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Nachmittag der liechtensteinische Cäzilienverein in Verbindung
mit den Gesangchören von Schaan und VadW in der hiesigen
Kirche ein reichhaltiges Programm kirchlicher Gesänge zur Auf-
führung, während yie Pauftff Mischen den eHelnen Stücken
durch verschiedene SrgelpieM W HeM W. Miem vos Feld-
kW m ßD gelungener Weye aüSgeWt wuMn.
Die ganze Aufführung nahm zirka zwei Stunden in An-
spruch und hatte trotz der ungünstigen Witterung eine große
Volksmenge aus den liechtensteinischen Gemeinden und der
Schweiz herbeigezogen. Nach der Produktion in der Kirche
begaben sich die Sänger auf daS Schtdß, wo die dem Cäzilien-
verein angehörenden Gesangchöre von Eschen und Mauren zu^
vörderst ihre Vereinsgeschäfte erledigten, während der Vorstand
des vorarlbergischen und liechtensteinischen CäzilienvereinS, Herr
W. Briem in einem längeren Vortrage Entstehung und Zweck
der Cäzilienvereine auseinandersetzte.
Hiemit war der geschäftliche Theil der Versammlung ge-
schloffen und die freie Unterhaltung begann, indem die einzelnen
Gesangchöre (Männerchor von Eschen, Schaan, Vaduz und
der gemischte Chor von Vaduz) abwechselnd gesellige Lieder vor-
trugen. Besonderen Eindruck machte daS bekannte deutsche
Nationallied „Die Wacht am Rhein", welches von den
vereinigten Männerchören vorgetragen wurde. Unter dem Ein-
drucke und dem Banner dieses LieveS forderte Herr Oberlehrer
Hinger von Vaduz die anwesenden Sänger zu einer Verbrüder-
ung auf, welche Worte in der Versammlung einen kräftigen
Widerhall fanden. Schließlich forderte Herr Kaplan Häusle
von Eschen die Sänger und alle andern Anwesenden auf, dem
Erbauer der neuen Kirche in Vaduz, dem hochherzigen Spender
der neuen Pracht-Orgel, unserem durchlauchtigsten Fürsten Johann
zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung ein dreimaliges
Hoch zu bringen, in welchen Ruf alle Anwesenden kräftig ein-
stimmten.
Vaduz, den 3. April. (Verkehrswesen.) Der Ver-
waltungsrath der Vereinigten Schweizerbahnen hat auf den
Antrag der Generaldirektion beschlossen, daß den Hirt' und
RückfahrtSbilleten, sowohl im internen Verkehre, alS im Ver-
kehre mit den anstoßenden Bahnen eine verlängerte Giltigkeit
zu geben sei. Im internen Verkehre (einschließlich der Toggen-
burger Bahn) wird diese zwischen allen Stationen, welch- mehr
als 20 Kilometer von einander entfernt sind und wenn zugleich
zwischen der Abgangs- und Bestimmungsstation wenigstens drei
Stationen liegen, auf zwei Tage ausgedehnt. Im Verkehre
zwischen einander näher gelegenen Stationen dagegen bleibt die
bisherige Giltigkeit von einem Tage, weil ans kürzere Distanzen
eine Verlängerung derselben, mit seltenen Ausnahmen, keinen
praktischen Werth für das Publikum hätte, dagegen mit mannig-
fachen Nachtheilen und Jnkonvenienzen für die Verwaltung
verbunden wäre. Im direkten Verkehre mit der Nordostbahn
erhalten die Hin- und RückfahrtSbillete ebenfalls zwei Tage
Giltigkeit.
Baduz, den 8. April Heute Abend versammelte sich im
hiesigen Schulhause auf Einladung veS Herrn LandeSverweserS
v. Hausen eine Anzahl Weinbergbesitzer von Vaduz, um über
die Mittel und Wege zur Verhütung der in unserem Blatte
seiner Zeit angeregten drohenden Gefahr der Traubenkrankheit
zu berathen. Die Versammlung einigte sich bald dahin, daß
zur Verhütung dieser Gefahr sofort energische Vorkehrungen
zu treffen seien und wählte eine Kommission von 7 Mitgliedern,
welche in der nächsten Zeit einer wieder einzuberufenden Ver-
sammlung von Weinbergbesitzern die nöthigen Vorschläge machen
soll.
Politische Rundschau.
