Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

ist dies ein Gedanke, der bei mir weniger Stolz als Mißtrauen 
in meine Kräfte wachruft. Der Kaiser hat mich gelehrt, auf 
welche Seite sich die souveräne Gewalt neigt, selbst wenn sie 
auf alten Schultern ruht und wie, um eine so hohe Mission 
zu erfüllen, der Glaube an sich selbst und ^ daS Gefühl 
der Pflicht nothwendig sind. Dieser Glaube wird mir auch 
daS ersetzen, was meiner Jugend mangelt. Verbunden mit 
meiner Mutter durch die dankbarste und zärtlichste Neigung, 
werde ich ohne Unterlaß bestrebt sein, meinen Jahren voraus- 
zueilen. Wenn die Stunde gekommen sein wird, wenn eine 
andere Regierung zahlreiche Stimmen auf sich vereinigt, werde 
ich mich mit Achtung vor dem Entscheid deS Landes beugen. 
Wenn der Name Napoleon zum achten Mal aus den Urnen 
deS Volkes hervorgeht, bin ich bereit, die Verantwortlichkeit zu 
übernehmen, die mir das Votum der Nation auferlegen würde. 
Solches ist mein Gedanke, ich danke Ihnen, daß Sie einen 
weiten Weg zurückgelegt haben, um den Ausdruck desselben ent- 
gegenzunehmen. Ueberbringen Sie den Abwesenden mein An- 
denken und Frankreich die Wünsche eines seiner Kinder: mein 
Muth und mein Leben gehören ihm. Gott möge über Frank- 
reich wachen und dasselbe groß und glücklich machen." 
Schließlich wurden die verschiedenen Deputationen vorge- 
stellt, und daS Volk begab sich zu den Zelten, wo einige Er- 
frischungen verabreicht wurden. 
In Italien konnte der italienische Finanzminister Min- 
ghetti eine Besserung der finanziellen Lage konstatiren, ein 
Vergnügen, das schon lange keinem italienischen Finanzminister 
mehr widerfahren ist. Zwar ist der Fortschritt noch kein ge- 
waltiger. DaS Budget von 1873 hatte ein Defizit von 
133 Millionen konstatirt; in Folge von Ersparniß und Mehr- 
einnahmen hatte sich ein Ueberschuß von 35 Millionen ergeben 
und daS Budget für 1874 weist, alle ordentlichen und außer- 
ordentlichen Ausgaben eingerechnet, ein Defizit von bloS 123 
Millionen auf. 
WaS aus Spanien gemeldet wird, tragt Alles den Stem 
pel größter Unzuverlässigst. Nach einem Telegramm der „Ti- 
meS" soll in der Nähe von Bilbao eine große Schlacht bevor- 
stehen; andern Quellen zufolge hätten die Carlisten die Be- 
lagerung von Bilbao aufgegeben, sich unfähig fühlend, der 
Armee Serrano'S Widerstand zu leisten. Weder auS Madrid 
noch auS dem (artistischen Hauptquartier erfährt man aber die 
Wahrheit. 
Aus Nordamerika mehren sich die Berichte über die wi- 
derwärtige und krankhafte Erscheinung eineS WeiberkriegeS ge- 
gen die geistigen Getränke und die Wirtschaften, welche in 
den westlichen Staaten Nordamerikas wie eine Seuche um sich 
greift. Die Erscheinungen sind beinahe überall die gleichen; 
eS genüge deßhalb hier ein Beispiel statt vieler. AuS der 
Stadt Kenia im Staat Ohio wird gemeldet: „Die größte 
Aufregung herrscht in Lenia. Der erste Schenkwirth der Stadt, 
Phillips, „zu den Schatten des Todes" hat sich um 3 Uhr 
diesen Nachmittag den Weibern auf Gnade und Ungnade er- 
ergeben. Die Ladies rollten alsbald die Whisky- und Wein« 
fässer auf die Straße und leerten sie in die Gosse aus. Die 
Flaschen wurden auf's Pflaster geworfen. Man ließ zu Ehren 
deS SiegeS alle Glocken lauten, eine ungeheuere Menschenmenge 
versammelte sich vor dem WirthShause, und man sang: „Ehre 
Gott in der Höhe", so daß man eS eine Meile weit hören 
konnte. Die Nachricht wurde in die Convention der SlaatS- 
Granzers geschickt und 800 Farmer begrüßten sie mit unauf- 
horlichem Hurrahrufe. Die Männer faßten auf dem Platze 
einen Beschluß, Phillips in irgend einem andern ehrenhaften 
Berufe unterstützen zu wollen. DaS gilt für einen großen 
Sieg, und man erwartet die Capitulation auch der andern 
Wirthe." Aehnliches wird aus dem Staate Illinois gemeldet 
und die „N.-Iorker Handelszeitung" wird wohl Recht behal- 
ten, wenn sie sagt: „Die tolle Bewegung stelle eines außer 
Zweifel und in Helles Licht: „daß eS in dieser „großen Re- 
publik schlimmere Feinde der Vernunft, deS Rechts und der 
Freiheit der Person und deS Verkehrs zu bekämpfen gibt als 
den Alkohol." 
Fortsetzung des Verzeichnisses 
Über die eingegangenen Liebesgaben vom 4. Marz bis 13. März. 
