Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

vertrauensvollem Blicke in die Zukunft vorwärts im neuen 
Jahre. 
PaS walte Gott! 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
20. Die Graben v. MontsorO 
(Fortsetzung.) 
Wie sich Hugo am kriegerischen Leben und Treiben seiner 
Zeit stark betheiligte und selbst vor Gewaltthätigkeiten nicht 
zurückschreckte, so sehen wir an ihm einen andern Zug der Zeit 
hervortreten, der sich vorzüglich in wohlthätigen und kirchlichen 
Stiftungen kundgab. Auch Krieger, die, wie Hugo, fast eine 
Freude darin fanden, in beständiger Fehde zu leben, ja selbst 
solche, welche den heftigsten Leidenschaften sich ergaben und sich 
Ungerechtigkeiten und sogar grausame Mordthaten zu Schulden 
kommen ließen, fühlten sich damals zu religiösen Vergabungen 
veranlaßt. Oft mögen solche Stiftungen als Zeichen eigentlicher 
Sinnesänderung zu betrachten, oft aber auch nur vorübergeh- 
enden Stimmungen und wohl auch hie und da der falschen 
Meinung zuzuschreiben sein, daß durch eine solche Fundatwn 
die Verbrechen der Stifter gesühnt würden. b 
Hugo stiftete das Hospital zu St. Johann in Feldkirch und 
stattete 'eS mit Gütern und Einkünften aus. So gab er ihm 
die Kirche in Klösterle und einige Aecker an der Straße zum 
Arlberge, sowie die große Mühle zu Feldkirch. Kaiser Fried- 
rich II. bestätigte 1218 die Stiftung. Von den Einkünften soll- 
ten einstweilen, bis die Güter sich vermehrt hätten, arme Rei- 
sende Obdach nnd theilweise Verpflegung finden. Der Rest soll 
zu zwei Theilen den Armen deS Landes und zu einem Theil 
den Hospitalbrüdern in Jerusalem zukommen. 1229 erweiterte 
Hugo die Gebäulichkeiten der Anstalt und machte an sie neue 
Vergabungen. 
An diese Stiftung mag noch eine andere angereiht werden, 
die in unserem Lande gemacht wurde. Sie ist zwar kein Werk 
Hugo'S, aber sie wurde doch in seinem Gebiet und unter sei- 
ner Regierung gemacht. Die Sage in Bezug auf dieselbe lautet 
also: Ritter Rüdger von Limpach hatte einen einzigen Sohn, 
der ihm über AlleS theuer war. Zur Erndtezeit trieb sich der- 
selbe fröhlich unter den Schnittern herum und schlief zuletzt er- 
müdet unter den Garben ein. Die Schnitter häuften, wo der 
Knabe schtief, Garbe auf Garbe, ohne ihn zu gewahren. So 
kam der Abend uyd besorgt fragte der Vater nach dem Sohne. 
Niemand konnte ihm Aufschluß geben. Er. ließ die ganze Ge- 
gend durchforschen und rief laut den Namen seines SohneS, 
damit er die bekannte Stimme seines Vaters höre u. ihr folge. 
Vergeblich, der Sohn war verschwunden und keine Spur von 
ihm mehr zu entdecken. Da gelobte der Vater in seinem 
Schmerzendem Heiligen desjenigen Tages, an welchem sein 
Sohn gefunden würde, all sein Gut zu vermachen. Es fügte 
sich, daß derselbe gerade am Feste deS hl. Luzius beim Weg- 
nehmen der Garben gefunden wurde. Deßhalb entschloß sich 
Rüdger sein Gelübde dadurch zu erfüllen, daß er seine Gütek 
dem Prämonstratenserkloster St. Luzi in Chur schenke. Die alte 
früher erwähnte Stiftung St. Luzi war nämlich von Bischof 
Konrad von Biberegg im I. 1140 in ein Prämonstratenser> 
kloster verwandelt worden. Diesem schenkte nun Rüdger die 
Pfarrei Bendern, sowie verschiedene Besitzungen in Bendern 
und an andern Orten am Eschnerberg. Als Kaiser Heinrich 
VI. im I. 1194 auf seiner Reise nach Italien in Chur sich 
aufhielt, bat ihn Rüdger v. Limpach, seine Stiftung zu bestä- 
tigen. Er that dieß in Gegenwart mehrerer Bischöfe und 
Großen des Reiches, sowie mehrerer rätischer Edeln. Später 
wurde die Vergabung von verschiedenen Päpsten und Kaisern 
wiederholt bestätigt. Früher war die Pfarrei Bendern Eigen 
thum des Stiftes Schanis, von dem es wohl an die v. Lim- 
pach kam. Das Kloster St. Luzi erhielt später in dieser Ge- 
gend noch andere Rechte und Besitzungen, besonders die Pfar- 
reien Sennwald und Salez Bendern wurde für dasselbe be- 
sonders zur Zeit der Reformation wichtig, da Abt und Kon- 
vent etwa 100 Jahre ' hindurch daselbst im Exil zubringen 
mußten. 
