Mittel, sich verständlich zu machen, und ich wollte Sie nur
bitten, die Dame meiner größten Hochachtung zu versichern."
Zn diesem Augenblicke kam der Diener mit der großen,
hellstrahlenden Aßrqllampe, setzte dieselbe auf den Tisch und
entfernte sich sogleich wieder.
. Jetzt erblickte Herr v. BomSfeld auch erst seine angebliche
Schwester und wurde ganz starr vor StauMM über den un-
bekannten Besuch.
' ES war nichts mehr zu verheimlichen ; — der Lieutenant
fühlte dieS überzeugend und hielt eS für dringend geboten, der
peinlichen Scene auf jede Gefahr hin ein Ende zu machen; er
warf den Shawl zurück, legte den Hut auf den Tisch und er-
hob sich in voller Uniform.
Der General und Herr v. BomSfeld prallten zurück— die
jungen Damen stießen gleichzeitig einen Angstschrei aus.
»Gott soll mich verdammen, daS ist ja der Herr Lieutenant
v. Rohrbach!" brüllte der General wie ein gereizter Löwe, dem
eine Fliege layge genug auf der Nase gespielt hat.
„Zu Befehlen deS Herrn Generals," sagte der Lieutenant,
hinter dem Tische hervortretend, mit einer Verbeugung, worauf
ep gleich wieder die stramme militärische Haltung annahm. „Ich
muß ganz gehorsamst um Entschuldigung bitten, aber ich weiß
selbst nicht recht, wie AlleS fo gekommen ist."
„Herrn — sind Sie von der Festung desertirt, nachdem
ich Ihnen den Urlaub abgeschlagen habe?"
„Bewahre, Herr General, bloS einfach fortgeritten; nach
den Allerhöchsten Bestimmungen findet die DesertionS-Erklärung
eines Offiziers doch wohl erst nach drei Wochen oder gar drei
Monaten statt — verzeihen der Herr General, aber ich befand
mich noch niemals in dieser Lage —"
„Aber ich werde Sie dennoch vor ein Kriegsgericht stellen,
Herrrr —l" tobte der Alte, und da er sich wohl plötzlich be-
sann, in welcher Gesellschaft er sich befand, fetzte er, in einen
ruhigeren Ton einlenkend, hinzu:
„Sie haben sich eilteS schweren militärischen .Vergehens
schuldig gemacht, Herr Lieutenant, und ich kann jetzt nur die
ganze Strenge deS Dienstes obwalten lassen; Ihre Vermum
mung allein weist auf ein Ehrengericht hin — "
„Vor das Sie mich dann mit stellen müssen, Herr Ge-
neral!" rief Emma leidenschaftlich, sich fest an den Arm deS
Lieutenants hängend.
„Kind, bist Du toll?" rief der ganz bestürzte Herr v.
BomSfeld.
Da wurde die Thüre hastig aufgerissen, und wieder stürzte
der Backfisch herein.
„Um deS Himmels willen, Herr General! Soeben läuft
die Nachricht bei uns ein, daß der Feind vor den Thoren von
G. steht und dw Festung schon gänzlich umzingelt hat."
„WaSschrie der Alte, nach Degen und Mütze greifend.
„I, da soll die Kerle ja doch der leibhastige Teufel holen! —
Aber Sie schwatzen ja Unsinn, liebes Kind — verzeihen Sie!
- Wo sollten denn die Oesterreicher auf einmal herkommen?"
„Ja, das meinte auch der Schwager Rohrbach, als er
ohne Urlaub hierherritt, um sich mit Emma zu verloben, und
dann dachten wir Alle, die Festung könnte sich schlimmsten
Falls noch immer besser ohne den Lieutenaut y. Rohrbach gegen
den Feind halten, wie ohne ihren berühmten Kommandanten."
Der alte General strich sich den Schnurrbart und sah ein
biöchen verlegen aus, während Emma sich noch enger an den
Geliebten schmiegte und Herr v. BomSfeld ganz im Unktaren
darüber erschien, waS er von alledem halten solle.
„LouiSchen," sagte der General nach einer kleinen Pause,
indem sich sein Gesicht wieder aufhellte; „daS Wort und den
ganzen dummen Streich überhaupt hat Ihnen ^der liebe Gott
eingegeben oder der leibhaftige SgtanaS. Ich gratulire im
Boraus d<un, der Sie einmal zur Frau bekommt. Aber ganz^
Unrecht haben Sie yicht; der Lieutenant da wäre in der be
lagerten Festung eher zu entbehren gewesen wie der alte Kom-
Mandant"
„Verzeihung, Herr General!" bat der Lieutenant v. Rohr-
bach; „im Notbfalle thut gewiß der Eine seine Schuldigkeit
wie der Andere!"
„DaS wollte ich Ihnen auch gerathen haben — ich möchte
sagen: Sie TeufelSfohn, wenn Sie nicht der meines alten
Kriegskameraden wären. UebrigenS kam ich bloS in dienstlichen
Angelegenheiten nach BomSfelde und Sie wegen Ihrer Alls-
tria. . . Aber nein, nein, eS scheint sich ja hier um eine ganz
ernstliche Geschichte zu handeln, nicht wahr, Papa BomSfeld?''
„ES scheint so/' meinte Herr v. BomSfeld nur u. lächelte
dabei ein biSchen verlegen.
„Lieber, guter Papa, kann ich Karl denn bekommen?" rief
Fräulein Emma und warf sich an die Brust ihres BaterS.
„Mein Gott, er hat mir ja noch gar nichts davon gesagt !"
„Aber mir!" flüsterte Emma.
„Und mir auch!" ergänzte der Backfisch.!
„Na, da sehe ich schon, wie eS steht," meinte General v:
Rosenstern leutselig — „will alle die schlechten Witze an mei
ner Person verzeihen und gratulire bestens. Wenn Sie erst
verheirathet sind, Herr v. Rohrbach, werde ich schon dafür for*
gen, daß Sie in G. keine Wohnung erhaltet!, in welcher .
Pilze wachsen! Ob sich der alte Rohrbach nicht freuen wird?
— Na, nochmals beste Gratulation, aber die kleine Schwägerin
da, die Louise, dulde ich nicht auf der Festung — das sage ich
Ihnen im Voraus — die würde mir den Kopf zu heiß machen."
„Ach, lieber Herr General," seufzte der Backfisch mit ver-
stellte? Traurigkeit, „die gute alte Tante Rosalie ist ja nun
ein für alle Male todt."
„Sie werden zur Zeit schon eine neue finden, LouiSchen,"
meinte der General, sie freundlich auf die Stirn küssend, „ich
meine, wenn Ihre Zeit kommt; aber lassen Sie Fe nicht so
ganz stocktaub sein!" —
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
Kornpretse vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 4. Dez.
Der halbe Wetzen
beste
1 mittlere
geringe
st
kr. !
fl.
kr fl.
kr.
Korn .....
3
40
1 3
15
3
05
Roggen ....
2
80
2
60
2
50
Gerste . . . . .
| 9
FW
70
2
50
2
30
Türken . . . .
2
80
2
50
2
20
Hafer
1
70
«
60
1
50
Thermometerstand nach Reaumur in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Dez.
9
+ 3
+
+ 1
trüb; schneit
»
3.
+ 1
+ 4
+ 1
tf U
n
4.
+ 3 /4
+ 2
0
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8.
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+ 3 V2
+ 1
halbhell, Ab.Föhn.
Telegrafischer Kursbericht von Wie».
9. Dez. Silber 105.80
20-Frankenstücke ...... 8.89 %
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.