Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Mittel, sich verständlich zu machen, und ich wollte Sie nur 
bitten, die Dame meiner größten Hochachtung zu versichern." 
Zn diesem Augenblicke kam der Diener mit der großen, 
hellstrahlenden Aßrqllampe, setzte dieselbe auf den Tisch und 
entfernte sich sogleich wieder. 
. Jetzt erblickte Herr v. BomSfeld auch erst seine angebliche 
Schwester und wurde ganz starr vor StauMM über den un- 
bekannten Besuch. 
' ES war nichts mehr zu verheimlichen ; — der Lieutenant 
fühlte dieS überzeugend und hielt eS für dringend geboten, der 
peinlichen Scene auf jede Gefahr hin ein Ende zu machen; er 
warf den Shawl zurück, legte den Hut auf den Tisch und er- 
hob sich in voller Uniform. 
Der General und Herr v. BomSfeld prallten zurück— die 
jungen Damen stießen gleichzeitig einen Angstschrei aus. 
»Gott soll mich verdammen, daS ist ja der Herr Lieutenant 
v. Rohrbach!" brüllte der General wie ein gereizter Löwe, dem 
eine Fliege layge genug auf der Nase gespielt hat. 
„Zu Befehlen deS Herrn Generals," sagte der Lieutenant, 
hinter dem Tische hervortretend, mit einer Verbeugung, worauf 
ep gleich wieder die stramme militärische Haltung annahm. „Ich 
muß ganz gehorsamst um Entschuldigung bitten, aber ich weiß 
selbst nicht recht, wie AlleS fo gekommen ist." 
„Herrn — sind Sie von der Festung desertirt, nachdem 
ich Ihnen den Urlaub abgeschlagen habe?" 
„Bewahre, Herr General, bloS einfach fortgeritten; nach 
den Allerhöchsten Bestimmungen findet die DesertionS-Erklärung 
eines Offiziers doch wohl erst nach drei Wochen oder gar drei 
Monaten statt — verzeihen der Herr General, aber ich befand 
mich noch niemals in dieser Lage —" 
„Aber ich werde Sie dennoch vor ein Kriegsgericht stellen, 
Herrrr —l" tobte der Alte, und da er sich wohl plötzlich be- 
sann, in welcher Gesellschaft er sich befand, fetzte er, in einen 
ruhigeren Ton einlenkend, hinzu: 
„Sie haben sich eilteS schweren militärischen .Vergehens 
schuldig gemacht, Herr Lieutenant, und ich kann jetzt nur die 
ganze Strenge deS Dienstes obwalten lassen; Ihre Vermum 
mung allein weist auf ein Ehrengericht hin — " 
„Vor das Sie mich dann mit stellen müssen, Herr Ge- 
neral!" rief Emma leidenschaftlich, sich fest an den Arm deS 
Lieutenants hängend. 
„Kind, bist Du toll?" rief der ganz bestürzte Herr v. 
BomSfeld. 
Da wurde die Thüre hastig aufgerissen, und wieder stürzte 
der Backfisch herein. 
„Um deS Himmels willen, Herr General! Soeben läuft 
die Nachricht bei uns ein, daß der Feind vor den Thoren von 
G. steht und dw Festung schon gänzlich umzingelt hat." 
„WaSschrie der Alte, nach Degen und Mütze greifend. 
„I, da soll die Kerle ja doch der leibhastige Teufel holen! — 
Aber Sie schwatzen ja Unsinn, liebes Kind — verzeihen Sie! 
- Wo sollten denn die Oesterreicher auf einmal herkommen?" 
„Ja, das meinte auch der Schwager Rohrbach, als er 
ohne Urlaub hierherritt, um sich mit Emma zu verloben, und 
dann dachten wir Alle, die Festung könnte sich schlimmsten 
Falls noch immer besser ohne den Lieutenaut y. Rohrbach gegen 
den Feind halten, wie ohne ihren berühmten Kommandanten." 
