Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Liechtensteinische 
Zweiter Jahrgang. 
Vaduz, Freitag 
Nr. 47. 
den 20. November 1874. 
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werden franco erbeten an die Redaction in Vaduz. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
(Fortsetzung.) 
32. Die Grafen von Vaduz. 
Wir haben bereits erzählt, daß die beiden Brüder Rudolf 
und Hartmann von SarganS ihr väterliches Erbe so unter 
sich vertheilten, daß Hartmann Vaduz, Prättigäu, Blumenegg 
urd den sarganfischen Theil von Pludenz und Montafun er 
hielt. Die beiden Brüder lebten stets im Frieden miteinander 
und traten gemeinschaftlich für die Ehre und daS Ansehen ihres 
HauseS ein. Hartmann von ruhigem und fauftem Charakter 
wählte Vaduz zu seinem Sitze^ und vxrmäUte sich mit Anna, 
der Schwester des Grafen Rudolf von Montfort—Feldkirch. 
Rudolf und Hartmann hielten zu Kaiser Ludwig, der ihnen 
die Reichssteuer in Zürich überließ. Mit dem Abte Hermann 
von PfäfferS geriethen sie in langwierigen Streit. Sie spra- 
chen nämlich die Burg Wartenstein als ihr Eigenttzum an, 
während sie der Abt im Namen seines Klosters reklamirte. 
Diesem wurde dieselbe dann auch durch die gewählten SchiedS- 
richter zugesprochen (1342.) Bald darauf führten die beiden 
Grafen mit dem Freiherrn Heinrich von RazünS blutige Fehde 
wegen der Erbschaft deS Edelknechtes von Freiberg. Im 
Thale Domleschg kam eS zum hitzigen Kampfe, wobei die von 
SarganS und Vaduz Sieger blieben. Heinrich v. RazünS 
wurde gefangen, dagegen lauerten die Knechte desselben dem 
Grafen Hartmann von Vaduz auf und nahmen ihn gefangen. 
Freunde legten sich nun ins Mittel und auf deren Betreiben 
wurde Frieden geschlossen. Die Gefangenen ließ man frei und 
Freiburg erhielt Heinrich von RazünS (1343). Ungefähr zur 
gleichen Zeit gerieth Hartmann mit dem Grafen Ulrich von 
Montfort—Feldkirch in Streit. AlS Inhaber deS Zolles in 
Stuben verweigerte er nämlich dem Grafen Ulrich und seinen 
Leuten die Zollfreiheit Durch beiderseitige Freunde wurde die 
Sache beigelegt und zu Gunsten HartmannS entschieden. Die 
Besitzungen im Prättigäu verkaufte Hartmann den 17. März 
1348 an den Grafen Friedrich von Toggenburg. 
Die Herzöge von Oesterreich wollten Zürich und Marus 
bekriegen. Insbesondere sollte in ersterer Stadt eine dem Adel 
ungünstige Verfassungsänderung rückgängig gemacht werden. 
Herzog Albrecht schloß daher, wie mit anderen Herren, so auch 
mit den Grafen von SarganS und Vaduz Dienstverträge. 
Diese sowie den noch sehr jungen Sohn HartmanuS, Rudolf, 
treffen wir denn auch bei den beiden Belagerungen Zürichs 
durch den Herzog. Bald naher, nämlich Ende deS Jahres 
1354 starb Graf Hartmann und wurde in der Kapelle des 
hl. Florin in Vaduz begraben. Er hatte feit 1328 regiert. 
Seine drei Söhne waren noch minderjährig, als er starb, 
und ste kamen daher unter die Vormundschaft ihres OnlelS 
des Grafen Rudolf von SarganS. Sie hatten die väter- 
lichen Güter gemeinsam und ließen dieselben durch ihren 
Ammann Ulrich von der Lachen verwalten. Die mit Albrecht 
von Werdenberg-Heiligenberg gemeinsamen Güter im Wallgau 
wurden 1355 getheilt. Dje drei Brüder erhielten Blumenegg 
und Sonnenberg oder Frastanz, Nenzing, NüziderS, BürS, 
Braz, DalaaS, Klösterle und die Grasschaft im Wallgau. 
(Fortsetzung folgt.) 
Baduz, den 15. Nov. Der schweizerische Nationalrath 
hat in der Sitzung vom 9. November den NiederlassungSver- 
trag mit dem Fürstenthum Liechtenstein ratificirt. 
Baduz, den 17. Nov. (Marktbericht.) Trotz der äußerst 
schlechten Witterung war der heutige Markt mit circa 100 
Stück befahren, wovon circa 15—20 verkaust wurden. DaS 
schlechte Wetter und der gleichzeitige Grabser Markt möge» 
wohl Schuld sein, daß die zahlreich erwarteten Händler heute 
nur spärlich eingetroffen find. 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Auf Grund „wichtiger neuer Vorkommnisse" 
sollte Graf Arnim neuerdings wieder verhaftet werden; da 
aber die Gerichtsärzte die Ueberführung deS Grafen nach einem 
Gefängnisse für unmöglich erklärten, wurde statt dessen Hauö- 
arrest verfügt. — Der deutsche Reichstag beschäftigt sich ge 
genwartig mit dem von der deutschen Reichsregierung vorge- 
legten Bankgesetzentwurf. 
Oesterreich. Der Budgetausschuß deS Abgeordnetenhau- 
seS nahm eine Resolution an, durch welche die Regierung auf- 
gefordert wird, noch in dieser Session eine Gesetzvorlage' ein- 
zubringen, welche den ZeitungSstempel auf die Hälfte deS ge- 
genwärtigen Betrages herabsetzt. Ein Antrag auf eine gleiche 
Begünstigung des Kalenderstempels ward abgelehnt. 
' Die mit den Borarbeiten zur Reviston des allgemeinen 
Zolltarifs betraute Ministerial-Kommission hat ihre Thätigkeit 
bereits begonnen. 
Frankreich. Eine genaue Prüfung der letzten Wahlre- 
fultäte liefert den überraschenden, aber gar nicht zu bestreiten- 
den Beweis, daß in den Departements der Drüme, der 
Oise und deS Nord die konservative Partei stch in der 
letzten Zeit nicht unbedeutend verstärkt hat, wogegen die Re- 
publikaner an Stimmen verloren haben Im Departement der 
Dröme gewannen die Konservativen 9000 Stimmen und ver- 
loren die Republikaner 6000 Stimmen. Im Oise-Departement 
büßten die Republikaner seit dem 20. Oktober 1872 bis zum 
8. Nov. 1874 nicht weniger als 32.000 Stimmen ein. In dem 
Departement des Nord endlich gewannen die Konservativen
	        

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