Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

CastnoS, Bädern k. gemacht haben, sind für einige zu einem 
drückenden Alp geworden. So soll die Gemeinde Massongex 
jetzt, da das Spielbankenverbot seitens deS Bundes diese Eon- 
Zessionen für nichtig erklärt hat, ihrem Conzessionär, einem Pa- 
riser Bankier, 9000 Fr, die von ihm deponirt worden waren, 
zurückerstatten. Die Gemeinde Massongex weigert sich dessen 
zwar nicht, will aber daS Depot in Gestalt von 19 Aktien 
deS Credit Foncier ä 500 Fr. zurückgeben, welche sie, wie sie 
behauptet, als Depot erhalten habe. Da diese Aktien auf 
Null stehen, macht daS natürlich nicht die Rechnung deS Pa- 
riser Bankier, welcher außerdem nachgewiesen, daß er jene 
Summe baar in Gold nach Massongex geschickt hat. „Wie 
hat sich gediegenes Gold in scbnödeS Papier verwandelt?" Die- 
seS Rathsel wird wohl von dem Untersuchungsrichter zu lösen 
sein. — 
Spanien. Vom Kriegsschauplatz in Spanien berichtet ein 
Korrespondent der A. A. Zeitung vom 6. März folgendes: 
Aus dem von den Karlisten belagerten Bilbao liegen sol« 
gende Nachrichten vor. Wie bereits bekannt, begann die Be 
schießung der Festung am 21. Februar. Die karlistischen Bat- 
terien sind in der Entfernung von 1700 — 1800 Meter 
vor der Stadt plazirt. Siebzehn karlistische Geschütze und 
vier Mörser sind in Position, Offiziere vom früheren spanischen 
Artilleriekorps befehligen dieselben Man will wissen, daß 
6000 (?) auS den Fabriken in Arratia stammende Geschosse 
den Belagerern zur Disposition stehen. In verschiedenen Theilen 
der Stadt haben bereits Feuersbrünste stattgefunden; so im 
Kasino und in der Kaserne. Vis jetzt wehren sich die Be- 
satzungen der FortS und der Revouten tapfer. Dem Fort 
Moro ist eS sogar zweimal gelungen eine feindliche Batterie 
zum Schweigen zu bringen. Der Karlistengeneral Dorregaray 
hat den Fremden, ferner den Frauen und Kindern den Auszug 
affo der Stadt gestattet. Man ist der Ansicht, daß Bilbao der 
Beschießung mindestens zwanzig Tage lang Stand halten wird. 
In dem von Loma neulich freiwillig geräumten Tolofa erheben 
die Karlisten jetzt wöchentlich eine Kontribution von 6000 
Franks baareS Geld, und außerdem täglich 1500 Rationen. 
Binnen kurzem wird ganz Navarra, Guipuzcoa, Alava und 
Bizcaya in den Händen der Karlisten sein, denn nun soll auch 
Jrun geräumt werden; der Regierung werden dann nur noch 
die festen Plätze San Sebastian und Bilbao bleiben — auf 
wie lange? Wer kann das wissen? Zm Innern von Navarra 
haben nur Pamplona und Tafalla schwache Garnisonen, die 
nicht im Stande sind das Lanv von den fliegenden Banden 
zu säubern. Zwar sind in Alava la Guardika, Arganzon 
und Vitoria noch von den RegierungStruppen besetzt, aber so 
schwach, daß sie dem ersten besten Handstreich erliegen werden. 
Miranda del Ebro ist in LertbeidigungSzustand gesetzt und mit 
einer starken Besatzung versehen. Alles in allem hat die Re- 
gierung in den sämmtlichen genannten Städten höchstens 5000 
Mann und 8000 Freiwillige ; dazu kommt die Nordarmee mit 
etwa 14,000 Die Karlisten dagegen haben ungefähr 42 
Bataillone, jedes zu 800 — 900 Mann, und eine Anzahl 
fliegender Korps, also zusammen 25 bis 30,000 Mann. In 
ihren Gewehrfabriken in Eibar, Plasenzia und Aspeitia, sowie 
in den Montursabriken zu Areta, Vitaro und Dura.ngo wird 
unausgesetzt gearbeitet. In Pena de Plata, Arichulegui, Vera 
und Estella sind ihre HauptdepotS. — General MorioneS war 
am vorigen Dienstag nach Santander gegangen um sich mit 
dem Marschall Serrano zu besprechen; er hatte seine Einlas- 
sung angeboten, aber nicht erhalten. Gestern kamen in San- 
tander die ersten Verstärkungen für die Nordarmee an, eS 
waren 4 Bataillone auS Kadix. Man hofft am l0. März 
die Operationen wieder aufnehmen zu können. Die Mehrzahl 
der Verwundeten ist zur See nach Santander geschafft worden, 
wo sie von der Bevölkerung gut verpflegt werden. Gestern 
hieß eS: General Lopez Donjinguez sei mit 2 Brigaden und 
der Kolonne Lorio Santa Kruz in Miranda eingetroffen, um' 
