Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

„Für vier Groschön?" 
„Welche ich baar bezahlt habe." 
„Ganz richtig! Und Sie haben ihn noch?" 
„Den Mops?" 
„Ja." 
„Gewiß! Er ist das kostbarste Stück in meiner Haushal- 
tung." 
„Das ist ja schön! O, mein Herr, zum Testament der seli- 
gen Sarah Oppenheimer hat sich nachträglich noch ein Codicill 
vorgefunden, welches anbefiehlt, daß der ausgestopfte Mops von 
den Erben nicht veräußert werden soll. Es ist vielmehr aus- 
drücklich bestimmt, daß derselbe im Familienbegräbniß feierlich 
beigesetzt werden soll. Sie werden also begreifen, daß den 
Erben daran gelegen sein muß, den verkauften Gegenstand wieder 
zurückzubekommen. Im Auftrage des Haupterben, des Herrn 
Low Oppenheimer, biete ich Ihnen fünf Thaler für den Mops." 
Bucephal stieß seinen Freund leise an. 
„Was denken Sie, Herr Auktionator!" sagte Kalmäuser mit 
Entrüstung. „Glauben Sie, daß ich meinen Mops für ein Lin- 
sengericht veräußern werde? Ich habe meinen Mops liebgewon- 
nen und nur der Tod soll mich von ihm trennen! — Komm 
Bucephal!" 
„Ich bite mein Herr, verweilen Sie noch!" rief Herr Hil- 
brecht dringend, Kalmäuser zurückhallend. „Es ist wohl möglich, 
daß Herr Oppenheimer, dem sehr daran gelegen ist, den Mops 
Wieder zu bekommen, Ihnen eine noch günstigere Offerte machen 
wird, als ich Ihnen bieten kann. Möchten Sie mir nicht Ihren 
werthen Namen nennen, mir Ihre werthe Adresse geben? Herr 
Öppenheimer wird sich dann, wie ich mir denke, persönlich zn 
Ihnen bemühen und mit Ihnen verhandeln." 
„Ich heiße Barthold," sagte Kalmäuser, seinen wahren Na- 
men nennend, „bin Studiosus der Medizin und wohne bei Bür- 
stenbinder Pelzer in der Ceulonstraße, vier Treppen hoch." 
„Ich danke schön. Werden Sie nach einer halben Stunde 
zu Hause sein?" 
„Ich werde>" sagte Kalmäuser, alias Barthold. 
Der Auktionator verlies die beiden Freunde und diese konnten 
sehen, daß er in das Haus Nr. 93 trat. 
„Dieser Low Oppenheimer," sagte jetzt Bucephal bedeutungs- 
voll, „hat jedenfalls in den nachgelassenen Papieren der seligen 
Sarah eine aus den Geldmops bezügliche wichtige Notiz gefunden. 
Er ist der größte Geldschneider und Wucherer in ganz Iudäa. 
Wenn wir ihn tüchtig schneiden könnten, jo wäre das nicht so 
übel. Es würde gewissermaßen eine Satisfaktion sein für die 
gesammte Menschheit. Wenn du nun schlau bist, Kalmäuser, 
so wird der Mops noch einmal für uns zum Geldmops." 
„Er soll den Mops haben," versetzte Kalmäuser kopfnickend; 
„aber er soll mir dafür gehörig blechen. Ich habe meinen Mops 
so lieb gewonnen, daß ich ihn unter tausend Thaler nicht herge 
ben kann. — Komm', Bucephal! Heute können wir die Büffelei 
doch nicht beginnen. Wir haben noch 27 Silbergroschen; dafür 
wollen wir eine Flasche Wein und ein paar gute Cigarren kau- 
fen und dann in meiner Bude in aller Behaglichkeit der Dinge 
harren, die da kommen werden." 
Gesagt, gethan. — 
Sie brauchten nicht lange zu warten. Eine Biertelstunde war 
kaum vergangen, als der Auktionator mit Löw Oppenheimer die 
vier Treppen heraufgestolpert kam. 
Der Mops war aus dem Kleiderschrank genommen, sorg- 
fältig gebürstet und auf den Ofen gesetzt worden. 
„Nehmen Sie Platz!" sagte Kalmäuser gastfreundlich zu den 
Erntrekenden. „Sie kommen, um meinen armen Mops aus die- 
ser BehMung zu entführen: ich weiß eS, Herr Oppenheimer. 
DaS ist nvcht edel von Ihnen!" 
„Was kann Ihnen gelegen fein so Großes an dem Thier?" 
fragte Low Oppenheimer, der ein schon bejahrter Mann war 
und eine wahre Raubvogelphysiognomie besaß, indem sein unsiche 
rer Blick gierig den Mops suchte, der unnahbar auf dem Ofew 
'tand. — „Gott du Gerechter!" fuhr er fort, „hätte meine seli- 
g' Schwester nicht verordnet in ihrem Testament, daß Amor soT 
h :igesetzt werden in unserem Erbbegräbniß, so würde ich mich 
doch nicht bekümmern so viel um das ausgestopfte Fell!" 
Dabei schnipste Herr Oppenheimer geringschätzig mit den 
juwelen glänzenden Fingern. 
„Der Mops heißt Amor?" fragte Kalmäuser. 
„Ja. Doch was kann Ihnen sein gelegen daran?" 
„Ich finde es höchst interessant, daß mein Mops Amor heißt,, 
denn ich liebe ihn so sehr." 
„Werde Ihnen geben sechs Thaler für den Mops Herr Bart- 
hold." 
„Ich Protestire gegen ein so schnödes Angebot!" schrie 
Bucephal. 
„Meine Herren, entfernen sie sich!,, sagte Kalmäuser mit 
Würde. 
„Werde ich Ihnen geben zehn Thaler." 
„Nein!" 
„Zwanzig!" 
„Nein!!" 
„Fünfundzwanzig!" 
„Nein!!!" 
„Sie wollen nicht verkaufen den Mops für fünfundzwanzig 
Thaler?" fragte Herr Oppenheimer, sich den Schweiß von der 
Stirne wischend, während der Auktionator starr vor Staunen 
den Mops anstarrte. 
(Fortsetzung folgt.) 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber : vr. Rudolf Schädler. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 26. Dez. 
Der halbe Wetzen 
beste 
mittlere 
geringe 
ff. 
kr. 
fl 
kr. 
ff. 
kr 
Korn .....! 
4 
50 
4 
40 
4 
30 
Roggen . . . . 
3 
50 
3 
40 
3 
30 
Gerste 
2 
90 
2 
80 
2 
70 
Türken . ... 
3 
— 
2 
90 
2 
80 
Hafer | 
1 
80 
1 
70 
1 
60 
Thermometerstand nach Reaumur in Bad«z. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abenvs 
6 Uhr 
W i t te r u n g. 
Dez. 24 
- iy 2 
+ 3 
+ 2 
hell. 
* 25. 
- % 
+ 4 
- % 
n 
* 26. 
- 4 
— *!/2 
- 2V 4 
bedeckt; Rebel. 
„ 27. 
- 2 
+ 3/2 
+ 2 
fast hell. 
„ 28 
0 
0 
+ !/2 
trüb, schneit. 
„ 29. 
- 4% 
— 2 
- 5 
hell. 
„ 30. 
- S'/z 
- 4 
- 61/, 
n 
Telegrafischer Kursbericht von Wie». 
31. Dezember Silber 106. 
20-Frankenstücke 9. 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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