Deutschland. Wie die „Köln. Zeitung" vernimmt, soll
der Ueberschuß der Staatseinnahmen über die StaatSauSgaben
im Jahre 1873 in Preußen nicht weniger als 21 Millionen
Thaler betragen. Ein so großer Ueberschuß kommt nicht oft
vor. Die „Köln. Zeitung" fügt die Bemerkung bei, ein solcher
Ueberschuß sei keineswegs ein unbedingtes Lob für den Finanz-
minister, denn man solle die Schafe nicht mehr scheeren als
man Wolle braucht. M ein solcher Ueberschuß wirklich da,
was wird man damit machen? In England frägt man bei
jedem Ueberschuß sogleich: „Welche Steuer schaffen wir ab?"
Wird man in Preußen ein Gleiches thun?
Der deutsche Reichstag hat seine Osterferien angetreten,
ohne daß über die beiden wichtigsten Vorlagen, das Reichs-
Preßgesetz und daS Reichsmilitärgesetz, eine Entscheidung ge-
troffen ist. Bekanntlich ist der erstgenannte Entwurf mit wesent
lichen Abänderungen auS der ersten und zweiten Lesung deS
Reichstages hervorgegangen, allein die Regierung hat sich noch
nicht erklärt, ob sie die gegenwärtige Fassung deS Entwurfs,
welche die polizeiliche Beschlagnahme nur in ganz auSnahmS-
weisen Fällen zuläßt und die Verantwortlichkeit der Redaktionen
dem Vorschlag der Regierung gegenüber beschränkt, annehme
oder die ganze Vorlage lieber zurückziehe» wolle. Was aber
daS Mllitärgefetz anbelangt, so ist die Kommission über die
Kllppe des ersten Artikels noch immer nicht hinweggekommen
und eS wird allgemein angenommen, daß die Verhandlungen
im Plenum des Reichstags erst in der nächsten Herdstsession
stattfinden können. Inzwischen hat, wie die ..Epen. Ztg." be-
richtet, Bismarck von seinem Krankenlager auS seine unumwun
dene Meinung kund gethan — ein Hochdruck, der, verbunden
mit dem vom Kaiser ausgegangenen, seine Wirkung nicht ver«
fehlen wird.
In München ist die Cholera, nachdem sie einige Zeit ver-
schwunden, wieder aufgetreten. Die letzte Woche kamen täglich
3 — 5 Erkrankungen vor.
Oesterreich. Beide Häuser deS ReichratheS haben ihre
Osterferien angetreten. Ueber die Folgen des großen Krachs
Oesterreichs im Jahre 1873 gibt eine verläßige Statistik fol-
gende Ziffern: Im Konkurs befinden stch 18 Banken, 1 Asse
kuranz-Gesellschaft, 1 Eisenbahn-Gesellschaft, 2 Baubanken
und 7 diverse Industrie - Gesellschaften. Von den fallirten
Banken fallen 4 auf Wien, 2 auf Pesth, 3 auf Oedenburg,
3 auf Temesvar und je 1 auf Graz, Linz, Pilsen, Wiener-
Neustadt, Raab und Szegedin. In Liquidation geriethen 49
Banken, 8 Versicherungsgesellschaften, 2 Verkehrsanstalten, 19
Baubanken und 38 andere Zndustriegesellschaften, so daß im
Ganzen 145 Aktien ^ Unternehmungen zu existiren aufgehört
haben.
Schweiz. Graubünden. Von Brienz kommt die Un-
glückSbotschast, vaß dort letzten Dienstag um Mitternacht im
Hause eines SchererS, HanS Lustig, eine FeuerSbrunst auS-
brach, welche daS ganze Dorf mit Kirche und Thurm, Pfrund-
und SchulhauS bis auf 7 Häuser gegen Alvenen und 3 gegen
Lenz zu zerstörte. Wassermangel verhinderte das Löschen. Erstes
Bedürfniß Lebensmittel. ES liegt hier ein schwerer Nothstand vor.
St. Gallen. Die „St. Gall. Ztg." vernimmt, daß die
Vereinigten Schweizerbahnen die sämmtlichen Hauptstationen
ihres BahnnetzeS mit höchst zweckmäßig konstruirten Kranken-
Transport-Lagern versehen, welche im Fall der Noth sofort zur
Verfügung stehen. Zudem wurde vorerst ein Wagen erster
Klasse derart konstruirt, daß er nötigenfalls rasch und mühe
los in ein eigentliches Krankenappartement umgewandelt wer-
den kann.
Frankreich. Die „Union Rchublicaine" (äußerste Linke)
veröffentlicht auS Anlaß der beginnenden Kammerferien in den
ihr nahestehenden Blättern folgende Erklärung:
Frankreich lebt heute wieder in Aengsten, welche die Er-
innerungen vom verflossenen Oktober noch anfachen; denn die
koalisirten Monarchisten kündigen laut ihre Absicht an ihre Re-
staurationöversuche wieder auszunehmen. Die Republik, die Volks-
fouveränetät, daS allgemeine Stimmrecht, die gleichzeitig bedroht