Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

selbe besteht nämlich darin, den Rhein oberhalb Thusis durch 
einen Kanal abzuleiten, um den gefürchteten Geschieben der 
Nola in dem Rheinbette einen bequemen und ruhigen Ablage, 
rungSplatz zu bieten. Ein Projekt, daS angesichts der bekann- 
ten UnHaltbarkeit der Nolaverbauungen sür die Bewohner un- 
sereS TbaleS äußerst wichtig werden könnte! 
Badnz, 26. Nov. (Oefterreichische Goldstücke.) 
In Folge einer zwischen der österreichisch-ungarischen Regierung 
und den betheiligten Staaten gepflogenen Korrespondenz wer- 
den die in Oesterreich-Ungarn geprägten Goldstücke zu 8 fl. 
und 4 fl bei den öffentlichen Kassen Frankreichs, Belgiens 
Italiens der Schweiz und Rumäniens gleich 20 Franks, be 
ziehungsweise 10 Franks angenommen. Demzufolge haben 
die k. k. und die königlich ungarische Regierlmg gegenseitig 
verfügt, daß die vollwichtigen Goldstücke der genannten Staa- 
ten per 20, 10 und 5 Franks bei sümmtlichen Staatskassen 
zu einem Course, welcher dem in Silber österreichischer Währ- 
ung ausgedrückten Werthe der österreichisch-ungarischen Golv- 
münzen zu 3 fl. und 4 fl. entspricht, angenommen werden 
sollen, und zwar: DaS 20-FrankSstück zu 8 fl. 10 kr. ö. 
W. in Silber — das 10-FcankSstück zu 4 fl. 5 kr. ö. W. 
in Silber — und das 5-Franksstück zu 2 fl. 2% kr. ö. W. 
in Silber. ^ 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Anläßlich der Berathungen des deutschen 
Reichstages über den Bankgesetzentwurf fand eine zweistündige 
Debatte zur Geschäftsordnung darüber statt, ob der Antrag 
LaSkerS auf motivirte Überweisung deS Bankgesetzes an eine 
Kommission zulässig oder nach Antrag WindthorstS abzuweisen 
sei. Erstere Frage wurde mit 133 gegen 148 Stimmen ver 
neint', worauf der Präsident Forckenbeck erklärte: Ich hatte 
als Präsident meine Ansicht dahin geäußert, daß der Antrag 
LaSker geschäftsordnungsmäßig zulässig sei. Da daS HauS 
dagegen entschieden, so lege ich hiermit mein Präsidentenamt 
nieder. (Große Sensation.) Der Vicepräsident Stauffenberg 
übernahm den Vorsitz Die Frage: Soll der Bankgesetzent- 
Wurf an eine Kommission gehen? wurde mit 158 gegen 127 
Stimmen bejaht. Die Borlage ging an eine Kommission von 
21 Mitgliedern. 
In der darauffolgenden Sitzung deS Reichstages verlas 
Befeler vor Antritt in die Tagesordnung folgende Erklärung: 
Er habe in seinen gestrigen Ausführungen über den LaSker'schen, 
Antrag Forckenbeck nicht beleidigen wollen. Sollten einzelne 
seiner Aeußerungen eine solche Deutung zulassen, so bedaure 
er dies aufrichtig. Auf Antrag von Windthorst wurde darauf 
die Wiederwahl Forckenbecks zum ersten Präsidenten durch Ac- 
clamation ohne irgendwelchen Widerspruch vollzogen. 
Oesterreich. Der Erzherzog Karl Ferdinand ist am 20. 
Nov. 3% Uhr Nachmittags im 56. Lebensjahre zu Selowitz 
bei Brünn gestorben. (Derselbe war am 29. Juli 1818 ge- 
boren und besaß den Rang eines GenerasS der Cavallerie sä 
kooores, war Inhaber deS Infanterieregiments 51 und Chef 
deS kais. russischen UhlanenregimentS von „Bjelgorod" Nr. 11; 
er war vermählt mit der Erzherzogin Elisabeth FranciSka Ma- 
ria, Tochter deS Erzherzog PalatinuS Joseph von Ungarn, 
Wittwe seit 15. Dez. 1849 deS Erzherzogs Ferdinand von 
Oesterreich-Este, wodurch er der Stiefvater der Prinzessin Lud-- 
wig von Baiern wurde. 
Schweiz. Der .BundeSrath hat die in dem neuen Militär- 
organifationSgesetz, daS soeben von den eidgenössischen Rüthen 
zum Bundesbeschluß erhoben worden' ist, vorgeschriebene Ein- 
theilung der Schweiz in acht Divistonskreise> in der Voraus- 
setzung, daß dieses Gesetz die Sanktion des Volkes erhalten 
werde, in seiner heutigen Sitzung bereits vorgenommen. Nach 
dieser Einteilung gehören zu dem ersten DivisionSkreiS Waadt 
mit 9, Unterwallis mit 2 und Genf mit ebenfalls 2 Bataillon 
nen; zu dem zweiten Freiburg mit 5, Neuenburg mit 3 und 
der Berner Jllra mit 4 Bataillonen; zu dem dritten Bern mit 
12 Bataillonen; zu dem vierten Bern mit 4 Bataillonen Em« 
menthalern und Oberaargauern, Luzern mit 6 Bataillonen u. 
