Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

- 40 — 
„Der wirkliche Schutz zusammenhängender Rebengelände 
wird am besten und sichersten von der Gemeinde in die Hand 
genommen. Ueberläßt man jedem Einzelnen die Sorge für 
seinen Weinberg, so ist man auch der Gefahr der Bernach. 
lässigung ausgesetzt. JedeS kleine Stückchen Weinland kann 
der Ansteckungsherd für die ganze Umgebung werden. So 
wie Niemand die Freiheit hat, sein eigenes HauS mitten unter 
andern in Feuer zu setzen, oder die Befugniß Hülfe abzuweh 
ren, wenn Feuer bei ihm ausgekommen ist, ebenso muß Jeder 
zum Nutzen Aller für den Äuget,blick die Selbstbestimmung 
Über sein Eigenthum vorübergehend ausgeben. Er wird dieS 
aber auch um so lieber thun. als zu jener Zeit nichts in den Wein« 
bergen zu naschen ist, und Jeder sich damit zufrieden geben 
kann, wenn sein Eigenthum auf gemeinschaftliche Kosten vor 
einer Ansteckung bewahrt bleibt. Der von der Gemeinde inS 
Leben gerufene Schutz ist aber viel leichter, als man glaubt, da 
die Erfahrung gezeigt hat, daß der Pilz vorzugsweise an ge- 
wissen Stellen, sogar an gewisse,« Stöcken jedesmal zuerst er- 
scheint Diese Stellen liegen meistens tief am Berge, in den 
sogenannten Böden. Die Gemeindeverwaltung erwählt zuver- 
lässige Leute, welche die Erscheinung genau kennen, denen sich 
gewiß gerne patriotische Bürger anschließen werden, um die 
Kosten der Gemeinde zu vermindern. Die ganze Flur wird in 
Schlage von 10 bis 20 Morgen eingetheilt und die einzelnen 
Leute mit genauer Angabe ihrer Grenzen in die Flur einge- 
wiesen. Es wird sich bald ein richtiges Maß zwischen dem 
Umfange eines Schlages und der möglichen Tätigkeit eines 
Menschen herausstellen. Anfänglich ist es genügend, wenn 
die Schläge alle 2 bis 3 Tage einmal vollständig durchsucht 
werden, spater aber, mit zunehmender Gefahr täglich. Von 
nun an ist Jeder gewarnt, mit der größten Sorgsall seinen 
Bezirk zu durchsuchen. Er wird mit Schwefelfchachtel und 
Pinsel versehen und hat dann für die Reinheit seines Landes 
zu sorgen. 
Wöchentlich durchgehen Vertrauensmänner der Gemeinde 
die Weinflur, und wo sie eine ganze angesteckte Traube finden, 
fvll der Aufseher um einen Tagelohn und für einen angesteckten 
Stock um zwei Tagelöbne gestraft werden. So bleibt das In- 
teresse immer rege. Nimmt die Ansteckung an einer Stelle 
überhand, was nur örtlich geschehen kann, so werden die Mann- 
fchasten auS höheren und sicherer gelegenen Orten dortbin zu- 
fammen gezogen, und die ergriffenen Stellen mit großer Sorg- 
falt ausgepinselt und dann mit Schwefelblumen eingepinselt. 
Zch bin im Besitze einer ganz bestimmten Erfahrung, da ich 
mit eigner Hand, um die Thatsache festzustellen, drei Monate 
lang das oben erwähnte Gartenland in Ordnung gehalten 
und bis zur reichlichsten Traubenernte geführt habe, wahrend 
in Koblenz und feiner Umgebung, Ehrenbreitstein, Pfaffenborf 
u. f. w. fast alle Traubenspaliere vollkockmen zu Gruyde gm- 
gen. Alle diejenigen, welche ich darauf aufmerksam wachen 
könnte, und die meinen Rath befolgten, verloren von diesem 
Augenblick an nichts mehr." 
Die Keime der Krankheit, so entwickelt der gleiche Ver- 
fasser weiter, können aber nicht anders überwintern, als auf 
der grünen Ruthe, die im Herbste mit der Veränderung der 
grünen Farbe in die braune, in die Rebe übergeht. Daß aber 
diese Krankheitskeime in milden Wimern nicht zu Grunde gehen, 
fondern beim Eintreten der wärmeren Jahreszeit mit dem wieder- 
kehrenden Leben der Rebe auch ihre Lebensfähigkeit wieder be- 
künden, ist außer Zweifel zu stellen. Dieses ist auch durch 
Versuch deS Herrn v. Comini tatsächlich bewiesen worden. 
