Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

die Meinung vorherrscht — Einbuße erlitten haben sollte, so 
dürfte es durch daS größere Ertrügniß der Verzehrungssteuer 
und für Tabak, während den letzten vier Jahren wenigstens, 
annähernd Ersatz erhalten haben. 
Zur besseren Beurtheilung des Gesagten wollen wir daS 
auf Liechtenstein entfallende Reinerträgniß aus den vier Ein- 
nahmsquellen von den vier letzten Jahren (1870—1873) auch 
anführen; eS gingen ein 
an Zöllen 33.929 fl. 06 kr. 
an VerzehrungSsteuer 33.311 „ 20 „ 
für Tabak 32.174 „ 23 „ 
für Pulver 207 „ 17 „ 
zusammen 109.621 fl. 66 kr. 
Durchschnitt per Jahr: 
an Zöllen 9.732 fl. 26% kr. 
an VerzehrungSsteuer 9.577 „ 80 „ 
für Tabak 8.043 „ 56 
für Pulver 51 „ 79 „ 
zusammen per Jahr 27.405 fl. 41% fr. 
Die VerzehrungSsteuer brachte unS demnach den gleich 
hohen Betrag ein, wie die Zölle und zwar neun mal so 
viel als von Oesterreich in Liechtenstein eingehoben wurde. 
Die vier Liechtensteinischen Zollämter ergaben in dieser 
Zeit durchschnittliche JahreS-Einnahme an Zöllen 
— nach Abzug der 10% Verwaltungskosten — von 19.800 fl. 
In den dm ersten Quartalen des JahreS 1873 erzielten 
nachstehende Zollämter Vorarlbergs und Liechtensteins die hoch- 
sten Einnahmen und zwar ohne Abzug 
Bregenz 
134,384 
ff. 
49 
kr. 
Feldkirch 
20.085 
ir 
48 
tf 
St. Margrethen 
14.998 
it 
41 
tr 
Vaduz 
10.926 
»/ 
87 
it 
Buchs 
7.561 
it 
23 
it 
Alle andern Zollämter, deren Zahl 25 ist, stehen tief unter 
diesen Ansätzen z. B. 
BalzerS mit 819 fl. 99 kr. 
Schaan „ 1 358 „ 16 „ 
Bendern „ 827 „ 58 „ 
Die beträchtliche Steigerung aber der Gesammteinkünfte 
spricht zu Gunsten einerErneuerung des Zoll» und 
StjeuervertrageS unter gewissen Modifikationen 
der einzelnen Bestimmungen. Die Beurtheilung, ob 
eö möglich wäre auch nur einen annähernden Ersatz, durch 
Erhöhung der Grundsteuer, oder Ausfindigmachung anderer 
neuer Steuern, zur Bestreitung des Staatshaushaltes einzu- 
dringen, stellen wir den Lesern anHeim; ebenso auch die Frage, 
ob vielleicht andere ergiebige Einnahmsquellen zu erschließen 
wären, ohne dabei den einzelnen Steuernzahlern, sowie der 
ganzen Bevölkerung beschwerlicher zu fallen, als mit einer 
neuen Zoll« und Steuerkonvention. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
(Fortsetzung) 
30. Kirchliches. 
ES ist nicht in unserer Abficht gelegen weder die Kirchen- 
geschichte im Allgemeinen, noch die unserer Gegend im Beson- 
dem mit unseren Geschichtsbildern zu verbinden, denn eö soll 
nur ein Umriß der politischen Geschichte Liechtensteins geboten 
werden. Zum Verständnisse der früheren Verhältnisse überhaupt 
ist eS aber immerhin nöthig, daß einige kurze Angaben über 
die kirchlichen Zustände Aufschluß geben. 
Der Bischof von Chur bleibt auch in dieser Periode im 
Besitze einer bedeutenden weltlichen Macht. Wenn ihn diese 
auch manchmal in weltlichen Streitigkeiten und Fehden ver- 
wickelte, so diente sie doch unbestreitbar im Ganzen dazu seinen 
mannigfach wohlthätigen Einfluß zu unterstützen. Die Wahl 
deS Bischofs geschah schon in dieser Zeit, wie noch jetzt, durch 
daS Domkapitel. In der frühesten Zeit hatten die übrigen 
Bischöfe der gleichen Kirchenprovinz im Einverstandnisse mit 
der Geistlichkeit und dem Volke der Diözese gewählt. Das 
Domkapitel, dessen Mitglieder zu dieser Zeit noch gemeinsam 
lebten, erwarb durch vielfache Vermächtnisse und Schenkungen 
großes Ansehen. In unserm Lande schenkte Graf Rudolf von 
Montfort-Feldkirch 1356 dem Domkapitel das Besetzungsrecht 
der Pfarrpfründe in Schaan. 