Der alte General strich sich den Schnurrbart und sah ein 
biöchen verlegen aus, während Emma sich noch enger an den 
Geliebten schmiegte und Herr v. BomSfeld ganz im Unktaren 
darüber erschien, waS er von alledem halten solle. 
„LouiSchen," sagte der General nach einer kleinen Pause, 
indem sich sein Gesicht wieder aufhellte; „daS Wort und den 
ganzen dummen Streich überhaupt hat Ihnen ^der liebe Gott 
eingegeben oder der leibhaftige SgtanaS. Ich gratulire im 
Boraus d<un, der Sie einmal zur Frau bekommt. Aber ganz^ 
Unrecht haben Sie yicht; der Lieutenant da wäre in der be 
lagerten Festung eher zu entbehren gewesen wie der alte Kom- 
Mandant" 
„Verzeihung, Herr General!" bat der Lieutenant v. Rohr- 
bach; „im Notbfalle thut gewiß der Eine seine Schuldigkeit 
wie der Andere!" 
„DaS wollte ich Ihnen auch gerathen haben — ich möchte 
sagen: Sie TeufelSfohn, wenn Sie nicht der meines alten 
Kriegskameraden wären. UebrigenS kam ich bloS in dienstlichen 
Angelegenheiten nach BomSfelde und Sie wegen Ihrer Alls- 
tria. . . Aber nein, nein, eS scheint sich ja hier um eine ganz 
ernstliche Geschichte zu handeln, nicht wahr, Papa BomSfeld?'' 
„ES scheint so/' meinte Herr v. BomSfeld nur u. lächelte 
dabei ein biSchen verlegen. 
„Lieber, guter Papa, kann ich Karl denn bekommen?" rief 
Fräulein Emma und warf sich an die Brust ihres BaterS. 
„Mein Gott, er hat mir ja noch gar nichts davon gesagt !" 
„Aber mir!" flüsterte Emma. 
„Und mir auch!" ergänzte der Backfisch.! 
„Na, da sehe ich schon, wie eS steht," meinte General v: 
Rosenstern leutselig — „will alle die schlechten Witze an mei 
ner Person verzeihen und gratulire bestens. Wenn Sie erst 
verheirathet sind, Herr v. Rohrbach, werde ich schon dafür for* 
gen, daß Sie in G. keine Wohnung erhaltet!, in welcher . 
Pilze wachsen! Ob sich der alte Rohrbach nicht freuen wird? 
— Na, nochmals beste Gratulation, aber die kleine Schwägerin 
da, die Louise, dulde ich nicht auf der Festung — das sage ich 
Ihnen im Voraus — die würde mir den Kopf zu heiß machen." 
„Ach, lieber Herr General," seufzte der Backfisch mit ver- 
stellte? Traurigkeit, „die gute alte Tante Rosalie ist ja nun 
ein für alle Male todt." 
„Sie werden zur Zeit schon eine neue finden, LouiSchen," 
meinte der General, sie freundlich auf die Stirn küssend, „ich 
meine, wenn Ihre Zeit kommt; aber lassen Sie Fe nicht so 
ganz stocktaub sein!" — 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler. 
Kornpretse vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 4. Dez. 
Der halbe Wetzen 
beste 
1 mittlere 
geringe 
st 
kr. ! 
fl. 
kr fl. 
kr. 
Korn ..... 
3 
40 
1 3 
15 
3 
05 
Roggen .... 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste . . . . . 
| 9 
FW 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken . . . . 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer 
1 
70 
« 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reaumur in Badnz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Dez. 
9 
+ 3 
+ 
+ 1 
trüb; schneit 
» 
3. 
+ 1 
+ 4 
+ 1 
tf U 
n 
4. 
+ 3 /4 
+ 2 
0 
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5. 
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„ Südwd. 
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8. 
+% 
+ 3 V2 
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halbhell, Ab.Föhn. 
Telegrafischer Kursbericht von Wie». 
9. Dez. Silber 105.80 
20-Frankenstücke ...... 8.89 % 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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