Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Hugo als Herr von Montfort, Werdenberg, SarganS 
und Vaduz, besaß ein schönes und ausgebreitetes Gebiet, dag 
ungefähr den Umfang des alten NiederratienS hatte. Manche 
edle und freie Geschlechter zählte er zu seinen Vasallen und 
Dienstmannen. Solche waren die von Aspermont ob Jenins 
in Graubünden, die von Gutenberg in Balzers, die von Schel- 
lenberg am Eschnerberg, die von Schalun ob Schaan, die von 
Fontana, v. Wartau, v Neuburg, v. Welschen-Ramschwaag 
und andere. Innerhalb seines Territoriums gab eS aber auch 
noch selbstständige und von ihm unabhängige Geschlechter, wie 
die v. Sax, v. Frauenburg und Freudenberg. 
Von Hugo'S kriegerischem Treiben erzählt uns die Geschichte 
mehrere sehr bezeichnende Vorgänge. Nach Kaiser Heinrichs VII 
Tod (1197) stritten in Deutschland Philipp v. Schwaben und 
Otto v. Sachsen um die Kaiserkrone. Um die Fürsten auf seine 
Seite zu ziehen, verschenkte Philipp reichlich Geld und Güter 
an dieselben. Dadurch gewann er wirklich die Oberhand. Auch 
Hugo gehörte zu seinen Anhängern und erhielt für die gelei- 
steten Dienste wahrscheinlich Rheinegg und Bregenz. 
In nächster Nähe der Burgen Hugo'S, Werdenberg unv^ 
Vaduz, hatte Heinrich v. Sax im Walde von Salez die Burg 
Forsteck zu bauen angefangen, waS Jenem sehr unangenehm 
war. Nock vor ihrer Vollendung zog Heinrich auf eine Pilger- 
fahrt nach Spanien und übertrug die Aufsicht und Leitung des 
Baues seinem Bruder, dem Abt Ulrich von St. Gallen. In 
den letzten Tagen der Charwoche deS Jahres 1206, da Hugo I. 
den Abt mit Beten und Singen beschäftigt glaubte, suchte er 
den längst gehegten Plan auszuführen und die Burg zu zer- 
stören. Aber der Abt hatte schneller, als er erwartete, das 
Schwert umgürtet und erschien trotz der heiligen Tage mit sei- 
nem Kriegsvolke vor der bedrohten Burg und vereitelte Hugo'S 
Unternehmen. 
Auch Plünderung verschmähte Hugo unter Umständen nicht. 
So beraubte er die Kaufleute, von Vicenza, welche die Nach- 
richt von der Ermordung des Königs Philipp nach Italien 
brachten und die durch sein Gebiet gezogen waren. (120? ) 
Seine Gewaltthätigkeit zeigte er auch dem Kloster St. Johann 
im Thurthal gegenüber. Hugo hatte, wie Kaiser erzählt, mit 
Zustimmung seines Bruders und seiner Mutter das Gut Brau 
nau jenem Kloster geschenkt, in dessen Nähe eS lag. Später 
entzog er daS Gut der Abtei und schädigte diese auf alle Weise. 
Äbt Konrad führte Klage bei dem Papste in Rom. Dieser 
bestellte den Bischof Reinher von Chur, den Abt Berthold von 
Einsiedeln und den Probst von St. Luzi zu Richtern. Sieben 
Zeugen, Dienstmannen des Grafen Hugo I. bekräftigten: „Brait- 
nau gehöre dem GotteShause St. Johann zu." Hugo kehrte 
sich aber weder an Gericht noch Zeugen, Gewalt ging ihm vor 
Recht und er gab das Gut erst gegen 67 Mark Silber an das 
Kloster zurück. (Fortsetzung folgt.) 
Baduz, den 26. Dezember. Aus dem Efchnerberg wird 
uns heute mitgetheilt, daß das HauS deS I. Grog in der Nähe 
der Ruine Schellenberg sammt dem anstoßenden Stalle in der 
Chriftnacht abgebrannt sei. 
Ueber den Ursprung des FeuerS weiß man nichts Genaues. 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Der deutsche BundeSrath hatte in der Ple- 
narsitzung vom 20. d. Mts. eine sehr reichhaltige Tagesordnung 
zu bewältigen. Zunächst wurden 8 Vorlagen den betreffenden 
Ausschüssen überwiesen; dieselben bezogen sich auf die Bau- 
arbeiten an dem Tunnel der St. Gotthard-Eisenbahn im ersten 
Baujahre; die Erwerbung eineS Grundstücks auf der Insel 
Ku-lung-su für das Konsulat Amoy; die Steuervergütung für 
ausgeführten Branntwein; den Entwurf eines AuSlieferungS-. 
