Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

— 56 - 
Weinstock verlangt einen langen warmen Sommer, und steht 
einer ziemlich strengen Kälte deS Winters etwas nach. Des- 
halb gedeiht in England bei sehr milden Wintern der Wein- 
bau nicht, weil es dem Sommer an kraftiger Wärme gebricht, 
und der im Winter hart gefrorne Boden zu Tokay läßt keinen 
Schluß auf daS Feuer des im Sommer gezogenen Weines zu. 
Das See-Klima ist nur bei niedrigen Breiten dem Weinbau 
zugänglich, und in Deutschland geht der Weinbau fast zwei 
Grade weiter nach Norden, als in dem näher am Meere ge- 
legenen Frankreich. Bordeaux, am atlantischen Meere gelegen, 
erzeugt mit dem weit nördlicher, aber im Binnenlande gelege- 
nen Burgund gleiche Weine. 
Aber auch außerhalb jener Grenzen liegen noch zerstreute 
Oasen, wo Weinbau gedeiht, und innerhalb derselben ist er 
ebenfalls an passende Oertlichkeiten gebannt, und kann nicht 
überall betrieben werden. Auffallend ist eS, daß die edelsten 
und kostbarsten Weine fast an der nördlichen Grenze seiner 
Verbreitung erzeugt werden. Der edle Ahrbleichelt, der Wal- 
porzheimer, der mit Bordeaux und Burgund in die Schranken 
tritt, wächst hart an der nördl Grenze des Weinbaues. Wenige 
Meilen weiter nach Norden hört der Weinbau als solcher 
ganz auf und es findet sich die Rebe nur noch an Spalieren 
und Häusern. Der IohanniSberger, RüdeSheimer, Steinberger, 
Rauenthaler wachsen in dem von Osten nach Westen gestreck- 
ten Rheingau auf der Grenze der Weinkultur. Nicht viele 
hundert Schritte weiter nach Norden, und man gelangt in 
den Westerwald und den TaunuS. 
Die eigentliche Poesie veS WeineS, jener erhebende Wohl- 
geruch und Duft, den man die Blume deS Weines nennt, ist ein 
ausschließliches Eigenthum der nördlichen Gegenden. Die südli 
chen Weine, wenn auch an Weingeist und Zucker reich, ent- 
behren jener Blume gänzlich, oder sie haben einen gemeinschaft 
lichen Geruch, wie Portwein, Madeira, Lerez, Malaga, welcher 
keine Manigfaltigkeit darbietet. In jenen Gegenden verschwin- 
det der Unterschied der Lagen und Jahrgänge, die in nördli- 
chen Gegenden mit so großer Bestimmtheit und Vorliebe un- 
terschieden werden. 
Auch der Weinbau hat seine Geschichte, die sich an die 
deS Menschen anschließt. In den von den Menschen verlassenen 
Gegenden ist auch der Weinstock zu Grunde gegangen, und 
wo er jetzt noch wild wächst, da ist er ursprünglich nicht zu 
Hause. 
Der pramneische und maräotische Wein deS Homer ist 
verschollen, und auch solchen, wie OdysseuS dem Cyelopen dar- 
bot, gibt eS nicht mehr: 
»Wenn sie tranken von ihm, dem lieblichen rechlichen Weine, 
»Füllt er einen Pokal, und goß darunter des WasserS 
»Zwanzig Maaß; doch entströmte dem Kruge der lieblichste Wohlduft 
»Göttlicher Art — 
(Forlsetzung folgt.) 
Verantwortlicher Redakteur «.Herausgeber: vi-.RudolfSchädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Danksagung. 
Für die große Theilnahme an dem Leichenbegängnisse un- 
fereS unvergeßlichen Gatten und VaterS, deS Herrn 
Albert Ichädler, 
Hafnermeister in Nendeln, 
drücken wir allen Theilnehmenden auf diesem Wege unfern 
tief gefühlten Dank auS. 
Nendeln, den 26. März 1874. 
Die Hinterbliebenen: 
Gattin und Kinder. 
Danksagung. 
Bei dem am 15. Februar d. IS. in Schaan stattgehabten 
Brande wurden die Gebäude des Gefertigten von demselben 
total eingeäschert. 
Dieselben waren bei der k. k. puv. Riunione Adriatica di 
Sicurta in Triest durch die Hauptagentur zu Chur versichert, 
und eS wurde von deren Inspektor Hrn. Michael Menz auS 
HohenemS und dem Bezirksagenten Hrn. Christ. Wanger in 
Schaan der Schaden zu meiner vollsten Zufriedenheit liquidirt, 
und die Schadensumme heute in reellem Frankengelde 
ausbezahlt, daher ich der genannten FeuerversicherungSgefell- 
fchaft den Ausdruck meines Dankes öffentlich kundgebe. 
Schaan, den 28. März 1874. 
Lorenz Fromelt. 
Arbeiter-Gesuch. 
In der mechanischen Weberei Triesen finden Weberinnen 
bei gutem Lohne dauernde Beschäftigung. 
Es werden auch Lehrweber aufgenommen und denselben 
entsprechender Taglohn vergütet ^ 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 27. März. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl 
kr. 
1 fl 
kr. 
fl. 
kr 
I Korn 
4 
50 
4 
25 
4 
_ 
Roggen .... 
3 
50 
3 
25 
3 

Gerste 
3 
20 
3 
10 
2 
80 
Türken .... 
2 
80 
1 
50 
2 
20 
| Hafer 
1 
85 
2 
75 
1 
70 
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz. 
k 
| Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Marz 25 
— Vi 
+ 7% 
+ 5 
hell 
„ 26. 
— % 
+ 8% 
+ 5% 
hell 
, 27. 
+ 3% 
+ 11% 
+ 10 
halb hell 
„ 28. 
+ 4 % 
+14% 
+10 
do. 
„ 29. 
+ 4 
+ 10 % 
+ 8 
hell 
n 30. 
+ 5 
+13 Vi 
+11 
halb hell. 
31. 
+ 7 
+ 13 
+11 
fast hell. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
1. April Silber 105.75 
20-Frankenstücke 8.95% 
' ! ' i i 
\ I 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.