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„Der wirkliche Schutz zusammenhängender Rebengelände
wird am besten und sichersten von der Gemeinde in die Hand
genommen. Ueberläßt man jedem Einzelnen die Sorge für
seinen Weinberg, so ist man auch der Gefahr der Bernach.
lässigung ausgesetzt. JedeS kleine Stückchen Weinland kann
der Ansteckungsherd für die ganze Umgebung werden. So
wie Niemand die Freiheit hat, sein eigenes HauS mitten unter
andern in Feuer zu setzen, oder die Befugniß Hülfe abzuweh
ren, wenn Feuer bei ihm ausgekommen ist, ebenso muß Jeder
zum Nutzen Aller für den Äuget,blick die Selbstbestimmung
Über sein Eigenthum vorübergehend ausgeben. Er wird dieS
aber auch um so lieber thun. als zu jener Zeit nichts in den Wein«
bergen zu naschen ist, und Jeder sich damit zufrieden geben
kann, wenn sein Eigenthum auf gemeinschaftliche Kosten vor
einer Ansteckung bewahrt bleibt. Der von der Gemeinde inS
Leben gerufene Schutz ist aber viel leichter, als man glaubt, da
die Erfahrung gezeigt hat, daß der Pilz vorzugsweise an ge-
wissen Stellen, sogar an gewisse,« Stöcken jedesmal zuerst er-
scheint Diese Stellen liegen meistens tief am Berge, in den
sogenannten Böden. Die Gemeindeverwaltung erwählt zuver-
lässige Leute, welche die Erscheinung genau kennen, denen sich
gewiß gerne patriotische Bürger anschließen werden, um die
Kosten der Gemeinde zu vermindern. Die ganze Flur wird in
Schlage von 10 bis 20 Morgen eingetheilt und die einzelnen
Leute mit genauer Angabe ihrer Grenzen in die Flur einge-
wiesen. Es wird sich bald ein richtiges Maß zwischen dem
Umfange eines Schlages und der möglichen Tätigkeit eines
Menschen herausstellen. Anfänglich ist es genügend, wenn
die Schläge alle 2 bis 3 Tage einmal vollständig durchsucht
werden, spater aber, mit zunehmender Gefahr täglich. Von
nun an ist Jeder gewarnt, mit der größten Sorgsall seinen
Bezirk zu durchsuchen. Er wird mit Schwefelfchachtel und
Pinsel versehen und hat dann für die Reinheit seines Landes
zu sorgen.
Wöchentlich durchgehen Vertrauensmänner der Gemeinde
die Weinflur, und wo sie eine ganze angesteckte Traube finden,
fvll der Aufseher um einen Tagelohn und für einen angesteckten
Stock um zwei Tagelöbne gestraft werden. So bleibt das In-
teresse immer rege. Nimmt die Ansteckung an einer Stelle
überhand, was nur örtlich geschehen kann, so werden die Mann-
fchasten auS höheren und sicherer gelegenen Orten dortbin zu-
fammen gezogen, und die ergriffenen Stellen mit großer Sorg-
falt ausgepinselt und dann mit Schwefelblumen eingepinselt.
Zch bin im Besitze einer ganz bestimmten Erfahrung, da ich
mit eigner Hand, um die Thatsache festzustellen, drei Monate
lang das oben erwähnte Gartenland in Ordnung gehalten
und bis zur reichlichsten Traubenernte geführt habe, wahrend
in Koblenz und feiner Umgebung, Ehrenbreitstein, Pfaffenborf
u. f. w. fast alle Traubenspaliere vollkockmen zu Gruyde gm-
gen. Alle diejenigen, welche ich darauf aufmerksam wachen
könnte, und die meinen Rath befolgten, verloren von diesem
Augenblick an nichts mehr."