Vertrags mit der Schweiz; den Entwurf eines Gesetzes wegen 
2 — 
einiger Abänderungen und Ergänzungen deS Militär-PensionS- 
gesetzeS vom 27. Juni 1871; den Entwurf des Gesetzes über 
den Impfzwang. 
In den Berliner Regierungskreisen sieht man nicht ohne Besorg- 
niß dem Ausfall jder bevorstehenden Reichstags-Wahlen entgegen, 
da der nächste Reichstag zur Entscheidung über sehr wichtige 
Fragen berufen ist. Abgesehen von Gegenständen kirchen-poli- 
tischer Natur handelt es sich in erster Linie um eine Verein- 
barung über daS Militärgesetz und die Erhöhung deS Militär- 
etatS. Die ursprünglich beabsichtigt gewesene Forderung von 
300 Thalern pro Kops der Friedensstärke ist inzwischen um 
25 Thaler ermäßigt worden, wahrscheinlich weil verschiedene 
Materialpreise wieder gesunken sind und weil die dreijährige 
Dienstzeit bei der Armeeverwaltung in so fern eine bedeutende 
Ersparung mit sich bringt, als die Mannschaften in der Regel 
schon nach zweijähriger Dienstzeit entlassen werden. 
AuS Straßburg wird am 24. d. telegraphisch gemeldet, 
daß 30 angesehene Bürger dem Mitglieds der Handelskammer, 
Hrn. Gustav Bergmann, in einer offenen Zuschrift die Kan- 
didatur eines Reichstagsabgeordneten für Straßburg angeboten 
haben, damit derselbe das Elsaß unter Hochhaltung der Rechte 
und Freiheiten einer glücklichen und dauerhaften' Zukunft ent 
gegenführen helfe. Bergmann hat die Kandidatur angenommen. 
Im Befinden deS deutschen Kaisers, welches in der letzten 
Zeit zu vielen Besorgniß erregenden Aeußerungen Anlaß gege- 
ben hat. ist nach den jüngsten Berichten eine entschiedene Bes- 
serung eingetreten. 
Oesterreich. Der Vorarlberger Landtag hat laut der 
„Feld. Ztg." hinsichtlich der Rheinkorrektion folgende Beschlüsse 
gefaßt: 
1. ES sei der h k. f. Regierung für die bisher den Rhein- 
gemeinden und besonders für die im l. I. denselben zugewie» 
sene höhere Subvention der Dank auszudrücken. 
2. Die h. k. k. Regierung nochmals dringendft zu ersuchen, 
die gleichzeitige Ausführung und Eröffnung des obern und 
untern Rheindurchstiches mit allen ihr zu Gebote stehenden 
Mitteln bei der Inangriffnahme deS BaueS zu verwirklichen. 
3. Dieselbe zu ersuchen, die als Folge der auszuführenden 
Rbeinbaute sich nothwendig ergebenden Kosten für die Umlegung 
der Bregenzer und Dornbirner Ach, der Binnenwässer-AbzugS- 
graben, sowie die unausweichlichen Ansprüche auf Entschädi- 
gung an die durch die neue Rheinleitung zu Schaden kommen«' 
den Gemeinden und Privaten bei Feststellung der Gesammt- 
Auslagen der Rheinkorektion in gehörige Berücksichtigung zu 
ziehen, zur Vermeidung einer künftigen auf das Land oder daS 
Reich allein entfallenden Last. 
-1. Die hohe Regierung dringendft zu ersuchen, die Ver- 
mehrung der Dotation zur Vornahme hinreichender Schutz- 
bauten den Schweizer Bestrebungen gegenüber zu veranlassen 
und die nöthigen Bauten kräftigst zu beschleunigen. 
5. Dieselbe ebenfalls zu ersuchen, die im Laufe dieses 
Jahres mit den Gemeinden Altenstadt, Meiningen, Mäder, 
Koblach, Altach, GötziS, HohenemS und Lustenau in Betreff 
der Beitragsleistungen zu den Schutzbauten abgeschlossenen 
Verträge baldigst genehmigen und gestatten zu wollen, daß 
diese Bestimmungen auch vor erfolgter Genehmigung schon bei 
den jetzt vorhabenden Bauten in Anwendung gebracht werden. 
6. Bei der h. Regierung abermals das dringende Ansu- 
chen um sofortige Bestellung eineS Wasserbau-Technikers für 
Vorarlberg zu vertreten. 
Frankreich. Die franz. Nationalversammlung hat alle 
Militärkredite selbst über die Wünsche deS KriegSministerS hin- 
aus bewilligt. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt hiezu : „Kopf- 
schüttelnd wird man sich hie und da fragen, weßhalb ein Land, 
welches von keiner Seite her bedroht wird, dem alle Mächte 
Europas jeden geistigen und materiellen Aufschwung von Her- 
zen gönnen, wie sie andererseits darin übereinstimmen, jeder 
»
	        

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