von hier aus über Orduna oder Valmafeda gegen Bizcaya 
zu operiren. Die Dampfer sind heute vor San Sebastian^ 
angekommen um die Truppen des Generals Loma, nachdem sie 
15 Monate lang hier gestanden, nach Suntander überzuführen. 
Frankreich. Es ist ein erfreuliches Zeichen, wenn auch 
französische Zeitungen anfangen einzusehen, daß gegen die Ver- 
bindung der Ostmachte gegenwärtig nicht auszukommen ist und 
eS verdient besonderer Erwähnung, wenn das „Journal deS 
Dvbatö" sogar so weit geht, die freundschaftlichen Beziehungen 
Oesterreichs, Rußlands und Deutschlands als die beste Garantie 
des Friedens zu begrüßen. Freilich wird eS noch lange gehen,. 
bis sich die Mehrzahl der französischen Bevölkerung in diese 
Neugestaltung der Dinge gefügt hat. 
Die französische Nationalversammlung verfällt bei ihren 
Steuerdebatten auf allerlei sonderbare Einfälle: Klaviere, Hüte, 
Photographieen, Alles ist schon auszupressen vorgeschlagen wor- 
den, um daS Gleichgewicht im Budget herzustellen. In ihrer 
letzten Sitzung hat man den eigenthümlichen Beschluß gefaßt, 
die mit kleiner Geschwindigkeit beförderten Frachtgüter einer be- 
sonderen Steuer zu unterwerfen, was ohne Zweifel in der AuS- 
führung zu allerlei Verkehrshemmungen und Chicanen Anlaß 
geben dürfte. 
England. Die HungerSnoth in Bengalen macht Fort- 
schritte. Laut einem Telegramm der „Times" auS Kalkutta 
am 1. März konstatirt Sir Richard Temple, daß er von einer 
Gesammtbevölkerung von 817,000 in Supole und Fahangul- 
pore 270,000 an Hunger leidend gefunden und für dieselben 
28,000 Tonnen requirirt habe. In dem Distrikte Mudhubuni 
litten von 700,000 Bewohnern 400,000 Hunger. Temple 
gab Befehl, 60,000 Tonnen Reis in 13,000 mit 26,000 
Ochsen bespannten Karren nachzusenden; außerdem eine Re- 
serve von 2000 Karren. Für 400,000 Notleidende in Dur- 
bungah sind außer der Zufuhr per Pferdebahn 60,000 Ton- 
nen in 10,000 Karren befohlen worden. In Süd-Tirhut 
wird eS immer schlimmer, wenn nicht bald Regen fällt. Die 
Bildung von medizinischen und UnterstützungSanstalten vollzieht 
sich schleunig Alle unteren Klassen leiden Hunger, doch hofft 
die Regierung seiner Herr zu werden. In den genannten Be- 
zirken ist man mit dem Bau von 450 Meilen Heerstraßen be- 
fchäftigt. 
Ozeanien. Von den Sandwichsinseln. Die loyalen Be 
wohner der Sandwichsinseln sind wieder in Trauer versetzt 
worden durch den Tod ihres Königs Lunalilö, der am 8. Feb- 
ruar in seinem Palast auf der Insel Hawaii entschlief, nachdem 
er nur 13 Monate die KönigSkrone getragen. Bekanntlich 
war er am 1. Januar 1873 durch Volksbeschluß zum König 
gewählt worden, nachdem sein Vorgänger Kamehümeha am 
13. Dezember gestorben war. Die jüngst verstorbene Majestät 
war dem Trünke ungemein ergeben, und dies soll den frühen 
Tod herbeigeführt haben. Trotz seiner Trunksucht war Lunalilo 
sehr populär, was schon daraus hervorgeht, daß nur ein ein- 
ziger Unterthan im Reiche gegen ihn gestimmt hatte. Lunalilb 
wurde geboren im Jahre 1835 und stand demnach im besten 
ManneSalter. Glesch nach dem Tode deS Königs wurde daS 
Kabinet und am 12. Februar der gesetzgebende Körper berufen, 
um die Lage der Dinge in Erwägung zu ziehen.
	        

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