Volkswirthschastliches.
Der Weinstock und der Wem.
Entwicklung und Bau deS WeinstockeS.
Zu einem richtigen Verständniß aller Regeln zum Schnitt
und zur Behandlung des WeinftockS ist eS nothwendig, den
höchst einfachen Bau dieser Pflanze genau zu kennen.
Ohne diese Kenntniß erscheinen alle Anweisungen und prak-
tische Lehren rein willkürlich, sie können nicht als nothwendig
angesehen werden und deshalb auch nur mit halbem Herzen
befolgt werden. Die durch eine lange Erfahrung ermittelten
Regeln zur Behandlung deS Weinstocks gründen stch auf diesen
eigenthümlichen Bau, und sind, wenn man denselben erkannt
hat, von selbst verständlich In einzelnen Fällen, wo man
von den Gartenbüchern im Stiche gelassen wird, kann man
die richtige Behandlung aus der Kenntniß deS BaueS selbst
ableiten. Wir lassen deßhalb eine genaue Darstellung deS
BaueS der Weinrebe, wie sie noch nirgendwo gegeben ist, jeder
praktischen Anweisung vorangehen.
Der Knoten.
Dasjenige Organ, durch dessen Wiederholung der ganze
Weinstock sich aufbaut, ist der Knoten im Zweige. Betrachtet
man eine frische Ruthe eineS WeinstockS, so steht man, daß in
Entfernungen von 3 bis 5 Zoll die Ruthe Anschwellungen,
Knoten, hat, und an vieser Stelle brechen alle ande^l Organe
des WeinstockS fast auf gleicher Höbe hervor. Diese Knoten
wiederholen sich an einer Ruthe in ganz gleicher Art, nur
brechen die Organe bei jedem folgenden Knoten in umgekehrter
Stellung von rechts und links hervor.
Gehen wir nun zur genauen Betrachtung des Knotens über.
Wir nehmen einen Zweig, der im letzten Frühling auS einem
Auge ausgetrieben und im Laufe des Sommers noch grün ist.
Da, wo die Anschwellung noch nicht ihre größte Stärke
erlangt hat, ist in dem Zweige eine Gliederung. Ein junger
Zweig bricht an dieser Stelle stumpf ab, wenn man ihn stark
seitlichbiegt. An dem untern Stücke fitzt nichts oder nur das
Blatt, alle hervorgebrochenen Organe sitzen an dem oberen
Stücke. Dieser Bau zeigt, daß die Holzfasern noch nicht durch-
laufen. Während man einen Zweig an keiner andern Stelle
glatt abbrechen kann, ist er hier ganz spröde. Mit der Zeit
verschwindet diese Gliederung, die Fasern laufen durch, und
im Spätsommer kann man einen Knoten an dieser Stelle nicht
mehr abbrechen. Dicht über der Bruchstelle sitzt an der einen
Seite 1) ein Blatt, dessen Stiel mit einer Anschwellung be-
ginnt. Das Blatt selbst sitzt mit einem Glieds oder Gelenke
an dem Zweige, eS läßt sich an dieser Stelle leichter abbrechen,
als an jeder andern, ohne daß Fasern hervorstehen. DaS Ge-
lenk verwächst nicht, und im Herbste fällt daS Blatt an dem
Gelenks ab.
In dem Winkel deS BlatteS entstehen 2) ein oder zwei
ungleich dicke Augen, welche zu Nebenzweigen, gewöhnlich Geitze
genannt, austreiben. Die Regel ist, nur eine Geitze, und finden
stch Doppelaugen, so wird daS eine schwächere immer wegge-
brochen. Reben der Geitze entwickelt stch im Laufe des Som-
merS ein neueS Auge, das sogenannte schlafende Auge. Dieses
letztere ist bestimmt, den Winter über am Stocke zu bleiben
und im nächsten Frühjahre zu einer grünen Ruthe auszutreiben.
Betrachtet man diese Augen genauer, so findet man, daß an
je zwei aufeinander folgenden Knoten einmal das Auge rechts
von der Geitze, und einmal links von derselben sitzt. Der auS
dem Auge austreibende Zweig sitzt mit einem Gelenke an dem
Hauptzweig, und kann, so lange er jung ist, hier stumpf ab-
gebrochen werden. Im Spätsommer aber wachsen die Holz-
fasern durch, und der Nebenzweig kann nicht mehr im Gelenk
abgebrochen werden.
. (Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Danksagung.
Wir Unterzeichnete sprechen dem Titl. HilfScomite und den
Brandbeschädigten in Schaan nochmals unseren tiefgefühltesten
Dank aus für das schöne Geschenk von 200 fl. Obgleich
selbst vom Unglück so schwer betroffen, haben sie dennoch
uns bei unserem herben, unersetzlichen Verluste ihr Mitgefühl
nicht versagt, sondern sind uns mit werkthätiger Liebe beige-
sprungen. Möge ihnen der liebe Gott ihre Wohlthaten gegen
unS tausendfach vergelten; möge dieses schöne, einzig in der
Geschichte unseres Ländchens dastehende Beispiel der christlichen
Liebe und Barmherzigkeit nie in Vergessenheit gerathen.
Ruggell, den 20. April 1874.
Augustin Büchel und
Rosalia Büchel, Wittwe.
Kalkausruf.
Vom Dienstag den 28. April an wird bei der Ziegelhütte
am Holenweg ob Sevelen wieder ein frischgebrannter Wet-
terkalk auSgemessen, auch Ziegel jeder Art ,stnd von da an
wieder zu haben.
Ferner diene zur Nachricht, daß das bisherige Kegellokal
bei der Station Sevelen lzu einer Gartenwirtschaft umge-
wandelt wurde.
Empfehle mich
Hagmann
Sevelen. zur Traube und Station.
Kornpretse vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 17. April.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
1 st-
kr.
fl
kr.
Korn
4
50
4
25
4
—•
Roggen ....
3
50
3
25
3
—
Gerste
3
20
3
10
2
80
Türken ....
2
80
1
50
2
20
Hafer
1
85
2
75
1
70
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
April 15
+ 33/ 4
+U
+ 9
halb hell
„ 16.
+ 7%
+11
+ 91/2
trüb; Reg.
„ 17.
+ m
+14
-j-lO
trüb
.. 18.
+ 6
+ 8
+ 9
trüb
„ 19.
+ 7%
+14%
+10
hell
20.
+ 5 3 / 4
+ 15
+14
hell
21.
+ 7 3 / 4
+ 17J/&
+16
hell.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
22. April Silber 106.10
20-Frankenstücke 9.—
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.