den Bund. Gesetzgebung deS Bundes über die Ausgaben und
Einnahmen von Banknoten. Gleichstellung der Niedergtlasse-
nen in den Kantonen mit den KantonSbürgern und Freiheit
der Niederlassung, Unverletzlichkeit der Glaubens- und Gewis-
sensfreiheit und Unabhängigkeit der bürgerlichen Rechte vom
Glauben, Aufhebung der Beschränkung deS Rechtes zur Ehe,
Befreiung der Bürget von der geistlichen Gerichtsbarkeit, Ab-
schaffung der TodeS- und Prügelstrafe^ Verbot jeder Wirksam-
keil der Jesuiten in Kirche und Schule."
Frankreich. Ueber die französische Armee im gegenwärti
gen Augenblicke wird der „Köln. Ztg. " auS Paris geschrieben.
„Wenn eS mit der Organisation der 7 jährigen RegierungSzeit
Mac Mahons nur sehr langsam vorwärts geht, so läßt sich
^aS Nämliche nicht von der Reorganisation der Armee sagen,
die in dem letzten Jahre große Fortschritte gemacht hat. Ende
dieses Jahres wird Frankreich eine gut eingeübte Armee (aktive
und Reserve) von beinahe 900,WO Mann in'S Feld stellen
können! Ihre Bewaffnung ist auch beinahe vollständig fertig.
Jedenfalls wird die Armee bis zum Herbst mit den neuen Ka-
nonen ausreichend versehen sein. Die MannSzucht ist zufrieden-
stellend. Die Offiziere treten mit großer Strenge auf, und wenn in
dieser Beziehung vielleicht auch noch nicht Alles, was man
wünscht, erreicht ist, so sind doch fast alle jene Uebelstände als
beseitigt zu betrachten, welche in der frühern kaiserlichen Armee
in Mode waren. Die Offiziere haben in der letzten Zeit viel
gearbeitet und leisten bedeutend mehr, als die der ehemaligen
kaiserlichen Armee, und wenn die Oberkommandanten auch noch
fast alle so sind, wie unter dem Kaiserreich, so kann man doch
nicht leugnen, daß die Armee eine bedeutend bessere geworden
ist. Was die Territorialarmee anbelangt, so wird gegenwärtig
an der Organisation derselben mit dem größten Eifer gearbei-
tet. Alle, die zu derselben gehören, sind jetzt auf ihren resp.
Mairieen eingeschrieben. Ob die zu derselben gehörigen Sol-
daten dieses Frühjahr zu Uebungen einberufen werden, weiß
man noch nicht; jedenfalls wird eS aber im Herbst geschehen.
Augenblicklich beschäftigt man sich mit der Organisation der
Cadres. Wie es scheint, will man die Freiwilligen der aktiven
Armee als Unteroffiziere in dieselben aufnehmen. Jedenfalls
hält man diese so lange im Dienst zurück, biö sie eine Art von
Unterosfizierexamen — dieses ist äußerst streng — gemacht ha
ben. Die, welche sich nicht als genügend erweisen, werden
noch ein Jahr länger unter den Fahnen zurückgehalten. Die
Freiwilligen werden überhaupt sehr streng behandelt; selbst
wenn sie ihre Prüfung bestanden, werden sie, wenn sie 80
Tage Salle de police oder 15 Tage Gefängniß während ihreS
ersten Jahres erhalten haben, ein Jahr länger festgehalten.
Marschall Mac Mahon selbst hält große Stücke darauf, daß
die Territorialarmee schnell organisirt werde, damit die aktive
Armee für den Fall des Ausbruchs eines Krieges vollständig
in'S Feld rücken kann."
