Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

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Das Stuttgarter Riefenjournal. 
ES ist ein höchst interessantes Kulturbild, die Gntwickelung 
der periodischen-Literatur zu verfolgen, denn in ihr spiegelte 
fich zu aller Zeit am deutlichsten der Fortgang menschlicher 
Bildung und regen Wissensdrangs. Am raschesten in steigen 
der Progression sind in Deutschland die Wandlungen in der 
politischen Presse vor fich gegangen, während die UnterhaltungS- 
Journale stch bis vor Kurzem noch immer in verhältnißmäßig 
engen Grenzen bewegten. Diesem Herbste endlich war eS be< 
schieden, auch sie um einen bedeutenden Schritt weiter zu 
führen, indem fich die in Stuttgart erscheinende illuftrirte 
^Allgemeine Familien-Zeitung" zu einem Riesen- 
Journal vergrößert hat, in Folge dessen fie, getragen durch 
die gediegenste Redaktion und brillanteste Ausstattung, nunmehr 
den ersten Rang unter allen deutschen UnterhaltungS«Journa- 
len einnimmt, so daß diese Neuerung ohne Zweifel als Epoche 
machend in der Geschichte der periodischen UnterhaltungSlite- 
ratur bezeichnet werden muß. 
Die leitenden Momente bei dieser neuen großartigen 
Schöpfung find kurz in vier Worte zusammenzufassen: viel, 
gut, schön und billig, und eS muß Staunen erregen, wie 
es möglich war, diese vier höchst anspruchsvollen Bedin- 
gungen in so wahrhaft eminenter Weise gleichzeitig zu erfüllen. 
Nur ein energischer Sprung aus dem Alltäglichen heraus und 
weiter auf der Bahn des Fortschritts konnte zu solch über» 
raschendem Erfolge führen, wie ihn die „Allgemeine Familien- 
Zeitung" aufweist 
Dennoch kann der Gedanke nur in Deutschland neu ge» 
nannt werden, denn im Auslände erscheinen UnterhaltungS« 
Journale in so großem ZeitungSsormat schon seit längerer Zeit 
und zwar unter enormem Anklang; ja auch in Deutschland 
haben die politischen Journale, wie die „Kölnische Zeitung", 
„Hanoversche Courier", „Hamburger Nachrichten", „Kreuz- 
zeitung", „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" u. a. bereits den 
Weg gezeigt, wie mit Raum- und Druckkostenerfparniß dem 
Abonnenten viel Lesestoff zugeführt werden kann und eS war 
eigentlich nur das Ei des Kolumbus, dieses große Format auch 
auf Unterhaltungs-Journale anzuwenden. 
Die technischen Schwirigkeiten, welche hiebei zu überwin« 
den waren, da das deutsche Publikum gewöhnt ist, bei illu- 
stritten Unterhaltungö-Zournalen die höchsten Anforderungen 
an Elegauz der Ausstattung zu stellen, waren allerdings nicht 
gering; eS galt nicht nur allein den Druck eines so riefen- 
hasten Formates elegant und fein auszuführen, sondern eS 
kam auch daranf an, die schönen Illustrationen so zu planren, 
daß dieselben nicht beschädiget würden, wenn der Leser das 
Journal zusammenfaltet, um eS bequem lesen zu können. Auch 
diese Schwierigkeit wurde praktisch überwunden und die „All- 
gemeine Familien-Zeitung" kann in der Mitte gebrochen wer- 
den, ohne selbst sehr große Illustrationen auch nur im Gering- 
sten zu verletzen und eS ist dieselbe alSdann leichter und bequemer 
in der Hand zu halten und zu lesen, als die anderen grö- 
ßeren Jolirnale, welche man nicht brechen darf, weil sonst die 
Illustrationen ruinirt würden. Auch ist bei der dreiwöchent 
lichen Lieferungsausgabe der „Allgemeinen Familien-Zeitung" 
die Einrichtung getroffen, daß die darin befindlichen Wochen- 
Rummern nicht an die Umschläge festgeklebt werden, so daß 
man fie einzeln aus denselben nehmen, in der Mitte brechen, 
und so auf weit geschicktere Art handhaben und lesen kann, 
als dies bei einem ganzen Hefte der bisherigen großen Jour- 
nale möglich ist. 
