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Weinstock verlangt einen langen warmen Sommer, und steht
einer ziemlich strengen Kälte deS Winters etwas nach. Des-
halb gedeiht in England bei sehr milden Wintern der Wein-
bau nicht, weil es dem Sommer an kraftiger Wärme gebricht,
und der im Winter hart gefrorne Boden zu Tokay läßt keinen
Schluß auf daS Feuer des im Sommer gezogenen Weines zu.
Das See-Klima ist nur bei niedrigen Breiten dem Weinbau
zugänglich, und in Deutschland geht der Weinbau fast zwei
Grade weiter nach Norden, als in dem näher am Meere ge-
legenen Frankreich. Bordeaux, am atlantischen Meere gelegen,
erzeugt mit dem weit nördlicher, aber im Binnenlande gelege-
nen Burgund gleiche Weine.
Aber auch außerhalb jener Grenzen liegen noch zerstreute
Oasen, wo Weinbau gedeiht, und innerhalb derselben ist er
ebenfalls an passende Oertlichkeiten gebannt, und kann nicht
überall betrieben werden. Auffallend ist eS, daß die edelsten
und kostbarsten Weine fast an der nördlichen Grenze seiner
Verbreitung erzeugt werden. Der edle Ahrbleichelt, der Wal-
porzheimer, der mit Bordeaux und Burgund in die Schranken
tritt, wächst hart an der nördl Grenze des Weinbaues. Wenige
Meilen weiter nach Norden hört der Weinbau als solcher
ganz auf und es findet sich die Rebe nur noch an Spalieren
und Häusern. Der IohanniSberger, RüdeSheimer, Steinberger,
Rauenthaler wachsen in dem von Osten nach Westen gestreck-
ten Rheingau auf der Grenze der Weinkultur. Nicht viele
hundert Schritte weiter nach Norden, und man gelangt in
den Westerwald und den TaunuS.
Die eigentliche Poesie veS WeineS, jener erhebende Wohl-
geruch und Duft, den man die Blume deS Weines nennt, ist ein
ausschließliches Eigenthum der nördlichen Gegenden. Die südli
chen Weine, wenn auch an Weingeist und Zucker reich, ent-
behren jener Blume gänzlich, oder sie haben einen gemeinschaft
lichen Geruch, wie Portwein, Madeira, Lerez, Malaga, welcher
keine Manigfaltigkeit darbietet. In jenen Gegenden verschwin-
det der Unterschied der Lagen und Jahrgänge, die in nördli-
chen Gegenden mit so großer Bestimmtheit und Vorliebe un-
terschieden werden.
Auch der Weinbau hat seine Geschichte, die sich an die
deS Menschen anschließt. In den von den Menschen verlassenen
Gegenden ist auch der Weinstock zu Grunde gegangen, und
wo er jetzt noch wild wächst, da ist er ursprünglich nicht zu
Hause.
Der pramneische und maräotische Wein deS Homer ist
verschollen, und auch solchen, wie OdysseuS dem Cyelopen dar-
bot, gibt eS nicht mehr:
»Wenn sie tranken von ihm, dem lieblichen rechlichen Weine,
»Füllt er einen Pokal, und goß darunter des WasserS
»Zwanzig Maaß; doch entströmte dem Kruge der lieblichste Wohlduft
»Göttlicher Art —
(Forlsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur «.Herausgeber: vi-.RudolfSchädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Danksagung.
Für die große Theilnahme an dem Leichenbegängnisse un-
fereS unvergeßlichen Gatten und VaterS, deS Herrn
Albert Ichädler,
Hafnermeister in Nendeln,
drücken wir allen Theilnehmenden auf diesem Wege unfern
tief gefühlten Dank auS.
Nendeln, den 26. März 1874.
Die Hinterbliebenen:
Gattin und Kinder.
Danksagung.
Bei dem am 15. Februar d. IS. in Schaan stattgehabten
Brande wurden die Gebäude des Gefertigten von demselben
total eingeäschert.
Dieselben waren bei der k. k. puv. Riunione Adriatica di
Sicurta in Triest durch die Hauptagentur zu Chur versichert,
und eS wurde von deren Inspektor Hrn. Michael Menz auS
HohenemS und dem Bezirksagenten Hrn. Christ. Wanger in
Schaan der Schaden zu meiner vollsten Zufriedenheit liquidirt,
und die Schadensumme heute in reellem Frankengelde
ausbezahlt, daher ich der genannten FeuerversicherungSgefell-
fchaft den Ausdruck meines Dankes öffentlich kundgebe.
Schaan, den 28. März 1874.
Lorenz Fromelt.
Arbeiter-Gesuch.
In der mechanischen Weberei Triesen finden Weberinnen
bei gutem Lohne dauernde Beschäftigung.
Es werden auch Lehrweber aufgenommen und denselben
entsprechender Taglohn vergütet ^
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 27. März.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
1 fl
kr.
fl.
kr
I Korn
4
50
4
25
4
_
Roggen ....
3
50
3
25
3
Gerste
3
20
3
10
2
80
Türken ....
2
80
1
50
2
20
| Hafer
1
85
2
75
1
70
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz.
k
| Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Marz 25
— Vi
+ 7%
+ 5
hell
„ 26.
— %
+ 8%
+ 5%
hell
, 27.
+ 3%
+ 11%
+ 10
halb hell
„ 28.
+ 4 %
+14%
+10
do.
„ 29.
+ 4
+ 10 %
+ 8
hell
n 30.
+ 5
+13 Vi
+11
halb hell.
31.
+ 7
+ 13
+11
fast hell.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
1. April Silber 105.75
20-Frankenstücke 8.95%
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Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.