Anstatt wie schon früher verzeichnet 1 Paquet Kleider von Zipper, 
Schneider Götzis soll es heißen: 3 Kisten Kleider von GötziS, durch 
I. Zipper jr., Handelsmann dort, Bewohner in Mayenfeld 
42 fl. 40 kr., I. B. Sch. 1 st, I. Marxer, Zürich 1° Paquet 
Kleider und 8 st., Baron R. v. Mont SchleuiS 28 fl., En- 
derlin und Jenny, Ziegelbrücke 100 fl, von der Gemeinde 
Fußach 25 fl., Gemeinde Vaduz weiter 1 fl , Gemeinde Ragatz 
Frucht, Kleider, Bettzeug, HauSgeräthe und 60 fl, Gemeinde 
Hard 126 fl 56 kr., Gemeinde Schwarzach 62 fl , Allge 
meine Schweizer Zeitung in Basel 2 Ballot Kleider, Küchen- 
geräthe und 174 fl., von einem Ungenannten aus Senden in 
Baiern 1 Paquet Kleider, Dr. Spengler in Davos Platz i 
Paquet Kleider, Expedition des TagblatteS der Stadt St. 
Gallen 3 Säcke und 4 Kisten mit Kleidern, Bettzeug, HauS- 
geräthe und Lebensmittel, löbl. Winkelriedstiftung in St. 
Gallen 2 große Ballot Bettzeug, F. M. Hämmerle, Dorn- 
birn 1 Ballen neue Baumwollwaaren im Werthe von 242 fl., 
Reichenbach in Rorschach 1 Paquet Kleider, von der k. k. 
Stadt Feldkirch 3 Fuhren Lebensmittel, Kleider, Betten, Haus- 
geräthe aller Art und 1287 fl. 41 kr., fürstl. liechtensteinische 
Beamte in Butschowitz 26 fl., Gemeinde Lustenau Frucht, 
Kleider und 62 fl. 86 kr., Wohlthätigkeitsverein in Zürich 
2 Collis Kleidungsstücke und 193 fl. 20 kr., Gemeinde St. 
Margrethen eine Kiste Kleider und 50 fl. 80 kr., R. v. I. 
Rodels 4 fl., vom deutschen Hilfsverein in Elrnr 37 fl. 62 kr., 
Ferdinand Rascher in Chur ein Sack Kleidungsstücke und 
30 fl. 60 kr., Gemeinde Sevelen Lebensmittel, Kleider, Bett- 
zeug, 1 Bällchen Leinentuch und 67 fl. 20 kr , Harmonie-Ge 
sellschaft Herisau durch Pfarrer Altherr in BuchS 94 fl. 56 kr , 
Gemeinde Rüthi (Rhemthal) 48 fl. 80 kr., Bewohner von 
Mayenfeld Lebensmittel, eine Kiste Kleider und etwas Heu, 
von der Stadt Bludenz ein Ballen diverse neue Tuchwaaren, 
Möbel, Kartoffeln und 219 fl., Meidinger, Gottwald und Laue 
33 fl., löbl. Gemeinde Altstätten Lebensmittel, Kleider Bett- 
zeug Möbel und 34 fl. 20 kr., von einem Ungenannten m 
Thal 8 fl., I. H W. Dr. in Kappel 2 fl. und 1 Sack Kleider, 
von Liechtensteinern in Chaux de fonds 18 fl. 80 fr, A. 
Brunhard in Balzers 5 fl., k. k. Bezirkshauptmannschaft 
Bregenz 544 fl. 17 kr., von Wohlthätern in Rüthi 1 Kiste 
Effekten, löbl. Gemeinde Nofels Heu, Lebensmittel, Kleider und 
12 fl., löbl. Gemeinde Frastanz Hcu, Lebensmittel, Kleider, 
Möbel und 142 fl., löbl. Gemeinde SatteinS 100 Ztr. Heu, 
Kartoffeln, Kleider und 12 fl., löbl. Gemeinde Nenzmg Heu, 
Frucht, 1 Fuhr Bretter, Kleider, Küchengeschirr und 26 fl., 
löbl.. Gemeinde Rankweil Heu, Stroh, Lebensmittel, Kleider, 
Möbel, Oekonomiegeräthe und 188 fl, löbl. Gemeinde Zwi- 
fchenwasser 16 Ztr. Heu, löbl Gemeinde TisiS Lebensmittel, 
Kleider, 1 Fuhr Möbel und 50 fl. 24 kr., löbl. Gemeinde 
TosterS Heu, Stroh, Lebensmittel, Kleider zc. :e. und 13 fl. 60 kr., 
löbl. Gemeinde Grabs 1 Fuhr Heu und 280 fl., Schweitzer 
in Lichtensteig 1 Paquet Kleidungsstücke, Frauenverein MelS 
1 Paquet Wäsche, von einem Ungenannten aus der Schweiz 
1 Paquet Kleider, Elise Oberly, Mels J Paquet Kleider und 
Mais, k. k. priv Spinnerei Rankweil 1 Ballot mit 11 Stück 
diversen neuen Stoffen, C. Herburger, Dornbirn 1 Kiste Kleider, 
Frauen Mange und Schieß St. Gallen 1 Paquet Kleider, 
Frau K. 1 Päckchen Kleidungsstücke, löbl. Gemeinde Tavetsch, 
Graubünden, 1 Ballot Wäsche und 32 fl., I. E. Sieghüw
	        

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