196 -
breitung der Seuche zu verhindern. Für die Befolgung der
Sperrmaßregeln werden jene Viehbesitzer der infektirten Ort«
schaft deren Thiere noch gesund sind Sorge tragen.
d. Sind aber in einer Ortschaft % oder noch mehr Stal-
lungen von der Seuche ergriffen, so sind die Absperrungen
fruchtlos und eS dürfte den Viehbefitzern einer solchen Ort-
schaft behufs schnellerer Durchseuchung der Zusammentrieb
deS Klauenviehes empfohlen werden.
o. Zur Zeit, wo Viehmärkte abgehalten werden sotten,
wäre von den Regierungen zu publiziren, daß jene Thierbe-
sttzer, welche sich erfrechen, ein maul- oder klauenkrankes Thier
zu Markt zu bringen, namhaft gestraft werden. Ein, nach
Umständen mehrere Thierärzte, hätten am Markttage darüber
zu wachen.
Anders verhält eS sich dagegen mit den polizeilichen Maß
regeln gegen die Lungenseuche und Rinderpest, gegen diese
verheerenden Seuchen kann man kaum streng genug einschrei-
ten, welches in der Regel und zwar aus dem Grunde mit
dem gewünschten Erfolge gekrönt wird, Weil die Viehbesitzer
auS Furcht vor dem Verlust ihrer Thiere mit mehr Aufrich-
tigkeit mitwirken.
Die gute alte Tante.
Humoreske
von
Stanislaus Graf Grabowski.
(Fortsetzung.)
„Gerechter Gott!" dachte der General, „auch noch licht-
scheu und hat bei dem Alter noch Einen gefunden, der sie hei-
rathen will! — Da handelt eS sich doch wahrhaftig nur um'S
Geld! — Ob sie wohl noch passabel aussehen mag?"
Emma, die an allen Gliedern zitterte, hatte sich neben die
Tante auf das Sopha gesetzt; sie sprach nur sehr einsilbig,
Julie nicht minder, der Backfisch führte fast allein die Konver-
sation mit dem General, der nach allen möglichen Stoffen
suchte, um die ihm heute so sonderbar erscheinenden Damen
zu unterhalten; er war darüber sehr brummig geworden.
„Der Lieutenant v. Rohrbach hat ja wohl auch die Ehre,
von den Damen gekannt zu sein," äußerte er endlich. „Ich
habe jetzt das unschätzbare Glück, diesen jungen Mann unter
meinen Befehlen in G. stehen zu sehen."
„Wahrhaftig? ach, wie reizend!" rief Louise, in die Hände
klatschend, während Tante Rosalie u. die beiden anderen Mäv-
chen bis in das tiefste Innere hinein erzitterten, denn sie
glaubten sicher, die geladene Bomb< werde nun platzen. „Da
geben Sie ihm gewiß recht oft Urtaub nach BomSfelde, Herr
General?"
„Meinen Sie, mein kleines Fräulein?" entgegnete der Ge-
neral, verlegen seinen Schnurrbart drehend. „Ich will doch
nicht hoffen, daß Sie sich gar zu sehr für den Lieutenant v.
Rohrbach interessiren."
„Gewiß, Herr General, das thun wir Alle, und Sie wä
ren sehr grausam, wenn Sie — — Aber da kommt wahr-
hastig der Papa!"
Wieder rollte ein Wagen u. hielt an; die dünne Stimme
deS Backfisches klang bei den letzten Worten doch ein bischen
erschüttert. Was nun beginnen, denn der Papa ließ sich vor
dem General doch unmöglich eine Schwester oktroyiren? Wenn
der unselige General nur aufgestanden wäre, um Herrn v.
BomSfeld entgegenzugehen, damit Tante Rosalie verschwinden
könnte, aber er blieb wie angenagelt sitzen.
Ein paar Sekunden später trat der Papa ein; er wußte
schon, daß der General da sei, und wunderte sich nicht wenig,
den Salon so dunkel zu finden.
Während er sich mit dem alten Freunde begrüßte, ohne
sofort die fremde Dame auf dem Sopha zu bemerken, und
dem Diener zurief, Licht zu bringen, flüsterte Louise ihren
Schwestern und dem Lieutenant zu:
„Weiß Gott, ich habe nun das Meinige gethan, u. weiter
müßt ihr euch selbst helfen; eS wird nichts übrig bleiben, als
daß Du nun die Verlobung verschiebst, liebe Emma!"
Damit verschwand der kleine Schalk aus dem Zimmer, blieb
aber wohlweislich draußen an der Thür, um zu lauschen.
Die Schwestern und Lieutenant v. Rohrbach befanden sich
in äußerster Verlegenheit.
(Schluß folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Markt-Anzeige.
Samstag, den 5. Dezember wird in Balzern ein Viehmarkt
abgehalten.
Balzers, den 28. Nov 1874.
Der Gemeindevorstand.
Spinnerei Weingarten
in Rarensbiirgr
auf der letzten Wiener Weltausstellung
durch die Fortschrittsmedaille ausgezeichnet,
verarbeitet fortwährend gegen billigen Lohn
Flachs, Hanf und Abwerg
zu vortrefflichem Garne und vorzüglicher Leinwand.
Vom 1. Oktober 1874 an bezahlt die Spinnerei
die Eisenbahnfrachten her und hin und der Spinnlohn
beträgt 12 Pfennige neues Reichsgeld für 1 Schneller
von 1000 Metern Fadenlänge mit billiger Fehler-
grenze.
Die Weblöhne sind verschieden und richten sich nach
Breite und Qualität der Webwaare.
Nähere Auskunft ertheilen und besorgen
Sendungen an obgenannte Spinnerei:
I. Biedermann z. deutschen Rhein in Bendern.
Ferd. Walser in Schaan.
Andreas Nigg in Balzers.
Heinrich Rohrer, an der Bahnhofstraße in Buchö.
Andr. Lehn he er zum Brau in GamS.
In der Leinenspinnerei von H. Strickler in Zürich
wird zu billigem Spinnlohn stets geriebener Hans, Flachs und
Abwerg zum Spinnen angenommen. Schöne, egale und
kräftige Garne, je nach Stoff, werden zugesichert. (»61242)
Thermometerstand nach Reannmr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Nov.
25
— 8
— 5
- 6%
hell.
n
26.
—10
- 6%
- 8
1/
tt
27.
—11
— 2
— 4
if
u
28
- 6%
0
— 2
bedeckt
n
29.
0
+ 6 U
+ 3
trüb, Föhnw.
n
30
0
+ 7%
+ ?y 4
hell, Föhnst.
Dez.
1.
+11
+13
+ 7V 2
bdck.,Föhnst.,Ab.R.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
2: Dez. Silber 105.60
20-Frankenstücke 8.91
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.