Die Keime der Krankheit, so entwickelt der gleiche Ver-
fasser weiter, können aber nicht anders überwintern, als auf
der grünen Ruthe, die im Herbste mit der Veränderung der
grünen Farbe in die braune, in die Rebe übergeht. Daß aber
diese Krankheitskeime in milden Wimern nicht zu Grunde gehen,
fondern beim Eintreten der wärmeren Jahreszeit mit dem wieder-
kehrenden Leben der Rebe auch ihre Lebensfähigkeit wieder be-
künden, ist außer Zweifel zu stellen. Dieses ist auch durch
Versuch deS Herrn v. Comini tatsächlich bewiesen worden.
Kr schnitt im November solche angesteckte Reben, die durch
ihre schwarzes Flecken kenntlich waren, setzte sie in Töpfen, die
mit Pfervedünger und Rasen unten belegt waren, in einem Zim-
mt? der Wärme auS. Nach sieben Wochen zeigte sich auf den
schwarzen Stellen der Pilz und überwucherte in Kurzem die
ganze Rebe.
Nach diesen Vorausschickungen kommen wir endlich auf den
Stand der Traubenkrankheit in unserem Ländchen zu sprechen
und müssen zuvörderst konstatiren, daß der gefürchtete Gast sich
im Frühherbste des vergangenen JahreS in bedeutender Ver-
breitung in den Rebgeländen namentlich des Oberlandes gezeigt
hat. Weil er eben spät bei der Reise der Trauben eingetroffen
ist, so hat er vorzüglich die grünen Ruthen der Rebstöck^ be-
fallen und ist jetzt an den braunen und schwarzen Flecken,
von denen in gewissen Lagen fast keine Rebe frei ist, noch
deutlich erkennbar. Der heurige milde Winter läßt mit Wahr«
scheinlichkeit darauf schließen, daß die Keime der Krankheit nicht
zu Grunde gegangen sind. Deshalb liegt die Befürchtung
einer ausgebreiteten Wiederkehr derselben sehr nahe und ver-
dient frühzeitig beherzigt zu werden. Gerade diese Befürchtungen
haben uns veranlaßt, in der heutigen Nummer einige Andeut-
ungen über daS Wesen der gefürchteten Traubenplage und die
bis jetzt erfahrungsgemäß besten Gegenmittel zu bringen und
die Vorsicht unserer Weinbergbesitzer anzuregen.
Wir können zum Schlüsse nicht umhin, daö Vorgehen un-
serer schweizerischen Nachbarn, welche sich jetzt schon zusammen-
finden, um die Mittel und Wege zur Verhütung der drohenden
Gefahr zü berathen, unseren LandSleuten kräftig zur Nachahmung
zu empfehlen. Ein wiederholter Ausfall der Weinernte würde
daS schon durch die Rheinschutzbauten über Maß in Anspruch
genommene Länvchen gewiß in bedenklicher Weise treffen.
Correspondenzkasten.
M in O. Die Gabe für Die Brandbeschädigten in Schaan
dankend erhalten und bereits an daS HülsSkomite in Schaan
abgeführt. Auf baldiges Wiedersehen. Gruß.
Berichtigung.
In dem Artikel über die „Münzfrage" in der letzten Nr.
unseres Blattes hat sich ein stnnverdrehender Druckfehler ein-
geschlichen: Zeile 12 von unten, Spalte 2, erste Seite muß .
eS heißen „recht eigentlich" statt „nicht eigentlich".
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 27. Februar
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
sl
kr.
1 fl
kr.
ß:
kr.
Korn
4
50
4
25
4
—
Roggen . . . .
3
50
3
25
3
Gerste
| 3
20
3
10
2
80
Türken . . . .
2
80
2
50
2
20
Hafer ...... |
1
85
1
75
1
70
Thermometerstand nach Reaumur in Baduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Febr. 25
- %
+ 5^2
+ 2
halb hell
„ 26.
+ 1
+ 6
+ 4
hell; AbdS. Föhn
. 27.
+ 5'/4
+10%
+ '?*/*
fast hell; Föhnst.
. 28.
+ %
+ 5%
+ 3
hell
März. 1.
■f* 3
+ 7%
-j- 6
trüb
2
+ 3
+ 4%
-f* 4
trüb
„ 3.
+ 1%
4* 4%
+ 3
trüb.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
4, Marz «ilber 104.75
20-Frankenstücke 8.88
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.