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Das Stuttgarter Riefenjournal.
ES ist ein höchst interessantes Kulturbild, die Gntwickelung
der periodischen-Literatur zu verfolgen, denn in ihr spiegelte
fich zu aller Zeit am deutlichsten der Fortgang menschlicher
Bildung und regen Wissensdrangs. Am raschesten in steigen
der Progression sind in Deutschland die Wandlungen in der
politischen Presse vor fich gegangen, während die UnterhaltungS-
Journale stch bis vor Kurzem noch immer in verhältnißmäßig
engen Grenzen bewegten. Diesem Herbste endlich war eS be<
schieden, auch sie um einen bedeutenden Schritt weiter zu
führen, indem fich die in Stuttgart erscheinende illuftrirte
^Allgemeine Familien-Zeitung" zu einem Riesen-
Journal vergrößert hat, in Folge dessen fie, getragen durch
die gediegenste Redaktion und brillanteste Ausstattung, nunmehr
den ersten Rang unter allen deutschen UnterhaltungS«Journa-
len einnimmt, so daß diese Neuerung ohne Zweifel als Epoche
machend in der Geschichte der periodischen UnterhaltungSlite-
ratur bezeichnet werden muß.
Die leitenden Momente bei dieser neuen großartigen
Schöpfung find kurz in vier Worte zusammenzufassen: viel,
gut, schön und billig, und eS muß Staunen erregen, wie
es möglich war, diese vier höchst anspruchsvollen Bedin-
gungen in so wahrhaft eminenter Weise gleichzeitig zu erfüllen.
Nur ein energischer Sprung aus dem Alltäglichen heraus und
weiter auf der Bahn des Fortschritts konnte zu solch über»
raschendem Erfolge führen, wie ihn die „Allgemeine Familien-
Zeitung" aufweist
Dennoch kann der Gedanke nur in Deutschland neu ge»
nannt werden, denn im Auslände erscheinen UnterhaltungS«
Journale in so großem ZeitungSsormat schon seit längerer Zeit
und zwar unter enormem Anklang; ja auch in Deutschland
haben die politischen Journale, wie die „Kölnische Zeitung",
„Hanoversche Courier", „Hamburger Nachrichten", „Kreuz-
zeitung", „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" u. a. bereits den
Weg gezeigt, wie mit Raum- und Druckkostenerfparniß dem
Abonnenten viel Lesestoff zugeführt werden kann und eS war
eigentlich nur das Ei des Kolumbus, dieses große Format auch
auf Unterhaltungs-Journale anzuwenden.
Die technischen Schwirigkeiten, welche hiebei zu überwin«
den waren, da das deutsche Publikum gewöhnt ist, bei illu-
stritten Unterhaltungö-Zournalen die höchsten Anforderungen
an Elegauz der Ausstattung zu stellen, waren allerdings nicht
gering; eS galt nicht nur allein den Druck eines so riefen-
hasten Formates elegant und fein auszuführen, sondern eS
kam auch daranf an, die schönen Illustrationen so zu planren,
daß dieselben nicht beschädiget würden, wenn der Leser das
Journal zusammenfaltet, um eS bequem lesen zu können. Auch
diese Schwierigkeit wurde praktisch überwunden und die „All-
gemeine Familien-Zeitung" kann in der Mitte gebrochen wer-
den, ohne selbst sehr große Illustrationen auch nur im Gering-
sten zu verletzen und eS ist dieselbe alSdann leichter und bequemer
in der Hand zu halten und zu lesen, als die anderen grö-
ßeren Jolirnale, welche man nicht brechen darf, weil sonst die
Illustrationen ruinirt würden. Auch ist bei der dreiwöchent
lichen Lieferungsausgabe der „Allgemeinen Familien-Zeitung"
die Einrichtung getroffen, daß die darin befindlichen Wochen-
Rummern nicht an die Umschläge festgeklebt werden, so daß
man fie einzeln aus denselben nehmen, in der Mitte brechen,
und so auf weit geschicktere Art handhaben und lesen kann,
als dies bei einem ganzen Hefte der bisherigen großen Jour-
nale möglich ist.
Wurde auf diese Weise für die schöne und praktische äußere
Einrichtung und Ausstattung dieses Riesen-JournalS Sorge ge
tragen, so muß man doch vor Allem über die Reichhaltigkeit und
Manigsaltigkeit des Gebotenen am meisten erstaunen, denn jede
einzelne der wöchentlich erscheinenden Nummern dieses Riesen-
Journals gibt an Inhalt den Umfang eines mittleren Roman
bandes, so daß also der ganze auS 52 Nummern bestehende
Jahrgang - 52 solcher Bände füllen würde, und dieß AlleS
bei einem Subskriptionspreis von vierteljährlich 15 Sg. * 54
kr. rhein. oder 4 Sgr. -- 14 kr. rhein. pro dreiwöchentliche
Lieferung, ein Preis, der ohne Zweifel als nahezu unglaub-
lich in des Wortes vollster Bedeutung bezeichnet werden muß.
Der Inhalt einer jeden Nummer dieses Riesen-JournalS
zerfällt neben den prachtvollsten Illustrationen in fortlaufende
höchst spannende größere Romane auö den Federn der berühm-
testen und beliebtesten deutschen Schriftsteller, sowie kleinere in-
teressante Erzählungen, populär-wissenschastlichr und zeirgeschicht-
liche gediegene Schilderungen und Aufsätze, deren jede Num-
mer mehrere enthält, und am Schluß eine Serie Miscellen,
eine Chronik der Gegenwart, Anekdoten, Bilderräthsel, Chara-
den, ic. Dabei bietet aber dies Riesen-UnterhaltungS-Journal
auch noch den großen Vortheil, daß eine jede Nummer dessel-
bm ein viel größeres Stück der fortlaufenden Romane auf
einmal bringt, als dies naturgemäß in den andern kleineren
Journalen der Fall sein kann. Man braucht hier nicht, kaum
mit Lesen begonnen, wieder abzubrechen, und sofort den kaum
aufgenommenen Faden der Erzählung wieder zu verlieren, ein
Umstand, der bisher so häufig Aversion gegen daS Lesen
größerer Romane in Wochenjournalen erzeugt hat.
Nach allem Diesem ist eS wohl unzweifelhaft, daß ein.
Unternehmen, welches in so eminenter Weise allen Anforde-
rungen gerecht wird, stch auch bei unS rasch einbürgern und
allerorts Freunde erwerben weide. Abonnements nehmen
sämmtliche Buchhandlungen und Kolporteure, sowie alle Post-
ämter entgegen.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vi-. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
In der Leinenspinnerei von H. Strickler in Zürich
wird zu billigem Spinnlohn stets geriebener Hanf, Flachs und
Abwerg zum Spinnen angenommen. Schöne, egale und
kraftige Garne, je nach Stoff, werden zugesichert. (H6124Z)
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 11. Dez.
j Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
fl
kr.
st.
kr.
Korn
3
40
3
15
3
05
Roggen ....
2
80
2
60
2
50
Gerste
2
70
2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
Hafer
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Dez.
9
+ 4%
+ 7%
+ 2
bedeckt; Föhnw.
It
10.
+ 1
+ 2
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11.
- 3°/ä
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+ 4%
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15.
-1 y 2
+ 2%
0
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17. Dez. Silber
20-Frankenstücke
• • • •
106.
8.92
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.