Wurde auf diese Weise für die schöne und praktische äußere 
Einrichtung und Ausstattung dieses Riesen-JournalS Sorge ge 
tragen, so muß man doch vor Allem über die Reichhaltigkeit und 
Manigsaltigkeit des Gebotenen am meisten erstaunen, denn jede 
einzelne der wöchentlich erscheinenden Nummern dieses Riesen- 
Journals gibt an Inhalt den Umfang eines mittleren Roman 
bandes, so daß also der ganze auS 52 Nummern bestehende 
Jahrgang - 52 solcher Bände füllen würde, und dieß AlleS 
bei einem Subskriptionspreis von vierteljährlich 15 Sg. * 54 
kr. rhein. oder 4 Sgr. -- 14 kr. rhein. pro dreiwöchentliche 
Lieferung, ein Preis, der ohne Zweifel als nahezu unglaub- 
lich in des Wortes vollster Bedeutung bezeichnet werden muß. 
Der Inhalt einer jeden Nummer dieses Riesen-JournalS 
zerfällt neben den prachtvollsten Illustrationen in fortlaufende 
höchst spannende größere Romane auö den Federn der berühm- 
testen und beliebtesten deutschen Schriftsteller, sowie kleinere in- 
teressante Erzählungen, populär-wissenschastlichr und zeirgeschicht- 
liche gediegene Schilderungen und Aufsätze, deren jede Num- 
mer mehrere enthält, und am Schluß eine Serie Miscellen, 
eine Chronik der Gegenwart, Anekdoten, Bilderräthsel, Chara- 
den, ic. Dabei bietet aber dies Riesen-UnterhaltungS-Journal 
auch noch den großen Vortheil, daß eine jede Nummer dessel- 
bm ein viel größeres Stück der fortlaufenden Romane auf 
einmal bringt, als dies naturgemäß in den andern kleineren 
Journalen der Fall sein kann. Man braucht hier nicht, kaum 
mit Lesen begonnen, wieder abzubrechen, und sofort den kaum 
aufgenommenen Faden der Erzählung wieder zu verlieren, ein 
Umstand, der bisher so häufig Aversion gegen daS Lesen 
größerer Romane in Wochenjournalen erzeugt hat. 
Nach allem Diesem ist eS wohl unzweifelhaft, daß ein. 
Unternehmen, welches in so eminenter Weise allen Anforde- 
rungen gerecht wird, stch auch bei unS rasch einbürgern und 
allerorts Freunde erwerben weide. Abonnements nehmen 
sämmtliche Buchhandlungen und Kolporteure, sowie alle Post- 
ämter entgegen. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vi-. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
In der Leinenspinnerei von H. Strickler in Zürich 
wird zu billigem Spinnlohn stets geriebener Hanf, Flachs und 
Abwerg zum Spinnen angenommen. Schöne, egale und 
kraftige Garne, je nach Stoff, werden zugesichert. (H6124Z) 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 11. Dez. 
j Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl 
kr. 
fl 
kr. 
st. 
kr. 
Korn 
3 
40 
3 
15 
3 
05 
Roggen .... 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste 
2 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer 
1 
70 
1 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Dez. 
9 
+ 4% 
+ 7% 
+ 2 
bedeckt; Föhnw. 
It 
10. 
+ 1 
+ 2 
— 1 
„ etw. Schn. 
It 
11. 
- 3°/ä 
+ Vi 
+ 2 
fast trüb Abs. Sdw. 
It 
12 
+ 1 
+ 4% 
+ 2 
halbhell. 
II 
13. 
0 
+ 3 Vi 
0 
fast trüb. 
II 
14 
0 
+ 3 
+ % 
trüb. 
It 
15. 
-1 y 2 
+ 2% 
0 
» 

17. Dez. Silber 
20-Frankenstücke 
• • • • 
106. 
8.92 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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