WaS die Klöster betrifft, so zeigten sich besonders die in 
dieser Periode neugegründeten Orden thätig. Sie besorgten 
höhere Schulen und die Seelsorge und beschäftigten stch mit der 
Urbarmachung einzelner öder Gegenden In unserm Lande war be- 
sonders das 1140 vom Bischof Konrad von Liberegg gestiftete 
Kloster St. Luzi in Chur begütert. Die erste Schenkung 
machte ihm Ritter Rudger von Limpach. Nach einer Legende 
erstickte daS einzige Söhnlein desselben zur Erntezeit in den 
Garben. Da man den Knaben nicht finden konnte machte 
Rudger daß Gelübde, er wolle seine Güter und Rechte in 
Bendern demjenigen Heiligen opfern an dessen Feste sein Sohn 
lebend oder todt gefunden würde. Man fand ihn am.Feste 
deS. hl. LuziuS todt in den Garben. Der trauernde Vater ließ 
ihn in der Kirche der Prämonstratenser in St. Luzi begraben, 
die Kirche in Bendern aber sammt seinen Gütern und Rechten 
daselbst übergab er dem Kaiser Heinrich VII. unter der Bedingung, 
daß er fie dem Kloster St. Luzi zukommen lasse. Heinrich VII. 
vollzog die Schenkung den 22. Mai 1194. Diese Schenkung 
wurde späterhin von geistlicher und weltlicher Seite mehrmals 
bestätigt und durch neue Vergabungen erweitert. Außerdem 
besaß St. Luzi die Kapelle zu U. L. Frau in Triefen, sowie 
mehrere Güter und Höfe daselbst, in Triesnerberg und in 
Planken. Späterhin wird noch öfter von den Schicksalen die- 
feS KlosterS die Rede sein müssen. Die Kirche zu Bendern 
gehörte in früheren Zeiten dem zur Zeit Karl deS Großen ge 
stifteten Frauenkloster Schanis. 
Die Abtei PfäfferS war feit uralter Zeit im Besitze der 
Kirche und deS Zehnten in Eschen. Zum Stifte St. Johann 
im Thurthale (Toggenburg) gehörten in Vaduz Höfe und 
Güter. Dem im 13. Jahrhundert gegründeten Kloster Chur- 
walven gehörte daS PatronatSrecbt der Kirche in Balzers. Das- 
selbe vertauschte jedoch dieses Recht 1305 mit dem Patronate 
der Kirche in Felsberg bei Chur daS dem Ritter Heinrich v. 
Frauenberg zustand. Das Johanniterstist in Feldkirch brachte 
im Jahre 1382 die Kirche in Mauren durch Kauf an fich. 
Zu dieser Zeit waren die Kirchen schon ziemlich zahlreich. 
Sie waren dieß jedoch erst allmählig geworden und lange gab 
eS oft für ganze Gegenden nur eine Kirche. Später erbauten 
die Herren auf ihren Höfen und die Klöster auf ihren Besitzun- 
gen Gotteshäuser. So entstanden nach und nach die Pfar- 
reien, wie sie jetzt bestehen. Als die ältesten Kirchen des 
Landes sind diejenigen in Bender» und Schaan zu betrachten. 
(Fortsetzung folgt.) 
Baduz, 10. November. (Marktbericht.) Unser heutige 
Viehmarkt ist unter den heurigen inländischen Märkten als der 
erste nennenswerte zu bezeichnen, indem derselbe sowohl von 
Seite der Käufer als Verkäufer lebhaft besucht wurde. Aufge- 
trieben wurden circa 250 Stücke, wovon 40—50 gekauft wur 
den. Am besten gingen 2jährige Rinder im Preise von 120— 
150 FrcS. Wenn auch die Preise .gegen die vorjährigen be- 
deutend abstechen, so sind sie in Anbetracht derjenigen, welche 
auf den jüngsten Schweizermärkten für die gleiche Waare be- 
zahlt wurden, doch noch befriedigend ausgefallen. Die heute 
sehr zahlreich eingetroffenen Händler (meistens Italiener) mögen 
unsere Viehbefitzer dazu ermuntern, auch die nächsten Märkte 
zahlreich zu befahren; denn die Käufer treffen erfahrungsgemäß
	        

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