Liechtensteinische
Aweiter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. 12.
den 20. März 1874.
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Zur Silberentwerthung und Münzkrifis.
ES ist nicht die Abficht deS Schreibers F. des Artikels
über diesen Gegenstand in Nr. 9 dieses Blattes die Geduld
und Aufmerksamkeit JhreS Leserkreises durch eine langatbmige
Verteidigung seiner Ansichten gegenüber denen deS Einsenders
R. jetzt wieder auf die Probe zu stellen, wogegen sich später
durch Veränderung der Sachlage — wir denken dabei Haupt«
sächlich an die von uns in Aussicht genommene Wiedererhöhung
des SilberwertheS — neuerdings Veranlassung bieten dürfte
auf die Frage und die pro und eontrs vorgebrachten Gründe
zurückzukommen, Wir beschränken uns daher darauf festzustellen:
1. Daß die Veränderung deS Werthverhältnisses zwischen
Silber und Gold zu Gunsten deS letzteren Metalls von uns
keineswegs in Abrede gestellt wurde — sondern im Gegentheil
ausdrücklich anerkannt.
2. Daß dagegen vom Einsender R. der vom Schreiber
dieses geführte Beweis der seit jenem Steigen deS Goldes
ihren innern Werth, resp. ihr Aequivalent in Gold auf dem
Weltmarkt übersteigenden Bewerthung der Silbermünzen Deutsch-
landS und der Frankenstaaten — nicht entkräftet wurde, weil
er eben nicht entkräftet werden kann.
3. Daß wir den Rathschlag zu einer abwartenden Haltung
in der Währungsfrage in der Voraussicht gegeben haben, daß
Oesterreich binnen Jahresfrist zur Silberwährung zurückkehrt,
was sich freilich nicht mit Bestimmtheit behaupten läßt, und
endlich
4. warnen wir nochmals vor der Münzverwirrung, welche
im Lande entstehen müßte, wenn gar keine Währung mehr als
die eigene, einheimische betrachtet würde, wodurch also dem Ein-
zelnen überlassen bliebe, in welcher Münze er die Bezahlung
verlangen wollte und wie er die an ZahllfNg gegebenen Mün
zen taxieren würde. Bei jedem Geschäftsabschlüsse müßte dann
also außer über den Preis der Sache auch noch über den
Werth deS GelveS gefeilscht werden; daß hiebei Uebervorthei-
lung deS Unerfahrenen oder Schwächern und in Folge dessen
ärgerliche Streitigkeiten sehr häufig vorkommen würden, wird
wohl allgemein zugegeben, ebensowenig aber gewünscht werden.
Vaterländisches.
Vaduz, 17. März. Noch einige Tage und der Kalender
verkündet uns officiell den Frühlingsanfang. Der kalte Win-
terSmann scheint sich dieS wohl gemerkt zu haben, und sendet
UNS daher zu guter Letzt' frostige Tage und Schneeflocken in
Hülle und Fülle. In Paris, so melden die Zeitungen, fiel
am 11. d. M. sehr reichlicher Schnee, und zwar der erste in
diesem Winter. In Konstantinopel und in der kleinasiatischen
Türkei war in letzter Zeit ein sehr bedeutender Schneefall und
stellenweise ein geradezu orkanartiges Schneegestöber — ein
Ereigniß, das in diesen südlichen Gegenden zu den seltensten
Naturerscheinungen gehört. In Konstantinopel soll der Schnee-
stürm durch mehrere Tage sowohl den Post- wie den Eisen-
bahn-Verkehr völlig verhindert haben.
Bei uns sieht man diesen winterlichen Nachzügler nicht so
ungern, indem er daS zu frühe Treiben der Pflanzen hintan-
halt. Ein späterer Frühling ist bei unseren Verhältnissen wün-
schenSwerther und giebt uns weniger Besorgniß wegen Spät-
frosten. Ueberdieß ist nach den Aussagen von Wetterpropheten
in dieser Hinsicht weniger zu fürchten, als in den letzten Iah-
ren, da der Februar ein kalter Monat war. Weiter sagen
die Astronomen, daß die alle 11 Jahre wiederkehrende Periode
der Sonnenflecken und Nordlichter vorüber sei, welche Periode
sich regelmäßig durch niedrige Temperatur auszeichne Nach
diesen Anzeichen hätten wir somit Hoffnung auf ein günstiges
Jahr, wenn uns nicht die gefürchtete Traubenkrankheit, auf
die wir in einer der letzten Nummern unseres Blattes aus-
führlich aufmerksam machten, theilweise einen Strich durch die
Rechnung macht. Die Besorgnis vieler Weinbergbesitzer, die
ser ungebetene Gast könnte unS dieses Jahr ernstlich heimsu-
chen, hat seine Begründung, und wir müssen daher unseren
Mahnruf nur wiederholen, daß man schon zu Zeiten sich mit
den geeigneten Maßregeln vertraut mache, um bei allenfallsigem
Eintreten dieses UebelS sogleich entschieden vorgehen zu können.
Gerade wenn diese Krankheit schon früh auftreten würde,
wäre ein energisches schnelles Vorgehen um so nothwendiger.
Zum Schlüsse unserer heutigen Wetterschau können wir un-
seren Hausfrauen noch etwas Angenehmes mittheilen. Die
„Triefter-Ztg." giebt zu der Hoffnung Anlaß, daß der Kaffee
billiger werde. ES fei nämlich in Brasilien eine Kaffee-Ernte
in Aussicht, wie wir eine solche bis jetzt nicht gekannt haben.
Auch die sehr niedrig angeschlagene 1873/74 Rio-Ernte er-
weise sich als erheblich größer und stehe nach den künstlichen
Treibereien des abgelaufenen JahreS ein nicht mehr aufzuhal-
tender Rückgang der Kaffeepreise unzweifelhaft bevor, wie denn
auch auS London gemeldet wird, daß die Preise schon ziemlich
gewichen seien.
Vaduz, 17. März. Herr Landesverweser von Hausen ist
am 15. d. M. von Wien zurückgekehrt.
Vaduz, 17. März. Heute wurde die hierlandS allbekannte
Schkbßwirthin von Vaduz, die Wittwe CreScentia Lampert, zu
Grabe getragen. Ihre Treuherzigkeit, ihre Mildthätigkeit, so
wie ihre vortrefflichen Eigenschaften als Wirthin hatten sie in
Nah und Fern zu einer sehr beliebten und vulgären Person-
lichkeit gemacht. Sie ruhe im Frieden!