Nidwalden mit 1 und Zug mit 1 Bataillon; zu dem fünften 
Aargau mit 7, Solotburn mit 3, Baselstadt mit 1 u. Basel- 
land mit 2 Bataillonen; zu dem sechsten Schaffhausen mit 7, 
.Zürich mit 10 und Schwyz mit 1 Bataillon; zu dem siebenten 
Thurgau mit 3, Appenzell a. Rh. und Appenzell i. Rh. mit 
2 u. St. Gallen mit 7 Bataillonen, und endlich zu dem achten 
Graubünden mit 3, Tessin mit 4, Uri mit 1, OberwalliS mit 
2, GlaruS mit 1 und Schwyz ebenfalls mit 1 Bataillon. 
Frankreich. Man spricht von zwei Strömungen, welche 
in der Umgebung deS Marschall-Präsidenten in diesem Augen- 
blick sich um die Oberhand streiten. Die eine suche den Mar- 
schall dem BonapartiSmuS zuzutreiben und stütze sich auf die 
unablässige Sorge, welche den Herzog von Magenta beherrsch?, 
daß der Hauptzweck des linken CentrumS auf feinen Sturz u. 
die Rückkehr des Hrn. Thiers zur Gewalt gerichtet sei. Nun 
hat aber daS linke Centrum wiederholt entschieden erklärt, daß 
es den Marschall nicht beseitigen, vielmehr seine 7 oder 6 Jahre 
respektiren werde, wenn er nur-der Präsident einer wirklichen 
Republik und nicht bloS der Präsident eines Provisoriums sein 
wolle. Man behauptet, daß Hr. d'Harcourt, der Sekretär deS 
Marschalls Mac-Mahon, letzteren Umstand zu würdigen wisse, 
daß dagegen die erstere Strömung durch den Bonapartisten de 
Saint-Paul, der auf der Präsidentschaft sehr gut aufgenommen 
sei, vertreten werde. 
Italien. DaS italienische Parlament ist den 23. d. eröff- 
net worden. In der Thronrede dankt der König für die Be- 
weise von Anhänglichkeit die ihm bei seinem fünfundzwanzig- 
jährigen RegierungSjubiläum gegeben worden, und spricht so- 
dann die Hoffnung auS, die neue Legislatur werde daS Werk 
der Reorganisirung deS Staates eifrig fördern. ES wird so 
dann die Vortage eines neuen Strafgesetzes, eines Gesetzent- 
wurfeS über die Handelsgesellschaften, sowie eines solchen zur 
Förderung der öffentlichen Sicherheit in einigen Provinzen deS 
Königreichs angekündigt. Der König bespricht ferner mit In- 
teresse die Organisation der Armee und Flotte, stellt Gesetzent- 
würfe zur Reorganisirung mehrerer Steuern in Aussicht, be- 
tont die Notwendigkeit bloS dringliche Ausgaben zu machen, 
und sagt : in solcher Weise werde daS Gleichgewicht des vud- 
getS erreicht und die edle Opferwilligst deS Volkes erleichtert 
werden. Der König betont weiterhin die guten Beziehungen 
zu den auswärtigen Mächten welche die Mäßigung und Fe- 
stigkeit deS italienischen Volkes anerkennen, hebt hierauf her- 
vor daß die Freiheit verbunden mit der Ordnung die schwie 
rigsten Aufgaben zu lösen vermöge, gibt seiner beständigen 
Sorgfalt für daS LooS der minderbelm'ttelten Elassen Ausdruck 
und dankt schließlich Gott für die gute Ernte und seinen Bei- 
stand, dem alles zu verdanken sei. Die Thronrede wurde mit 
größtem Beifall aufgenommen. 
Spanien. AuS Irun, 13. Nov., wird der „Jndep. Belg." 
geschrieben daß der Abzug der Truppen Laserna'S auf direkten 
Befehl aus Madrid erfolgte. „Die Generale und die Armee 
scheinen darüber mißgestimmt zusein. Wenn man Irun ver- 
läßt ohne auf Lesaca und Vera marschirt zu sein, so verliert 
man die einzige Gelegenheit den CarliSmuS in seinen Haupt- 
hülfSquellen zu fassen. In Vera haben die Carlisten eine 
Gießerei und Patronenfabrik, deren Zerstörung sich eher em- 
pfohlen hätte als die Niederbrennung der Gehöfte der armen 
Bauersleute. Die Carlisten machen sich auch darauf gefaßt, 
denn sie versuchen ihr Material wegzuschaffen. Wenn man 
nicht San Mareinal befestigt, und nicht hier eine starke Gar" 
nifon läßt, um die Linie zu decken, so hat die Expedition ih- 
ren Zweck verfehlt. In dem Kampfe mit Loma bei Dyarzun
	        

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