Kr schnitt im November solche angesteckte Reben, die durch 
ihre schwarzes Flecken kenntlich waren, setzte sie in Töpfen, die 
mit Pfervedünger und Rasen unten belegt waren, in einem Zim- 
mt? der Wärme auS. Nach sieben Wochen zeigte sich auf den 
schwarzen Stellen der Pilz und überwucherte in Kurzem die 
ganze Rebe. 
Nach diesen Vorausschickungen kommen wir endlich auf den 
Stand der Traubenkrankheit in unserem Ländchen zu sprechen 
und müssen zuvörderst konstatiren, daß der gefürchtete Gast sich 
im Frühherbste des vergangenen JahreS in bedeutender Ver- 
breitung in den Rebgeländen namentlich des Oberlandes gezeigt 
hat. Weil er eben spät bei der Reise der Trauben eingetroffen 
ist, so hat er vorzüglich die grünen Ruthen der Rebstöck^ be- 
fallen und ist jetzt an den braunen und schwarzen Flecken, 
von denen in gewissen Lagen fast keine Rebe frei ist, noch 
deutlich erkennbar. Der heurige milde Winter läßt mit Wahr« 
scheinlichkeit darauf schließen, daß die Keime der Krankheit nicht 
zu Grunde gegangen sind. Deshalb liegt die Befürchtung 
einer ausgebreiteten Wiederkehr derselben sehr nahe und ver- 
dient frühzeitig beherzigt zu werden. Gerade diese Befürchtungen 
haben uns veranlaßt, in der heutigen Nummer einige Andeut- 
ungen über daS Wesen der gefürchteten Traubenplage und die 
bis jetzt erfahrungsgemäß besten Gegenmittel zu bringen und 
die Vorsicht unserer Weinbergbesitzer anzuregen. 
Wir können zum Schlüsse nicht umhin, daö Vorgehen un- 
serer schweizerischen Nachbarn, welche sich jetzt schon zusammen- 
finden, um die Mittel und Wege zur Verhütung der drohenden 
Gefahr zü berathen, unseren LandSleuten kräftig zur Nachahmung 
zu empfehlen. Ein wiederholter Ausfall der Weinernte würde 
daS schon durch die Rheinschutzbauten über Maß in Anspruch 
genommene Länvchen gewiß in bedenklicher Weise treffen. 
Correspondenzkasten. 
M in O. Die Gabe für Die Brandbeschädigten in Schaan 
dankend erhalten und bereits an daS HülsSkomite in Schaan 
abgeführt. Auf baldiges Wiedersehen. Gruß. 
Berichtigung. 
In dem Artikel über die „Münzfrage" in der letzten Nr. 
unseres Blattes hat sich ein stnnverdrehender Druckfehler ein- 
geschlichen: Zeile 12 von unten, Spalte 2, erste Seite muß . 
eS heißen „recht eigentlich" statt „nicht eigentlich". 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 27. Februar 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
sl 
kr. 
1 fl 
kr. 
ß: 
kr. 
Korn 
4 
50 
4 
25 
4 
— 
Roggen . . . . 
3 
50 
3 
25 
3 

Gerste 
| 3 
20 
3 
10 
2 
80 
Türken . . . . 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer ...... | 
1 
85 
1 
75 
1 
70 
Thermometerstand nach Reaumur in Baduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Febr. 25 
- % 
+ 5^2 
+ 2 
halb hell 
„ 26. 
+ 1 
+ 6 
+ 4 
hell; AbdS. Föhn 
. 27. 
+ 5'/4 
+10% 
+ '?*/* 
fast hell; Föhnst. 
. 28. 
+ % 
+ 5% 
+ 3 
hell 
März. 1. 
■f* 3 
+ 7% 
-j- 6 
trüb 
2 
+ 3 
+ 4% 
-f* 4 
trüb 
„ 3. 
+ 1% 
4* 4% 
+ 3 
trüb. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
4, Marz «ilber 104.75 
20-Frankenstücke 8.88 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.