Spanien. Ueber die Kämpfe vor Bilbao bringt die „Ti
mes" nachträglich einige interessante Mittheilungen ihres Be-
richterstatterS im (artistischen Hauptquartier, der als ehemaliger
Offizier ein beachtenSwerther Zeuge ist. Dieser Gewährsmann
spricht zunächst seine Verwunderung darüber auS, daß der
Hauptangriff seitens der Republikaner bis ^auf den 27. hinaus-
geschoben wurde, „denn — bemerkt er — wenn Setrano am
zweiten Tag im Centrum und am rechten Flügel mir demselben
Ungestüm wie am dritten angegriffen hätte, so wären die wich-
tigen Positionen voti San Pedro und San Julian genommen
worden und die Carlisten hätten sich zurückziehen müssen. Die
Ueberlegenheit der Republikaner im Punkte der Artillerie wurde
bald von den Carlisten empfunden, denn daö Dorf CarreraS,
Welches vor ihrem Centrum lag, mußte gleich von Anfang
preisgegeben werden. Am zweiten Tag unterhielten die Repu
blikaner ein beständiges Geschütz- und Kleingewehrfeuer, dem
übrigens die Carlisten nur dann eine Erwiederung gönnten,
wenn die Feinde Miene machten weiter vorzurücken. Die Car-
listen zeigten überhaupt bei dieser Gelegenheit viel Rühe und
gesunden Menschenverstand. Wenn sie den ganzem Tag geschos
sen und wenig Schaden angerichtet hätten, so erfüllten sie hoch-
stenS die feindlichen Truppen mit Zuversicht, während sie durch
ihr ruhiges Zuwarten, auf welches erst beim Anrücket: der Re
publikaner schwere Salven folgten, die beste Wirkung erzieltem
An diesem Tage besuchte ich einige der (artistischen Verschanzt
ungen, wo daS Feuer am heftigsten war, und fand den Kugel-
regen, der dort über Die Köpfe hinwegpfiff, wirklich furchtbar.-
Das Musketenfeuer that übrigens wenig Schaden, wohingegen
daS Artilleriefeuer mitunter sehr unbequem wurde und empfind-
liche Verluste veranlaßte. Nicht nur wurden viele Soldaten ge-
tödtet und verwundet, sondern vielfach ward auch die Brust-
wehr übel zugerichtet. Der spanische Soldat schlägt sich indessen
gut hinter einer Deckung und die Basken scheinen bessere N«*
ven zu haben als ihre Gegner, denn sie hielten unter den
schrecklichen Explosionen der einschlagenden Granaten ganz präch-
tig. Was den Erfolg des dritten Tages anbelangt, so besteht
derselbe darin, daß sich die Republikaner in dem Dorf Pucheta
und in den sechs Häusern festgesetzt haben. Diese sechs Häuser
sind von großer Wichtigkeit, da sie San Pedro in die Flanke
nehmen. Wahrscheinlich werden dort Geschütze placirt werde»,
um die Carlisten auS San Pedro hinauszuwerfen, und falls
dieser Plan glückt, so werden sich die Carlisten zurückziehen
müssen. Sollten jedoch die Carlisten die Geschütze nehmen, waS
ja keineswegs unwahrscheinlich ist, falls dieselben so nahe an
die Verschanzungen herangebracht werden, so könnte Serrano
noch alles einbüßen, was er bereits gewonnen. Während der
dreitägigen Kämpfe haben die Carlisten etwa 2000 Mann an
Todten und Verwundeten eingebüßt. Die Verluste der Re-
publikaner müssen nach allem, was man sehen konnte, noch
weit größer sein. Die Artillerie der Republikaner war gut
bedient Dagegen war das Jnfanteriefeuer äußerst wild. WaS
die carlistische Armee anbelangt, so befindet sich dieselbe in
trefflichem Gesundheitszustand, und ich glaube, daß das Ver
hältnis der Kranken sehr gering ist. An Lebensmitteln fehlt
eö nicht, und Tabak ist massenhaft zu haben. Die Contribu-
tionen, welche arme Leute zu zahlen haben, sind übrigens un-
geheuer, und während der letzten Tage wurde Jung und Alt
itt den Dienst gepreßt, um Verwundete aus den Verschanz»«-
gen zu tragen. Gleichzeitig ist die Belagerung von Bilbao
nicht vernachlässigt worden. Mitunter schweigt daS Bombar-
dement ein paar Tage wegen Mangels an Pulver, sobald
aber dann wieder Munition zur Hand ist, werden täglich 400
Granaten in die Stadt geworfen. Die Bank von Bilbao,
schießt das (Held für fast alle öffentlichen Zwecke vor, doch
sollen Lebensmittel sehr spärlich sein."
England. Das englische Parlament wird bei seinem
Wiederzusammentritt die schon öfter behandelte Frage über daß
Frauenstimmrecht wieder zu behandeln haben. Diesmal kommt
merkwürdiger Weise die Anregung dazu von den konservativen
Bänken, nämlich von dem Parlamentsmitglied Forsyth. Dieser
Gentlemen will den Antrag bringen, unabhängig dastehenden
Frauen, also Unverheirateten, wenn ste in ein gewisses Älter
gelangt sind, sowie Wittwen unter gewissen Bedingungen dqS
Stimmrecht zu verleihen GS wäre dies der erste Schritt zur
Emanzipation der Weiber, namentlich da das Recht nur solchen
Frauen ertheilt werden soll, die nicht unter dem Joch der Ehe
schmachten. Obschon ein Antrag in verschiedener Fassung aber
ähnlicher Richtung bereits von John Bright und andern libe-
ralen Koryphäen gestellt worden war und die Frauenemanzipa-
tionStheorie in beiden Lagern viele Anhänger zählt, ist doch
die Zahl der Abgeordneten, welche den politischen Einfluß M
schönen Geschlechts nicht zu den Fortschritten zählen, überwie
gend. ' Die Aussichten für Annahme des Antrages sind
nach nicht groß.