbem Herzen 
befolgt werden. Die durch eine lange Erfahrung ermittelten 
Regeln zur Behandlung deS Weinstocks gründen stch auf diesen 
eigenthümlichen Bau, und sind, wenn man denselben erkannt 
hat, von selbst verständlich In einzelnen Fällen, wo man 
von den Gartenbüchern im Stiche gelassen wird, kann man 
die richtige Behandlung aus der Kenntniß deS BaueS selbst 
ableiten. Wir lassen deßhalb eine genaue Darstellung deS 
BaueS der Weinrebe, wie sie noch nirgendwo gegeben ist, jeder 
praktischen Anweisung vorangehen. 
Der Knoten. 
Dasjenige Organ, durch dessen Wiederholung der ganze 
Weinstock sich aufbaut, ist der Knoten im Zweige. Betrachtet 
man eine frische Ruthe eineS WeinstockS, so steht man, daß in 
Entfernungen von 3 bis 5 Zoll die Ruthe Anschwellungen, 
Knoten, hat, und an vieser Stelle brechen alle ande^l Organe 
des WeinstockS fast auf gleicher Höbe hervor. Diese Knoten 
wiederholen sich an einer Ruthe in ganz gleicher Art, nur 
brechen die Organe bei jedem folgenden Knoten in umgekehrter 
Stellung von rechts und links hervor. 
Gehen wir nun zur genauen Betrachtung des Knotens über. 
Wir nehmen einen Zweig, der im letzten Frühling auS einem 
Auge ausgetrieben und im Laufe des Sommers noch grün ist. 
Da, wo die Anschwellung noch nicht ihre größte Stärke 
erlangt hat, ist in dem Zweige eine Gliederung. Ein junger 
Zweig bricht an dieser Stelle stumpf ab, wenn man ihn stark 
seitlichbiegt. An dem untern Stücke fitzt nichts oder nur das 
Blatt, alle hervorgebrochenen Organe sitzen an dem oberen 
Stücke. Dieser Bau zeigt, daß die Holzfasern noch nicht durch- 
laufen. Während man einen Zweig an keiner andern Stelle 
glatt abbrechen kann, ist er hier ganz spröde. Mit der Zeit 
verschwindet diese Gliederung, die Fasern laufen durch, und 
im Spätsommer kann man einen Knoten an dieser Stelle nicht 
mehr abbrechen. Dicht über der Bruchstelle sitzt an der einen 
Seite 1) ein Blatt, dessen Stiel mit einer Anschwellung be- 
ginnt. Das Blatt selbst sitzt mit einem Glieds oder Gelenke 
an dem Zweige, eS läßt sich an dieser Stelle leichter abbrechen, 
als an jeder andern, ohne daß Fasern hervorstehen. DaS Ge- 
lenk verwächst nicht, und im Herbste fällt daS Blatt an dem 
Gelenks ab. 
In dem Winkel deS BlatteS entstehen 2) ein oder zwei 
ungleich dicke Augen, welche zu Nebenzweigen, gewöhnlich Geitze 
genannt, austreiben. Die Regel ist, nur eine Geitze, und finden 
stch Doppelaugen, so wird daS eine schwächere immer wegge- 
brochen. Reben der Geitze entwickelt stch im Laufe des Som- 
merS ein neueS Auge, das sogenannte schlafende Auge. Dieses 
letztere ist bestimmt, den Winter über am Stocke zu bleiben 
und im nächsten Frühjahre zu einer grünen Ruthe auszutreiben. 
Betrachtet man diese Augen genauer, so findet man, daß an 
je zwei aufeinander folgenden Knoten einmal das Auge rechts 
von der Geitze, und einmal links von derselben sitzt. Der auS 
dem Auge austreibende Zweig sitzt mit einem Gelenke an dem 
Hauptzweig, und kann, so lange er jung ist, hier stumpf ab- 
gebrochen werden. Im Spätsommer aber wachsen die Holz- 
fasern durch, und der Nebenzweig kann nicht mehr im Gelenk 
abgebrochen werden. 
. (Fortsetzung folgt.) 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Danksagung. 
Wir Unterzeichnete sprechen dem Titl. HilfScomite und den 
Brandbeschädigten in Schaan nochmals unseren tiefgefühltesten 
Dank aus für das schöne Geschenk von 200 fl. Obgleich 
selbst vom Unglück so schwer betroffen, haben sie dennoch 
uns bei unserem herben, unersetzlichen Verluste ihr Mitgefühl 
nicht versagt, sondern sind uns mit werkthätiger Liebe beige- 
sprungen. Möge ihnen der liebe Gott ihre Wohlthaten gegen 
unS tausendfach vergelten; möge dieses schöne, einzig in der 
Geschichte unseres Ländchens dastehende Beispiel der christlichen 
Liebe und Barmherzigkeit nie in Vergessenheit gerathen. 
Ruggell, den 20. April 1874. 
Augustin Büchel und 
Rosalia Büchel, Wittwe. 
Kalkausruf. 
Vom Dienstag den 28. April an wird bei der Ziegelhütte 
am Holenweg ob Sevelen wieder ein frischgebrannter Wet- 
terkalk auSgemessen, auch Ziegel jeder Art ,stnd von da an 
wieder zu haben. 
Ferner diene zur Nachricht, daß das bisherige Kegellokal 
bei der Station Sevelen lzu einer Gartenwirtschaft umge- 
wandelt wurde. 
Empfehle mich 
Hagmann 
Sevelen. zur Traube und Station. 
Kornpretse vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 17. April. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl 
kr. 
1 st- 
kr. 
fl 
kr. 
Korn 
4 
50 
4 
25 
4 
—• 
Roggen .... 
3 
50 
3 
25 
3 
— 
Gerste 
3 
20 
3 
10 
2 
80 
Türken .... 
2 
80 
1 
50 
2 
20 
Hafer 
1 
85 
2 
75 
1 
70 
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
April 15 
+ 33/ 4 
+U 
+ 9 
halb hell 
„ 16. 
+ 7% 
+11 
+ 91/2 
trüb; Reg. 
„ 17. 
+ m 
+14 
-j-lO 
trüb 
.. 18. 
+ 6 
+ 8 
+ 9 
trüb 
„ 19. 
+ 7% 
+14% 
+10 
hell 
20. 
+ 5 3 / 4 
+ 15 
+14 
hell 
21. 
+ 7 3 / 4 
+ 17J/& 
+16 
hell. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
22. April Silber 106.10 
20-Frankenstücke 9.— 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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