(Fortsetzung folgt.) 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Die „Nationalzeitung" bezeichnet den Zu- 
fammentritt des deutschen Reichstages auf den 18. Februar. 
Die BundeSrathsausschüsse für Handel und Verkehr und 
Rechnungswesen haben unterm 21. v. MtS. einen Bericht er- 
stattet über eine Reihe vom Reichskanzleramt ihnen zur Be- 
rathung überwiesener Fragen, die Ausführung des Münzge- 
fetzeS betreffend. Das Ergebniß dieser Berathung faßt sich in 
folgenden Punkten zusammen. WaS zuuächst die vom Reichs- 
kanzleramte vorgeschlagene Aufnahme der Fünspfenigstücke un- 
ter die vorerst auszuprägenden Münzen betrifft, so können die 
Ausschüsse diesen Vorschlag, nachdem die Befürchtung es möchte 
das Prägemetall nicht in ausreichender Menge beschafft werden 
können sich als unbegründet erwiesen hat, nur zur Annahme 
empfehlen. Die Ausprägung der einzelnen Münzgattungen 
soll nach Verhältniß der Leistungssähigkeit der Münzstätten er- 
folgen. Wo die Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann, ist 
in erster Reihe auf eine vermehrte Ausprägung von Einmark- 
und Zweipfennigstücken, sowie auf die gleichzeitige Ausprägung 
von Fünfpfennigstücken Bedacht zu nehmen. Die Frage, ob 
ein Bedürfniß vorliege ausländische Münzen bei Reichs- oder 
LandeSkassen zu einem festen Kurs anzunehmen, ist namentlich 
von den süddeutschen Regierungen bejaht worden. Indem dle 
Mehrheit der Ausschüsse demgemäß einen Antrag auf unbeding- 
ten Ausschluß der fremdey Goldmünzen von den öffentlichen 
Kassen verwarf, glaubte sie aber eine Ausnahme doch nur be- 
züglich der Goldmünzen der Frankenwährung, als derjenigen 
Gattug, bei welcher insbesondere mit Rücksicht auf Elsaß-Lo- 
thringen allein ein dringendes Bedürfniß vorliege, befürworten 
zu sollen Der Kurs, zu welchem in diesem Fall die Annahme 
der fraglichen Münzen stattzufinden hat, wird auf 79 Reichs- 
Pfennige für den Franken bestimmt. Hinsichtlich der Silber- 
münzen der Frankenwährung war die Mehrheit der Ansicht, 
daß eS sich bis zur definitiven Ordnung des Münzwesens in 
Elsaß-Lothringen empfehle, von irgendwelchen allgemeinen Maß- 
regeln Umgang zu nehmen. 
Oesterreich. Die Reise des Kaisers Franz Josef nach 
St. Petersburg macht auf die in Wien lebenden 170,000 Sla- 
ven aller Stämme den besten Eindruck. Der Kaiser ist der 
erste österreichische Monarch der am 15. Februar den Boden 
Rußlands betreten wird. Die Beziehungen zwischen Rußland 
und Oesterreich sind augenscheinlich die günstigsten. Oesterreich- 
Ungarn kann mit Rußland zufrieden sein. Sagt ja doch selbst 
der General Türr in einem 1870 abgedruckten offenen Schrei- 
ben: „Wir in Oesterreich-Ungarn können der Freundschaft Ruß- 
lands nicht entbehren." 
Ganz gewiß wird in St. Petersburg die künftige Politik 
Oesterreichs und Rußlands zu der Türkei wenn nichk festge- 
stellt, doch besprochen werden. Die Notwendigkeit, daß Oester 
reich-Ungarn und Rußland in der orientalischen Frage, wenn 
sie gelöst werden soll, gemeinsam vorgehen müssen, ist konstatirt. 
In einem Extrablatt bringt die „Feldk. Zeitung" vom 5. 
Jänner folgendes Telegramm aus Bregenz: Ueber Auftrag Sr. 
Majestät des Kaisers hat heute der Landeshauptmann bei der 
Eröffnung der Sitzung noch vor Verlesung deS Protokolls und 
vor Beginn der Debatte den Vorarlberger Landtag geschlossen. 
Die Schließung kam ganz unerwartet.
	        

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