Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Kleinasten find ganze Schafheerden aus Mangel an Nahrung 
verhungert oder von Wölfen zerrissen worden. In dem Orte 
Uschak (berühmt durch die Fabrikation der sogenannten Smvr- 
paer Teppiche) sind 24 Menschen erfroren und 5 Menschen 
von Wölfen zerrissen worden. Die Straße von Mudania nach 
Brussa wird ebenfalls von Wölfen unstcher gemacht, und die 
Straße von Gemlek nach Brussa, welche 1852 mit Pauken 
und Trompeten tnaugurirt und unter Hängen und Würgen 
binnen 12 Jahren leidlich ausgeführt wurde, befindet sich jetzt 
in einem solchen Zustande, daß nur ein Selbstmörder den 
Muth hat, ste zu betreten." 
Verschiedenes. 
* Die Turiner Bevölkerung strömt gegenwärtig nach dem 
Thore deS Arsenals, um die neue Riesenkanone zu sehen, die 
soeben auS der Gießerei gekommen ist. Sie ist von Eisen und 
mit eisernen Reifen versehen. Ihre Länge beträgt 6 Meter 
und 80 Centimeter, ihr Gewicht 36 Tonnen und ihre Ge- 
schösse sollen fähig sein, einen 50 Centimeter starken Schiffs« 
Panzer zu zerschmettern. Sie ist für die yeuen BefestigungS- 
werke von Spezzia bestimmt, soll aber erst im Lager von San 
Maurizio probirt werden. Bis jetzt hat man ste Der noch 
nicht von der Stelle bringen können Man versuchte eS zu 
erst mit Ochsen, aber 20 Paar waren nicht im Stande , ste 
einen Schritt vorwärts zu bringen. Darauf wurde mit Win- 
den gearbeitet, aber auch vergebens. Wahrscheinlich muß eine 
Strecke Eisenbahn gebaut und eine Lokomotive vorgespannt 
werden. Sie ist nach den Angaben deS Artillerie-Obersten 
Rossel gegossen worden. 
* AuS Japan. Einen grauenhaften Vorfall berichtet die 
„China Mail" aus Japan. Eine Frau, die zum Morde ihres 
ManneS Hand geleistet und den Mörder geheirathet hatte, ist 
zur Strafe durch angespannte Ochsen in Stücke gerissen worden. 
Dem Mörder, Bruder deS Gemordeten, stand ein kaum weniger 
qualvoller Tod bevor; erst Kreuzigung und am Kreuze Tortur 
bis zum Tode mit spitzen Scheeren. Weiter kündigt dasselbe 
Blatt die Einäscherung deS Schibatempels zu Ieddö an. Das 
Gebäude hatte 270 Jahre lang gestanden und war eine der 
wesentlichsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. 
* Die deutsche „Gartenbauzeitung" macht darauf aufmerk- 
sam, daß die Sagspäne (Sägemehl) beim Gemüsebau auf dem 
Lande noch viel zu wenig angewendet werden, und ist der An- 
ficht, alle Ansaaten sollten sofort nach dem Einbringen des 
Saatgutes mit Sägspänen überstreut werden, indem die Säg- 
späne die Feuchtigkeit im Boden erhalten, den Boden vor dem 
Holzig (Scherbelig) werden und die jungen Pflanzen gegen 
Schnecken und Erdflöhe schützen. Man probire diesen Rath; 
die Auslagen find ja nicht groß. 
Volkswirthschaftliches. 
Weinbau. Hr. Prof. Kohler in Küßnacht, ein Haupt- 
kenner des Weinbaues, hielt jüngst in der landwirthschaftlichen 
Gesellschaft in Erlenbach am Zürichsee einen Vortrag, dem 
wir nachstehende, auch für unsere Weinproduzenten interessante 
Bemerkungen entheben. 
Bei Behandlung der Neuanlagen in den Weinbergen glaubt 
Hr. Kohler auf einen Fehler, der gewöhnlich begangen werde, 
aufmerksam machen zu müssen. Es sei alter Brauch, die Re- 
ben mit den alten Stämmen einzugraben. DieS sei fehlerhaft, 
weil dadurch zu wenig junges Holz in den Boden komme uud 
in Folge dessen nur mangelhafte Wurzelbildung bewirkt werde. 
Das alte Holz sollte weggeschnitten und vom Hungen Holz 
t0—12 Augen in die Erde gelegt werden; dadurch würde 
wahrscheinlich auch das frühe „Vergruben" überflüssig. DaS 
Beschneiden der Reben sollte im Winter, als zur Zeit der Ruhe 
geschehen. Wer daS nicht thun wolle, sollte wenigstens die 
Wickel lösen, dieselben sammeln und verbrennen, weil dadurch 
viel Ungeziefer verderbt werde und die Rebe auch in Folge 
ihrer freien Bewegung vor Frost eher geschützt sei. 
^ Bei den Landarbeiten wurde alSdann daS sogenannte 
„Läubeln" als der Rebe nachtheilig bezeichnet, da das Auge 
durchs das gewaltsame Abreißen deS BlättchenS geschädigt werde 
und überdies die Blätter sehr viel zum Gedeihen "der Augen 
beitrügen; ebenso solle daS „Verzwicken" nicht zu früh ge- 
fchehen, besonders irL gut gedüngten Reben. 
— Der starke Import von Schweinen in die Schweiz soll 
eine Folge der in Jassy aufgetretenen Trichinosts sein, die bis- 
her in Rumänien nicht beobachtet worden ist. Der Konsum 
an Schweinefleisch hat nun dort plötzlich in einem so hohen 
Grade abgenommen, daß bedeutende Transporte nach Oester 
reich und Deutschland abgegangen sein sollen und wohl noch 
abgehen werden. Die Händler und Fleischer werden deßbalb 
aus der Hut sein müssen. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Arbeiter-Gesuch. 
In der mechanischen Weberei Triesen finden Weberinnen 
bei gutem Lohne dauernde Beschäftigung. 
ES werden auch Lehrweber aufgenommen Und denselben 
entsprechender Taglohn vergütet 4 3 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 3. April. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 

fl 
kr. 
fl. 
kr. 
fl. 
kr. 
Korn 
4 
50 
4 
25 
4 
— 
Roggen . . . . 
3 
50 
3 
25 
3 
— 
Gerste ...... 
3 
20 
3 
10 
2 
80 
Türken . . . . 
2 
80 
1 
50 
2 
20 
Hafer | 
1 
85 
2 
75 
1 
70 
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittag« 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
April 
1 
4- 6% 
+ 8 
+10 
fast bedeckt 
» 
2. 
+ 6 
+13 
+ 11 
fast hell 

3. 
+ 8% 
+ 16V2 
+13 
halb hell; Föhnst. 
H 
4. 
+ 8'/ 4 
+10 
+ 5% 
trüb; Reg. 
U 
5. 
+ 6 
+ 7 
+ 5 
n » 
n 
6. 
+ 3 
+ 6 
+ 5 
n h 
n 
7. 
+ 5 j /4 
+ 9% 
+ 63/ 4 
trüb. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien» 
8. April Silber . 105.85 
20-Frankenstücke 8.99 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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